Kapitel 09
In der Küche kommen wir Alex entgegen, der oberkörperfrei am Tisch sitzt und irgendwas in ein kleines Büchlein kritzelt. Dabei hat er seine Zunge so niedlich zwischen seinen Zähnen hervorgestreckt, dass ich dem Bedürfnis widerstehen muss seine Wangen in die Hände zu nehmen und ihn zu küssen, ganz egal wer uns dabei zuschaut.
„Hey, FSK 18!", Adam klappst ihm leicht gegen den Nacken und ich kichere, während ich mich auf den Stuhl ihm gegenüber fallen lasse: „Ich habe dir Kaffee mitgebracht." „Latte Vanilla?"
„So wie du ihn magst.", ich nicke und reiche ihm den Becher.
„Wo sind die Jungs?" „Wahrscheinlich oben und streiten sich um die Dusche.", er klappt das Buch zu und wendet sich nun ganz an mich: „Nur Adam und ich entgehen dem Streit. Er schläft zu lange und ich zu kurz.", lachend fährt er sich über sein frisch rasiertes Kinn und nippt an seinem Kaffee.
„Na heute sah das aber anders aus." Er zuckt die Schultern und lächelt kurz: „Manchmal da tauschen wir einfach die Rollen, passiert eben."
Ich nicke und erkundige mich anschließend nach unserem nächsten Ziel.
„Olympia, 262 Meilen von hier entfernt. Ist leider echt weit, aber was muss das muss."
Augenblicklich werde ich ganz zappelig und kann kaum noch auf meinem Stuhl sitzen bleiben. „Uiii in Olympia war ich als ich vierzehn war mit meinen Eltern Campen und habe dann meinen ersten Kuss bekommen. Von einem Wildfremden wohlgemerkt."
„Das ist mein Mädchen, High Five!", er streckt lachend die Hand aus und ich klatsche enthusiastisch ein, bevor ich wieder ernst werde: „Aber wir halten auf dem Weg schon noch an um was zu essen?"
* * *
Etwa eine Stunde später sitze ich mit Joan und Sean vor der PlayStation und ermorde massenhaft Soldaten in Call of Duty. Inzwischen habe ich Alex beim Kaffee trinken beobachtet, dabei wortwörtlich nichts gemacht—es wurde schon echt verdammt gruselig—und mir den Kopf über Ethan zerbrochen.
Ich habe ihm damals, als ich schwach geworden bin, versprochen irgendwann mit ihm zu reden und auch, wenn er seit der Strand-Aktion gestern als noch größeres Arschloch betitelt wird, werde ich mein Versprechen halten und mit ihm telefonieren müssen.
Auch Penn hat mich in den letzten zwei Tagen mit Nachrichten bombardiert, die ich jedoch nur flüchtig gelesen und mit einem „Ich rufe dich an sobald ich Zeit habe, checke mein Handy hier nicht oft. Liebe dich." beantwortet habe, und so setzte ich gedanklich auf meine To-do-Liste morgen auch sie anzurufen und ihre unzähligen Fragen zu klären.
Nachdem es mir zu anstrengend wurde, die Zukunft zu gliedern habe ich mich auf den Boden zu den Jungs gesetzt und so ist es dazu gekommen, dass ich Joan und Sean ordentlich den Hintern versohle. Imaginär, versteht sich.
„Man die Kleine hat es echt drauf!", Joan schaut mich mit einem so großen Lächeln im Gesicht an, dass es mich an einen kleinen Jungen, der gerade von seiner Mama einen Lolli bekommen hat, erinnert, und ich grinse zurück: „Tja, was soll ich sagen? Mein Dad hat nur zwei Töchter und konnte es nicht akzeptieren, wenn wir nur mit Barbies gespielt haben."
„Nicht aufhören, nicht aufhören, NICHT AUFHÖREN!", Sean fuchtelt wild mit dem Controller herum und Joan und ich bekommen einen rießengroßen Lachanfall, woraufhin wir uns auf dem Boden herumpurzeln und uns lachend den Bauch halten.
„Sorry Bro.", Joan klopft Sean auf die Schulter und steht auf, ich folge ihm und verziehe mich jedoch in die Küche, in der ich auf den Wasser trinkenden Alex treffe.
„Na?" „Na?"
Er schaut mich einfach nur an und augenblicklich verliere ich mich in seinen blauen Augen. Diese kleinen gelben Sprenkel, so klein, dass man sie von der Ferne aus nichtmal sieht, in ihnen faszinieren mich seit ich ihn das erste Mal gesehen habe und jetzt kann ich sie endlich in Ruhe beobachten, ohne ein schlechtes Gewissen Ethan gegenüber zu entwickeln—was er wohlgemerkt nie hatte.
