3*
Julia fühlte Splitter und kalte Erde unter ihrer Wange... fühlte dass jemand ihr Gesicht berührte. Hörte dumpfe Worte von weit her... fühlte schließlich, dass sie aufgehoben und weggetragen wurde...
Ihr Ohr landete an einer nackten Breiten Brust, sie hörte ein Herz rasch fast panisch schnell schlagen, eine barsche Stimme erklang... „...war viel zu heftig!!!"
Dann verlor sich alles wieder in Brummen und Summen in der Dunkelheit.
Irgendwann lichtete es sich Wieder. Der wie schwebende Zustand endete beinahe. Erneut trug sie jemand auf den Armen. Erteilte Befehle: „Ruft Doc Marianne in die Notaufnahme! - Sofort!"
„Ja, Alpha!"
„Sofort, Alpha!"
„Hier entlang, Alpha!"
„Hatte das Mädchen einen Unfall, Alpha?"
Julia stöhnte leise auf und blinzelte in grelles Licht hinein, dass sie blendete, während sie nun irgendwo abgelegt wurde.
Jemand maß ihren Puls und öffnete ihre schweren Lider um hinein zu leuchten
„Ja, Autounfall. Außerdem wurde sie schwer vergiftet. Ihre Wölfin ist unterdrückt. Behebt dass, damit sie sich wandeln und selbst heilen kann! Dann bringt ihr sie später rüber ins Internat. Sie ist eine von unserem Rudel Gebissene, aber erst fünfzehn Jahre alt und unerfahren. Sie wird bei uns aufgenommen und unterwiesen, bis sie alt genug ist, um ihren Mate zu spüren. Kein Wort, falls jemand nach ihr fragt. Wir haben sie dem Taunus gewaltsam abgenommen, bevor diese sie sich in ihrem Sinne einverleiben konnten. Doch ihr Mate befindet sich nachweislich hier bei uns.
Sie sollte darum besser auch gleich hier lernen, was es bedeutet ein echter Werwolf zu sein."
„Sehr wohl Alpha!"
„Darf man fragen wer der Mate des Mädchens
ist, Alpha?"
„Nein! Sie wurde von einem Werwolf erkannt, der die Suche schon aufgegeben hatte. Ich entschied dann diese Angelegenheit zum Wohle meines Rudels auf diese Weise zu regeln. Denn die Taunus-Alpha-Luna zeigte sich verstockt, und wollte sie unbedingt bei sich behalten und persönlich einweisen. Ja, sie sogar bis nächstes Jahr behalten."
„Aber wenn der arme Wolf, der schon länger Sucht nun Schwierigkeiten hat..."
„Keiner wird sich ihr nähern, bis sie alt genug ist. Keiner wird noch Anspruch auf sie erheben, da sie als echte Mate erkannt wurde. Ich gab dem Wolf mein Wort und das ist mein Befehl! Keine Sondierungen! Der betroffene Werwolf weiß es, wird sich aber von ihr fern halten und nichts sagen, so wie es das Gesetz vorsieht!"
„Ja Alpha!"
„Ja, Alpha!"
„Wir sagen nichts, Alpha!"
„Besorgt ihr einen erfahrenen Paten oder auch zwei. - In ihrem Alter! Sie wurde anscheinend viele Monate lang in einem Kellerloch gefangen gehalten, nachdem sie vor einigen Monaten gebissen wurde. Die Lehrer sollen sie also testen und ihren Wissensstand einstufen!"
„Ja, Alpha!"
„Wöchentlicher Bericht! Darauf habe ich mich mit dem betroffenen Wolf geeinigt."
„Ja, Alpha!"
Julia kämpfte sich ins Bewusstsein zurück und öffnete die Augen, doch der fiese Alpha-Typ war schon dabei zu gehen... und drehte sich zum Glück auch nicht noch mal zu ihr um.
„Zum Glück finden nun endlich auch die schon länger suchenden Werwölfe ihre Mate."
„Ja, aber eine wilde Rogue von Außerhalb senkt natürlich den Status! Kein Wunder dass sie nun zuerst einmal integriert wird. Der arme Wächter!"
„Du hast ja keine Ahnung Illara! Eine Mate zu haben ist die Erfüllung aller Träume eines
Werwolfes. Egal wer sie zuvor mal war... sie wird sich bis zu ihrem Erwachsenenalter
anpassen oder passend gemacht werden. Der
Alpha beschützt sie so lange für den wartenden Wächter."
„Hätte nie gedacht dass er nun doch schon solche Verantwortung zeigt und diese auch noch einem Rogue-Mädchen gegenüber übernimmt. Ich dachte er hasst die Menschen nun alle, nach dem was war."
„Das tut er auch. Er hat aber viel von seinem
Vater! Als junger Alpha war dieser ebenfalls so wild und töricht, übernahm dann aber unser Rudel und führte uns aus den ständigen Rudelkriegen heraus..."
„Pst... sie ist wach!"
