Kapitel 04

„Glaubst du das schwarze oder das blaue schmeichelt dir mehr?", ich sitze auf meinem Bett und beobachte kritisch Penn, die meinen Koffer packt. „Ich glaube immer noch nicht, dass das eine gute Idee ist...", jetzt knabbere ich an meinen Fingernägeln, eine dumme Angewohnheit wenn ich nervös bin. „Eine Woche lang mit den Jungs alleine sein und... ich muss doch schreiben!" Da ich Literatur als eins meiner Hauptfächer gewählt habe, muss ich über unsere freie Woche einen ,In zehn Jahren' Aufsatz schreiben.

„Das ist sogar eine sehr gute Idee!", sie hebt die Beiden Minikleider abwechselnd vor mich nur um danach Beide mit einem Schulterzucken in den Koffer zu werfen.
„Komm schon Bee, es kommt nicht oft vor, dass deine Professoren bei einem Fortbildungsseminar sind, das muss man ausnutzen. Sei froh, dass du nicht arbeiten musst." „Ich war eben mit 15 schlau genug hierfür zu jobben und jetzt mein Studium zu ,genießen'."
Sie verdreht nur die Augen und fährt fort: „Du kannst doch dort schreiben. Während den Konzerten und den After Show Partys.", ein wehmütiges Seufzen entfährt ihr. „Ich bin mir sicher, das Ganze wird sogar inspirierend auf dich wirken! Nicht viele Menschen haben die Möglichkeit Musik so hautnah zu erleben. Und eine Woche auf engstem Raum mit vier heißen Typen zu leben...Gott bewahre dich davor!", jetzt bin ich an der Reihe die Augen über ihren Sarkasmus zu verdrehen.

Im Prinzip hat sie ja Recht. Eine Woche auf Tour mit einer berühmten Band—und noch dazu mit vier wirklich heißen Typen—ist nicht gerade das Schlimmste, was mir hätte passieren können. Vielleicht inspiriert es mich ja tatsächlich und ich schreibe nicht nur diese ‚Heiraten, Kinder kriegen, großes Haus' -Floskeln. Denn das genau war mein Plan. Mit Ethan. Doch jetzt habe ich im Grunde gar keinen Plan mehr. Und was Ethan angeht.. wir wissen ja inzwischen alle, dass Alex mir über ihn hinweg helfen kann.

Es ist eine gute Möglichkeit ihn zu vergessen, ohne alles zu verdrängen. Genau das, was ich nach meinem kleinen Gefühlsausbruch brauche—Ethan hat auf meine Nachricht übrigens mit Okay. Ich liebe dich, Schatz. geantwortet und ich habe mir seit dem nicht die Mühe gemacht ihn irgendwie zu kontaktieren—immer noch zaghaft aber entschlossen nicke ich also und bringe Penn mit meinen Worten zum hüpfen. „Okay ich komme mit. Aber ich ziehe nichts davon an!", na ja also ich bringe sie erstmal zum hüpfen.

„Hälfte, Hälfte?", sie zieht ihren Piercing zwischen die Lippen und schaut mich mit scheinheiligen Rehaugen an.

„Viertel Party, Dreiviertel meins."
                                 *     *     *
Als ich am nächsten Tag über den Campus laufe, meinen Koffer hinter mir über den Steinboden her ziehe und versuche mit meiner Sonnenbrille meine Pandaaugen zu verstecken, könnte ich mir glatt an die Stirn klatschen.

Im Grunde ist nichts Schlimmes daran mit seinem besten Freund zu verreisen, doch wenn du aus unerklärlichen Gründen anfängst die sexy Armmuskeln deines ‚besten Freundes' zu beachten, sieht die Sache ganz schnell ganz anders aus.

Ich laufe auf Alex zu, der ein paar Meter von dem Tourbus der Band entfernt steht und umarme ihn zur Begrüßung. „Hey Kleines, heute mal kein Pennerlook?", amüsiert zieht er eine Augenbraue hoch und ich verdrehe die Augen, als sein Blick über meinen Körper wandert. Penn zuliebe habe ich heute auf meine Jogginghose verzichtet und stehe nun in einer zerrissenen Mom-Jeans, einem engen Crop Top und beigefarbenem Cardigan vor ihm.

