Kapitel 30
Am nächsten Morgen war nichts mehr übrig von dem perfekten Tag, den ich mit Maxon verbracht hatte. Als ich aufwachte war er bereits weg. Stöhnend setzte ich mich im Bett auf, worauf hin Mary und Lucy von ihren Zeitschriften, in denen sie allen möglichen Klatsch lasen, aufsahen. Irgendwie musste ich bei dem Gedanken an Celeste denken und da wurde mir wieder klar, wie sehr ich sie doch vermisste. Es waren noch andere Teilnehmerinnen des Castings umgekommen, doch keine von ihnen kannte ich wirklich, bis auf Celeste. "Miss" Mary sah mich motivierend an "Möchten Sie etwas frühstücken?" Bei dem Gedanken an Essen krampfte mein Magen sich zusammen.
"Nein danke, ich habe keinen Appetit."
"Fühlen sie sich nicht gut, Miss?" Lucy sah mich besorgt an
"Vielleicht haben sie sich gestern bei dem Regen erkältet." Warf Mary ein. Erst jetzt, wo sie mich darauf Ansprachen wurde mir klar, dass dieses mulmige Gefühl nichts damit zu tun hatte, dass der schöne Tag mit Maxon zu Ende war. Vermutlich hatte ich mir wirklich etwas eingefangen. Ich ließ mich nur erschöpft in meine Kissen sinken, da standen die beiden auch schon neben mir. Mary legte ihre Hand auf meine Stirn. "Ich schätze sie haben auch ein wenig Fieber, aber nichts was man mit einer selbst gemachter Hühnersuppe und ein wenig Gesellschaft wieder hinkriegen würde." Ich lächelte müde und war dankbar für die Aufmunterung.
"Ich werde den König informieren und vorsichtshalber einen Arzt."
"Gut, aber sagen Sie Maxon, dass er nicht zu kommen braucht, er soll nur der italienischen Prinzessin Bescheid geben, dass sie heute leider nicht anreisen kann."
"Wird gemacht." Lucy zwinkerte mir zu, dann verschwand sie auch schon durch die Tür. Ich war so erschöpft, dass ich nur nebenbei wahrnahm, wie Mary ins Bad ging und mit einem nassen Waschlappen, den sie mir auf die Stirn legte zurück kam.
Mein Schlaf war unregelmäßig und alle paar Sekunden wurde ich von Hustenanfällen geschüttelt. Als ich die Augen öffnete sah ich direkt in Maxons besorgtes Gesicht. Er hielt meine Hand und küsste sie. "Du solltest doch nicht kommen." Ich rollte mit den Augen "Ich weiß, aber keine Arbeit der Welt ist so wichtig wie du, mir ist gerade klar geworden, dass ich nicht länger warten kann. Sobald es dir wieder gut geht fahren wir weg, irgendwo hin wo es warm ist und es wird die tollste Hochzeitsreise aller Zeiten, das verspreche ich dir." Um seine Mundwinkel spielte sich ein Lächeln und eine ungeheure Wärme überkam mich. Endlich, endlich würden wir weit weg vom Schloss und denn ganzen Hofzeremoniell sein, nur wir beide ohne Wachen, ohne Zofen, ohne Zwang. Mit einem mal schien es mir viel besser zu gehen und ich setzte mich blitzartig auf. Das schummerige Gefühl, das sich bei dieser ruckartigen Bewegung in meinem Kopf ausbreitete ignorierte ich. "Ist das dein Ernst?" Freudestrahlend sah ich ihn an. Er beugte sich vor, um mir eine rote haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.
"Ja, Liebling. Wie fühlst du dich?" Ich sah ihn gespielt genervt an. "Ich fühle mich besser aber mir wäre gerade danach dich mal wieder an zu schreien, weil du mich 'Liebling' genannt hast." Er lachte auf.
