Kapitel 14

Als Samu zurück kam hatte Suvi noch immer keine Ahnung was dieser Traum bedeuten könnte und langsam hatte sie die Vermutung, dass sie sich etwas in die ganze Sache rein steigerte.
„Ich hatte doch gesagt, du sollst schon anfangen.", sagte Samu als er die Türe hinter sich wieder geschlossen hatte.
„Ich weiß... ich wollte aber nicht alleine anfangen.", sagte Suvi und tippte auf ihre Decke.
„Na gut... zum Glück habe ich ziemlich schnell Essen bekommen.", sagte Samu und lies sich grinsend auf dem Stuhl neben Suvis Bett nieder.
„Guten Appetit.", sagte Suvi lächelnd und griff nach dem Tablett mit der Suppe.
Schweigend aßen sie ihr Essen und blickten sich immer wieder verstohlen an. Als sie fertig waren, stellte Samu sein Tablett auf das von Suvi und brachte sie runter. Suvi griff in der Zeit nach ihrem Handy und las die drei neuen Nachrichten die eingetrudelt waren. Es war eine Nachricht von Riku, eine von Mervi und eine von jemandem dessen Nummer Suvi nicht eingespeichert hatte. Ahnungslos öffnete Suvi die Nachricht der unbekannten Nummer und begann zu lesen.

So, und du glaubst, mit einer erfundenen Geschichte, würde es wieder gut sein und alle entschuldigen sich bei dir? Also echt! Im Internet sind doch sogar noch Videos wie du und dein Angeber-Vater zusammen ein Konzert gegeben habt. Verarschen kann ich mich selber!

Suvi verdrehte die Augen. Wenn Viivi sie verletzen wollte, dann müsste sie schon etwas besser recherchieren. Kopfschüttelnd schrieb sie zurück:

Hallo Viivi, es freut mich auch von dir zu hören. Wie geht es dir so?
Tatsächlich ist die Geschichte nicht erfunden und wenn du etwas besser recherchiert hättest, wüsstest du, dass Papa und ich in einem Krankenhaus gespielt haben. Und wenn du dann auch genau geguckt hättest, wüsstest du ebenfalls, dass ich sogar noch an die Infusion angeschlossen war. Die wurde kurz vorher von Dr. Paakkanen allerdings entfernt. Kannst ihn gerne anrufen und nachfragen.
Aber jetzt einmal ganz kurz: Für wen hältst du dich? Wenn du mich beleidigst, ok. Aber lass gefälligst meinen Vater aus dem Spiel! Im Gegensatz zu deinem, hat mein Vater wenigstens etwas erreicht! Und jetzt geh zu deinem Feigling von einem Bruder und lass dich weiter von ihm benutzen! Aber lass mich bitte einfach in Frieden.

Mit diesen netten Worten, blockierte Suvi die Nummer und löschte den Chat. Sie hatte im Moment echt wichtigere Dinge zu tun.
Nachdem sie das erledigt hatte, öffnete sie den Chat mit Riku und las seine Nachricht die hoffentlich netter war als die von Viivi.

Hi Kääpiö,
Ich wollte dich fragen, ob du wieder wach bist? Und ob Samu etwas geschlafen hat. Wenn du mir antwortest, dann weiß ich wenigstens, dass du wach bist. Aber sag deinem Vater mal, er hat sein T-Shirt bei uns vergessen. Ich würde es ihm wahrscheinlich auch schreiben, aber ich kenne ihn inzwischen recht gut und weiß, dass er sein Handy bei euch im Flur hat liegen lassen... sonst wäre er auch an sein Handy gegangen....
Also wäre nett, wenn du mir sagen könntest wie es um euch steht.
Riku

Als Suvi las wie Riku sie genannt hatte, fing sie an zu grinsen. Kääpiö war Finnisch und bedeutete so viel wie Zwerg. Suvi hatte keine Ahnung wie lange sie schon nicht mehr Kääpiö genannt worden war. Früher, als Samu und die Jungs noch öfter bei ihr zuhause gewesen waren, war das ihr Spitzname gewesen. Aber seit dem sie irgendwie ständig auf Tour waren, und Suvi nicht dabei war, hatte auch keiner mehr zu ihr Zwerg gesagt. Zwar fand sie, passte das nicht mehr ganz. Immerhin war sie nicht mehr das zwei Jährige kleine Mädchen sondern inzwischen dreizehn. Trotzdem fand sie die Geste irgendwie süß. Nachdem sie sich von dem ganzen Grinsen wieder eingekriegt hatte, schrieb sie auch Riku zurück:

Hallo Riku.
Ja ich bin wach und ebenfalls ja, Papa hat etwas geschlafen... aber er hat die ganze Zeit geredet... er hat glaube ich geträumt. Zu mindestens klang es die ganze Zeit so... Weißt du, was das bedeuten könnte?

