Kapitel 31: Die Geschichte des Seelendolchs

„Guten Morgen Schatz," die weiche Stimme meiner Mutter reist mich langsam aus meinen Träumereien und ich kann ihre kalten Finger an meiner Wange spüren. Ihre vorsichtige Bewegung lösen auf meiner hitzigen Haut eine leicht kribbelnde Gänsehaut aus, während ich in meinem Kopf ein monotones Pulsieren spüre. Ich sitze aufrecht und mein Rücken ist gegen kalten Stein gelehnt, der sich mit seinen Unebenheiten an manchen Stellen unangenehm in meine Haut drückt. Selbst durch geschlossene Augen kann ich spüren, wie die warmen Sonnenstrahlen auf mein Gesicht fallen und sich langsam in meinen dicken Pullover graben. Mir ist warm und selbst die kühlenden Berührungen meiner Mutter können das nicht ändern. Ihre Stimme hört sich so real an. Dabei muss ich träumen. „Mom?" frage ich benebelt und schrecke vor meiner eigenen rauen Stimme zurück. Ich möchte die Hand heben und mir eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn streichen. Jedoch kann ich sie nicht bewegen. Ich kann spüren, dass meine Arme hinter meinem Rücken verschränkt sind und als ich verwundert meine Handgelenke kreisen lasse, kann ich spüren, dass sie durch irgendetwas aneinandergehalten werden. Bei der kreisenden Bewegung schaben meine Knochen aneinander und ein raues Material drückt sich in meine Haut. Ich zwinge mich dazu blinzelnd meine verklebten Augenlieder zu öffnen.

Ich erblicke meine Mutter, die tatsächlich vor mir steht. Sie ist jünger als in meiner träumerischen Vorstellung und sie trägt ein weißes Prinzessinnenkleid. Die Erinnerungen kommen langsam zu mir zurück und als ich mich an die letzten Stunden erinnere, reise ich erschrocken die Augen auf. Sie ist also keine Einbildung und das hier, ist kein Traum. Ich möchte mich bewegen und vor ihr zurückweichen. Dabei muss ich jedoch feststellen, dass ich gefesselt bin und mit dem Rücken noch immer an etwas Hartem lehne. Deshalb kann ich meine Hände nicht bewegen und als ich an mir herunterschaue, sehe ich, dass auch meine Beine mit einem dicken Seil zusammengebunden sind. Als ich trotzdem versuche meine Handgelenke mit rollenden Bewegungen aus dem Seil zu befreien, kann ich lediglich die brennenden Schmerzen spüren, die entstehen sobald sich das raue Material tiefer in meine Haut schneidet.

„Endlich bist du wach," stellt meine Mutter in diesem Moment mit einem zufriedenen Lächeln fest und streicht sich dabei eine lose Haarsträhne hinter das Ohr. Sie ist wenige Schritte von mir zurückgewichen und schaut herablassend auf mich herab. Meine Aufmerksamkeit wandert von meinen gefesselten Körperteilen zu ihr und mit zusammengezogenen Augenbrauen landen meine Augen auf ihr. „Was ist passiert?" frage ich noch immer verwirrt von der Situation und schaue mich um. Ich sitze wieder in der Kirchenruine auf dem Boden. In meinem Rücken kann ich die harte Steinsäule spüren, deren Muster und Ranken sich unangenehm in meine Haut bohren. Vier Schattenkrieger haben sich um uns versammelt und unwillkürlich erinnere mich wieder an die letzten Worte meiner Mutter, bevor ich von einem der Krieger niedergeschlagen wurde. ...da ich dich dafür töten muss. Schlagartig wird mir die Bedrohlichkeit der Situation bewusst.

„Ich habe vor dich umzubringen."

Die sanfte Stimme meiner Mutter reist mich aus meinen Erinnerungen und blinzelnd kehre ich in die Wirklichkeit zurück. Sie steht noch immer vor mir und mir fällt es schwer, ihren liebevollen Unterton mit der grausamen Bedeutung ihrer Worte zu vereinen. Sie lehnt sich zu mir und streicht mit ihren Fingern sanft über meine Wange. Dabei drücken sich ihre Fingernägel besonders fest in meine Haut. Mein Herz rast und ich spüre die kalte Panik meinen Rücken entlangkrabbeln. Ich zucke unter ihrer Berührung zurück, was angesichts meines gefesselten Körpers wenig Effekt erzielt. Auch meine Mutter bemerkt meinen Versuch und belächelt ihn. Ich blinzele und frage mit zitternder Stimme: „Warum tust du das?" Ich versuche erneut meine Hände aus den Fesseln zu befreien. Das dicke Seil schneidet in meine Handgelenke und ich kann selbst bei meinen verzweifelten Bewegungen keine Lockerung bei den Knoten spüren. Stattdessen schabe ich mit meiner Haut mehrmals über die steinernde Oberfläche der Säule. Das Ergebnis ist ein zusätzliches unangenehmes Brennen an meinen Händen. 

