Kapitel zwei

Langsam und zielgerichtet ging Shanks durch die Gänge der Red Force und stoppte vor der letzten Tür in dem Teil des Schiffes in dem die Kajüten lagen. Behutsam öffnete er diese und erblickte das junge von ihm gerettete Mädchen, welches sich ängstlich an das Kopfende ihres zugeteilten Bettes gedrückt hielt, während sein Schiffsarzt versuchte beruhigend auf sie einzureden. Nachdem er hörte das sie aufgewacht war, hatte er sich augenblicklich auf den Weg gemacht um nach ihr zu sehen. Der Rothaarige legte seine Hand auf die Schulter des Arztes und zeigte ihm mit einem Lächeln das er es mal versuchen wollte. Sein Untergebener verstand und machte den Platz frei. "Die Wunden sind nicht allzu schlimm auch wenn sie einige Narben aufgrund der Verbrennungen zurückbehalten wird", informierte er den jungen Mann bevor er das Zimmer verließ, einen letzten Blick auf die Weißhaarige werfend. Shanks nickte, sah ihm nach und wendete sich dann seinem Gast zu. Statt auf den Stuhl, setzte sich der Rothaarige auf die Bettkante nachdem er die letzten Schritte zu dieser überbrückt hatte und lächelte das Mädchen freundlich an. Kurz musterte er sie. Sie wirkte völlig eingeschüchtert und behielt ihre Stellung bei, ihre hellblauen Augen misstrauisch auf ihn gerichtet. "Mein Name ist Shanks und du befindest dich zur Zeit auf meinem Schiff", begann er. Sie nickte kurz, bewegte sich keinen Zentimeter und behielt ihr wachsames Auge auf den freundlich wirkenden Mann. Der Arzt hatte ihr erzählt, dass der Captain sie beschützt hatte als die Wachen sie mitnehmen wollte. Danach hatte er sie mitgenommen und hierher gebracht, bis sie wussten was mit ihr geschehen sollte.

Wenn ein Mensch einen anderen beschützte obwohl ihm dieser völlig unbekannt war, konnte dieser doch nicht schlecht sein oder?

