Reifen sind trügerisch...

Kyla saß neben Paddy und versuchte verzweifelt die Panik, die sich in ihr breit machte, zu unterdrücken.

Kyla, du sitzt neben deinem Papa und er passt auf dich auf. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen., redete sie sich in Gedanken gut zu.
„Devin sag mal, woher wusstest du, dass bei uns eingebrochen wurde?", fragte sie in der Hoffnung nicht zu ängstlich zu klingen.
„Aus dem Internet...", sagte Devin und nahm einen Schluck von seinem Wasser. Mit dieser Antwort war Kyla ganz und gar nicht zu frieden.
„Und von wo? Es interessiert mich nur. Weil ich gerne wissen würde, woher dieser Jemand seine Informationen nimmt. Ich finde es irgendwie beunruhigend, dass jemand weiß, dass bei uns eingebrochen wurde und es sofort ins Internet stellt. Dann weiß dieser jemand auch, wo wir wohnen... und ehrlich gesagt, ein Einbruch reicht mir.", fragte sie weiter.
Devin nickte verständnisvoll meinte dann aber nur: „Ich habe den Namen der Website vergessen. Aber wenn er mir wieder einfällt, sage ich Bescheid."
Der lügt doch wie gedruckt! Als ob Papa das nicht merkt!, regte Kyla sich gedanklich auf.
„Und-", wollte sie weiter fragen, doch Paddy sah sie finster an.
„Komm mal bitte kurz mit raus.", sagte er und Kyla wusste sofort, dass sie jetzt ärger bekam „Kyla ich finde es ja schön, wie sehr du diesen Fall aufdecken willst, aber das geht zu weit. Du kannst Devin nicht einfach so ausfragen! Was soll der denn jetzt von dir denken?"
Paddy sah seine Tochter ernst an.
„Aber Papa, ich bin mir ganz sicher-", protestierte sie doch Paddy brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen.
„Ich möchte nichts mehr davon hören. Devin ist unschuldig, Punkt!"
Kyla sah ihn wütend an. „Schön!", zischte sie und stampfte wütend die Treppe nach oben in ihr Zimmer.
In ihrem Zimmer angekommen warf sie sich auf ihr Bett und weinte frustriert. Als sie sich ausgeweint hatte stand sie auf und ging unruhig in ihrem Zimmer herum. Da fiel ihr plötzlich etwas ein. Sie hatte doch noch die Zeichnung der Reifen von dem Fluchtfahrzeug der Diebe. Sie sprang zu ihrem Schreibtisch und kramte in der Schublade nach dem Blatt.
Als sie es gefunden hatte, faltete sie es zufrieden zusammen und steckte es in ihre Pulli Tasche. Jetzt gab es nur ein Problem. Wie sollte sie zu dem Auto kommen?
Unmöglich konnte sie durch die Haustüre gehen. Von da wo Paddy saß würde er sie sofort entdecken.
Sie lief weiter unruhig durch ihr Zimmer bis ihr Blick auf das Fenster fiel. Es war in der Dachschräge über ihrem Tisch und sofort fragte Kyla sich, ob sie da raus klettern könnte. Sie ging zum Tisch und kniete sich darauf dann machte sie das Fenster auf. Also hindurch würde sie auf jeden Fall passen. Sie sah hinunter. Da war das Dach. Auch darauf würde sie problemlos kommen. Aber was dann? Dann säße sie auf dem Dach eines Hauses und käme nicht herunter. Sie sah am Dach entlang bis zur Regenrinne. Könnte sie daran runter klettern? Nein, die würde ihr Gewicht bestimmt nicht halten.
Frustriert wollte sie das Fenster wieder schließen als ihr Blick auf die Garage am anderen Ende des Hauses fiel. Sofort hatte sie eine Idee.
Sie atmete ein letztes Mal ein und stieg auf das Dach. Da sie nur Socken anhatte, fühlten sich die Dachziegel unter ihren Füßen kalt und glitschig an. Trotzdem kletterte sie langsam das Dach entlang in der Hoffnung, nicht gesehen zu werden.
Sie kletterte langsam zum anderen Ende und sah auf das Dach der Garage hinab. Es lag Schnee darauf und Kyla erinnerte sich an die Schneeballschlacht mit ihrem Vater und Nico. Doch sie riss sich schnell wieder zusammen. Sie konnte später in Erinnerungen schwelgen.
Sie schätzte den Abstand ab und wusste: Von hier könnte sie nicht springen. Aber wenn sie es schaffte bis zur Unterkante des Dachs zu rutschen, ohne herunter zu fallen, dann könnte sie von dort aus problemlos auf das Garagendach springen.
Kyla nahm all ihren Mut zusammen und rutschte Centimeter für Centimeter das Dach hinunter. Ihre Hände waren schwitzig vor Angst und ihr Herz schlug so schnell wie bei einer Panikattacke.
Als sie die Regenrinne erreichte, die an der Unterkante des Dachs hing, hielt sie sich an einer der Ziegeln fest. Sie atmete aus und sah wieder auf das Garagendach hinunter. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen und sprang vom Hausdach auf das Garagendach.
Sie landete auf allen Vieren auf dem Dach. Der weiße Schnee hatte von oben so weich ausgesehen doch war darunter das Betondach. So gut es ging federte sie ihr Gewicht ab, aber durch den Schwung war sie wesentlich schwerer. Sie riss sich bei der Landung ihre Hände auf.
„Schieße!", fluchte sie leise und rollte sich auf den Rücken. So lag sie da schwer atmend im Schnee. Ihr Adrenalinpegel war wahrscheinlich höher als sonst etwas, aber das war im Moment ihr kleinstes Problem.
Kyla hatte das Gefühl, dass ihre Landung nicht sonderlich leise gewesen war. Unruhig lauschte sie doch es öffnete sich weder ein Fenster, noch eine Türe. Langsam rollte sie sich wieder auf den Bauch und stand auf. Etwas unsicher stand sie auf dem Dach und sah hinunter. Sie stellte sich auf den kleinen Vorsprung und sah nach unten. Von so weit oben könnte sie problemlos springen. Und erst recht, da noch Schnee lag. Dieses Mal sprang sie im Stehen ab und landete daher auch auf ihren Füßen. Erleichtert seufzte sie. Der gefährlichste Teil war damit wohl beendet. Jetzt musste sie nur die Reifenprofile vergleichen.
Geduckt schlich sie auf das Auto zu und holte dann mit zitternden Fingern das Papier aus ihrer Tasche. Devin hatte einen großen, schwarzen Mercedes. Sie kniete sich hinter das Fahrzeug und faltete das Papier auseinander. Dann verglich sie das Echte mit dem gezeichneten Profil. Es glich sich bis ins kleinste Detail. Doch Kyla wusste; das würde nicht als Beweis reichen.
Sie faltete das Blatt wieder zusammen und schlich zurück zu Garage. Dort lehnte sie sich an die Wand. Jetzt, wo ihr Adrenalin allmählich abschwoll, merkte sie erst die Kälte. Bibbernd rieb sie sich über die Arme. Sie wollte aber nicht glauben, dass es damit schon getan war. Es mussten sich noch mehr Hinweise finden lassen. Zitternd schlich sie wieder zum Auto und spähte durch die Windschutzscheibe. Lag da auf dem Boden nicht ein Blatt?
Wenn ich da doch nur ran käme..., überlegte Kyla enttäuscht. Doch plötzlich fiel ihr etwas auf. Eines der Fenster war einen Spalt breit offen.

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