11. Endlich wieder zurück

Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Warum mache ich so einen Mist? Ich laufe gerade mit Saiko zum Portal, um sie wieder nach Hause zu schicken. Warum interessiert es mich überhaupt, ob sie hier sein will oder nicht, kann mir egal sein. Ich glaube, sie tut mir einfach leid, immerhin ist sie mitgekommen, ohne wirklich den Grund zu wissen, warum sie das alles macht. Wir bleiben auf dem kleinen Hügel stehen, auf dem wir mit dem Bogen geübt haben.«Was wird das hier? In Überredungsversuch?»Ha, ich wünschte, das wäre es. Doch ich habe mich bereits entschieden, sie nach Hause zu schicken. Wenn ich mich einmal entschieden habe, ändere ich meine Meinung so schnell nicht.«Nein, wir sind hier, weil ich dich nach Hause schicken will.»Ich sehe ihrer Mimik an, dass sie damit überhaupt nicht gerechnet hatte. Ich öffne das Portal und wir gehen ohne ein weiteres Wort hindurch, bis wir wieder an der Biegung des Ono-Flusses landen. Einige Sekunden herrscht unangenehme Stille zwischen uns und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Aber ich kann nicht ohne einen letzten Versuch einfach gehen.«Also es war mir eine Ehre dich kennenzulernen. Ich hoffe, dass du deine Meinung vielleicht noch änderst.»«Mach dir keine Hoffnungen.»Ja, warum sollte ich glauben, dass sie ihr Leben für uns aufgibt. Doch die Wahrheit ist, ohne sie werden wir den Kristall nicht finden. Das macht mich etwas schwermütig, also ignoriere ich einfach ihren Kommentar.«Trag deinen Stab immer bei dir. Falls du deine Meinung doch änderst, komm hier zum Ono Fluss und ruf nach mir. Mach's gut.»Damit drehe ich mich um und gehe wieder durch das Portal zurück. Bevor es sich allerdings schließt, höre ich noch ein gemurmeltes «Danke». Sie kann ja doch nett sein.Ich kann die restliche Nacht nicht mehr einschlafen und starre nur in den Himmel. Das wird auf jeden Fall Ärger geben. Als langsam die Sonne aufgeht, kehre ich in mein Zimmer zurück, um mich umzuziehen. Ich will gerade mein Zimmer verlassen, als ein aufgeregter Yanho in mein Zimmer stürmt.«Sie ist verschwunden.»Ich sage nichts und starre ihn nur an. Er erkennt sofort, dass ich dafür verantwortlich bin. Er kennt mich auch am besten.«Was hast du getan? Wir hatten sie endlich da, wo wir sie haben wollten.»«Nein, körperlich war sie zwar hier, doch ihre Gedanken haben sich gegen das alles hier gewehrt. Sie wäre nicht ohne Protest mit uns nach Fenryl zurückgekehrt. Doch ich bin mir sicher, dass sie das, was sie hier erlebt hat, nicht so einfach vergessen kann. Sie wird zurückkommen.»«Sie hätte keine Wahl gehabt als mit uns mitzukommen. Hoffentlich irrst du dich nicht. Der Meister wird dich dafür hart bestrafen. Warum nimmst du so etwas für ein Mädchen, dass du gerade mal seit ein paar Wochen kennst, in kauf?»Ich kann ihm nicht antworten, weil ich darauf selber keine Antwort habe. Meine Gedanken sind verwirrt und es breitet sich ein Pochen in meiner rechten Seite meines Kopfes aus. Ich versuche, an etwas anderes zu denken, womit auch die Frage von Yan unbeantwortet bleibt.«Gehen wir. Der Meister wartet schon. Was passiert ist passiert, ich trage dafür die Verantwortung. Mach dir keine Sorgen.»Ich schaue ihn an und klopfe ihm auf seine Schulter, um ihn zu beruhigen. Doch es bringt nicht viel. Wir machen uns auf den Weg zur Trainingshalle.Als wir sie betreten, ist die Luft bereits zum Zerreißen gespannt. Ich falle vor ihm auf die Knie und verbeuge mich so tief, dass meine Stirn den Boden berührt.«Meister, Euer Schüler hat sich schuldig gemacht. Ich akzeptiere jede Strafe, die Ihr für richtig erachtet.» Ich bleibe in meiner Verbeugung, denn ich wage es nicht, ihn anzusehen.«So du weißt also das du einen Fehler gemacht hast? Und, bereust du, was du getan hast?»«Nein, ich denke, dass ich richtig gehandelt habe. Mein Gewissen ist rein.»«So, dein Gewissen ist rein? Was, wenn sie deinetwegen nicht zurückkommt? Kannst du es mit deinem Gewissen vereinbaren, dass du vielleicht ganz Sekeshio zu Grunde richtest?»