28: ECHTE Polizisten

Kyla lag bäuchlings auf dem Garagendach und presste sich in den Schnee.
Vor gut vierzig Sekunden war sie hier hoch geklettert und vor gut zwanzig Sekunden hatte Kommissar Eckert die Schüsse abgefeuert. Kyla wusste nicht, ob sie getroffen worden war. Sie wusste nur, dass sie noch lebte.
Sie atmete die kalte Luft ein und spürte, wie der Schnee ihren Pulli durchweichte. Sie schloss kurz die Augen und sah noch einmal, wie sie an der Regenrinne auf die Garage geklettert war und wie sie auf das Dach gesprungen war als der Schuss knallte.
Dann schlug sie die Augen auf und richtete sich langsam auf. Unten standen die Kommissare und diskutierten. Kyla erkannte ihre Chance und kletterte auf das Hausdach. Unbemerkt huschte sie wieder in ihr Zimmer und holte die Profilzeichnung aus ihrer Tasche. Schnell zog sie sich einen anderen Pulli und eine Trainingsjacke an und vor allem: Trockene Socken und Schuhe.
Als sie damit fertig war, hob sie ihr Handy vom Bett und steckte es in die Tasche ihrer Jacke. Dann ging sie auf leisen Sohlen nach unten und machte einige Fotos von Devin mit der Pistole. Unbemerkt huschte sie in den Keller und wählte dort eine Nummer.
„Nico?", flüsterte sie.
„Kyla? Ist etwas?", kam die Stimme von Nico zurück.
„Nico, ruf bitte für mich die Polizei an! Devin ist hier und bedroht Mama und Papa mit einer Pistole. Ich habe Beweisfotos. Und unsere beiden Kommissare haben nach mir geschossen als ich auf die Garage geklettert bin.", erklärte sie noch immer flüsternd.
„Bitte was?!", rief Nico schockiert.
„Bitte Nico, mach einfach. Ich erkläre dir später alles.", flehte Kyla und betete das Nico keine weiteren Fragen stellen würde.
„Okay, mache ich. Und dann komme ich zu euch! Kaum ist man weg, schon werden Geisel genommen.", sagte er und legte dann, ohne ein weiters Wort zu sagen, auf.
Kyla atmete erleichtert auf und steckte ihr Handy wieder ein. Dann verfolgte sie weiter ihren Improvisierten Plan.
Sie schlich aus dem Keller nach ganz oben und schloss leise jedes Fenster ab. Dann ging sie immer weiter nach unten und schloss weiter systematisch jedes Fenster ab. Zu guter Letzt auch die Haustüre. Dann schlich sie in die Küche und schloss das letzte Fenster so leise es ging.
Erleichtert atmete sie auf und ging den gefährlichsten Teil ihres Planes in Gedanken durch.
Als sie fertig war, nahm sie all ihren Mut zusammen und ging ins Wohnzimmer. Devin saß inzwischen gelangweilt auf einem Stuhl, die Pistole immer noch auf Joelle gerichtet. Paddy saß auch auf einen Stuhl, allerdings sah er alles andere als gelangweilt aus.
„Devin, Waffe runter!", rief Kyla mit kräftiger Stimme. Devin zuckte zusammen und ließ die Pistole vor schreck fallen. Sie landete direkt auf Joelles Rücke und fiel von dort auf den Boden. Sofort sprangen Kyla und Devin los doch Kyla erreichte die Waffe zuerst und griff danach. Sie legte sich schützend um die Pistole und atmete erleichtert auf. Langsam und mit gezückter Pistole stand sie auf.
„Auf den Boden!", sagte sie und deutete mit dem Lauf der Pistole auf den Boden. „Hände nach oben!", befahl sie weiter und Devin gehorchte. Zufrieden sah sie ihren Vater an.
„Kyla-", sagte er, doch seine Stimme brach. Er riss erschrocken die Augen auf und Kyla wirbelte herum. Sie hatte jede Türe verschlossen, da war sie ganz sicher. Doch vor der Terassentüren standen die beiden Kommissare und hatten ihre Pistolen auf das Mädchen gerichtet.
„Waffe runter!", sagte Hansen ruhig. Doch Kyla dachte nicht daran.
„Zwei Pistolen schießen schneller als eine!", lachte Eckert. Kyla atmete ein und setzte alles auf eine Karte:
„Aber auch nur zwei Pistolen, die geladen sind.", grinste sie den beiden frech entgegen.
„Woher weiß die-", fragte Eckert, doch Hansen rammte ihm den Ellenbogen in die Rippen.
„Sie weiß gar nichts! Sie rät.", zischte er zurück, doch Kyla hatte es gehört. Sie hatte recht gehabt. Eckert hatte seine Schüsse vorhin alle verschossen.
„Ich sage es ein letztes Mal, Waffe runter!", sagte Hansen. Kyla konnte seine Nervosität und grinste ihm nur entgegen.
„Und ich sage es auch ein letztes Mal: Nein!", sagte sie und fühlte sich dabei wahnsinnig cool. Plötzlich weiteten sich die Augen der Kommissare und Hansen ließ die Waffe sinken.
„Die Bullen.", flüsterte Eckert. Kyla grinste selbstgefällig und ging auf die Terassentür zu. Sie öffnete und ging hinaus.
„Wenn Sie voraus gehen wollen.", forderte sie die beiden mit einem Wink der Pistole auf. „Ach Hansen, legen Sie Ihre Pistole doch bitte auf den Tisch.", sagte sie und der Kommissar legte sie murrend weg. Im Vorbeigehen nahm Kyla die Pistole und führte die Herren um das Haus herum, wo bereits ein Polizeiauto mit ECHTEN Polizisten stand.

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