Kapitel 2: Du verstehst mich

Lina POV

Ein paar Wochen vergingen. Langsam aber sicher hatte ich mich an die Arbeit gewöhnt. Ich verlief mich nicht mehr in dem großen Gebäude und langsam aber sicher konnte ich mir die Namen von meinen Kollegen merken. Eigentlich wäre alles so einfach, wäre da nicht diese eine Person gewesen. Mina. Sie war jemand, man könnte sie als meine Vorgesetzte bezeichnen. Doch sie ist so eine Hexe! Egal was ich tue, ihrer Meinung nach ist es falsch. Ich stelle eine Sache vor, sie kritisiert sie sofort. Und ich sei viel zu langsam ihrer Meinung nach. Sie raubte mir meine Motivation und Energie.

„Was kannst du eigentlich richtig machen, Lina?!" wir organisierten gerade ein paar Stage Outfits für Monsta X nächste Comeback Stage. Sie warf die Klamotten gegen mein Gesicht. „Ich habe dir gesagt die Hose soll Schwarz grau gestreift sein und nicht schwarz-weiß!", rief sie wutentblößt. Ich sah nochmal auf den Zettel den sie mir heute Morgen gereicht hatte. Dort stand in großen Buchstaben ‚schwarz-weiß gestreifte Hose'. Ich reichte ihr den Zettel und sagte kleinlaut: „Hier stand das aber drauf..." Ihre Augen wurden voller Wut. Sie nahm den Zettel, zerriss ihn vor meinen Augen und gab nur schnippisch von sich: „Mir egal was dort stand, ich habe es dir gesagt. Spreche ich chinesisch oder was? Wenn was richtig gemacht werden soll, muss man es immer noch selber machen! Hab gefälligst mehr Respekt vor deinen Vorgesetzten!" Sie schnaufte wutentbrannt, nahm die Hosen und stürmte genervt nach draußen, dabei die Tür so fest zuschlagend, dass sie fast aus den Angeln fiel.

Ich seufzte. Das war schon das dritte mal das ich diese Woche angeschrien wurde. Langsam zweifelte ich daran, ob ich diesem Job gewachsen sei. ‚Ich brauch kurz ne Pause', dachte ich zu mir selbst und fischte kurz meinen Geldbeutel aus meinem Rucksack. Daraufhin machte ich mich auf den Weg zu einem Getränkeautomaten und kaufte mir eine kalte Pepsi.

„Ahh, mein Favorite", stöhnte jemand, klaute mir meine Pepsi aus meiner Hand. Ich drehte mich wütend um. „Wonho! Gib mir meine Pepsi wieder", rief ich und sprang um sie aus seiner Hand zu stibitzen, doch Wonho wich mir gekonnt aus. Er lachte nur, es machte ihm sichtlich Spaß mich zu ärgern. Doch ich war nicht wirklich in der Stimmung dafür. „Gut! Behalt sie halt!", schmollte ich und ging in die entgegengesetzte Richtung von ihm. „Lina, hey Lina!" Wonho rief mir hinterher, doch ich veränderte meine Schrittgeschwindigkeit keinen Stück. „Hey, Lina, es tut mir leid." Er hatte mich eingeholt und klammerte sich nun an meinen Arm. Ich sah ihn so böse an wie ich konnte. „Hmmm, es tut mir leid okeyyy—vergib mir", Wonho packte sein aegyo raus und sah mich mit seinem Puppy Blick an. „Hmmm", machte er wieder. Wie konnte ich bei sowas nur hart bleiben? Ich musste lachen. „Du hast gelacht? Haha also alles gut?", schmunzelte Wonho und sprang vor mir herum. Ich seufzte nur. Wonho sah hektisch um sich, bis eine Sitzbank seinen Blick einfing. Er nahm mich an beiden Schultern und drückte mich auf die Bank. Ich sah ihn verwirrt an, aber er lächelte mich nur an und sagte: „Warte hier kurz." Ich tat wie mir befahl und Wonho sprintete kurz weg.