«Ihr habt recht, Meister, das Risiko besteht. Doch ich glaube daran, dass sie aus freiwilligen Stücken zurückkommen wird. Und ist es nicht besser so als sie dazu zu zwingen, diese Reise für uns anzutreten. Obwohl sie keinerlei Verbindungen zu diesem Land und deren Bevölkerung hat, soll sie dafür ihr Leben opfern? Das kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Entschuldigt Meister, ich habe Euch enttäuscht.»«Still. Ich verstehe deine Gedanken. Erhebe dich.» Ich stehe auf und er packt mich an meinen Schultern.«Du erinnerst mich an deinen Vater als er in deinem Alter war. Ich weiß, dass du später ein großartiger und gutmütiger König werden wirst. Du hast die gleiche Bereitschaft Risikos einzugehen wie er. Doch das heißt nicht, dass ich dich wegen deines gutmütigen Herzens nicht bestrafen werde. Ich werde mir etwas überlegen. Solange bleibst du in deinem Zimmer. Wegtreten.»«Jawohl Meister.» Wir wollen gerade aus der Halle gehen, als Meister Ikazu Yanho noch einmal zurückruft. Ich gehe derweil in mein Zimmer und lege mich erschöpft auf mein Bett. Eigentlich dachte ich, es würde schlimmer werden. Doch ich hätte nicht damit gerechnet, dass ihn meinem Vater ähnlich sehen könnte. Doch er muss früher auch eine rebellische Ader gehabt haben. Über diesen Gedanken muss ich schmunzeln. Es vergehen zwei Tage, bis mich Meister Ikazu wieder zu sich ruft.«Ich habe mir jetzt eine Strafe für dich überlegt. Ich habe Yanho auf eine Erkundungstour geschickt, um etwas für mich zu suchen. Gehen wir.» Wir gehen aus dem Anwesen und in eine Schlucht, die nur einige Meter vom Haus entfernt ist. Plötzlich rieche ich einen schrecklichen Gestank, der mir durch Mark und Bein geht und wir bleiben vor einer Höhle stehen, aus derdieser Gestank zu kommen scheint.«Was ist das? Was soll ich hier?»«Das ist deine Strafe, du wirst diese Höhle anfangen zu säubern. Ich habe mir nämlich letztes Jahr ein Haustier zugelegt. Du kennst es vielleicht, es heißt Nioi Schleim.»Bei dem Namen allein fährt mir schon ein Schauer über meinen Rücken. Es sind die übelst riechenden Kreaturen, die es überhaupt gibt. Noch schlimmer als Trolle.«Aber warum habt Ihr ...»«Nun, es hat sich einfach so ergeben. Also ich wünsche dir viel Erfolg beim sauber machen.» Damit drückt er mir eine Bürste in die Hand und geht. Ich schaue Yanho an, er mir ein «Tut mir Leid» zuflüstert und dann hinter dem Meister diese stinkende Hölle verlässt.«Das hat man davon, wenn man gute Absichten hat. Ich hoffe nur, dass es sich lohnt und mein Plan aufgeht.»Es vergehen weitere drei Tage, die ich in diesem stinkenden Loch verbringen muss. Als ich plötzlich eine leise Stimme höre, die meinen Namen ruft. Ich dachte zuerst, dass ich durch den Gestank hier halluziniere, doch dann höre ich sie ganz deutlich «Kazuto bist du da?» Saiko, sie hat sich ganz schön Zeit gelassen. Ich gehe zu Yanho und öffne ohne Vorwarnung sofort ein Portal, was uns direkt zu ihr führt. Weil ich Yanho aus seinem Schönheitsschlaf gerissen habe, werde ich in meine Schulter geboxt.«Das war die Rache für die Höhle.»«Was kann ich dafür, das hast du dir selbst eingebrockt.»«Ja, ja, ich weiß, aber mein Plan hat funktioniert. Komm»Ich öffne ein Portal, was uns direkt zu Saiko bringt. Als wir auf der anderen Seite ankommen, höre ich nur, wie sie daran zweifelt, dass ich komme. Doch in der nächsten Sekunde stehe ich bereits hinter ihr. Ich stehe ihr so nah, dass ich ihre Wärme spüren und ihren Duft riechen kann.«Nein, es war richtig. Danke für deine Rettung.»Ohne sie wäre ich in der Höhle an einer Schleimvergiftung gestorben, die es nicht gibt. Sie zuckt zusammen und ich entferne mich ein paar Schritte von ihr. Ich muss schrecklich aussehen, vor allem mein Gestank. Ich wusste, dass sie die Magie nicht einfach vergessen kann. Aber mit ihrer Bedingung, dass ihre Freundin mitkommt, habe ich so meine Probleme. Aber da sie sich nicht umstimmen lässt, muss ich es erst einmal akzeptieren. Auch scheint sich jemand anderes darüber zu freuen, dass Hinako mitkommt. Yan kann seine Augen nicht von ihr lassen.

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