Er lacht, doch wird wieder ernster als er mein zögerndes Gesicht bemerkt: „Hey, Bee das wird toll! Du hast gar keinen Grund nervös zu sein, die meisten Jungs kennst du schon und Sean ist auch ziemlich cool." „Sean?" Er nickt. „Unser neuer E-Gitarrist. Du weißt schon, wegen Joey."
Ich gebe ein zustimmendes Geräusch von mir und Alex dirigiert mich Richtung Bus.

Der schwarze Tourbus ist in zwei Etagen aufgeteilt. Unten komme ich den ebenso schwarzen Ledersitzen entgegen, auf denen die Jungs und Cam, der Busfahrer, sitzen.
„Bee, die Jungs kennst du ja bereits. Und das", er deutet auf einen großen jungen Mann mit schwarzen Haaren: „ist Sean. Unser neuer E-Gitarrist. Jungs, das ist Blake und wir sind Ihr Ablenkungsmanöver." Ich winke schnell und die Jungs nicken mir zu.
„Soll ich dir den Bus zeigen? Ist lange her."
Ich war erst einmal im Tourbus, was allerdings schon ein Jahr her ist, und habe mich da nicht sonderlich voll gefühlt wegen den ganzen Groupies, die die Jungs mitgenommen hatten. Ein weiterer Grund zur Sorge.

Hinter den Ledersitzen befindet sich eine kleine, eingebaute Küche—die die Jungs, nehme ich mal an, nicht außergewöhnlich oft benutzen—und eine Zocker-Ecke mit Fernseher, PlayStation und allem drum und dran.
Alex führt mich die Treppe hinauf und ich komme gut zwölf Schlafkojen, alle ordentlich gemacht, entgegen. „Da hinten", mit einer schnellen Bewegung deutet er auf eine Tür hinter den Schlafplätzen. „Befindet sich ein kleines Bad und hier ist der Ort, an dem magisches passiert.", er öffnet die Tür zu zweifellos dem größtem Raum des ganzen Busses und gibt den Blick auf ein mit schwarzer Seide bedecktes Doppelbett frei.
„Eigentlich hat Adam das Zimmer für sich beansprucht, doch für diese Woche gehört es uns Beiden ganz alleine.", er wackelt mit den Augenbrauen und ich lache, bevor ich „Ich komme mit einer Schlafkoje zurecht, danke trotzdem." sage. „Bist du dir sicher? Du sollst es nicht bereuen..." „Alles bestens, Alex."
* * *
„So, und was macht ihr auf einer langen Fahrt?", wir gammeln seit einer Stunde auf den Ledersitzen rum und machen buchstäblich garnichts. Der erste Stop ist, wie ich den Gesprächen zwischen Alex und Cam vorhin entnommen habe, in Roseburg, was 178 Meilen von Portland entfernt ist. Somit brauchen wir rund drei Stunden und inzwischen ist es einfach nur langweilig.

„Ach das Übliche. Tom Astor hören, Sekundenschlaf, heimlich wichsen." „Adam jetzt verschreck sie doch nicht sofort wieder! Manchmal machen wir auch produktive Sachen. Wir stecken uns die Kopfhörer in die Ohren und machen Steuererklärungen, oder komponieren einen neuen Hit." „Oder wichsen heimlich.", ich pruste los, als Alex Adam ein Kissen an den Kopf wirft und dieser nur grinsend „Und manchmal machen wir eben garnichts." erwidert.