Ob es gut war, Riku einzuweihen wusste Suvi nicht. Aber sie wusste das wenn jemand eine Antwort darauf wusste, dann er. Was sie aber ebenfalls wusste, Riku war selber Vater und konnte deswegen auch nicht so oft schreiben. Eine Antwort erwartete sie nicht vor drei bis vier Stunden. Daher öffnete sie die letzte Nachricht. Zwar fragte sie sich schon wie Mervi an ihre Nummer gekommen war, aber das könnte sie das Mädchen ja gleich fragen.
Gerade als sie die Nachricht lesen wollte, betrat Samu das Zimmer und sie schaltete ihr Handy wieder aus.
„Riku hat geschrieben, dass du dein Shirt bei ihm vergessen hast.", sagte sie und Samu blieb verwundert stehen.
„Welches Shirt?", doch im gleichen Moment schien es ihm wieder einzufallen und er schnippte mit dem Finger. „Aber warum schreibt er dir und nicht mir?", fragte er und Suvi sah ihn skeptisch an.
„Vermutlich hat er das auch gemacht... aber weißt du, ohne Handy kann man die Nachrichten nicht so gut bekommen.", grinste sie und Samu klatschte sich die Hand vor den Kopf.
„Na gut, da hast du wohl recht.", grinste Samu zurück und lies sich dann neben Suvi zurück auf den Stuhl sinken.
Sie verbrachten den ganzen Tag im Krankenhaus und auf dem Gelände und redeten, lachten und tatsächlich sangen sie recht viel. Abend musste Samu sich von Suvi verabschieden und versprach, am nächsten Tag mit Büchern und Laptop wieder zu kommen.

So verliefen vier Tage.
Samu kam Morgens ins Krankenhaus und blieb dann bis Abends. Am Morgen des vierten Tages kam er gut gelaunt in das Zimmer und grinste Suvi an.
„Und, was ist dir auf dem Weg so wunderbares passiert, dass du schon vor dem zweiten Frühstück so gute Laune hast?", fragte Suvi nachdem sie ihren Vater skeptisch gemustert hatte.
„Ohh ich habe nur hervorragende Nachrichten für dich!", sagte Samu und grinste seine Tochter verschwörerisch an.
„Los sag schon!", forderte Suvi ihn auf.
„Nein, du hast nämlich Recht. Ich muss erst mein zweites Frühstück besorgen... Dann kann ich es dir erzählen.", grinste er und verließ den Raum.
„Du bist gemein!", rief Suvi ihm hinterher und hörte wie er fies lachte. Sie verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und wartete darauf, dass ihr Vater wiederkam. Als er mit einem Tablet auf dem zwei Obstsalate standen wieder herein kam, sah Suvi aus dem Fenster.
„Oh nein. Verzeihst du mir wieder?", fragte Samu und stellte das Tablet ab. „Bitte?", fragte er noch einmal nachdem Suvi dem Salat nicht mal eines Blickes gewürdigt hatte.
„Vielleicht...", sagte Suvi und sah auf den Salat. „Ohh, da ist Mango drin! Na gut, ich verzeihe dir!", grinste sie und griff nach einer Gabel.
Samu lachte und sagte: „Ich hatte mir doch tatsächlich mal etwas gemerkt.", grinste er und Suvi aß gut gelaunt ihren Salat.
„Was war denn jetzt deine tolle Nachricht?", fragte sie mit vollem Mund.
„Suvi, ab 25 Gram im Mund, wird es undeutlich.", grinste Samu und Suvi hob drohend die Gabel.
„Schon gut schon gut!", beschwichtigte Samu sie grinsend. „Also... ich habe mit Dr. Paakkanen gesprochen... und er sagt, dass du heute entlassen wirst!", rief er und Suvi klatschte glücklich in die Hände.
„Du hast Recht! Das sind super Neuigkeiten!", rief sie und schlang ihre Arme um ihren Vater. Dieser lächelte und umarmte sie ebenfalls. Doch als Suvi ihr Gesicht in seine Schulter drückte, hörte er auf zu grinsen und sah nervös auf die Türe.
Dort hing ein Kalender. Er schluckte. Suvi hatte offenbar vergessen, dass morgen die Beerdigung war...  

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