Auf Alex Lippen bildet sich ein selbstbewusstes Grinsen und erst jetzt wird mir bewusst, wie verdammt komisch es sein muss, dass ich ihn einfach so anstarre, ohne etwas zu sagen oder mich auch nur zu bewegen. Prompt räuspere ich mich und er lacht, während er mir auf mein „Kann ich vielleicht etwas Wasser haben?" sein halbleeres Glas reicht und ich erschaudere erneut bei dem Gedanken, dass seine Lippen ein paar Sekunden zuvor noch an dem selben Glas waren.
Ich bin krank. Einfach nur krank, man sollte mich einweisen, im Ernst.
„Danke." Er nickt und murmelt immernoch grinsend ein „Immer wieder gerne." bevor er mir wiederholt in die Augen blickt.
„Sag mal Bee, ist irgendwas? Du warst so komisch vorhin. Ist es wegen gestern?"
Ich trinke den letzten Schluck von meinem Wasser und möchte schon beginnen zu erklären, als er mich unterbricht: „Hör zu, Ich war betrunken okay? Es tut mir echt leid, ich wollte dich nie belästigen oder so. Gott wie das klingt, das ist ja schlimm.", er verzieht angewidert das Gesicht und rümpft die Nase.
„Jedenfalls hatte es echt keineswegs irgendeine Bedeutung. Ich war einfach nur betrunken und du warst dann da in meinem Bett und ich... ach keine Ahnung was ich mir gedacht habe, es tut mi.."
„Alex!", er holt Luft und blickt mich fragend an. „Darf ich jetzt auch mal was sagen?", auf sein zögerliches Nicken fahre ich fort: „Es ist nicht wegen gestern, okay? Es ist nur weil ich an Ethan gedacht habe und dass ich ihn immer noch anrufen muss und so. Keine Ahnung wofür, aber ich habe es ihm versprochen. Du weißt schon, damals."
Alex nickt und klappt seinen Mund auf um etwas zu sagen, klappt ihn dann wieder zu und nickt noch einmal.
„Okay. Also hat es dir gestern doch gefallen?", er grinst mich pervers an und ich boxe ihn freundschaftlich gegen die Schulter, ehe ich grinsend den Kopf schüttele.
* * *
„Ich hab Hunger, Hunger, Hunger. Will jetzt essen, essen, essen.", Adam und ich sitzen auf den Ledersitzen herum und klopfen wie verrückt auf unsere Schenkel, während wir die Anderen mit unserem Gesang zu Tode nerven.
„Oh mein Gott, ihr seid wie kleine Kinder!", Joan stöhnt genervt auf und wirft ein Kissen nach uns, das wir geschickt abwehren, ehe wir unseren Hunger-Slam fortführen.
„Cam, anhalten!"
Ich springe aufgeregt auf und werfe mich praktisch an die Scheibe des Busses: „In-N-Out Burger? Adam wir kriegen Essen!"
Auch Adam springt auf und wir klatschen aufgeregt in die Hände, während wir im Kreis hüpfen und die Anderen abermals genervt aufstöhnen. Ich kann es ihnen nicht verübeln, wir haben alle Hunger, schon drei Stunden stickige Busfahrt hinter uns und wir benehmen uns... na ja, nicht gerade vorteilhaft.
In Windeseile sind wir alle aus dem Bus gesprungen und hetzen auf das
Fast-Food-Restaurant zu.
„Wohin sollen wir uns setzen?", ich halte Ausschau nach einem Bitte-hier-warten-Schild und wir steuern eine beliebige Sitzecke an, nachdem wir nicht fündig geworden sind.
Die Roadies sitzen an einem Tisch leicht links von uns und ich quetsche mich zwischen Alex und Adam auf die rote Bank.
„Was kann ich ihnen bringen?", eine echt hübsche Kellnerin mit braunen Haaren und einer wunderschönen Figur baut sich vor uns auf und wirft kurz einen schmachtenden Blick auf die Jungs—vorallem auf Adam—bevor sie mich bemerkt und ihre Miene sich in ein merkwürdiges Lächeln wandelt.
Fast schon ein mitleidiges, aber dennoch verstörtes Lächeln, ziert ihr Gesicht und ich kann mir schon denken was in ihrem Kopf vor sich geht: Ein Mädchen und vier gutaussehende Rockstars, hinzu kommen eine Masse breit gebaute Roadies. Nein, hört sich garnicht pervers an.
