10 (Luna)

Und schon wieder habe ich mich von Isa breitschlagen lassen.

Zum zweiten Mal in meinem Leben stehe ich nun wieder auf einer Party. Und zwar ziemlich exakt eine Woche nach der letzten. Da wir gerade erst hineingegangen sind, steht Isa noch neben mir. Noch orientiert sie sich. Aber ich rechne schon fest damit, dass sie bald wieder abhaut und ... sich mit anderen Sachen beschäftigt. Dann wäre ich wieder allein.

Sie hat mir zwar versprochen, mich nicht allein zu lassen. Aber irgendwie glaube ich ihr nicht ganz.

"Hey." Jemand tippt mich auf der Schulter an.

Ruckartig drehe ich mich um. Mein Blick prallt auf einen Körper vor mir. Langsam lasse ich ihn nach oben wandern. Irgendwie weiß ich schon, wer da steht.

Doch je näher ich der Wahrheit komme, desto schneller schlägt mein Herz und scheint das inzwischen bekannte unbekannte Gefühl wieder in meinem ganzen Körper zu pumpen.

Endlich bin ich bei seinem Gesicht angekommen. Er steht wieder vor mir - der Kerl aus meinem Traum.

"Habe ich dich erschreckt?", schreit er, in dem Versuch die Musik zu übertönen.

Ich schüttele den Kopf. Zu schnell. Zu hastig. Das verrät meine Lüge.

Er schmunzelt. "Würdest du mit mir eine Runde tanzen?" Er hebt seine Hand in der Hoffnung, dass ich meine zur Bestätigung hineinlegen würde.

Stattdessen weiche ich zurück, um den Abstand zwischen uns wiederzuerlangen, den er durch diese kleine Bewegung verkleinert hat.

Ich spüre Isas Blick auf mir. Unsicher lenke ich meinen zu ihr ab. Als sie meine Unsicherheit bemerkt, weicht ihr verwunderter Gesichtsausdruck einem strahlenden Lächeln. "Aber ich!" Selbstsicher greift sie die Hand des Fremden und zieht ihn hinter sich her auf die Tanzfläche.

Dieser folgt ihr widerstrebend. Noch einmal schaut er zurück zu mir.

Isa bleibt in der Menge stehen und zieht in zu sich ran. Er lässt sich das gefallen und die beiden tanzen eine ganze Weile. Dass das Verhältnis der beiden angespannt ist, ist dabei offensichtlich. Sie tanzen nur, schauen sich kaum an und reden nicht.

Seine Blicke gleiten immer wieder zu mir, wenn ich in sein Blickfeld gerate.

Ich bleibe am Rand stehen und beobachte die beiden in der Hoffnung, dass ich niemand anderem auffalle. Denn Isa kann mich nicht noch einmal retten.

~

"Ist das deine Freundin?", reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken.

Ich reagiere nicht, da ich sowieso nicht gemeint bin. Stattdessen beobachte ich weiter die Menschenmenge. Und ganz besonders zwei bekannte Menschen.

"Ist das deine Freundin?" Diesmal berührt mich die Besitzerin der Stimme, um auf sich aufmerksam zu machen.

Ich drehe mich zu ihr um und schaue in ein ebenmäßiges Gesicht, umrahmt mit blonden Haaren. Das Mädchen ist groß, schlank und wahrscheinlich Anfang zwanzig. Sie kann man nur als schön bezeichnen. Den Blicken anderer Kerle zu urteilen, fällt das nicht nur mir auf. Alles in allem würden wahrscheinlich einige sterben, wenn sie diesen Körper haben könnten.

Sie deutet auf das Paar aus Isa und unbekanntem Kerl.

"Ja.", sage ich nickend, weil man meine Antwort sowieso nicht verstehen wird.

"Also ist das deine Freundin, die da mit meinem Freund tanzt?!"

Erst jetzt schleicht sich ein wütender Ausdruck in ihr Gesicht. Für einen kurzen Moment scheint sie auf die Tanzfläche stürmen zu wollen.

Aber die beiden kommen schon zurück, da das Lied endet.

Die Blonde lächelt, hakt sich bei dem Kerl ein und zieht ihn mit sich. "Wir holen mal Getränke!"

"Wer ist das?", fragt Isa, auf die Blonde deutend. 

"Seine Freundin.", antworte ich schlicht und beobachte, wie sich ihre Augen erschrocken weiten.

~

Wenig später erscheinen die beiden wieder. Beide haben zwei Plastikbecher mit flüssigem Inhalt.

Er will mir einen Becher reichen. Aber wieder sendet etwas in mir eine Warnung aus und ich reagiere nicht auf ihn. "Was ist das?", frage ich misstrauisch.

