2. Ausgewählt

Sie ließ ihren Blick in die Menge schweifen bevor sie sich wieder ihrem Zettel zuwandte und ihn schließlich laut vorlas:

,, CORRIN SILVERS! ,,
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Es war mucksmäuschen Still. Nur das Rascheln des Windes in den Bäumen war zu hören.
Wie ferngesteuert bewegte ich mich auf die Bühne zu. Auf dem Weg konnte ich meine Familie entdecken. Meine Mama hatte Tränen in den Augen, mein großer Bruder und mein Vater schauten mich nur entsetzt an. Meine Schwester konnte ich in der Menge nicht ausmachen.
Ich lief langsam weiter, bahnte mir meinen Weg durch die Menge, bis ich schließlich vor der Bühne zum stehen kam.
,, Du bist also Corrin? ,, fragte mich die bunte Dame.
Ich nickte.
,, Also schön, ich hätte mehr Begeisterung von dir erwartet! ,, sagte sie mit vorwurfsvollen Blick und starrte mich an.
Ich fühlte mich langsam richtig unwohl.
Doch zum Glück kam in dem Moment ein Wächter an, zog mich wenn auch unsanft auf die Bühne und nickte der Dame zu.
,, Und nun zu den Jungen! ,, rief sie und ging nun zum zweiten Topf hinüber.
Das Tuscheln das nach meiner Auswahl entstanden war, verstummte Augenblicklich und erneut war es wieder so Still, dass man den leisen Nieselregen der inzwischen aufgetreten war deutlich hörte. Ich versuchte mich zu entspannen, denn so langsam wurde ich richtig nervös, obwohl... Wenn ich es mir recht überlege... Es musste doch so kommen. Dies würden meine letzten Wochen werden, denn das ich überleben würde, glaubte ich nicht.

,, Levin Cabot! ,, Schrie die Dame nun und ich schreckte aus meinen Gedanken.
Ich sah einen jungen durch die Menge laufen, er hatte Tränen in den Augen. Ich hatte sofort Mitleid mit ihm.
Ich schätzte ihn auf vielleicht 14 Jahre. Er hatte mittellanges braunes Haar und so wie ich erkennen konnte blau-graue Augen.
Er war relativ dünn, sah jedoch auch sehr durchtrainiert aus. Auch wenn sein Gesicht nun von Tränen unterlaufen war, konnte ich einen Hauch von Entschlossenheit erkennen. Wahrscheinlich geht es ihm genauso wie mir, wir hatten beide heiden Angst. Doch auch wenn die Chancen schlecht standen wollten wir wieder Lebend daraus kommen.

,, Soo, meine Lieben! Das sind unsere Kandidaten für die 32. Hungerspiele.
Corrin Silvers und Levin Cabot! Bitte Applaus! ,, Sofort schallte wenn auch zögerlich Applaus aus allen Ecken.

,, So, aber das war noch nicht alles meine Lieben! Denn es sind die 32. Hungerspiele! Und zur Feier dieses Jubiläums hat sich das Kapitol zusammen mit mir ( Carol ) etwas ganz besonderes Ausgedacht! ,,
Rief die Frau die sich als Carol rausstellte.
Ich hatte das Gefühl als würde ich gleich würgen müssen.
Was ist denn so toll daran 23 Kinder jedes Jahr brutal zu töten?!
Wir sind alles noch KINDER, wir haben noch das ganze Leben vor uns. Aber dieses Leben konnte von den einen auf den anderen Tag zu Ende sein.

Mein Blick glitt wieder in die Menge und dann sah ich Sie. Milla stand dort mitten in der Menge. Sie ist meine einzige Freundin hier in meinem Distrikt.
Sie sah genauso Fassungslos aus wie ich und wir wussten beide, dass die Chance das ich überleben würde gering war.
Unsere Blicke trafen sich für einen kurzen Moment, bevor sie sich ihren Weg bahnte und davon lief.
Keiner der Wächter hielt sie auf, warum auch? Sie hatten ihr Opfer schließlich schon in mir gefunden.

,, Dieses Jahr wird euch eine ganz besondere Arena erwarten. Vermutlich die härteste die ihr je erlebt habt! Und was das Füllhorn betrifft... lasst euch überraschen!,, beendete Carol ihre Rede und lächelte schelmisch zu dem Puplikum hinunter, bevor sie unsanft unsere Arme packte und sie grob in die Luft riss.
Applaus ertönte aus allen Ecken und wieder wird mir bewusst, dass es vorbei sein würde, sobald ich die Arena betrat.