"Ich dachte es wäre dir recht, solange dieser Name nur für dich reserviert ist." "Stimmt" Er stand von seinem Stuhl auf und legte sich neben mich. "Und jetzt schlaf dich aus, je schneller es dir besser geht, desto schneller kommen wir hier weg."
"Ich glaube genau wegen diesem Gedanken wird es mir schon bald besser gehen." Er legte seinen Arm um mich und ich schmiegte mich an seine Brust. Nur wenige Momente später war ich eingeschlafen.
Grüne Wiesen, Flüsse die leise vor sich hin plätscherten, strahlender Sonnenschein und mitten drinnen: ich. Maxon lag neben mir auf der Decke und es war einfach perfekt. Ich sah ihn an. Das Buch, dass er bis gerade eben noch gelesen hatte lag aufgeschlagen auf seinem Bauch und er atmete regelmäßig. Ich stand vorsichtig auf, darauf bedacht ihn nicht zu wecken. Unter meinen nackten Füßen spürte ich das frische Gras. Langsam lief ich zu dem kleinen Fluss, der sich quer über die Wiese erstreckte. Ich ließ meine Füße ins Wasser baumeln und die Kälte schien nicht nur meine Füße zu erfrischen, meine Gedanken wurden klar und ich entspannte mich einfach von allem, was mich belastete. Ich schloss die Augen und sog die Eindrücke in mich auf. Der Geruch nach frisch gemähtem Rasen, das Gezwitscher der Vögel und das Gefühl schwerelos zu sein. Als ich die Augen wieder öffnete schien all das zu vergehen. Die Sonne wurde von Wolken überdeckt, was die gesamte Wiese in Schwärze tauchte. Die Vögel verstummten und das Wasser, das eben noch so rein gewesen war verwandelte sich in eine zähe schwarze Flüssigkeit "Maxon" murmelte ich und drehte mich ruckartig um. Er lag noch immer so friedlich da, wie vorher. "America Singer" Hörte ich eine raue Stimme sagen, ich kannte diese Stimme, konnte sie nur nicht ganz einordnen. "Mein Name ist America Shreave." Wiedersprach ich.
"Du wirst nie eine Shreave sein, DU wirst nie eine eins sein und DU bist ganz sicher nicht die Frau meines Sohnes." Jetzt war mir alles klar. Die Stimme gehörte niemand geringerem als Clarkson Shreave, Maxons Vater.
"Ich bin aber Maxons Frau und DU bist tot." Ich zuckte zusammen, als sich eine kalte Hand von hinten auf meine Schulter legte. Ich drehte mich um und sah in sein Gesicht. Der König sah genau so aus, wie vor seinem tot, nur dass er nun einen Reisigbündel in der Hand hielt und zu meinem erschrecken hielt er ihn nun hoch in die Luft. "Maxon wird für seine falsche Entscheidung büßen, es sei den du möchtest das für ihn übernehmen." Er lief an mir vorbei, auf die Decke zu auf der Maxon lag. "NEIN!" Schrie ich.
"NEIN!" Ich schlug die Augen auf. Maxon hielt mich noch immer im Arm und strich behutsam durch meine Haare.
"America, hattest du einen Albtraum?" Ich kuschelte mich enger an ihn und nickte. "Erzähls mir." Ich sah ihm in die Augen und musste an die Reisigbündel in den Händen seines Vaters denken. Es war nicht nur ein Traum. Ein Teil davon war die Realität gewesen, König Clarkson war tot, doch er hatte die Erinnerungen an Maxons blutverschmierten Rücken im Schutzraum nicht mitgenommen. Zu Lebzeiten war er ein Monster gewesen, das wusste ich, doch er würde mein Leben nicht zerstören. Ich musste das Bild das sich gerade immer und immer wieder in meinem Kopf bildete verdrängen und wie ging das besser als mit Maxon, dem Mann den ich liebte darüber zu reden? Also schmiegte ich mich eng an seinen Körper und begann zu erzählen...
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