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Gideon hielt sie noch eine ganze Weile lang seltsam ruhig fühlend im Arm, selbst dann noch als sie schließlich aufstand, um sich in der Vorratskammer und im Kühlschrank nachzusehen was gerade so da war.
Er schlang einfach einen Arm um ihre Schultern und begleitete sie.
Da gab es allerdings nicht viel Frisches Obst oder Gemüse und das trotz des Winters, bemängelte Rena sofort.
„Wir müssen wohl wirklich noch mal jemanden losschicken. Mit dem hier bekommt man nichts gescheites hin. Zumindest nichts das auch ausgewogen und nahrhaft für uns Wolfsmenschen ist.
Da ... zum Beispiel ... wer von uns kann denn jetzt bitte noch Zwiebeln essen ohne Bauchkrämpfe zu bekommen?
Die sind inzwischen Gift für uns und schaden außerdem unseren inneren Wölfen. Das macht sie doch ganz verrückt.
Und Hülsenfrüchte, die ist hier in Erbsen und Möhren Gemüse in Dosen gibt sind ja nun auch genauso wie weiße und rote Bohnen ein großes Problem für uns.
Das unterdrückt sogar unsere Wölfe, also wer zum Teufel hat das hier eingekauft? Und noch besser gefragt, für wen?
Hatte ihr in letzter Zeit Chili con carne?", fragte sie ihn besorgt, und Gillian nickte nach kurzem nachdenken schließlich ernsthaft. Denn das mit den Zwiebeln und roten und weißen Bohnen wie auch Erbsen wusste er gar nicht.
Sowas stand auch nicht in Rahels Ratgeber...
„Wo hast du das her, dass Zwiebeln und Bohnen und Erbsen für uns gebissene Menschen giftig sind?", fragte er sie überrascht.
„In Bonn haben die Ärzte und Forscher damit die inneren Wölfe von durchdrehenden gebissenen Patienten unterdrückt.
Sie dachten sogar kurz, dass uns Erbsensuppe und rote Bohnen heilen könnten. Doch alles, was dabei herauskam, war nur, dass die Wölfe, wenn sie nachher wieder hochgekommen sind, noch viel schneller zu Rogue geworden sind.
Also solltet ihr das alle besser nicht essen. Der Schaden ist sehr viel größer als der kurzweilige Nutzen.", griff sich sämtliche Zwiebeln und die Dosen mit Erbsen und Bohnen und drückte sie Gideon alle samt in den Arm.
„Entweder wegschmeißen oder an reine Menschen verschenken!
Gib sie am besten den Jungs mit und sag ihnen auch, sie sollen bloß kein Lauch oder andere Zwiebelgewächse mitbringen, auch keine Frühlingszwiebeln.
Ernsthaft, das hättet ihr aber alles schon längst herausfinden können. Die anderen Rudel wissen sicher bestens darüber Bescheid. Und ... ich meine... selbst Hunde vertragen keine Zwiebeln. Das kann für die sogar tödlich sein, wenn sie solche essen. Und wir sind ihnen ja nun doch ein bisschen Art verwandt geworden.
- Auch wenn uns das nicht passt.", fügte sie noch einmal ernsthaft hinzu, als Gideon sie lediglich finster anblickte.
„Also Chefkoch, Rena, sag an, was die Jungs besorgen sollen, und die anderen gehen später noch mal in die Unterkünfte der anderen gebissenen und sortieren dort ebenfalls die Hülsenfrüchte und Zwiebeln aus. Ach ja gibt es noch etwas, was wir nun nicht mehr vertragen?", fragte er sie missmutig
„ Milchprodukte sind Heikel. sowas wie Käse. Viele von uns sind inzwischen laktoseintolerant. Nur wenige gebissene Menschen können das jetzt noch essen oder Quark, Joghurt oder Milch.
Also sollte auch darauf geachtet werden. Das kannst zu schwerem Durchfall führen und Magenverstimmungen. Zuletzt bekommt man dann vielleicht sogar einen Reizdarm und kann sehr krank werden.", erklärte Rena ihm weiter, vollkommen ernsthaft und vollkommen besorgt. Ja, was er alles nicht gewusst hatte. Was sie alle in letzter Zeit gegessen hatten. Wussten die Erwachsenen davon?, fragte er sich unwillkürlich.
Denn wenn es stimmte, was Rena sagte, könnte sein Arschloch vielleicht auch nur deswegen...?

Ach egal... Er würde nun ab sofort darauf achten, was er aß. Er wollte ihn garantiert nicht wieder hervor locken, um sich mit ihm darüber zu unterhalten, was er vertrug und was nicht. Vielleicht wusste er das ja auch gar nicht. Woher auch?

Derweil er die ganzen Dosen und Netze mit Zwiebeln in einen großen Karton packte, der vorne im Flur gestanden hatte, und eigentlich demnächst zu Altpapier hatte gemacht werden sollen, fertigte Rena schon mal eine Einkaufsliste an:

