4.Die Klänge der Mädchen

Cason saß still am Flügel, die Finger auf den Tasten, jedoch starr und ohne einen Ton anzuschlagen. Die Mädchen sind wahrscheinlich mittlerweile im Schloss unterwegs, dachte er. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine von ihnen hier hinein kommt.
Und er sollte Recht behalten: nicht viel später hörte er auch schon, wie die Klinke heruntergedrückt wurde. Ein dünnes Mädchen mit langen Wimpern und Sommersprossen kam schüchtern in den Raum hinein. "Guten Tag. Es tut mir Leid, ich wollte Sie nicht stören." Er nahm die Finger von den Tasten und sah Sie freundlich an. "Ach ja, ich bin übrigens Melody Monroe." fügte sie noch hinzu. Cason stand auf und ging ein paar Schritte auf sie zu.
"Schön Sie kennenlernen zu dürfen. Sie stören mich keineswegs, ich habe sowieso gerade nicht gespielt." Er deutete auf die Instrumente und fragte:"Was spielen Sie?" Verlegen lächelte Melody. "Schon seit ich klein bin spiele ich Klarinette und seit einigen Jahren auch Klavier. Und Sie? Klavier?" Er lachte und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, als er sagte:" Ja, Klavier spielen ist meine Leidenschaft." Und dann, etwas später fügte er noch hinzu:"Aber nur ohne Schuhe."
"Ohne Schuhe?" Leise lachte Melody. "Das habe ich auch noch nicht probiert. Das müssen Sie mir unbedingt mal zeigen." Sie wirkte interessiert. "Singen Sie auch?" Plötzlich bemerkte sie ein Mädchen und erschrak etwas. "Oh. Ich hab dich gar nicht gehört." Mit klopfendem Herzen kam sie auf den Prinzen und Melody zu. "Hallo, ich bin Viktoria", stellte sie sich vor und knickste, obwohl sie dies als sehr lästig empfand. Es war Melody anzusehen, dass sie Viktoria sofort sympatisch fand. Sie räusperte sich kurz und sagte dann:"Wenn Sie gestatten, ich werde Sie beide mal alleine lassen." Überrascht sah Viktoria Melody an und formte ein "Dankeschön" mit den Lippen, bevor diese ging. "Es war schön Sie kennenzulernen, Lady Melody." rief Cason ihr noch hinterher.
Dann wand er sich Viktoria zu. "Und? Kommen Sie nur der schönen Aussicht wegen in das Musikzimmer?" Sie sah schon die ganze Zeit immer wieder durch die Fenster hinaus. Lächelnd erwiederte sie:"Ich bin eigentlich gekommen, um zu spielen, aber Sie haben Recht, es muss wunderschön sein jeden Tag so einen Ausblick genießen zu dürfen." "Was spielen Sie denn für ein Instrument?" Er merkte ihre Aufregung und war froh, dass er nicht der einzige war, dem das Herz klopfte. "Klavier. Und du... ich meine Sie." sagte sie und wurde rot. Doch er lächelte nur und antwortete:" Ebenfalls Klavier. Aber auch ein bisschen von allem anderen was hier so steht." Er setzte sich wieder auf den Hocker. "Haben Sie Lust vierhändig zu spielen, Lady Viktoria?" Sie lächelte. "Sehr gern", antwortete sie und setzte sich zu ihm. Der Prinz streifte die Schuhe ab und fragte:" Was wollen Sie spielen?"
"Ludovico Einaudi- Una Mattina. Das ist bei uns in Hudson ein sehr bekanntes Lied." Cason lächelte. "Das Lieblingsstück meiner Großmutter. Ich weiß jedoch nicht mehr genau, ob sie aus Hudson kam."
Sie schloss die Augen und schlug die ersten Töne an.

Nach einer Weile bemerkte Cason eine Gestalt im Raum und stand sofort auf.
"Hallo?" rief er hinüber.
Aus dem Schatten kam ein Mädchen. Sie knickste und stellte sich vor. "Hallo, ich bin Valentina Dark. Es tut mir Leid, ich hätte nicht stören sollen." Sie wirkte aufgewühlt, so als würde sie von irgendwelchen Gedanken überwältigt. Viktoria nahm sich sofort dem Mädchen an und führte sie zu einem Stuhl. "Du störst nicht. Was ist denn los?"
Sie wirkte immer schwächer, so als würde sie jeden moment zusammenbrechen. Cason ging zu ihr und kniete sich vor den Stuhl. "Geht es Ihnen nicht gut? Soll ich einen Arzt verständigen?" Sie schüttelte den Kopf.
"Wissen Sie, mein Bruder hatte als Kind Lungenprobleme. Er wollte auch nie zum Arzt, auch wenn es nötig gewesen wäre. Ich will nur sichergehen."
"Es ist wirklich alles okay. Ich bin nur so aufgeregt." Viktoria legte ihr eine Hand an die Schulter. "Wenn du reden möchtest kannst du immer zu mir kommen." Valentina nickte, wirkte jedoch traurig. "Danke, aber es ist alles ziemlich kompliziert." Viktoria lächelte sie aufmunternd an. "Ich komme mit komplizierten Sachen klar." Einen Moment herrschte Ruhe in dem Zimmer.
"Ich werde dann mal wieder gehen", sagte Valentina und wollte aufstehen, fiel jedoch zu Boden.
Cason bekam nicht so genau mit, wie Viktoria auf den Flur rannte um einen Arzt zu holen. Er drückte auf den Dientbotenknopf hinter den Vorhand und keine zwei Minuten später erschienen auch schon zwei junge Damen in Zofenkleidung im Türrahmen.
"Holen Sie sofort eine Trage her", wies Cason die beiden an. "Lady Valentina muss umgehend auf die Krankenstation gebracht werden." Die Mädchen nickten und stürmten aus der Tür. Cason ging zurück zu Valentina. "Mrs Goodt wird sich um Sie kümmern."

A/N: Ich suche noch einen Titel für das Kapitel. Wer eine Idee hat: bitte bei einfach in die Kommentare, ja?

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