"Versuchsobjekt 305", gab sie nach einer kurzen Zeit der Stille ihren Namen preis, der ihr all die Jahre eingetrichtert wurde und entspannte sich etwas, während der Captain stutzte. Die Augenbrauen hochgezogen schüttelte er den Kopf und lächelte dann wieder. "Es wäre umständlich dich so zu rufen. Du wirst doch sicher auch einen anderen Namen haben, also einen richtigen. Den, den dir deine Eltern gegeben haben." Das Mädchen sah zu ihrem Beschützer und schmälert die Augen. Natürlich hatte sie einen solchen Namen. Was aber sollte man antworten, wenn man jahrelang dafür geschlagen wurde, sollte man diesen nennen? Kurz überlegt setzte sie sich aufrecht hin, drückte sich langsam an die Wand an der das Bett stand und rutschte somit etwas in seine Richtung. "Lilith", gab sie nach dem kurzen Zögern und einem tiefen Atemzug von sich. Ihr Körper entspannte sich mit jedem Augenblick den er in der Nähe war. Seine Ruhe schien sich langsam auf sie zu übertragen. Er hingegen blieb einfach sitzen, beobachtete die Reaktion ihres Körpers und grinste breit, als er ihren wirklichen Namen hörte. "Das klingt doch schon besser. Nun denn Lilith. Wie schon gesagt befindest du dich auf meinem Schiff, bis mir klar ist, wie es mit dir weiter geht und..." er stockte als der Magen des Mädchens laut und deutlich auf sich aufmerksam machte. Die Weißhaarige sah entschuldigend zu Shanks während ihre Hand auf dem Bauch ruhte in der Höhe in der sich der Magen befand. Es war ihr peinlich und zutiefst unangenehm zumal sie damit den Redefluss des Mannes unterbrochen hatte. "Entschuldigung", nuschelte sie woraufhin der Rothaarige in schallendes Gelächter verfiel. Sie zuckte zusammen und rutschte noch ein wenig näher an die Wand, sah den Mann fragend an, konnte sie seine Reaktion nicht verstehen. "Dafür brauchst du dich doch nicht entschuldigen", lachte er immer noch herzlich und sah amüsiert auf sie herab. Lilith legte den Kopf schief und fragte sich warum er denn lachte. Sie hatte ihn schließlich unterbrochen und grundsätzlich duldeten Erwachsene dies nicht wie sie aus Erfahrung wusste. "Wie wäre es, wenn ich dich in die Kombüse bringe und du erst einmal etwas isst. Scheinst länger nicht in den Magen bekommen zu haben?", fragte er immer noch schmunzelnd, als er sich wieder beruhigt hatte. Etwas zögerlich nickte das Mädchen, wartete das der Rothaarige aufstand und rutschte dann langsam in Richtung der Bettkante. "Ich verspreche dir, meine Männer werden dir nichts tun, waren sie um dein Wohl genauso besorgt wie ich. Sie werden sich sicher freuen zu sehen dass du über den Berg bist", grinste Shanks und hielt ihr die Hand entgegen. Überrascht sah sie von der Handfläche, die er ihr entgegen streckte in sein Gesicht und wieder zurück ehe sie diese zögerlich nahm. Anders als von ihr vermutet, wurde sie sanft und vorsichtig auf die Beine gezogen. Als sie stand, löste sie ihre Hand aus seiner und wurde auf den Stoff aufmerksam den sie trug und der an ihrem Körper herunterhing. Die Arme ein wenig gehoben sah sie sich das viel zu große Hemd an und blickte dann fragend zu dem Captain der Red Force. "Entschuldige, dein Nachthemd war ziemlich hinüber und wir haben nichts in Kindergröße", sagte Shanks als er ihren Blick bemerkte. Er tat einen vorsichtigen Schritt auf sie zu um sie nicht zu verschrecken, hockte sich vor sie hin, bevor er das übergroße Hemd etwas hochzog und an der einen Ecke zuknotete. Er spürte wie sich der kleine Körper anspannte, aber dennoch ruhig stehen blieb. Ein schmales Leinentuch, welches an den Bettfosten gebunden war, band er um ihre Hüfte als wäre es ein Gürtel und trat schließlich ein Stück zurück nachdem er sich erhoben hatte. "Wer sagt es denn, es ähnelt nun einem Kleid", gab er zufrieden grinsend von sich. Erneut fiel der Blick Lilith's auf den Stoff den sie trug und fragte sich was genau daran an ein Kleid erinnern sollte, zuckte dann aber mit den Schultern was sie im Augenblick danach auch gleich wieder bereute. Zischend ließ sie ihre Hand an die rechte Schulter gleiten und verharrte auf dem Verband, der ihr umgelegt wurde. Sie erinnerte sich an die Verletzungen und wie sie diese bekommen hatte. "Das wird noch eine Weile weh tun, aber du wirst sehen mit der Zeit wird es weniger", holte Shanks sie aus ihren Gedanken zurück. Sie sah zu ihm hoch und nickte. Zwar wurde sie noch nie angeschossen, allerdings wusste sie was es hieß Schmerzen auszuhalten. "Na dann komm"

