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„Rena!", sagte dann das Rothaarige Mädchen das die Rhön-Luna war, nun doch wieder viel mitleidiger klingend zu ihr und sie blickte doch wieder aufgewühlt zu ihr hin.
„Ich weiß hier wohl von uns allen gerade als einzige ganz genau wie du dich fühlst. Und ja, das ist Scheiße! Ich hab genau das, was du gerade empfindest, auch mit Leon durch. Er hat mich gefoltert, als ich gerade zwölf war, auf Befehl eines anderen, brutalen Alpha hin. Doch als ich dann zu ihm in die Rhön entführt wurde, weil ich dann doch noch meine Position bei ihm einnehmen sollte, lag letztlich er winselnd vor mir am Boden.
Denn wenn ihr beide Mate seid, fällt alles was er dir tut direkt auf ihn zurück, das kannst du mir glauben.
Ach ja... und noch ein Tipp für dich. Da du ihn ja echt fürchtest und er dich wohl auch nicht so besonders gut leiden kann... lass dich bei dem Matebiss und bei deiner Hitze besser Teasern oder betäuben, okay? Sonst wird das vielleicht echt peinlich für dich. Ich meine... Immerhin sind wir gebissene Menschen. Für Leon war das ganze noch mal anders, wie für uns, weil er als sehr junges Kleinkind gebissen worden ist und deshalb auch schon früh zum Wolf wurde. Er ist damit aufgewachsen so wie sie zu sein und zu denken, wir aber nicht. Und auch wenn Gideon nun denkt, er kommt vielleicht doch noch irgendwie darum herum, wäre es besser du würdest jetzt einfach mal zu ihm gehen und ihm erklären, dass dieses Problem nicht von alleine verschwinden wird. Er muss jetzt das Beste für sein Rudel tun. Und du auch, Rena. Denn glaube mir, als einsamer Wolf, der seinen Mate kennt aber abgelehnt hat oder abgelehnt wurde, lebt es sich wirklich Scheiße. Dir würde immer etwas fehlen und du würdest vermutlich auch früh zum Rogue mutieren und sterben. - Ebenso Gideon.
Also sage ihm bitte, dass er hierauf nun keinen Einfluss mehr hat und auch nicht mehr mit den Regierungsmenschen verhandeln kann. Entweder er beißt und akzeptiert dich ... oder er verliert sein Territorium.", sprach sie sichtlich unwohl aussehend weiter.

Okay...?!

Rena hätte jetzt am liebsten den Laptop gepackt und an die Wand geschmissen. Sie wollte das alles nicht mehr hören. Die waren doch verrückt hier. Die hatten sie mitten in eine Falle gelockt, oder? Zu einem Alpha gebracht, der sie weder mochte, noch hier haben wollte.

„Bitte Versuch einfach, ihm eine Chance zu geben. Wie gesagt... so schlimm ist er gar nicht, wie er gerade tut. Und das tut er doch auch nur aus Zorn über diese verfahrene und für euch beide zwingende Situation.", mischte sich auch noch mal Alpha-Luna Mia ein.

Rena aber schüttelte nur wieder zittrig durchatmend den Kopf und kämpfte mit den Tränen.
„Zögert das ganze bitte nicht mehr so lange heraus, Ja? die Regierung wird da ganz sicher bald schon einen Menschen bei euch vorbeischicken, der das dann noch mal offiziell dokumentiert, dass die Matenehmung auch wirklich passiert ist.", meinte auch Alpha Leonidas nun wieder ziemlich düster und sorgenvoll.
„Das schließt dann übrigens auch den Luna-Walk mit ein! An dem muss jeder einzelne Wolf des Rudels teilnehmen, ob er nun will oder nicht. notfalls muss Gideon den Alpha-Bann benutzen. Denn nur so wirst du dann letztlich wirklich zur Luna des Nord-Rudels, okay!?", nickte Marnie ihr noch einmal hilflos die Haare raufend zu. Doch Rena war nicht mehr fähig darauf zu reagieren. Ihr Herz explodierte nun schon fast so schnell raste es ihr durch die Brust.

