Kapitel 1
Es war der 17.Juli um Drei Uhr Morgens. Draußen war es angenehm warm und auf den Straßen war es stockdunkel. Die Straßenlaternen beleuchteten schwach hier und da einen Gehsteig. Außerdem war es merkwürdig still. Nicht mal ein einziges Auto fuhr auf der Straße, geschweigedenn ein normaler Füßgänger.
Da ich nicht Schlafen konnte, lag ich in meinem Bett und beobachtete die anderen Mädchen in meinem Zimmer beim Schlafen. In einer Stunde würde ich elf Jahre alt werden. Das bedeutete aber auch, das ich schon seit zehn Jahren in einem alten und schäbigen, kurz vor dem Bankrott stehenden Waisenhaus für Mädchen, in der Nähe von London, lebte. Die Hauptstadt von Großbritannien.
Denn ich hatte keine Eltern mehr. Darüber trauern kam für mich aber dennoch nicht in frage, schließlich konnte man nicht um Menschen weinen, an die man sich nicht mehr erinnerte.
Die Turmuhr der Kirche, ganz hier in der Nähe schlug Halb vier. Ich beobachtete immer noch die anderen Mädchen die tief und fest in ihren alten, verrosteten Messing Betten schliefen. Viele Kinder und Jugendliche hat so wie ich meine Eltern verloren. Aber es gab auch welche die zuhause Misshandelt wurden und deshalb vom Jugendamt in dieses Waisenhaus gebracht wurden. Oder in das ,,Hochsicherheits Gefängnis", wie ich es gerne nannte, denn außerhalb der Schulzeiten, war es uns strengstens untersagt das Heimgebäude zu verlassen. Es war bereits viertel vor vier.
Ich kuschelte mich an meinen Plüsch Hasen, bei dem die Knöpfe, die eigentlich als Augen dienen sollten, nicht mehr vorhanden waren und dessen Fell total verfilzt war. Es war der einzige Gegenstand den ich besaß, als ich damals ins Heim gekommen war. Klar würde ich jetzt bald 11 Jahre alt werden, aber ich konnte mich einfach nicht von diesem Kuscheltier trennen. Auch wenn ich nicht wusste, wer mir das Stofftier geschenkt hatte. Es gab mir einfach das Gefühl von Geborgenheit und Schutz. Da ich mich aber dafür schämte und befürchtet, dass mich die anderen Mädchen deshalb auslachen würden, versuchte ich so gut es ging den Plüsch Hase vor den anderen Heimkindern zu verbergen. Es gab kaum Kinder, die mich mochten, was jedoch daran lag, dass ich gerne für mich alleine blieb und jeden Kontakt mit anderen Kindern mied, da ich sie auch nicht besonders mochte.
Es fehlten nur noch zwei Minuten.
Mir wurde ganz warm ums Herz. Wie so oft an meinem Geburtstag, dachte ich darüber nach, wie es wohl sein würde sobald ich volljährig war und somit das Waisenhaus verlassen durfte. Eine kleine Wohnung für mich alleine wäre nicht schlecht. Am besten mitten in London. Außerdem wollte ich mir gerne einen Hund anschaffen, um ihm dann ein schönes Zuhause zu schenken.
Eine Minute vor vier.
Ein Jahr weniger in diesem Bescheuertem Heim in dem Anstand und Disziplin herrschte. Und in dem aus meiner Sicht, alles außer dem Atmen verboten war. Leise zählte ich die Sekunden.
Zwölf, elf, zehn.
Meine Anspannung verstärkte sich.
Neun, acht, sieben...
Gleich war es so weit.
Sechs, fünf, vier.
Noch wenige Sekunden.
Drei, zwei, eins...
Ich schloss fest die Augen, lauschte der Turmuhr, die zur vollen Stunde schlug und dachte an meinen Seeligsten Wunsch. Endlich dieses Waisenhaus verlassen zu können.
,,Alles gute zum Geburtstag Lea Chrisburn" flüsterte ich leise vor mich hin. Danach sah ich noch einmal aus dem Fenster, durch das der Mond in das Zimmer hinein schien, blickte mich noch einmal im Schlafsaal um und kuschelte mich dann an meinen Hasen und schlief glücklich und zufrieden ein.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top