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Notdienststelle Tralee, was kann ich für sie tun?" erklang eine weibliche Stimme und Hope atmete erleichtert auf. „Guten Tag. Mein Name ist Hope Garvey." Das Mädchen erklärte der Dame ihr Problem und bat um schnellstmögliche Hilfe. Dann machte sie ihre Taschenlampe an und ging zurück zu Rea. Dieser hatte mittlerweile das Bewusstsein verloren. Als Hope in der Tür stand und zu ihm rüber sah, fiel es ihr natürlich sofort auf. Sie japste einmal auf und rannte sofort zu ihm. „Warum...? Womit hast du das verdient?!" weinte sie und fiel neben dem bewusstlosen Körper auf die Knie. Tränen rollten über ihr Gesicht, während sie einfach nur auf die Sanitäter wartete. Sie nahm Reas Hand und drückte sie an sich. Plötzlich aber, drückte er ihre Hand ebenfalls. Etwas erschrocken sah Hope ihren Onkel an. „R...rea?" fragte sie vorsichtig und ließ die Hand los. Sie stieg über den Körper und sah Rea ins Gesicht. Seine Lider fingen an zu flackern und langsam öffneten sie sich. „Was ist passiert?" fragte er und sah Hope verwirrt an. „Du bist ohnmächtig geworden..." gab sie zurück und half ihm dabei, sich aufzusetzen. Rea gab ein schmerzverzerrtes Stöhnen von sich und blickte seine Nichte dann gequält an. „Komm, wir versuchen an die frische Luft zu kommen. Du bist schon viel zu lange hier unten und frische Luft tut dir bestimmt gut." Sagte Hope und wischte sich mit ihrem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. Sie erhob sich und streckte Rea die Hand entgegen. Dieser atmete einmal aus und ergriff dann die Hand seiner Nichte. Gemeinsam, Schritt für Schritt und sehr langsam begannen die beiden den Weg nach draußen.

Das größte Problem stellte die Treppe dar. Rea brauchte fast fünf Minuten um zwei Stufen zu machen, weil sein eines Bein kaum zu gebrauchen war. Doch Hope blieb geduldig an seiner Seite. Nie wieder, so sagte sie sich, wollte sie ihren einzigen lebenden Verwandten wieder alleine lassen. Das hatte schon zu viele Konsequenzen mit sich gezogen. „Warum bleibst du eigentlich bei mir?" fragte Rea plötzlich, als er mal wieder eine kurze Pause einlegte. „Wie, warum ich bei dir bleibe? Du glaubst doch nicht, ich würde dich jetzt alleine lassen?" fragte Hope etwas entgeistert. „Nein. Nur... du hast mich in dieser Nacht gesucht. Obwohl ich unfair zu dir war. Du bist nach Irland geflogen, obwohl selbst die Polizei nicht glauben wollte, dass es etwas schlimmes war. Und du hast mich gefunden. Und gerade bist du dabei, mich zu retten. Letzteres kannst du damit rausreden, dass ich dein einziger Verwandter bin, der noch lebt. Aber die anderen Sachen nicht." Erklärte er und stöhnte noch einmal vor Schmerz auf. „Well..." Hope wusste nicht, wie sie ihre Gefühle und Gedanken erklären konnte, da sie auch noch nicht wirklich wusste, was genau sie fühlte und dachte. „Du hast recht. Wir sollten das später klären. Erst einmal, müssen wir hier nur raus." Unterbrach Rea plötzlich ihren Gedankengang und setzte sein verletztes Bein eine Stufe höher. Während er sich langsam hochdrückte, kniff er die Augen zusammen und Hopes Herz durchfuhr ein Stich. Wär sie schneller gewesen, dann hätten die beiden Careys ihren Fluchtversuch gar nicht bemerkt und Rea würde jetzt in einem Krankenhaus liegen.

Hope atmete die kühle Abendluft ein. Unter der Erde, ohne Tageslicht, verging die Zeit wesentlich schneller. Sofort fröstelte sie. Ihr Pulli war an der Schulter aufgeschlitzt und von ihrem Blut schon fast nass. Ihre Hose war ebenfalls kaputt und sie hatte etwas von Reas Blut im Gesicht. Insgesamt sah sie ziemlich gruselig aus. Doch das störte Hope nicht im Geringsten. Nach einem langen und anstrengenden Aufstieg hatten die beiden es nach draußen geschafft und sofort hatte sie ihren Onkel in ein Versteck verfrachtet. Damit, falls die Careys zurückkamen, sie nur Hope fanden. Rea hatte zwar protestiert musste dann aber nachgeben. Rea saß also in dem Versteck in der Mauer und wurde durch das Salz gequält und Hope saß auf der Mauer, in einiger Entfernung und starrte in die Ferne. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen, während sie auf den Rettungsdienst wartete. Warum bin ich eigentlich in der Nacht auf die Suche nach Onkel Rea gegangen? Warum ist er mir auf einmal so wichtig geworden? War ich nicht einmal richtig sauer auf ihn? Aber... naja... vielleicht... ich brauche doch auch jemanden. Nur weil ich so tue, heißt es ja noch nicht, dass ich unkaputtbar bin. Überlegte sie und Tränen füllten wieder ihre Augen. Schnell wischte sie diese weg und lauschte. War da nicht ein Motorengeräusch? Vielleicht kam jetzt endlich der Notarzt! Hope wollte schon zu Rea laufen und ihm sagen, dass der Notarzt da war. Doch sie belehrte sich eines Besseren. Sie hatte ihn schließlich nicht in ein Versteck gebracht, um ihn dann zu verraten. Möglicherweise war das nämlich gar nicht der Notdienst. Nervös sah Hope in die Ferne und tatsächlich kam ein Auto auf sie zu gefahren. Aber es war kein Krankenwagen und auch kein Polizeiauto. Hope schluckte. Die Careys kamen wirklich zurück!

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