Kapitel 5

Samu war enttäuscht. Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Und trotzdem traf es ihn sehr hart.
„Aber Papa, ich muss dir Danke sagen...", hob Suvi an. Doch Samu brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen.
„Warte kurz.", sagte er, und massierte sich die Schläfe ehe er wieder zu Suvi sah.
„Was war das denn?", fragte Suvi und sah Samu erstaunt an.
„Egal... Du wolltest für etwas Danke sagen.", sagte er und lächelte ein kleinen wenig.
„Dafür, dass du mir gestern Abend vorgesungen hast. Ich konnte dadurch viel besser schlafen.", sagte sie und blickte verlegen auf ihre Decke.
„Suvi, ich glaube wir müssen uns langsam erst einmal kennen lernen...", sagte Samu und nickte ernsthaft. „Mit Ausnahme deines Namens, deinem Alter und das du meine Tochter bist, weiß ich so gut wie nichts über dich.", fuhr er fort doch Suvi fing an zu lachen. „Was ist da so lustig dran?", fragte Samu erstaunt und hob eine Augenbraue an.
„Äh, du hast gerade gesagt, du weißt über mich meinen Namen und mein Alter. Obwohl ich deine Tochter bin. Ich finde das schon lustig.", erklärte Suvi und jetzt fing auch Samu an zu kichern.
„Na gut, so wie du das jetzt sagst klingt es auch lustig.", stimmte Samu ihr zu und hielt ihr seine Faust hin. „Wir müssen wenigstens versuchen irgendwie aus zukommen.", sagte er und Suvi berührte seine Faust vorsichtig mit ihrer. „Und jetzt lass uns frühstücken! Ich habe Kohldampf!", rief er und sprang auf. Suvi kicherte und folgte ihm in die Küche.
Schweigend saßen sie am Küchentisch. Auf dem Wohnzimmertisch lag ein Handy und vibrierte. Es hörte kurz auf, und Suvi biss von ihrem Brot ab. Schon fing es wieder an. Samus Handy klingelte jetzt schon zum vierten Mal und langsam fing es an, Suvi zu nerven. Sie stand auf und nahm den Anruf an.
„Riku, wie du vielleicht mitbekommen hast, ist meine Mutter gestern verunglückt. Papa ist gerade nicht in der Verfassung in einem Studio auch nur irgendetwas zu tun!", fuhr sie den besten Freund ihres Vaters an.
„Jo Suvi! Entspann dich. Ich weiß, aber wir müssen mit Samu etwas Wichtiges besprechen.", skeptisch hob Suvi eine Augenbraue und Samu am Tisch bekam einen Lachkrampf.
„Was ist denn da so lustig dran?", fragte sie ihren Vater.
„So sehe ich auch immer aus, wenn Riku mir weiß machen will, dass er etwas Wichtiges mit mir zu besprechen hat.", sagte Samu und kicherte weiter.
Suvi schüttelte den Kopf und sagte an Riku gewandt: „Vielleicht kommen wir später noch einmal vorbei... aber wir müssen noch die Beerdigung planen..."
„Ist in Ordnung. Und von uns allen noch einmal unser Beileid...", sagte Riku und legte auf. Suvi ließ das Handy sinken und drehte sich zu ihrem Vater um.
„Wir planen doch die Beerdigung, oder nicht?"
Ihr Vater nickte.
Zwei Stunden später, waren sie so gut wie fertig.
„Ich will ja nichts sagen, aber die Beerdigung ist cool!", sagte Samu und grinste seine Tochter an. Zwar war Suvi überhaupt nicht zum Grinsen zumute, doch trotzdem lächelte sie etwas.
„Du bist schwer in Ordnung.", sprach sie ihren Gedanken laut aus.
Samu lachte. „Das nehme ich mal als Kompliment auf."
Erstaunt blickte Suvi ihn durch ihre blauen Augen an.
„Laut gedacht?", fragte er und Suvi wurde rot.
„'tschuldigung...", murmelte sie und blickte auf die Tischplatte.
„Wie gesagt, ich nehme es als Kompliment auf.", grinste Samu und schnippte mit dem Finger. Er hatte eine Idee: „Wie wäre es, wenn wir beide auf der Beerdigung einen Song zusammen singen?", schlug er vor.
Suvi schrak zurück. Es war ja eigentlich ihr Wunsch gewesen, dass ihr Vater merkte, wie viel Spaß ihr die Musik machte. Aber jetzt wo Samu es so direkt ansprach, war es Suvi schon etwas unangenehm.
„Ja... Also.... Ich weiß nicht, ob ich gut genug singen kann...", stotterte sie.
„Na das sehen wir dann. Was hältst du davon, wenn wir zum Studio fahren und du einfach mal singst?", lud er sie ein.
Doch Suvi schüttelte den Kopf. „Wenn Riku und die Anderen da sind, singe ich nicht. Kannst du knicken!"
Samu hob beschwichtigend die Hände.
„Dann fahren wir eben in die Hütte.", sagte er mit einem Schulterzucken.
Suvi schluckte. „Na gut...", gab sie schließlich nach. Samu klatschte in die Hände und stand auf.
„Dann zieh dir was an, wir machen uns auf die Socken."
Suvi nickte und stellte ihren Teller weg. Gleich würde sie mit ihrem Vater singen. Er würde sie das erste Mal singen hören. Das war schon was Besonderes für sie. Und für Samu auch.
Suvi saß vorne in einem dunkelblauen Audi und sah auf die verschneite Straße. Samu hielt das Lenkrad fest in der Hand und tat so, als würde es nichts Wichtigeres als, dass Schneegestöber vor der Windschutzscheibe geben. Auch Suvi beschäftigte sich eingehend mit dem vom Himmel fallenden Schnee. Doch sie überlegte gleichzeitig. Welchen Song konnte sie singen, um ihren Vater zu beeindrucken? Plötzlich blieb das Auto stehen und Samu öffnete die Türe.
„Aussteigen."
Suvi sah aus dem Fenster und erblickte die kleine Holzhütte die nur aus einem einzigen Raum bestand, und keine Fenster hatte.
Sie waren da.

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