10.
Das Lied ist vorbei und schon kommt das nächste Lied, was wir immer zusammen gehört haben. Das er immer mitgesungen hat, was ich liebte, obwohl er nicht singen konnte. Ich habe es geliebt ihm zuzuhören, einfach nur seine Stimme zu hören und heute hasse ich es, weil ich es nicht ertragen kann, das er nicht mehr mein Freund ist. All die Erinnerungen kommen hoch, ich sehe uns wie wir unser erstes Date hatten. Nicht perfekt, mit vielen komischen Zwischenfällen und dennoch war es für uns perfekt. Ich wünschte ich könnte die Zeit bis dahin zurück drehen. Dann sehe ich uns, wie wir das erste mal so richtig Zeit miteinander verbringen,alleine und ich ihm versuche ein Spiel beizubringen. Ich war so glücklich in diesem Moment und dann hat er mir versucht Schach beizubringen, was ich nie verstanden habe. Doch mein Spiel wurde zu seinem Lieblingsspiel und ich sehe mich in meinem Esszimmer sitzen, wie wir das Spiel spielen und einfach nur glücklich sind. Ich sehe ihn wie er das erste mal meine Hand nahm und wie dieser Moment mich strahlen gelassen hat und irgendwann war das so selbstverständlich. Er meinte immer, seine Brüder wären keine Beziehungsmenschen, er war einer. Jedenfalls zu dieser Zeit. Ich bin auf jeden Fall so einer. Auch wenn es die schönste Beziehung war, die ich je hatte, die ich je wollte und die einzige. Ich sehe, wie er mich das erste mal küsst. Ich sehe wie wir lachend durch den Regen laufen, an unserem Jahrestag, es war so perfekt. Ich fange an zu weinen, all die Erinnerungen spielen sich wie ein Kinofilm in meinem Kopf ab und ich weine immer mehr. Ich muss mich auf die Straße konzentrieren, doch ich sehe nichts mehr. Ich suche ein Taschentuch, doch dann höre ich nur noch ein lautes Krachen und alles wird schwarz.
Ich höre jemanden weinen, ich versuche meine Augen aufzumachen. Es fällt mir sehr schwer, doch im Endeffekt schaffe ich es. Und ich sehe sie, meine Beste Freundin.
"Welcher Tag ist heute?" frage ich sie.
"Samstag" ,antworte sie und ich bin erleichtert, aber wieso ist sie hier und ich nicht bei ihr? Dann erinnere ich mich, ich hatte einen Autounfall, aber anscheinend ist alles gut gegangen. Ich lebe und bin aufgewacht und wenn ich hier in ein paar Stunden rausbin, dann feiern wir noch unsere Mädchentag, scheint ja nichts schlimmes zu sein. Wenn sie so schnell kommen konnte.
"Wann können wir gehen?" frage ich sie also und sie schaut mich verwirrt an.
"Erst einmal gar nicht"
"Wieso denn nicht, es ist doch nichts schlimmes passiert? "
"Du hattest einen schweren Autounfall. Du lagst eine Woche im Komas. Und du sagst es sei nichts schlimmes passiert?"
Das erklärt,warum sie hier ist. Das schlimme ist das ich mich gar nicht richtig freuen kann.
"Deine Eltern habe ich schon angerufen, sie werden bald da sein" , sagt sie und lächelt mich an. Doch meine Eltern sind nicht die nach dennen ich mich sehne, er ist es. Ich erinnere mich an seine Aussagen damals.
"Wenn du mal im Koma liegen solltest, werde ich dich jeden Tag besuchen, dir Blumen mitbringen und dir Geschichten erzählen. Immer in deiner Nähe sein, bis du wieder aufwachst."
Es macht mich traurig, dass er nicht hier ist. Und das ist egoistisch, meine Beste Freundin ist hier und kümmert sich um mich, meine Eltern kommen gleich und ich denke an ihn. An denjenigen der mir mein Herz aus der Brust gerissen hat. Der mir mein Herz gebrochen hat, es in tausend kleine Einzelteile geteilt hat. Ich sollte ihn hassen. Warum kann ich es nicht einfach? Dann kehre ich zurück, und will aufstehen, doch meine Beste Freundin hält mich auf. Sie meint, ich könne nicht einfach so aufstehen und vermutlich hat sie recht. Ich sollte auf einen Arzt warten.
Es ist unglaublich, was eine einzige Person alles anrichten kann. Dann kommen meine Eltern und fragen mich, wie es mir denn geht. Ich lüge sie an, so wie jeden Tag nach diesem einem beschissenen Tag, damals. Ich sage ihnen immer das es mir gut geht, an manchen Tagen, an guten Tagen ist das auch so. Aber diese Tage sind selten. Dann umarmen mich beide und ich bin doch froh sie zu sehen. Aber ich wäre noch glücklicher über eine Umarmung von ihm, diese Nähe einfach wieder zu spüren.
Ich bin ein Arschloch.
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