„Ich würde ja Trinkspiele vorschlagen, aber ich glaube die heben wir uns für einen späteren Teil der Tour auf.", meint Joan nachdem Alex und Adam aufgehört haben sich mit Kissen zu ermorden.
„Wie wäre es mit Songtexte raten? Ihr seid doch eine Band und...", schlage ich vor, doch werde schon von Sean unterbrochen: „Das klingt toll! Und Joan? Es ist nie zu früh für ein Trinkspiel.", er zwinkert und wir lachen. „Okay, aber nicht mehr als zwei Shots jeder. Wir müssen noch spielen. Und Adam, du mischt dir Honig in den Whiskey!", fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch, doch Alex lächelt mich nur an und ich zucke die Schultern, als Joan schon den Whiskey holt.

„I got a lot of things on my mind right now
A million ways to think about you
I can't say I expected anything different
'Cause the way you complicate me's simple, yeah.", nach ein paar Runden hatte schon so ziemlich jeder seine zwei Shots und nun ist Alex an der Reihe mit singen. Wie gebannt starre ich auf seine schönen, vollen Lippen und blende den Rest ganz aus.

„Ba da ba da ba, ba da ba da ba
She didn't stutter, my chest flutters
Cardiac attack in the cradle of the summer
Ba da ba da ba, ba da ba da ba
I'm superstitious, the kid's vicious
Bubblegum smile, taste the cherry on her lips.", die Worte fließen nur so aus ihm hinaus und ich kann nicht anders als mir auf die Lippe zu beißen und ihm tief in die Augen zu schauen.

„You know I want you in the worst way
I need you like cake on my birthday
The way you operate is so sweet
I need you like cake on my birthday.", bei diesen Zeilen ist es um mich geschehen und ich kaue nur so auf meiner Unterlippe herum, um dem Drang zu widerstehen Alex hier und jetzt anzuspringen und ihm die Kleidung vom Körper zu reißen.

„Ba da ba da ba, ba da ba da ba!", aufeinmal trällern sie alle los und reißen mich somit aus meinen unkeuschen Gedanken. Erschrocken blicke ich sie an. „Du bist die Letzte, die Birthday von All Time Low nicht erkennen würde. Was ist denn los?", Alex schaut mich besorgt an und ich schlucke nur und lächele schüchtern: „Ich war in Gedanken. Wo ist der Whiskey?"
* * *
Ein paar Stunden später trotte ich hinter den Jungs in den Backstage Bereich und fühle mich in meinen dunkelblauen Leggings und dem schwarzen Top bei dem Anblick der ganzen halbnackten Frauen mehr als nur underdressed.

Die Jungs tauschen ein paar letzte Worte, bevor Alex sich zu mir umdreht und scherzt: „Lauf bloß nicht weg." „Na los, geh schon!", lachend scheuche ich ihn auf die Bühne und schlucke den Klos runter, der mich tatsächlich dazu bringen möchte einfach abzuhauen und mir diese ganzen Weiber dort draußen nicht zu geben.

Der Auftritt ist wie immer wunderbar. Adam heizt die Menge an, scherzt mit ihr, die Jungs spielen super, Alex und Adam singen fantastisch und bei Alex Anblick schaffe ich es tatsächlich die riesigen, wippenden Brüste direkt vor den Augen der Jungs zu ignorieren.

Seine braunen Haare sind verzottelt, sein
T-Shirt enganliegend und betont seine Bauchmuskeln. Zusammen mit seiner verwaschenen Jeans und den Schweißperlen auf seinem ganzen Körper sieht er einfach nur göttlich aus.
„Like a snack.", hallt mir Penns Stimme durch den Kopf, als sie in der zehnten Klasse einen Referendaren ziemlich heiß fand. Kurze Zeit später sah sie ein, dass es illegal war etwas mit ihm anzufangen und schmollte zwei Tage lang.

„Was gibts denn zu schmunzeln?", ich habe garnicht bemerkt, dass die Jungs von der Bühne gekommen sind, jetzt wie ein Rudel Wölfe um mich herumstehen und Wasser in sich hineinstürzen.
„Gar nichts. Ihr wart toll!", versuche ich vom Thema abzulenken und Alex grinst wissend, bevor er sich an Adam wendet: „Wir gehen noch ins Angels, zur Feier des Tages."

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