Die Blonde drückt Isa einen Becher in die Hand. "Wodka Cola." Dann schnappt sie sich den Becher von dem Kerl, um ihn an mich weiter zu reichen.

Diesmal nehme ich ihn fast schon automatisch entgegen. Isa nimmt einen Schluck und nickt bestätigend. Daraufhin genehmige ich auch mir einen Schluck. Der Alkohol brennt in meiner Kehle und ich habe Mühe, das Gebräu runterzuschlucken. Dennoch versuche ich, nicht meine Miene zu verziehen und freundlich zu lächeln.

Die Blonde strahlt mich erfreut an. Dann verabschiedet sie sich mit einer schnellen Umarmung von Isa und mir und geht, den Kerl hinter sich herziehend, Richtung Ausgang.

Völlig perplex stehen Isa und ich da und schauen den beiden hinterher.

"Was war das denn?", fragt Isa.

Als Antwort zucke ich nur mit den Schultern. Ich habe keine Ahnung.

~

"Komm! Ich will tanzen.", Isa, wartet meine Antwort gar nicht erst ab, sondern zieht mich einfach schon so auf die Tanzfläche.

Sie schafft es irgendwie zu tanzen, dabei einen Becher zu balancieren und trotzdem gut dabei auszusehen. Dennoch scheint er sie zu stören, denn sie trinkt ihn in schnellen Zügen aus und stellt ihn irgendwo ab.

Ich versuche es ihr irgendwie gleichzutun. Was dabei rauskommt, ist jedoch eher lachhaft. Ich bin wohl eher so elegant, wie ein Elefant im Porzellanladen. Isa deutet mir an, schnell auszutrinken, damit ich es leichter habe, mich zu bewegen. Aber ich kann mich nur schwer dazu durchringen, dass Zeig zu schlucken.

Schließlich tue ich es doch. Irgendwie. In kleinen Schlucken. Isa schaut mir stolz dabei zu.

Langsam erfasst auch mich die Musik und ich werde immer gelöster und lockerer. Die flackernden Lichter stören nicht mehr. Die vielen Menschen machen mir keine Angst mehr. 

Und dann - ganz plötzlich - schlägt meine Stimmung um.

Der Raum beginnt sich um mich herum zu drehen. Leichter Schwindel befällt mich und verstärkt sich immer mehr. Schließlich bekomme ich das Gefühl, komplett die Kontrolle über mich selbst zu verlieren.

Isa spricht mich an, aber ich kann sie nicht verstehen. Das einzige, was ich wahrnehme, ist die Panik, welche sie ausstrahlt. Aber ich verstehe nicht, was sie von mir will.

Und schließlich entgleitet mir die Welt komplett.

Ich stürze.

~

Isa fängt Luna auf, bevor diese zu Boden stürzen kann. Mühsam schleppt sie das Mädchen, welches sich kaum noch auf den Beinen halten kann, hinaus.

Draußen lehnt sie sie erstmal an eine Hauswand in einer kleinen Gasse, die ein Stück von der Party entfernt ist. Sofort sinkt Luna in sich zusammen und Isa hilft ihr in eine sitzende Position, mit dem Rücken an die Wand gelehnt.

Müde reibt sie sich über die Augen, während sie von schweren Vorwürfen gequält wird.

Luna wollte nicht mit. Sie hätte sie niemals überreden dürfen. Sie hat nicht genug auf Luna aufgepasst.

Wütend geht sie einen Moment in der Gasse auf und ab und denkt nach.

Es ist unmöglich, dass Luna freiwillig etwas genommen hat, was sie in diesen Zustand gebracht hat. Soetwas würde Luna niemals tun. Sie würde nichtmal wissen, wie sie an entsprechende Mittel herankommt.

Also muss es jemand anderes gewesen sein. Irgendjemand anderes muss ihr auf der Party etwas eingeflößt haben. Und da fällt ihr nur einer ein, der es gewesen sein könnte.

~

So Leute,
Dies ist Teil 10.
Und wir haben Mittwoch, nicht Sonntag. Wie immer freue ich mich über jedes Vote und jeden Kommentar.

Was haltet ihr von der ganzen Situation?

Was habt ihr für eine Meinung von der Blonden? Ist sie Freund oder Feind?

Wie findet ihr es eigentlich, wenn ich euch aus meinem Leben erzähle? Stört euch das? Ich war bisher der Meinung, dass es eine gewisse Nähe erschafft, die vielleicht ganz cool ist.
Ich kann es aber natürlich auch lassen, wenn es euch stört.

Tja dann, bis Sonntag

18.07.18























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