2. Kapitel:

Etwas blendet mich, zerstört die Dunkelheit hinter meinen Augenlidern und reißt mich aus meinem Vergessen. Träge blinzle ich in die Sonne. Die Sonne? Was ist passiert? Normalerweise ist es hier immer angenehm dunkel, doch jetzt? Etwas passiert, aber ich weiß nicht was. Haben sie mich gefunden? Selbst wenn, gefunden haben sie mich schon vor langer Zeit, also, was ist es dann? Zerstören sie mein Versteck um mir die einzige Möglichkeit zu nehmen um mich endlich fassen zu können? Angestrengt lausche ich in die Finsternis. Egal wie scharf mein Gehör ist, kein einziger Laut ist zu vernehmen. Ein bisschen Menschsein scheint doch noch übrig geblieben zu sein, denn leichte Neugier befällt mich. Irgendetwas riecht hier fremd, aber es ist kein Vampir. Nein, so riechen wir nicht.
Geschwind stehe ich auf meinen Füßen, etwas was ich schon lange nicht mehr getan habe. Damals hätte ich wegen der Geschwindigkeit dieser Bewegung sicherlich Kreislaufprobleme bekommen, jetzt ist es das Selbstverständlichste der Welt.
Leise, ganz leise schleichen Schritte durch das zerfallene Haus, viel zu laut um von einem wie mir zu sein. Zusätzlich höre ich etwas, etwas das ich schon lange vergessen hatte...Atem...Ich höre wie jemand hektisch atmet wie ein Tier auf der Flucht. Etwas hat RICHTIG Angst. Etwa vor mir? Wahrscheinlich. Na ja, schon das Haus jagt einem einen Schrecken ein. Nur sehr selten wagen sich Sterbliche hier hinein, und wenn sind es hauptsächlich Tiere die wie ich die Dunkelheit und die Einsamkeit suchen. Blutdurst...unbeschreiblich starker Blutdurst breitet sich in mir aus als ich nur den Hauch eines Bluttropfens rieche. Was soll ich nur tun?! Um die Macht zu unterdrücken bin ich zu schwach, habe keine Kraft sie zu besiegen.
Ganz, ganz leise führen die Schritte ihren Weg fort, unsicher tasten sie sich durch die herrschende Finsternis. Was will dieses fremde Wesen hier? Was ist es? Ein vergessener Duft steigt mir in die Nase, beißt sich darin fest und hätte mir höchstwahrscheinlich den Atem genommen, wenn ich noch Atem gehabt hätte.
Schnell und ungleichmäßig schlägt das Herz dieser Kreatur, deren Gedanken zu wirr und ungeordnet sind um irgendetwas Vernünftiges daraus entnehmen zu können.
Licht!, dringt durch den Spalt, den die offene Holztür bildet. Das war es also, was mich gestört hat, dummes schmerzhaftes Licht.
Ich verstecke mich in einer dunklen, schützenden Ecke in der ich das Fremde ungestört beobachten kann, ohne von ihm beobachtet zu werden. Komisch..., ich bin ganz still, auch mein Inneres ist ganz still und ungewohnt ruhig und entspannt. Voll Glück könnte ich schallend lachen, etwas was ich schon lange nicht mehr getan habe. Hab ich es geschafft? Hab ich diesen Fluch besiegt, weil ich dem Drang nach Blut nicht nachgegeben habe? Hab ich es endlich geschafft?! Oh nein, noch nicht. Die Macht knurrt bedrohlich und drückt mein Unterbewusstsein zu Boden. Zu groß ist die Verlockung das verwundete Fremde anzufallen, deswegen presse ich meine Körper so weit wie möglich in die sichere Dunkelheit um mich zu beruhigen. Da das aber nicht ausreicht fliehe ich in den ersten Stock, um es vom Balkon aus beobachten zu können.
Scheinbar mutiger geworden bleibt das Wesen stehen, schaut sich in meinem Heim um und beruhigt sich langsam.
Blut tropft träge aus einer kleinen Wunde an seinem Finger...Es riecht so gut...

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