Kapitel 20

Nachdem wir unseren Gästen das Schloss gezeigt und mit ihnen alte Geschichten, Erinnerungen und neue Erlebnisse ausgetauscht hatten machten wir uns auf den Weg zum Abendessen. Es bestand aus fünf Gängen. Einer kleinen Suppe, Salat, paniertem Fisch, Rinderroulade mit Soße und Beilagen. Zum Nachtisch hatte ich extra für unsere Französischen Gäste Mousse au chocolat ausgewählt. Doch auch wenn es sehr verlockend klang, hatte ich heute einfach keinen Hunger. Ich stocherte planlos in den armen Erbsen herum, doch bekam nichts runter. Maxon warf mir ein paar besorgte Blicke zu, doch ich ließ ihn wissen, das alles okay war. Als ich ebenfalls das Mousse au chocolat zerlegt und die anderen es gegessen hatten, zeigten Maxon und ich Daphne und Leo den Weg zu ihrem Zimmer. Wir verabschiedeten sie und machten uns auf den Weg zu unseren Gemächern.
"Ist alles okay bei dir?" Maxon legte mir einen Arm um die Schultern. Ich wollte ihm nichts von meinen Schwindelattacken erzählen. Er würde sich nur Sorgen machen und damit wäre niemandem geholfen.
"Nein, mir geht's prima ich hatte heute nur nicht so einen Appetit, du weißt ja, morgen ist der Ball." Ein Lächeln huschte über seine Lippen. "Ja, und der wird super" Er war gerade dabei die Tür zu betreten, als eine aufgebrachte Zofe auf uns zu rannte. "Rebellen!" keuchte sie "Sie sind noch nicht im Schloss, beeilen sie sich so schnell wie möglich in einen Schutzraum zu kommen."
Ich stand einfach nur da. Keine Reaktion. Kein Anzeichen von Bewegung in meinem Körper. Nicht mal ein Zucken. Erst als Maxon mich am Arm mit sich riss, kehrte ich in die Realität zurück. Ich sprintete ihm durch die Gänge hinter her, bis er stehen blieb, an einer Stelle in die Wand drückte und eine Tür Aufschwingen ließ. Er schob mich förmlich in den kahlen Raum. Erleichterung überkam mich, doch sie hielt nicht lange an. Maxon war drauf und dran loszulaufen
"Geh in den Schutzraum, ich komme später und hole dich" Was hatte er da gesagt?
"Nein! Wieso? Was hast du vor?"
"Ich muss nach Daphne sehen, tu einfach was ich dir sage" Ohne weitere Worte wendete er sich ab, lief los und war kurze Zeit später hinter der nächsten Ecke verschwunden. Ich wollte ihm hinter her rennen, doch die Tür schwang bereits wieder zu und meine Beine gaben nach. War es Verzweiflung, Schwäche oder war soeben die ganze Angst, der ganze Schmerz über mich herein gebrochen? Ich sank auf die Knie. Das Bild der kahlen Wand verschwamm vor meinen Augen. Meine Augen waren von Tränen überschwemmt, die mir die Wangen hinunter liefen und in Strömen auf den kalten Steinboden tropften. Da war es wieder, dieses Stechen im Herz. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Wand, zog die Knie nah an meinen Körper und umschlang sie mit meinen Armen. Dieser Raum war zu klein. Zu kalt. Doch das schlimmste war die Ungewissheit. Die Ungewissheit, wie es Maxon ging, die Ungewissheit wann ich hier wieder raus kommen würde und die Ungewissheit, wie oft ich mich noch werde verstecken müssen. In dem winzigem Raum gab es keine Fenster. Über einen Lüftungsschacht, der zu klein war, um hindurch zu klettern, wurde der Schutzraum belüftet. Ich studierte in Gedanken das gesamte Zimmer, um mich abzulenken, bis ich einen komischen Geruch wahrnahm. Roch es etwa nach, ich konnte diesen Geruch nicht ganz zuordnen, aber ja. Es roch nach Gas. Verzweifelt suchte ich nach Werkzeug. Werkzeug um die Tür auf zu Hebeln. Doch dar war nichts, nichtmal ein Schwert oder ähnliches. Ich geriet in Panik. In engen Räumen konnte ich einfach nicht klar denken. Mein Blick schweifte im Zimmer umher und blieb an einer Dose mit Erbsen hängen. Ich hatte zwar keinen Hunger, aber mir war so eben eine Idee gekommen. Ich öffnete den Deckel und versuchte ihn so zu biegen, dass er in das einzige Schloss, mit welchem man die Tür von innen öffnen konnte passte. Es war mühsam und ich schnitt mir öfters in die Finger, doch ich schaffte es schließlich das Aluminium zu verbiegen. Das Gas vernebelte mir alle Sinne. Ich versuchte mir einen Weg durch die Schwaden zu Tür zu bahnen, um sie zu öffnen. Unter Hustenanfällen versuchte ich die Tür mit meinem verbogenen Deckel zu öffnen. Meine Hände zitterten und alle paar Sekunden schüttelte mich ein starker Hustenanfall. Ich schaffe es, das Schloss zu öffnen. Die Tür schwang zurück und ich torkelte keuchend auf den Gang.

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