Vier Augenpaare richteten sich auf Julia, die nun unsicher herumblickte, aber niemanden direkt anzusehen wagte.
Die beiden Frauen und der Pfleger sahen sie so eindringlich an, dass es sie schon wieder erzittern ließ. Doch zumindest das Gespräch war aufschlussreich gewesen. Der Alpha aus Bayern hatte sie also gewaltsam mitgenommen, weil einer seiner Wölfe sie als seine Gefährtin erkannt hatte. Darüber hatte sie schon in dem Werwolf Buch gelesen, das Achim ihr besorgt hatte
How to be - ein Werwolf!
Von einer Luna geschrieben, die so wie sie auch gebissen worden war.
Mate bedeutete nach diesem Buch schlicht Seelen-Gefährte. Abgeleitet vom englischen Wort Soulmate.
Achim hatte ihr gesagt, dass es möglich war, auf diese Weise einen Weg ins Rudel zu finden. Der beste! Und egal ob sie den betreffenden Werwolf jetzt leiden mochte oder nicht, ob er alt war oder jung, hässlich oder gutaussehend. Es sollte angeblich trotzdem irgendwie passen.
Oh Gott!
Sie atmete zittrig durch und verkniff sich die Frage, ob sie nicht bitte doch wieder zurück in den Taunus gebracht werden könnte, zu dem netten Ole und der blonden Wolfs-Frau, Mia, die sie doch hatten beschützen wollen.
Doch der bayrische Alpha hatte es nun so entschieden. Für ihren Mate! Also musste sie sich nun wohl fügen. - Wie schon so lange.
Bleib unsichtbar und unscheinbar, zieh keine Aufmerksamkeit auf dich und halte dich zurück! Dann wird schon alles gut gehen...
„Kannst du mich verstehen, Kleine? Bist du Deutsche?", sprach die Schwester nun mit breitem bayrischen Akzent. Sie nickte nur still.
„Ein verängstigtes kleines Wölfchen... nun gut!
Legt die Infusion an! Wir müssen die Vergiftung bekämpfen und ihr inneres Wölfchen befreien. - Hör zu! Das geht jetzt vielleicht alles zu schnell für dich, doch wenn du dich wandelst bleib einfach ruhig liegen, ja? Es ist in Ordnung ein Wolf zu sein! So heilen deine Verletzungen schneller! Außerdem brauchst du nun viel Fleisch zu Essen! Du bist Gebissen... also bekommst du es gebraten! Iss so viel du kannst, verstanden?", erklärte die Ärztin ernsthaft und wieder nickte Julia nur eingeschüchtert und still bleibend. Den Blick wieder senkend.
„Oh Jeses...!", meinte die Schwester nur wieder entnervt seufzend. „Das wird wohl ein hartes Stück Arbeit für die Paten!"
Sie aß im Laufe des Tages wahre Unmengen an Steaks, bekam schnell einlaufende Infisionen und mehrere Spritzen verabreicht, doch der Wandel zum Wolf blieb aus.
Lediglich das leise Knurren, dass sie schon früher immer mal wieder in ihrem Kopf gehört hatte, wenn sie in Gefahr war oder Angst hatte, kam zurück.
Ebenso die Ärztin Marianne Eberlein, die sie immer wieder entnervt fragte ob sie wohl gerade gegen den Wandel ankämpfte... das sollte sie nämlich nicht tun.
Julia schüttelte nur immer hastig den Kopf und zuckte zusammen, wann immer ihr der Puls gemessen wurde. - Der viel zu hoch war. Immer!
Gegen Abend schließlich gab die Ärztin es auf und seufzte nur noch frustriert. „Sie ist wohl eher eine willkürlich wandelnde, keine bewusste Rogue! Das auch noch! Vermutlich hat sie sich bisher nur immer im Moon gewandelt. Nie anders! Wir brauchen den Alpha um den Wandel zu erzwingen."
„Bin schon da.", trat der Alpha zur Tür herein und sah grimmig zu Julia hin, die sofort das Gefühl hatte in sich zusammen zu schrumpfen.
Rasch senkte sie den Blick und ihr Herz begann zu rasen.
„Alpha!"
„Gustav hat mich angerufen. Warum sagt ihr nicht im Link Bescheid, Marianne? Ich sagte doch die Kleine muss sich nun heilen! Was soll ich ihrem Mate sagen, wenn sie hier einfach still liegen bleibt und vielleicht auch noch drauf geht, eh?", fragte er die Ärztin kalt.
Die senkte nun ebenfalls den Kopf und Blick.
„Wir dachten, sie unterdrückt es nur aus Angst..."
„Sie ist seit mehr als einem halben Jahr ein Rogue. Warum sollte sie sich also fürchten?"
Er kam zum Bett hin und klatschte auf die Matratze!
„Sieh mich an, Welpe!", knurrte er sie an. Und obwohl er gerade keinen Zwang ausübte gehorchte sie ihm hastig.