Jetzt war ich hier wieder alleine. Wonhos kurzer Besuch hatte mich für eine Sekunde aufgemuntert, aber da er jetzt weg war, kreisten wieder meine Gedanken. Und ich musste wieder an heute Morgen denken. Und an die Male davor. Ich merkte, wie mir langsam die Tränen zu Kopf schossen. Ich versuchte sie zwanghaft zurück zu halten.

„Ich habe dir ein Neues gekauft, aber...", plötzlich hörte ich Wonhos Stimme und blickte auf. Doch es war schon zu spät. Tränen liefen mir aus den Augen.

Wonho lief auf mich zu und sah mich besorgt an. „Lina, habe ich was Falsch gemacht? Wenn es wegen der Pepsi ist, ich hätte nicht gedacht, dass es dir so wichtig ist, es tut mir leid! Was soll ich tun...", panisch redete Wonho auf mich ein. Ich wischte mir schnell die Tränen mit meinem Pulliärmel weg und schüttelte den Kopf. „Es ist nicht wegen dir, Wonho", versicherte ich ihm, starrte aber gefasst auf den Boden. Langsam setzte sich Wonho neben mich und verweilte so eine Weile. Nach kurzer Zeit brach er aber die Stille. „Falls...falls du drüber Reden willst, ich bin da", murmelte er leise, aber laut genug das ich es hören konnte. Und normalerweise würde ich nicht mit jemandem, den ich gerade seit kurzer Zeit kenne, über meine Probleme reden. Aber etwas an Wonhos Art und Weise...die Art wie er redete und mir anbot, mich auszukotzen...hatte etwas Tröstliches, etwas Vertrautes.

Also erzählte ich ihm Alles. Das von heute Morgen und auch von den Malen davor. Nervös spielte ich mit meinen Fingern und hob meinen Blick nur ab und zu um Wonhos Reaktion zu sehen. Ich hatte Angst, dass ich ihn möglicherweise langweilen könnte, doch er sah mich eindringlich an, so intensiv, als hätte er Angst ein Wort zu verpassen.

Als ich fertig war, starrte er nach vorne und schwieg einen Moment. Danach schnaufte er kurz auf, wie ein kleines Grinsen, aber nicht so, als fände er es lustig, sondern als würde er sich an etwas erinnern. „Weißt du, damals als ich angefangen hatte, da war ich in einer ähnlichen Lage wie du. Meine Vorgesetzten schrien mich ständig an und egal wie hart ich arbeitete, nichts wollte richtig laufen. Ich zweifelte so oft daran, ob ich den richtigen Weg gewählt hatte. Aber ich war schon zu tief drinnen, als das ich jetzt alles hinschmeißen konnte. Und ich habe einfach weiter gemacht...und stehe jetzt hier, direkt vor dir", er grinste schief. Daraufhin sah er mir wieder ins Gesicht. „Also Lina, willst du jetzt wirklich aufgeben?"

Meine Augen weiteten sich. Er hatte Recht. Es war dumm deswegen sich so aufzuregen. Ich war schon zu weit gekommen. Als mir das klar wurde, stiegen mir erneut die Tränen unweigerlich zu Kopf. Es war mir sichtlich unangenehm vor Wonho zu heulen, ich drehte mich panisch von ihm weg. Wonho stand schnell auf und klopfte meinen Kopf sanft. „Und wenn es zu schlimm wird, komm einfach zu mir, ich regle es für dich", sagte er leise ehe er wegging. Und ich fühlte mich viel besser danach. Nicht nur, als wäre ich getröstet worden, sondern als hätte ich einen wirklich guten Rat bekommen. Und auch jemand wie Wonho hat genau dieselben dummen Sorgen wie ich. Ich atmete noch einmal tief ein und aus und machte mich dann wieder auf den Weg zurück. Schließlich lässt sich die Arbeit nicht von selbst erledigen. 

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