„Wir brauchen frische Sojasprossen, Eisbergsalat, endivien und Chinakohl, vielleicht auch Spitzkohl oder Rotkohl. Dann auch noch mungobohnenkeime, damit wir hier nicht alle noch Skorbut bekommen, so unausgewogen, wie dieser Kühlschrank und diese Abstellkammer aussehen ...
dann noch einen Sack rote Linsen und auch Reis sind für uns okay. Die haben sehr viel weniger Weichzeit und sind damit für unseren veränderten Metabolismus verträglicher. Wir brauchen englisches und asiatisches Currypulver, dann noch Kurkuma und Safran... Stern-Anis, schwarze ganze Pfefferkörner, Chillischoten, Peperonie, rote Paprika , Brokkoli... Äpfel und Bananen, Orangen und Mandarinen, hm Trauben und Traubensaft, auch noch... und dann noch Kartoffeln ... aber man muss sie vorher auf Stellen untersuchen. Sie dürfen keine Wurzel Fortsätze haben also noch nicht angekeimt sein. Diese Keimlinge die zu Wurzeln werden, sind für uns ebenfalls giftig.", dozierte sie weiter.
Und natürlich brauchen wir auch noch massig Lamm und Hühnerfleisch, für unsere Wölfe. Ach sag ihnen bitte kein Rindfleisch! Das kann ich nicht zubereiten, denn für uns sind das heilige Tiere...", nickte sie Gideon noch einmal ernsthaft zu, der gerade schon ihre Wünsche rasch in sein Handy in den Gruppenchat eintippte.
Schließlich nickte er, nachdem sein Handy einen leisen Ton abgab. Eine Antwort. Liam hatte seine Nachricht gelesen und bestätigt...

„Liam ist wohl schon wieder aufgetaut. Er und Kai fahren gleich noch mal los und schauen mal was sie für heute noch alles bekommen können. Weiteres kannst du auch über den Laptop bestellen.", meinte er und legte ihr dann erneut eine Hand in den Nacken weil sie schon wieder etwas bleicher zu werden schien.
Das ging immer so unglaublich schnell bei ihr. Sie erholte sich, er ließ sie los, sie baute ab.
Bei Gott...

Oh wie unsagbar warm, hörte er sie auf einmal in diesem ganz persönlichen Link, der wohl nur für sie beide da war sagen.. oder vielmehr denken.
Ein Matelink?

„Wow...!"
Rena drehte sich erneut überrascht zu ihm um und beide atmeten erst mal ganz tief durch.

„ Also haben wir gebissenen Werwölfe, das tatsächlich auch alles? Rudellink, Leaderlink, und nun auch einen Matelink?
Hat das denn sonst noch jemand hier außer uns?

Er schüttelte den Kopf und lächelte kläglich.
„Wir sind hier die einzigen, die tatsächlich dieses Mateband haben. Deshalb hab ich ja bis vor kurzem auch nicht daran geglaubt, dass es diesen Scheiß wirklich gibt.
Aber für die Situation jetzt und hier ist es vielleicht ganz gut so. So stirbst du wenigstens nicht, wenn ich bei dir bleibe und du kannst mein inneres Arschloch kontrollieren, indem du ihm deine ernst gemeinten Drohungen präsentierst. Das erleichtert mich gerade ebenfalls sehr.
Also Win-Win!", verzog er kläglich lächelnd das Gesicht.
Rena seufzte erneut abgrundtief auf und ließ sich plötzlich gegen ihn sinken.
„Weißt du was? Das ist mir eigentlich im Grunde gerade alles egal. Warum du mir auf einmal doch noch hilfst, warum dein innerer Wolf nur auf mich hört oder Sahaa, aber nicht auf dich. Mir ist kalt und du bist warm, ich fühle mich wie Wackelpudding und du hältst mich fest.
Ich bin so fertig... und trotzdem ist da irgendetwas in mir drin, dass ich gerade immer dann, wenn du mich berührst, so unfassbar richtig anfühlt...
- Es ist irre!", schüttelte sie nur einmal mehr resignierend den Kopf und schminkte dann ihr Gesicht an seine Schulter an. Ihr schneeweißes Gesicht... Er legte seine große Hand darüber und fühlte die Eiseskälte ihrer Wange.

Ja... Sie hatte recht. Da war etwas ... auch in ihm.
Und es fühlte sich richtig an, wenn er sie berührte. Es fühlte sich richtig an, wenn sie sich an ihn lehnte.
Wenn sie ihn weder misstrauisch noch skeptisch ansah.
Es war einfach ...
Er fühlte sich ...

So Seltsam, seufzte Rena erneut in diesen total privaten, nur mit ihm geteilten Link.
Gideon atmete tief aus und sein Herz machte einen Satz, bevor es sehr viel schneller weiter schlug.
Das komische daran war nur, in der Sekunde, als sein Herzschlag sich beschleunigte, konnte er auch den ihren spüren wir auch hören...
Als hätten sich plötzlich all seine Sinne noch einmal viel besser ausgebildet... Es war wölfisch, es war unnormal und unmenschlich...

Ich fühle es auch. Ganz genauso. Es macht mir schon etwas Angst, Gideon ... aber zugleich...
Sie stockte und schluckte hart, schlug ihre Augen wieder auf und hob den Kopf, zugleich er auf sie niederblickte. Ihre dunklen Augen waren wie tiefe Seen, ein ganzes Universum aus samtigem Dunkel. Fast war es ihm als könnte er sich darinnen verlieren. In ihren Blicken, ihrer Ruhe, trotz ihrer schweren Erkrankung...
Er nickte erneut, Super-Ernsthaft diesmal.

Ja er wollte das hier nicht fühlen, hatte sich bisher ja auch mit Händen und Füßen dagegen gewehrt.
Doch ihre beider Herzen schlugen gerade im absoluten Gleichtakt.
Unmöglich das nicht zu bemerken.
Und ja, ... das war schon irgendwie weard. Aber zugleich war es für diesen einen unendlich lang dauernden Moment total schön, richtig und gut.

- Mann ey er war ja nun mal so was vom am Arsch...!

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