27: Geld
Kyla konnte es nicht fassen.
Sie ging zum Beifahrersitz und quetschte ihre Finger durch das Fenster. Rein käme sie so nicht, aber vielleicht funktionierte etwas anderes... Sie zog ihre Finger wieder heraus und lief in den Garten hinter dem Haus. Mit einem Satz war sie über den niedrigen Gartenzaun gesprungen. sie hoffte, dass keiner sie sehen würde, aber sie brauchte unbedingt einen Ast. Auf dem Boden lagen einige dicke und dünne Äste und Kyla hob einen auf.
„Damit sollte es funktionieren...", murmelte sie und lief wieder zum Auto.
Den Stock schob sie vorsichtig durch das Fenster und schob ihn immer weiter in Richtung Autoboden. Zu ihrem Glück war der Stock so gebogen, dass sie ihn problemlos durch das Fenster schieben konnte. Als sie gegen den Boden stieß, sah sie durch das Fenster und führte den Stock langsam zu dem Blatt. Mit all dem Fingerspritzen Gefühl, dass sie gerade zustande brachte, versuchte sie das Blatt herum zu drehen.
Als sie es geschafft hatte erstarrte sie. Es war tatsächlich eine ihrer Zeichnungen.
Kyla stockte.
Sie ließ den Stock los und dieser fiel ins Auto. Ihr klappte der Mund auf und sie stolperte vom Auto weg. Sie versuchte zu überlegen, wie groß Devin war und ob er theoretisch einer der Einbrecher sein könnte. Doch es passte nicht. Alles deutete auf Devin hin, nur sein Körperbau passte nicht.
Plötzlich hörte sie hinter sich im Gebüsch ein Knacken und sie wandte sich um. Ohne genau zu wissen, wer dort war, sprang sie auf und sprintete zur Tür. Sie rannte förmlich gegen die Klingel und drückte vier oder fünf Mal darauf. Dann sah sie sich zum Gebüsch um und sah, wie die beiden Polizisten aus dem Gebüsch stiegen. Kommissar Eckert hatte einen Kartoffelsack in der Hand und Kommissar Hansen Kabelbinder.
„Das gehörte aber nicht zu dem Plan...", murmelte Kommissar Eckert.
„Ist doch egal! Sie hat zu viel gesehen, also muss sie weg!", gab Kommissar Hansen zurück und Kyla drückte panisch noch einmal auf die Klingel. Doch keiner kam.
Das ist jetzt echt ein scheiß Moment, um die Klingel nicht zu hören, Papa!, dachte sie und sah sich panisch um. Die Polizisten kamen immer näher und Kyla musste handeln. Sie drückte ein letztes Mal auf die Klingel, doch keiner kam.
Rein komme ich da nicht... aber ich will mich auf keinen Fall fangen lassen., dachte sie und ließ ihren Blick über die Umgebung schweifen. Plötzlich fiel ihr etwas ein.
Sie legte eine Hand auf das Geländer rechts neben ihr und wartete bis die Kommissare ihr recht nah waren. Dann sprang sie unter dem Geländer durch und rannte in den Garten. Sie hoffte, die beiden Polizisten überrascht zu haben und so einen Vorsprung zu bekommen. Doch sie hörte hinter sich die Schuhe der beiden über die Kieselsteine klacken und jemanden rufen:
„Schnapp sie!"
Sie rannte um die Hausecke in den Garten und wieder mit einem Satz über den Zaun. Als sie an die Terrasse kam, sah sie hindurch und erstarrte. Joelle lag mit dem Gesicht zum Boden auf dem Sofa und Paddy stand wie angewurzelt neben dem Kamin. Devin hielt eine Pistole an Joelles Hinterkopf und sein Finger lag auf dem Abzug.
Noch beim rennen wurde Kyla blass. Sie konnte ihren eigentlichen Plan nicht verfolgen. Sie konnte nicht in den Wald rennen und sich dort verstecken. Sie musste ihrem Vater und ihrer Mutter helfen.
Paddy starrte Devin geschockt an.
Kyla hat Recht gehabt. Devin ist böse., dachte er und Bilder von ihm und Devin in früheren Jahren schwirrten durch seinen Kopf.
„Wa- warum machst du das?", fragte er mit zitternder Stimme. Er hatte Angst. Er wusste nicht warum, aber auf einmal traute er Devin zu, den Abzug zu drücken.
„Geld.", gab dieser trocken zurück.
„Aber von wem denn? Wenn du uns alle drei entführst, dann-", Paddy stockte mitten im Satz. Wo war Kyla? Sie war nicht bei ihnen. Paddy hoffte, dass sie noch in ihrem Zimmer war.
Plötzlich klingele es.
Paddy wandte den Kopf von Devin ab und sah durch die Glas-Tür zur Haustüre. Dort stand jemand doch Paddy konnte nicht erkennen, wer es war. Es klingelte noch einmal und noch einmal und noch einmal. Spätestens jetzt wusste er, dass es Kyla war.
„Denk nicht mal dran! Ich will nicht wissen, wie das Gör dahin gekommen ist, aber du lässt sie nicht rein!", zischte Devin und Paddy sah wieder zu ihm rüber. Er hatte sich näher an Joelle gestellt und der Lauf der Pistole berührte fast ihren Kopf. Paddy schluckte. Er klingelte noch einige Male doch er wagte nicht, den Blick abzuwenden.
Plötzlich rief jemand: „Schnapp sie!"
Paddy erkannte die Stimme. Es war Kommissar Hansen.
Also hatte Kyla auch damit recht. Die Kommissare sind auch mit Devin unter einer Decke. Wie ist Kyla eigentlich raus gekommen? Durch die Türe ist sie nicht gegangen. Aber wie dann? Das kann ich sie ja fragen, wenn das alles hier vorbei ist... WENN..., dachte er und sah ängstlich zu Joelle.
Er hörte wie sie leise weinte und es brach ihm das Herz. Wenn er nicht wüsste, dass Devin sie sofort erschießen würde, dann würde er versuchen ihm irgendwie die Pistole weg zu nehmen.
Plötzlich hörte er jemanden über die Terrasse schlittern. Er wandte den Kopf ab und sah raus. Da stand Kyla. Ihre Haut war blass und ihr Gesicht dreckig. Sie hatte nur ihren Pulli an und keine Schuhe. Als sie vor Schock die Hände hob, sah Paddy das ihre Handflächen bluteten.
Was hat sie nur gemacht?, fragte er stumm und erschrak als Kommissar Eckert um die Ecke gestürmt kam. Kyla schien für einen kurzen Moment zu zögern, wandte sich dann aber doch ab und rannte davon.
Ich hoffe, sie rettet sich selber. Und versucht nicht, uns zu retten. Nicht das ich etwas gegen einen Retter oder eine Retterin hätte, aber sie bringt sich dabei selber in Gefahr., dachte Paddy, als es krachte.
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