×××

Ich saß auf einem Stuhl, es war ein abgedunkelter Raum. Nur das Tageslicht erhellte ihn.
Plötzlich öffnete sich dir Tür und meine Familie stürmte hinein. Ich schaute sie einen Moment lang einfach nur an, bevor ich mich in ihre Arme schmiss.
Ich und meine Mutter standen lange einfach nur so da, mit Tränen in den Augen und ineinander verschlungen.

,, Oh Corrin ,, sagte meine Mutter, nachdem sie mich wieder losgelassen hatte. Sie schaute mir tief in die Augen. Ihre Augen waren rot und Tränenunterlaufen.
Ich wandte mich von ihr ab und ging zu meinem Vater, der mich ebenfalls in eine feste Umarmung zerrte, aus der ich mich nach einigen Augenblicken nur schwer entfernen konnte.
,, Leb wohl ,, sagte meine Mutter, bevor sie zusammen mit meinem Vater und meiner Schwester den Raum verließ. Innerlich war ich froh, dass sie nichts sagte, denn das würde den Abschied sonst noch schwieriger machen als er sowieso schon ist.

,, Hey... ,, fing mein Bruder an.
,, Willst du dich jetzt etwa auch von mir verabschieden?! ,, gab ich zurück, kühler als gewollt.

,, Nein Corrin, ich wollte dir viel Glück wünschen. Komm bitte heil wieder Nachhause, du schaffst das ,, gab er Lächelnd zurück. Dabei hob er mein Kinn ein wenig an, um mir in die Augen sehen zu können, bevor er mir noch schnell einen Kuss auf die Wange gab und von einem Wächter rausgezogen wurde. Ich rannte ihm nicht hinterher, da ich wusste, daß es nichts bringen würde.
Es würde die Situation nur drastisch verschlimmern.

Zur Krönung kam dann auch noch Carol hinein und führte mich, wie ich erkennen konnte zum Bahnhof.
Neben mir lief Levin her, sein Blick war seltsam leer und starr nach vorne auf den festlich aussehenden Zug gerichtet, der in dem Moment einfuhr.
Wir wurden wenn auch etwas sanfter als vorhin von Carol in den Zug geschoben.
Es war wirklich riesig da drin!
Der Zug hatte unendlich viele Türen zu beiden Seiten und der Gang erstreckte sich um mehrere Meter.
Carol schubste uns immer weiter durch den Zug, bevor sie vor zwei Zimmern zum stehen kam.

,, Dies sind eure Zimmer, ich erwarte euch um 18:00 Uhr pünktlich zum Abendessen. Dort werdet ihr eure Mentoren kennenlernen und sie werden sich entscheiden, wen sie von euch wählen. Also hinterlasst einen guten Eindruck und habt gute Tisch-Manieren! ,,
wies sie uns an und lief zu unserem Glück schleunigst davon. Ich vermute mal, das sie sich ein neues Outfit zulegen würde, mit irgendeiner neuen, verrückten, bunten Perücke.

,, Corrin, richtig? ,, sprach mich plötzlich der Junge aus meinem Distrikt an.
Ich nickte kurz, bevor ich ihn zum ersten Mal richtig ansah.
Und bemerkte, wie gut er eigentlich aussah!
Er hatte schöne blau-graue Augen Braunes Haar, war relativ dünn und ist groß gewachsen.
Er war ungefähr einen halben Kopf kleiner als ich. Sein Gesicht wirkte sehr Freundlich, doch in seinem Augen schimmerte Pure Angst.
Erst jetzt bemerkte ich, dass er mich ebenfalls anstarrte, bevor er sich mit einem knappen
,, Bis nachher ,, von mir verabschiedete und in sein Zimmer verschwand. Bei dem Anblick musste ich ein kleines bisschen Lächeln.

Ich betrat daraufhin meines ebenfalls.
Es war nicht sehr groß, sondern eher klein, aber sehr gemütlich eingerichtet.
Es gab eine kleine Couch in der Ecke mit einem kleinem, runden Glastisch davor. Gegenüber stand ein kleiner aber moderner Kleiderschrank mit jewals einem Spiegel an der Wand daneben.
Allgemein erinnerte mich dieses Zimmer sehr an mein Altes Zimmer Zuhause, das ich mit meinem Bruder teilte. Nur statt der Couch standen dort normalerweise zwei kleine Feldbetten auf denen wir schliefen. Und der Kleiderschrank war normalerweise nur halb so groß.

Ohne das ich es bemerkt hatte, fielen die Tränen von meinen Augen auf den blitze-blank geputzten Boden. Ich ließ mich weinend auf die Couch fallen und nahm die Situation erst jetzt richtig war.
Ich würde sie nie wieder sehen...
Nie wieder.

(1248 Wörter)

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