47/ Angst, Panik und die verlorene Stimme

Im Nachhinein bereue ich immer so vieles.
In eigentlich jeder Situation habe ich zu lange nachgedacht.
Ich habe kaum geredet.
Immer habe ich Angst vor der Meinung anderer bezüglich meiner Person gehabt.
Grundsätzlich fühle ich mich bei Fremden nicht wohl.
Wenn ich einen Menschen nicht gut kenne, kann ich bei ihm nicht ich selbst sein.
Und dann wundern sich diese Menschen, dass ich nicht mit ihnen spreche.
Ich bin keine Person, die jedem ihre gesamte Lebensgeschichte erzählt.
Das ist einfach so.
Aber ich höre Fremden gern zu.
Um sie einschätzen zu können.
Und auch einfach, weil ich selbst mich nicht traue, das Wort an mich zu reißen.
Das hat rein gar nichts damit zu tun, dass ich meinen Gegenüber unsympathisch finde.
Das ist einfach so.
Ich bin einfach so.
Und dann gibt es noch diese Menschen, die ich jahrelang kenne und mit denen ich trotzdem nicht sprechen kann.
Früher war es sogar so, dass ich Fremden nicht in die Augen sehen konnte und auch Panik in ihrer Anwesenheit hatte.
Mittlerweile komme ich besser damit klar, doch ich bin noch immer...
Still.
Schüchtern.
Ich bin kein Mensch, der auf andere zugehen kann.
Und dafür hasse ich mich.
Ängstlich.
So nennen manche es.
So nennen manche mich.
Doch wovor sollte ich Angst haben?
Nun ja, irgendwie stimmt es.
Ich habe Angst, zu versagen.
Ich habe Angst, einen falschen Eindruck zu hinterlassen.
Ich habe Angst, mich zu blamieren.
Es tut mir wirklich leid.
Es gibt so viele Menschen, die sich bemühen, eine Unterhaltung mit mir aufzubauen.
Aber ich kann so etwas nicht.
Ich brauche Zeit.
Ich muss diese verdammte Panik vertreiben, die Angst besiegen und meine Stimme wiederfinden.
Es tut mir so leid.
Ich mag euch wirklich.
Aber ich kann nicht.
Ich stehe mir selbst im Weg.
Immer und immer wieder.

Niemals könnte ich diesen Text aussprechen.
Doch das Schreiben gibt mir Kraft.
Wenn ich schreibe, verfliegen Angst und Panik und ich kann ganz ich selbst sein.
Meine verdammte Stimme brauche ich nicht.
Ich mag meine Stimme nicht.
Ich hasse es, sie zu hören.
Manchmal wünsche ich mir, wir Menschen würden uns nicht durch Sprache verständigen, sondern durch Gestik und Mimik.
Ja, ganz unbewusst machen das manche Menschen auch.
Und solche Momente liebe ich.
Sie sind selten, aber wertvoll.
Sie geben mir einfach das Gefühl, dass ich verstanden werde.
Dass es Menschen gibt, die erst denken und dann vielleicht reden.
Genau wie ich.
Mit solchen Menschen ist es dann auch einfacher, zu reden.
Weil ich weiß; selbst wenn ich es verkacke, sie werden mich nicht unbedingt verurteilen.
Aber nicht alle Menschen sind so.
Ich muss lernen, offener zu sein.
Einfach mal die Birne abschalten und drauflos labern.
Was habe ich zu verlieren?
Viele dieser Menschen sehe ich sowieso nie wieder.
Und wenn schon.
Dann habe ich halt auch mal Feinde.
Kann ja nicht schaden.
Es ist immer gut, neue Erfahrungen zu machen.
Egal, wie entschlossen ich gerade bin, in der nächsten Situation verfalle ich doch wieder ins alte Muster.
Verdammt, steh auf!
Handele, bevor es zu spät sein wird!
Du hast nichts zu verlieren!
Lebe!
Verdammt!
Du musst leben!
Wie oft wurde mir das schon gesagt?
Hoffentlich siegt eines Tages der Mut über Angst und Panik.
Hoffentlich werde ich irgendwann leben können.
Hoffentlich.
💔

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