|30|
————
So ist das im Leben:
Wenn sich eine Tür schließt,
öffnet sich eine Andere.
Die Tragik liegt darin, dass wir
nach der geschlossenen Tür blicken,
nicht nach der Offenen.
André Gide
————
*nächster Tag*
Theresia PoV
Entspannt gehe ich den Gang des Schlosses entlang. Es war früh am Morgen und bald wird das Frühstück beginnen. Ich war relativ pünktlich, auch wenn Summer mal wieder Stress gemacht hat, um mich rechtzeitig fertig zu machen. Heute trug ich ein kurzes hellblaues Kleid, welches eher für den normalen Gebrauch einer 3 oder 2 gelten würde, doch ich wollte nicht schon wieder eins dieser langen Kleider tragen, auch wenn es schon seinen Reiz hat, wie eine Prinzessin auszusehen. Es war um meinen Hals geschlossen und hatte keine Ärmel, jedoch besaß es am Baum einen Teil mit Spitze, durch den man meine Haut sah.
Es war zwar freizügiger als alles, was ich bisher getragen habe, doch ich will ehrlich sein und zugeben, dass es mir so gefällt. Unschuldig war ich noch nie. Wieso sollte ich mich also verstellen? Mir gefällt es und das ist das, was zählt. Leider war ich aber durch dieses Kleid dazu gezwungen, Schuhe zu tragen. Dennoch konnte ich Summer zu Keilsandalen überreden. Sie sind zwar etwas höher und haben eine verdämmt dicke Sohle, aber die sind weniger eng.
Ich kam endlich im Speisesaal an, wo auch schon einige Mädchen saßen und müde auf ihr Essen sahen. Einige scheinen auch eher erfolglos nach ihrem Sitzplatz zu suchen, der jedes Mal wechselt. Auch ich begab mich auf die Suche, was mir jedoch zum Glück schnell gelang. Ich saß nur fünf Plätze von der königlichen Familie entfernt, die fein manierlich ihr Frühstück zu sich nahm. Am Nächsten saß mir Force, der mich freundlich anlächelte. Ich lächelte zurück und widmete mich meinem Essen. Ich entschied mich für ein paar Erdbeerküchlein, die ich mit einer Zange auf meinen Teller beförderte.
Als ich genüsslich ein Stück meines ersten Küchlein in meinen Mond schob, setzte sich eine Person neben mich. Ich sah nur, dass sie wirklich groß war, als sie noch stand. Sie musste fast 1,80 m groß sein. Vielleicht ein bisschen kleiner. Ihre Haare schienen durch ihr orangenes Kleid rötlich zu leuchten. Sie erinnerten mich an die Haare von Charlie. Ihr Gesicht konnte ich nicht sehen, aber sie kam mir bekannt vor. Woher wohl? Ich entschied mich dazu, es erst einmal zu ignorieren, damit ich weiter meine Küchlein genießen kann. Dennoch sah ich ein paar Mal zu ihr herüber, um ihr Gesicht sehen zu können, doch ihr Haar hing wie ein seidener Vorhang im Weg.
„Entschuldige" , sprach ich sie an, weil ich die Unwissenheit nicht mehr ertrug, „Kennen wir uns? Ich habe das Gefühl, dass ich dich schon einmal gesehen haben muss. Du kommst mir so bekannt vor."
Mit diesen Worten drehte sie sich um und ich erkannte sie sofort, als sie ihren vielen Sommersprossen nun endlich zeigte. Sie war die einzige andere Fünf, die außer mir noch im Rennen war. Ihren Namen kenne ich nicht, aber laut Lilia war sie sehr beliebt beim Volk. Ich glaube sogar, dass sie zu den drei Favoriten zählt.
„Ich denke nicht, aber mein Name ist Wiebke. Und wer bist du? Die Meisten meiden mich ja immer, wegen meiner Kaste. Hauptsächlich die Älteren. Leider bin ich hier die Jüngste. Echt ätzend."
