5. Kapitel:

Bei dem Mädchen ist die vorher herrschende Neugier und Geborgenheit verflogen. Weinend und von Schluchzern geschüttelt sinkt sie auf die Knie und vergräbt ihr Gesicht in den Händen.
Etwas regt sich in mir, ich kann nicht erklären was, aber es drängt mich, genau wie die Macht, zu handeln, nur dass es einen anderen Hintergrund hat. Es ist etwas Instinktives, etwas, das tief in meinem Inneren verwurzelt ist. Geschwind springe ich von dem Balkon, lande leichtfüßig im Foyer und flüchte wieder in die sichere Ecke.
Silberne Tränen laufen ihr unablässig über die Wangen, voller Hilflosigkeit zucken ihre Schultern...
Ohne es zu bemerken mache ich Schritte in ihre Richtung. Ein Kieselstein, den ich aus versehen angestoßen habe, verrät meine Anwesenheit. Wütend schaut sie in meine Richtung, gefährlich funkeln ihre Augen und sie schreit: „Lasst mich doch endlich in Ruhe! Was wollt ihr noch von mir ?! Nie werdet ihr mich wieder zurückholen! Gebt endlich auf!"
Ich weiß nicht was ich tun soll, weiß nicht wie ich reagieren soll. Mein Hals kratzt, ein undeutlicher Laut dringt aus meiner Kehle. Wie lange habe ich schon nicht mehr gesprochen? Gewiss eine Ewigkeit. Mit geballten Fäusten steht sie auf und stakst in Richtung Ecke.
Ich fühle ihre Anspannung und ihre Angst. Wieder versuche ich etwas zu sagen, sie zu beruhigen, ihr irgendwie zu helfen. Aber wie?
Sie ist schon ganz nah, nur wenige Schritte und sie würde mich sehen, würde sehen was ich bin. Das kann ich nicht zulassen! Aber fliehen kann ich auch nicht mehr. Die Macht! NEIN! Das darf nicht passieren! Sie rührt sich, vibriert durch meinen Körper, lässt die Kraft durch mich strömen und meine Muskeln anschwellen. Meine Hände ballen sich zu Fäusten, die Nägel tief in die Handflächen gebohrt. Geschockt schaue ich an mir herunter, während in mir Panik emporsteigt. Brüllend sprinte ich aus der Ecke, stoße das Mädchen so heftig auf den Boden das sie ohnmächtig wird. Zu allem Überfluss hat sie jetzt eine Platzwunde am Hinterkopf.
Wie versteinert bleibe ich stehen, bin kurz davor die Beherrschung zu verlieren. Alles dreht sich. Weiterhin brüllend und Haare raufend falle ich auf die Knie, all die Jahre umsonst! Am liebsten würde ich weinen wie ein dummer verweichlichter Mensch, aber ich kann nichts tun um all das Chaos zu lindern, rein gar nichts. Zitternd liege ich am Boden, meine Augen verdrehen sich nach oben und mein Mund verzieht sich zu einer gequälten Grimasse.
Sie rührt sich kurz, es ist nur ein kurzes Zucken ihres Arms.
Trotz meines innerlichen Leids kann ich ihren Schmerz wahrnehmen. Plötzlich breitet sich in mir ein Gefühl des Verstandenseins aus, ein Gefühl das anfängt die Macht zu betäuben um mir endlich die heißersehnte Trance zu ermöglichen.

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