Kapitel 37
Als ich im Park ankam, war ich völlig aus der Puste. Ich hatte mich mit der Entfernung doch etwas verschätzt. Aber das war es auf jeden Fall wert. Der Richter hielt mich jetzt wahrscheinlich für verrückt, Onkel Samu würde sich irgendwelche Finnischen Flüche durch den Kopf gehen lassen und Papa... Papa war wahrscheinlich enttäuscht von mir.
Doch daran wollte ich nicht denken. Es war schon schlimm genug, dass ich kein Geld dabei hatte um etwas gegen meinen Durst zu tun.
Die negativen Dinge überschlugen sich, und ich fing an zu weinen. Was sollte ich denn tun? Ich hatte meinen Onkel und meinen Vater wahrscheinlich total blamiert. Jetzt waren sie bestimmt total enttäuscht von mir.
Ich ließ meine Tränen laufen und setzte mich auf eine Bank und winkelte die Beine an. Ich schloss die Augen, klemmte meinen Kopf zwischen meine Knie und wollte am liebsten nicht mehr da sein.
Plötzlich spürte ich, wie sich jemand neben mir niederließ, mich auf seinen Schoß hob und an sich drückte. Ich schluchzte und spürte, wie zwei große, starke Hände meinen Rücken streichelten.
„It will be better some day...", sagte Onkel Samu mit seiner ruhigen, tiefen Stimme. Sofort beruhigte ich mich etwas. Mein Kopf lag auf seiner Brust und seiner ruhte auf meinen Haaren während ich weinte.
„Warum bist du mir gefolgt?", fragte ich nach einer Weile. Meine Tränen hatten einen großen Fleck auf Onkel Samus Hemd hinterlassen, doch das schien ihn überhaupt nicht zu stören.
„Nico muss den Prozess zu ende maken. Aber wir konnten dich not allone lassen. So I followed you.", sagte er. Ich kuschelte mich noch enger an ihn, und schluchzte noch einmal auf. Dann spürte ich, wie meine Augen schwer wurden, und ich einschlief.
Als ich wieder aufwachte, saß ich im Auto und lehnte an Papas Schulter.
„Oh.", ich schreckte peinlich berührt auf und sah Papa verlegen an.
„Du hättest auch weiter schlafen können.", sagte dieser doch ich spürte, dass er mit den Gedanken ganz woanders war.
„Bist du sauer auf mich, weil ich weg gelaufen bin?", fragte ich vorsichtig.
„Nein. Ich bin sauer auf den Richter. Das Urteil ist total unfair!", sagte er und ich schnappte nach Luft.
„Muss ich etwa zu Larissa ziehen?!", rief ich ängstlich aus. Ich wollte nicht zu Larissa. Nicht heute, und auch an keinem anderen Tag.
„Nein. Ganz so schlimm ist es dann doch wieder nicht. Aber du musst jetzt jede zweite Woche für fünf Tage zu ihr."
„Nein!", rief ich so laut, dass selbst Samu erschrak und fast gegen eine Laterne gefahren wäre. „Ich will nicht zu dieser Furie!", rief ich aus. Erst jetzt fiel mir auf, dass Papa ganz rote Augen hatte. Er hatte also auch schon deswegen geweint. Ich warf mich förmlich in seine Arme.
„Ich will nicht...!", weinte ich. Papa hielt mich fest umschlungen und legte seinen Kopf auf meinen. „Das kannst du nicht zulassen!", weinte ich weiter.
„Kann ich auch nicht. Aber mir bleibt nichts anderes über!", flüsterte er.
„Ich rede einfach nicht mit ihr! Dann will sie mich bestimmt bald wieder loswerden!", sagte ich.
Ich spürte wie Papa lächelte. „Du bist so stark.", sagte er und lächelte müde.
Plötzlich hielt Samu an.
„Endstation!", rief er und stieg aus. Ich wollte nicht aussteigen. Doch auch Papa stieg aus, also blieb mir nichts anderes über.
„Wo sind wir hier?", fragte ich neugierig. Es war ein großes, beiges Haus welches irgendwie alt aussah.
„Read.", sagte Samu und deutete auf die Aufschrift, die in Großbuchstaben über dem Eingang hing. 'Stadtbad Neukölln'
„Wir gehen ins Schwimmbad?", fragte ich erstaunt. Ich weiß nicht, wie lange ich schon nicht mehr schwimmen gewesen war.
„Ja.", sagte Papa und grinste. „Bedank dich bei dem da!", er deutete auf Samu und dieser hob die Hände.
„Schuldig im Sinne der Anklage!", er lachte.
„Aha! Und solche Sätze kannst du fließend ohne Fehler auf Deutsch sagen!", sagte ich und schaute ihn gespielt grimmig an. Wir lachten und Samu hob aus dem Kofferraum eine große Tasche.
„Ihr habt ja echt an alles gedacht!", rief ich erstaunt aus.
„Soll auch mal vorkommen.", grinste Papa und ich nahm ihn an die Hand. Onkel Samu trug die große Tasche und sah dabei sehr gut aus. Wie als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht. Ich grinste.
„Worüber grinst du?", fragte Papa und folgte meinem Blick.
„Es sieht doch sehr so aus, als würde Onkel Samu sehr in seinem Element aufgehen.", sagte ich nachdenklich.
„Wo du recht hast.", lachte Papa und wir folgten Samu über die Straße zum Eingang.
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