Erfreut von ihren normalen Art zu sprechen, fing ich an zu lächeln. Sympathisch war sie schon einmal.
„Theresia. Ich finde, dass du gar nicht anders wirkst als die Anderen. Du scheinst sogar sehr erwachsen zu sein."
Das stimmte sogar. Ihre Haltung und ihre Ausstrahlung erinnerten eher an die einer erwachsenen Frau, die ihr ganzes Leben noch sich und ein klares Ziel vor Augen hat.
„Wenn ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte." rief Prinz Matthew und alle verstummten. Wiebke warf mir noch ein Lächeln zu und wandte sich dann in Richtung Matthew.
„Wie ihr sicherlich schon feststellen konntet, hat die Anzahl der Erwählten wieder einmal nachgelassen. Die rasante Entwicklung zwingt uns dazu, mit den ersten Eignungstests zu beginnen. So leid es mir tut, muss ich Ihnen diesen Tag rauben. Jede von ihnen wird einen Brief mit einem Rätsel auf ihrem Bett vorfinden, welches speziell auf eure besonderen Fähigkeiten zugeschnitten sind. Alle beschreiben einen Ort. Nicht jede wird dieses Rätsel erledigen können, doch ich kann ihnen versichern, dass alle den gleichen Grad an Schwierigkeit haben. Dann will ich sie mal nicht weiter belästigen. Gutes Gelingen."
Klingt echt nicht schlecht. Ich könnte mir schlimmeres vorstellen als ein all inclusive Urlaub mit kostenloser Schnitzeljagd. So kann ich hier immerhin noch etwas erleben, bevor ich gehen muss. Vielleicht helfe ich ja Charlie, Mara, Lilia oder Wiebke, damit sie Königinnen werden. Alle hätten es verdient, auch wenn ich Wiebke noch nicht so lange kenne. Ich schließe eben gerne und häufig Freundschaften. Man weiß nie, wofür man sie einmal gebrauchen kann. Feinde braucht man nicht, aber Freunde sind immer hilfreich. Wie ein zweites Gehirn oder ein dauerhaftes Schutzschild.
„Denkst du, dass das Rätsel schwer wird?" fragte Wiebke neben ihr nervös.
„Bestimmt nicht. Es wird lediglich..."
Mein Satz wurde mir von der Stimme Nathaniels unterbrochen.
„Aufgrund von Nachfragen, erkläre ich es noch einmal genauer. Das Rätsel führt euch zu einen Gegenstand, den ihr zum Beweis mitnehmen sollt. Dieser löst sich allerdings auf, sollte eine andere Person ihn finden, weshalb ich Ihnen Eile empfehlen würde. Einige sind auf diesem Gelände, doch bestimmte Personen haben die Erlaubnis, den Standort des Gegenstandes zu besuchen. Das kommt nicht bei allen vor. Lediglich bei zwei Personen, dessen Fähigkeiten uns auf diesem Gelände nicht nützlich wären. Schummeln ist nicht erlaubt und wird mit dem Rauswurf bestraft. Alle lösen ihr Rätsel alleine. Der einzige Ansprechpartner darf genau nur ein Prinz sein. Wählen sie klug."
Damit setzte auch er sich hin und ließ mich gestresst seufzen. Wieso musste auch immer alles so kompliziert sein? Außerdem könnte es doch gefährlich für manche werden, wenn sie nur durch ihre Fähigkeiten an den Gegenstand kommen und diese Fußfesseln tragen müssen. Hoffentlich passiert mir keine solche Situation.
„Welche Fähigkeit hast du eigentlich?" fragte ich Wiebke, auch wenn ich noch mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt war.
„Wenn ich verletzt bin und mit Wasser in Kontakt komme, dann heilt es mich." antwortete sie mir
„Hoffentlich verletzten sie mich aber nicht, damit meine Kraft zum Einsatz kommt." lachend sah sie mich an und ich zwang mich zu einem Lächeln, auch wenn mir ganz anders zu mute war.
*
Viel Spaß beim Weiterlesen 😘
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top