Ich lächele sie glücklich an, um ihr mitzuteilen, dass ich nicht zu einer kranken Orgie gezwungen werde und bestelle einen Cheeseburger, French Fries und eine Cola.
Vielen Mädchen wäre es wohl unangenehm soviel zu essen, doch ich habe schon immer großen Wert darauf gelegt mit solchen Frauen Kontakt abzubrechen und definitiv nicht dazuzugehören. Ich meine, wir leben im 21. Jahrhundert, wenn eine Frau nicht vor Männern essen kann, wo kommen wir dann hin?
Genüsslich beiße ich in meinen Burger und lasse den Käse auf meiner Zunge zergehen, bevor ich nach rechts blicke und neidisch die Chicken Wings auf Alex Teller betrachte, während er einen Zwiebelring gegen einen von Seans Chicken Nuggets austauscht.
Ihre braune Kruste sieht so unfassbar lecker aus, dass ich mir augenblicklich wünsche, ich hätte sie selber ebenfalls bestellt, so lecker mein Burger auch ist.
Alex Lachen reißt mich aus meiner Starre und er legt mir einen Chicken Wing auf den Teller, was ich lächelnd mit ein paar von meinen French Fries erwidere.
Zusammen hier mit den Jungs zu essen und ihnen dabei zuzuschauen, wie sie dämliche Witze reißen und gegenseitig Essen austauschen, als wäre es ganz normal, lässt mich ganz warm ums Herz werden und mir wird wieder einmal bewusst, wie sehr ich diese Zeit vermissen werde, wenn es Freitag zurück nach Hause geht.
Werde ich immer noch so viel Kontakt zu Alex haben oder wird es komisch zwischen uns, nach all dem was passiert ist? Werde ich seine und Penelopes Freundschaft gefährden und werden die Jungs überhaupt noch ab und zu an mich denken?
„Na Blake, wie war es gestern Nacht so?"
Ich ziehe die Augenbrauen hoch und mustere Cam, der vom anderen Tisch zu uns rüberschaut.
„Ich habe absolut keine Ahnung was du meinst.", er ist schon der Zweite, der heute eine komische Anspielung an letzte Nacht macht und allmählich werde ich neugierig.
„Ach komm, du weißt schon.", er wackelt mit den Augenbrauen und die Jungs brechen in schallendes Gelächter aus, was ich mit einem strafenden Blick quittiere. Alex zuckt nur die Schultern und schiebt sich nachdenklich einen weiteren Zwiebelring in den Mund.
„Von wegen nur Freunde.", Cam verdreht die Augen und ganz automatisch entwickelt er sich zu dem Teil der Band, den ich am wenigsten leiden kann.
Erschrocken reiße ich die Augen auf, als mir bewusst wird worauf alle anspielen und springe geschockt auf—sie glauben ich habe mit Alex geschlafen.
„OH MEIN GOTT. Ihr glaubt doch nicht wirklich.", ich raufe mir die Haare und ringe nach Luft.
„Ihr glaubt doch nicht, dass wir", ich zeige energisch zwischen Alex und mir hin und her. „Oh mein Gott, nein!"
Inzwischen scheint auch Alex zu begreifen, denn er fängt an wie verrückt zu grinsen und die Jungs lachen nur noch mehr über meinen aufgebrachten Zustand.
„Sag ihnen, dass das nicht wahr ist! Sag ihnen, dass wir keinen Sex hatten!" „Ich weiß nicht, ich war ziemlich betrunken und kann mich nicht mehr an alles erinnern.", er kratzt sich gespielt nachdenklich am Kopf und ich schlage ihm gegen die Schulter.
„Okay, okay. Da war nichts, Jungs. Ich habe es versucht, aber sie war dagegen." „DANKE!", ich setze mich wieder und stopfe mir den letzten Bissen von meinem inzwischen kalten Burger in den Mund, während ich heftig schnaube.
„Mhm. Ja, natürlich.", Cam verdreht erneut die Augen und dann reicht es mir. Ich springe abermals auf und schreie schon beinahe
los: „Hört zu, sollte ich jemals Sex mit Alex haben, werde ich dafür sorgen, dass es so heiß, leidenschaftlich und laut wird, dass keine Zweifel mehr bestehen, ist das allen recht?"
Energisch quetsche ich mich aus der Sitzecke und brumme ein „Ich warte im Bus." bevor ich aus der Tür des Restaurants stürme und die geschockten Blicke in meinem Rücken ignoriere.
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