Wieder reichte er ihr seine Hand und erneut zögerte sie. Von ihm schien wirklich keine Gefahr auszugehen und dennoch... Der Doktor war am Anfang auch sehr freundlich und hilfsbereit gewesen, verwandelte sich mit der Zeit aber in ein wahrlich verrücktes Monster. Sie schauderte, was Shanks nicht verborgen blieb. "Na komm ich beiße nicht, ich will nur nicht das du dich auf dem Schiff verläufst", versuchte er sie zu ermuntern und ihr vielleicht ein wenig die Angst zu nehmen. Langsam und vorsichtig legte sie ihre Hand in seine. "Siehst du, nichts passiert", grinste der Rothaarige und führte sie, den leicht verkrampften Griff spürend der von ihr kam, aus der Kajüte in die Gänge des Schiffes. Zielgerichtet durchschritt der sein schwimmendes Heim, während Lilith sich das ganze nun näher ansah. Noch nie hatte sie ein Schiff gesehen, geschweige denn war sie auf einem gewesen und die kindliche Neugier, die auch sie besaß, gewann die Oberhand. Sie musterte die vielen Abzweigungen und Gänge, die ganzen Türen und fragte sich wo diese wohl alle hinführten. "Das ist wirklich dein Schiff?", fragte sie unbewusst, als sie die Größe bestaunte. "Könnte man so sehen, obwohl es als Zuhause für meine gesamte Mannschaft dient", antwortete er, erfreut darüber das sie anscheinend etwas lockerer wurde, spürte er wie die Anspannung ihrer Hand mit der Zeit nachließ. "Und was bist du?", fragte sie weiter von der Neugierde geleitet. "Ich? Ich bin ein Pirat", antwortete er und wartete auf eine Reaktion. "Piraten sind nicht nett und helfen kleinen Mädchen sicher nicht aus ihrem Gefängnis, nehmen diese mit und kümmern sich auch noch um sie", gab sie fast spottend zurück. Shanks blieb stehen und drehte sich verwundert um. Lilith zuckte zusammen, bemerkte das sie, wenn auch unbewusst, mal wieder nicht auf ihre Wortwahl geachtet hatte. Ihre Augen zusammengekniffen wartete sie auf die kommende Strafe, die sie sonst immer für ihr loses Mundwerk erhielt. Nichts dergleichen geschah und sie öffnete überrascht die Augen, als sie die warme Hand des jungen Mannes auf ihrem Kopf liegen spürte. "Weißt du Lilith. Nicht alle Piraten sind böse. Es gibt auch Piraten die ein Herz für Kinder haben und es nicht mit ansehen können sollten diese gequält werden. Wir sind eben solche Piraten", erklärte er ruhig und lächelte. Die Weißhaarige nickte verstehend und folgte dem Captain weiter seine Hand haltend. Sie hielten vor einer Tür und Shanks wendete sich erneut an sie. "Du brauchst keine Angst zu haben", wiederholte er und pausierte kurz, bevor er das Wort erneut an sie richtete, weil Lilith zur Tür blickte hinter der es ziemlich laut war. "Die Jungs sind echt nett und freuen sich schon darauf dich kennen zu lernen. Bleib an meiner Seite, solltest du dich dann sicherer fühlen", fuhr er fort woraufhin das Mädchen nickte und sich etwas hinter dem Rothaarigen versteckte, als sie den Raum betraten. Ben wurde als erstes Aufmerksam und sah lächelnd dabei zu, wie das Mädchen die Hand des Captain hielt und vorsichtig hinter seinen Beinen hervorlugte. Die anderen folgten dem Blick des Vizen und freuten sich, wie er, das Shanks es geschafft hatte sie zu beruhigen. Der Arzt meinte sie sei völlig verängstigt gewesen, als sie aufwachte, aber der Captain hatte anscheinend einen Draht zu ihr gefunden. "Männer, darf ich vorstellen unsere vorläufige Begleitung, Lilith", wandte sich der Rothaarige an seine Crew und grinste über das schüchterne Verhalten des Mädchens hinter ihm. Langsam ging er weiter. Als sie an den Tisch kamen, beschloss er ihr den Platz zwischen Ben und sich selbst zu geben, wusste er dass sie dort etwas Ruhe hatte. Lilith hingegen fühlte sich etwas unbehaglich, spürte sie die neugierigen Blicke auf sich. Auch die herrschende Stille seit ihrem Eintritt in den Raum, ließ es nicht besser werden. Ihre Hände ineinander verschränkt, begann sie diese zu kneten und sah auf ihren Schoß. "Jungs, jetzt hört auf sie anzustarren... und Lou, bring mir mal was zu essen für die Kleine, ich fürchte sie hat einen riesigen Hunger", sagte Shanks mahnend und wandte sich anschließend an einen seiner besten Männer. Die Crew nickte dem Captain zu und speiste weiter, während Lou der Bitte nachkam und einen Teller mit einer riesigen Portion voller Leckereien vor das Mädchen stellte, die ungläubig auf die ganzen Köstlichkeiten starrte. "Ist das alles für mich?", fragte sie und der Duft stieg ihr bereits in die Nase, was ihr den Speichel in den Mund trieb. "Hau rein. Solltest du das alles schaffen, was ich jedoch bezweifle, kannst du gerne noch mehr haben", lachte Shanks bei dem begeisterten Gesicht des Mädchens. Das Eis schien gebrochen. Sie langte nach einer Gabel und begann das Essen förmlich in sich reinzuschaufeln. "Langsam Mädchen. Wenn du länger nichts hattest, solltest du nicht so viel auf einmal zu dir nehmen, das findet seinen Weg nämlich sonst wieder heraus", warnte der Arzt überrascht von der Gier die sie an den Tag legte. "Ach lass sie doch, wenn sie Hunger hat", lachte Shanks und auch seine Männer wurden nun wieder aufmerksam, sahen erstaunt wie das Mädchen eher inhalierte als kaute und schluckte. "Mein Magen verträgt so einiges, selbst wenn ich länger nichts gegessen habe, stören die Mengen nicht. So ein Wolfsmagen hält nämlich ordentlich was aus", gab Lilith gerade glücklich und mit vollem Mund von sich. Fragende Blicke lagen auf ihr und erneut war es still geworden. Das Mädchen schien dies aber gerade nur wenig zu stören war sie voll und ganz damit beschäftigt gierig den Teller zu leeren den ihr dieser Lou vor die Nase gestellt hatte. Den Teller ruck zuck geleert, seufzte sie zufrieden und lehnte sich zurück an die Lehne des Stuhls auf dem sie saß. "Das nenne ich mal einen Mordsappetit", lachte Shanks erneut, froh darüber das sie gerade so unbeschwert schien.

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