6: Run, Jump, Fly
Bis über beide Ohren strahlend stand Kyla zwischen den weißen Flocken und drehte sich. Als ihr schwindelig wurde, ließ sie sich einfach fallen. So etwas würde sie nie tun. Schon gar nicht vor anderen. Aber mit Paddy war es anders.
„Paddy, es ist einfach so wunderschön hier! Danke, dass ich das erleben darf!", sagte sie und grinste ihren Begleiter an.
Dieser lächelte zurück und antwortete: „Ich danke dir, dass du so ausgelassen lachen kannst!"
Beide wussten, dass es etwas Besonderes war.
„Glaubst du, man kann auf der Weide klettern?", fragte Kyla plötzlich.
„Versuch es doch.", meinte Paddy und nickte einladend.
„Okay.", grinsend stand Kyla auf und lief zu der Weide hin. Sie sah sich den ganzen Baum ganz genau an, und winkte Paddy dann begeistert zu sich.
„Schau mal, hier an dieser Stelle, sieht die Rinde so aus, als würde es ein Drachenkopf sein.", meinte sie und fuhr mit ihrem Finger die Konturen der Rinde nach.
„Du hast recht.", meinte Paddy nach einiger Zeit. Sie grinsten sich an, und Kyla hielt sich an der Stelle am Baum fest, wo im Drachengesicht die Nase gewesen wäre. Daran zog sie sich hoch und legte ihr Bein um den untersten Ast der Weide. Dann zog sie sich hoch.
„Das ist mein allerliebster Ort auf der ganzen weiten Welt.", meinte sie und blickte zu Paddy runter.
„Weißt du was? Meiner jetzt auch.", meinte er und lehnte sich an den Baumstamm.
Sie blieben noch fast den ganzen Tag im Wald, aber irgendwann wurde es sowohl Paddy als auch Kyla zu kalt und sie gingen zurück.
„Da wart ihr aber lange weg!", meinte Joelle als sie zuhause ankamen. Paddy und Kyla grinsten sich an.
„Wir haben jetzt einen magischen Treffpunkt.", sagte Kyla stolz.
„Und seht euch verblüffend ähnlich, so mit den braunen Haaren und blauen Augen. Und vor allem, mit den roten Ohren und der roten Nase.", kicherte sie und tippte mit ihrem Zeigefinger erst auf Kylas und dann auf Paddys Nase. Alle drei fingen an zu lachen, und Joelle kochte den beiden einen heißen Tee zum aufwärmen.
Wenig später saßen sie zu dritt auf dem Sofa und tranken Tee.
„Spiel uns doch mal etwas auf der Gitarre vor.", schlug Joelle vor und Kyla nickte begeistert.
„Wenn ihr wollt...", sagte Paddy und erhob sich. Im Wohnzimmer stand neben dem gemütlich prasselnden Kamin ein Gitarrenständer mit Gitarre. Paddy griff danach und setzte sich dann auf einen Hocker. Dann fing er an:
https://youtu.be/0bqqL7tP7Is
Standing on the edge of a mountain
I can feel your heart is pounding
Hold on, here I am
You know we got a leap of faith here
You know we gotta just be brave here
Hold on, I know we can
Got butterflies in our bellies
And a burning deep inside
But we're so alive
Let's run, run, run and jump, fly
Run, run, run and jump, fly
We're only given one shot, one life
Let's run, run, run and jump, fly
(...)
Kyla saß da, und lauschte Paddys Gesang. Es war ein wunderschöner Song, und er erinnerte sie an das was sie heute mit Paddy im Wald erlebt hatte. Sie hatte nicht wirklich darüber nachgedacht, was sie gesagt oder gemacht hatte. Sie hatte es einfach gemacht.
„Und, hat es euch gefallen?", fragte Paddy als die letzten Töne verklungen waren. Wie wild nickte Kyla.
„Es war unglaublich schön. Fast so schön, wie unser magischer Treffpunkt!"
Paddy und Kyla grinsten sich an. Paddy sah auf die Uhr und seufzte.
„Ich fürchte, ich muss dich schon zum Heim zurück bringen...", sagte er und Kyla nickte traurig. „Aber du kommst morgen wieder!", sagte sie.
„Wir müssen doch gucken, wie sehr der Schnee unseren Treffpunkt verändert hat!", stimmte Paddy ihr zu und grinste sie an.
„Selbstverständlich!", gab Kyla nur zur Antwort und stand auf.
„Danke Joelle, für den Tee.", sagte sie an Joelle gewandt und lächelte.
„Immer wieder gerne. Hoffen wir mal, dass ihr euch nicht erkältet habt."
„Oh ja, das wäre sehr blöd.", gab Kyla ihr Recht und ging in den Flur um sich Schuhe und Jacke anzuziehen.
Etwas später, waren sie wieder im Heim angekommen und tranken wieder Tee. Kyla hatte wieder auf gefühlskalt und emotionslos umgeschaltet, aber jetzt konnte Paddy es wenigstens etwas verstehen. Er kannte den Grund zwar noch nicht, aber er würde es bestimmt auch noch heraus finden.
„Ich denke, ich sollte mal langsam los. Danke für den Tee und die nette Partie Memory. Lenny, das nächste Mal, fordere ich eine Revenge!", fügte er an den kleinen blonden Jungen zu seiner Rechten hinzu.
„Oh ja!", freute sich dieser. Kyla grinste in sich hinein. Wenn Paddy morgen tatsächlich noch einmal kam, dann würden sie ein Memory Turnier machen.
Paddy verabschiedete sich auch von Kyla angemessen mit einem Lächeln und dem Versprechen, dass er morgen wieder käme. Kyla ließ ihr Mundwinkel ganz kurz nach oben wandern, um ihm zu zeigen, dass sie sich freute. Dann nickte sie und sagte: „Okay.", damit kein anderer irgendetwas falsches dachte.
Als Paddy an diesem Abend neben seiner Frau im Bett lag, grübelte er über etwas, was ihn schon den ganzen Tag beschäftigte.
„Wie würdest du es finden, Kyla zu adoptieren?", fragte er plötzlich in die Stille hinein. Joelle sah ihn an.
„Also wenn ich ehrlich bin, ich fände es nicht schlecht. Sie ist sehr nett und ich glaube, sie passt ganz gut zu uns. Aber die Frage ist auch, willst du das?"
Wollte er Kyla adoptieren? Er lies den Tag vor seinem inneren Augen noch einmal Revue passieren, und kam zu dem Schluss, wenn Joelle das auch wollte, dann würde er Kyla auf jeden Fall Adoptieren!
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