„Gut! Und jetzt verwandle dich!", befahl er ihr weiter knurrend.
Julia sah ihn nur sprachlos an. Runzelte die Stirn... nichts geschah.
Der Werwolf seufzte kurz genervt auf und blickte noch kälter. „Muss ich dich denn wirklich zwingen, wie ein Baby?", fragte er sie spottend.
Sie nahm all ihren Mut zusammen und öffnete den Mund.
„Ich wandle mich nur bei Vollmond! Immer schon. Ich kann das nicht steuern. Und... ich unterdrücke Moon auch nicht."
„Die redet mit ihrem Inneren Wolf und gibt sich selbst sogar noch einen Namen!", spottete die Schwester belustigt.
„Ruhe!", sagte der Alpha nur leise und sah sie diesmal eindringlich an.
„Wie die Erfahrung alle Rudel gelehrt hat empfinden die Gebissenen ihren Wolf tatsächlich als eigenständige Persönlichkeit. Trotzdem... hast du unrecht, wenn du denkst du darfst nur zu Vollmond ein Werwolf sein, Rogue-Welpe. Das ist letztlich nicht gut für dich und tatsächlich sehr schlecht für deinen Wolf. Also versuche es! Rede mit deiner anderen Seite ...Und wandle dich!", sprach er eindringlich.
Sie wagte es nicht mehr ihn anzublicken und forschte nur nach dem lauter werdenden Knurren in ihrem Kopf.
Kannst du dich wandeln? Der Alpha will es so!, sprach sie innerlich mit dem Knurren. Doch es kam keine Antwort. Moon hatte ihr bisher noch nie geantwortet. Anders als im Buch beschrieben. Ja... ganz anders sogar.
Wieder patschte die Hand des Alpha hart auf das Bett. „Nun mach schon!"
„Sie antwortet aber nicht. Das tut sie nie. Und... und sie will wohl gerade noch nicht. Ich kann es auch nicht erzwingen. Ich hab es nie erzwungen. War schließlich froh dass es nur immer um Vollmond herum war. Sie... sie knurrt manchmal in meinem Kopf und ist dann plötzlich... einfach da. I... ich bleibe von kurz vor Vollmond bis kurz nach Vollmond, also für drei Tage lang ein Wolf. Sch... schon seit einem halben Jahr ist das so und ... Es war auch nie anders als nur so.", gestand sie ganz leise.
Plötzlich packte der Alpha sie am Krankenhaus-Kittel und zerrte sie halb hoch.
„Du hast dich also vorsätzlich vergiftet, damit sie nicht raus kommt...", beschuldigte er sie erbost
„N... nein! D... das war Achim!", entfuhr es ihr unwillkürlich.
„Achim...!? Dein Onkel Achim?", fragte er sie spöttisch. Julia wollte wieder weg schauen, sie konnte seinem Blick einfach nicht stand halten. Er war ein Alpha und konnte Gedanken lesen... doch schon riss er ihr Kinn wieder zu sich hoch!
„Schluss jetzt mit dem Moon-Quatsch! Du gehörst nun zu unserem Rudel, Welpe! Du wirst dich fügen und dich nicht widersetzen also WANDLE DICH!!!", befahl er ihr herrisch.
Julia fühlte ihre Augen kurz brennen, ein kurzes beengtes Gefühl in ihrer Kehle und Brust, dass sie zum heftigen Luftschnappen brachte... dann war es auch schon wieder vorbei und er starrte sie nun erst mal so richtig bitterböse an.
„Also ist sie wirklich ein echter Moon-Wolf!", flüsterte die Ärztin erstaunt. Julia viel zurück in die Kissen, da der Alpha sie abrupt losgelassen hatte und nun bleich und düster aussah. „Nicht nur das!", knurrte er schließlich wieder, bevor er sie dann aber erneut hart packte und ihr den Kitel herunterriss, unter dem sie nur noch ein dünnes Büstier trug, nichts mehr sonst. Er schlug auch ihre Hände beiseite, die sie unwillkürlich hob, um die grausigen Narben an ihrem Bauch und den Armen und der Seite zu verdecken und starrte die dann sekundenlang nur nur verächtlichen, rotglühenden Augen an.
„Alpha?!", fragte die Ärztin ihn schließlich nur wieder krächzend. Er nickte kurz und knurrte gefährlich düster auf, nur um ihr schließlich wieder in die ängstlichen Augen zu blicken, die bereits wieder in Tränen Schwammen, bevor er sie los ließ und sah zum Fenster hinüber ging.
„Alpha?!", fragte die Ärztin ihn wieder. Er nickte auch noch ein zweites Mal.
„Ja... Marianne ... es ist so. Dieses Mädchen ist ein erklärter Feind der Rudel und wurde aus reinstem Hass heraus gebissen, zum Zwecke sie zu töten und nicht, um sie für einen Mate oder aus versehen zu einem Werwolf zu wandeln."
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