„Das sagen wir dir jetzt übrigens auch alles nur, damit du nun auch wirklich Bescheid weißt, was noch auf dich zukommen wird. Denn die anderen Luschen hier im Chat trauen sich das ja gerade wieder nicht, - weil du sowieso schon fast am Boden liegst."
„Nein, Marnie, das hat nichts mit Frauen zu tun... es ist nur einfach nicht unsere Aufgabe...!", murmelte Mia finster, doch da brauste die rothaarige nun doch wieder auf.
„Ach ja? Ist es nicht??? Dieser Alpha und diese Luna sind beide geborene Menschen und kennen sich ein Scheißdreck mit euren blöden Regeln aus! Also was bitte ist dann deine Aufgabe, so als Mitglied des Alpharates? Und warum hast du darauf bestanden jetzt und hier mit zu chatten, wenn du gar nicht vorhattest, auch nur in irgendeiner Art und Weise unterstützend zu wirken?
Mit... So schlimm ist er gar nicht... Kann Rena gerade garantiert nichts anfangen, so wie Gideon sich verhält und blockt.
Also willst du sie weiterhin vollkommen ahnungslos lassen und damit ins offene Messer rein laufen?
- Verdammte Scheiße, genau das hast du schon damals bei mir gebracht, und mir nichts davon gesagt, dass Leon mein Mate ist.
Willst du dich eigentlich dann nun Zeit Lebens aus allem heraus halten, selbst wenn da demnächst wieder kranke Wölfe lange bei dir zu Gast ins Rudel kommen und keinen Plan über ihre weitere Zukunft haben?
Rena hatte sogar schon die Hoffnung, Asyl im Taunus finden zu können, weil du einfach nichts gesagt hast!
Du hast sie noch nicht einmal im mindesten vorgewarnt. Also, dass sie einen Mate im Nordrudel hat. Und auch nicht, dass sie bald in ihre erste Hitze kommt und deshalb gehen musste."
„Sie wäre sicher nicht in den Bus gestiegen, wenn wir ihr das so mitgeteilt hätten...", versuchte nun auch Torben seine Frau zu verteidigen.
„Das macht es auch nicht besser, Torben.", mischte sich aber nun wieder Leonidas ruhig ein. „Für Luna Rena sieht das nun sicher aus wie Verrat an ihr, wenn nicht sogar Betrug. Und das, was nun alle um sie herum, angefangen mit Mia von ihr verlangen, ist nichts anderes als eine fiese Erpressung!"
„Genau!", warf auch wieder Marnie erbost ein.
„Gideon benimmt sich da gerade wie die Axt im Walde, was er so eigentlich auch nicht sollte. Er wusste immerhin schon wer sie ist und hat sie nun aber verängstigt und verstört. Eigentlich wäre es ihr gutes Recht daraufhin zu gehen. Also warum sollten wir ihr nicht Asyl bei uns in der Rhön anbieten, nur damit das Nordrudel, das es gerade mit ihrer eigenen Luna komplett verkackt hat, unbeschadet durch den Sturm kommt?
Sie hatten jetzt wieder Monate Zeit um zumindest ihre Klinik auszubauen. Und Ihr habt ihre Ärztin doch auch noch weiter ausgebildet und ihr dringend empfohlen, das Krankenhaus einzurichten um endlich unabhängig zu sein. Aber alles, was wir jetzt wieder gehört haben, ist, dass ihre Krankenstation aus einem Rohbau-Raum besteht, der eine Apotheke enthält, die noch nicht einmal eingeräumt ist, und ansonsten nur eine schmale Untersuchungsliege vorweist.
Für kranke Wölfe gibt es also keinerlei Annehmlichkeiten und Gideon kümmert sich einen Dreck um seine Mate, wie er es nun aber eigentlich müsste..."

Okay, das war's...

Rena griff sich einfach aufkeuchend den Deckel des Laptop und schlug es heftig zu.
Ende aus...

Was auch immer sie Gerade ritt... einfach zwei Alpha Paare aus zwei unterschiedlichen Territorien abzuwürgen. Aber sie konnte nicht mehr.
Und sie konnte auch nicht mehr länger hier auf diesem unbequemen Stuhl sitzen bleiben, umgeben von so einigen Wölfen, die ihr völlig unbekannt waren, diesem brutalen Rambo angehörten und sie nun schweigend oder bitterernst betrachteten.

„Erpressung...", brachte sie schließlich nicht heraus und atmete erneut zittrig ein und wieder aus. „...trifft es ziemlich genau.", flüsterte sie bebend und stand schließlich zittrig aufkeuchend auf.
„Wenn du möchtest, kann ich dir nun erst einmal dein Zimmer zeigen.", meinte Sieglinde, sehr sanft und auch ruhig sprechend zu ihr. Rena konnte sie allerdings gerade nicht einmal ansehen.
„Ich will kein Zimmer, ich will schnellstens wieder verschwinden. Die spinnen doch, die irren Werwölfe! Mich einfach so herzuschicken, mit so einem Hintergrund ... und euer Rambo-Alpha hasst mich!", ereiferte sie sich wieder und alle sahen sie nur kurz unbehaglich an.
Rena nickte nur erbittert.
„Vielleicht passt ihm ja mein Migrationshintergrund nicht... oder meine Religion. Ich bin eine Hindu! Und meine Haut ist auch nicht so hell wie seine..."
Siglinde schüttelte entschieden den Kopf.
„Daran liegt es ganz sicher nicht. Gideon ist kein Rassist..."
Ist er wohl!", herrschte Rena, die bisher so freundliche Frau wieder einmal aufbrausend an.
„Er hat mich bisher nur einmal gesehen, und sofort gehasst. Warum hat er mich dann eigentlich gerettet?
Ich war in München wirklich bereit dazu zu sterben und bin es noch!", ereiferte sie sich nun am ganzen Leibe bebend und sogar schon hyperventilierend und plötzlich war die Ärztin neben ihr, hielt sie fest und maß ihren Puls.
„Beruhige dich Rena, ... bitte! Atme ruhiger... verdammt, du fällst um... - Rena!!!", rief Doc Helena erschrocken, als sie auch schon zusammenbrach. - Sich einfach nicht mehr auf den Beinen halten konnte...

Ach du...!!!

Doch noch bevor sie mehr tun konnte als die Augen zu schließen und zur Seite weg zu kippen, wurde sie plötzlich von starken Armen umschlugen und aufgefangen. Ein herber aber angenehmer Duft stieg ihr in die Nase und ein gewaltiges Knurren erklang durch das dröhnende Rauschen und piepsen in ihren Ohren. Schon wurde sie aufgehoben und weggetragen. Fort von den lauten Rufen und Protesten, die nun ringsherum erklangen ...

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