„Du musst gar nicht erst versuchen, die Fesseln loszuwerden," rät mir nun meine Mutter und schenkt mir ein besserwisserisches Lächeln, „Ich habe mich mehrmals versichert, dass die Knoten unlösbar sind." Sie beantwortet noch nicht einmal meine verzweifelte Frage, warum sie das tut. Stattdessen wendet sie sich von mir ab und schlendert mit einem entspannten Schritt auf ihren Thron zu. Dieser ist mehrere Meter von mir entfernt. Ich wünsche mir, dass die Schattenkrieger ihr zu dem Altarraum folgen. Stattdessen bleiben sie bei mir und ich kann ihre hungrigen Blicke auf mir spüren. Angst überkommt mich. Erneut versuche ich die Fesseln mit kreisenden Bewegungen von meinen Handflächen zu schieben. Ich strecke meine Finger, versuche mit ihnen das Seil zu berühren und zu bewegen. Ich schaffe es nicht und weitere pulsierende Schmerzen breitet sich von meinem gereizten Handgelenk über meine Arm aus, bis sie schlussendlich meinen ganzen Körper ergreifen.  

„Weißt du Erin," meine Mutter erhebt erneut die Stimme und lässt sich auf ihrem steinernden Thron nieder, „ich bin unglaublich stolz auf dich, dass du diese Welt erschaffen hast. Ich wusste schon immer, dass du über eine unglaubliche Fantasie verfügst." Ich lache ironisch auf und überspiele damit die nervöse Panik in meinem Körper. „Und deshalb willst du mich jetzt umbringen?" frage ich anschließend verständnislos nach und versuche jetzt die Fesseln an meinen Handgelenken durch ruckartige Schulterbewegungen zu lösen. Das ich dabei keinen Erfolg habe, ist absehbar. Stattdessen rasen erneut brennende Schmerzen durch meinen Körper und ich kann den wässrigen Schimmer spüren, der anfängt sich in meinen Augen zu sammeln. Ich kann für wenige Sekunden den Blick meiner Mutter auf mir spüren. Sie scheint meinen hilflosen Fluchtversuch zu beobachten, entscheidet sich dann jedoch dazu, nicht darauf zu reagieren. Stattdessen räuspert sie sich und spricht mit einem gefälschten Selbstmitleid weiter: „Ich muss Erin. Um mein eigenes Leben zu retten." Ihre Hand legt sich theatralisch auf ihre Brust und schlagartig richtet sich mein Blick auf sie. Ich höre auf, zu versuchen mich aus den Fesseln zu winden. Stattdessen starre ich meine Mutter fassungslos an und spüre das Brennen in meinen Augen. Ein wässriger Schimmer hat sich über sie gelegt und selbst zu blinzeln, kann ihn nicht vertreiben.

„Du hast eine Wahl," erwidere ich und schlucke schwer. In meinem Körper pulsieren physische Schmerzen, doch die psychische Schwere meines Herzens ist schlimmer. Der bittere Geschmack des Verrates hängt an meinen Lippen und die Tränen brennen wie ätzende Säure in meinen Augen. „Wir können einen anderen Weg finden," versuche ich es mit einer Alternativ und werfe ihr einen bittenden Blick zu, „Du hast gesagt, ich habe diese Welt erschaffen. Ich kann einen Weg hier rausfinden!" Meine Mutter lacht amüsiert auf. Ich weiß nicht, ob sie meine Tränen oder meine Worte lustig findet. Jedoch scheint sie Beides nicht ernst zu nehmen. „Ich bin seit 11 Jahren hier drin gefangen," sie schüttelt leicht mit dem Kopf als würde sie damit die aufsteigenden Erinnerungen an diese Zeit vertreiben wollen, „Ich habe alles versucht, um hier herauszukommen. Es gibt für mich keinen anderen Weg hier raus, als dich zu töten und mit deiner Seele aus dieser Welt zu entkommen."

Sie winkt einen der Schattenkrieger zu sich. Dieser folgt ihrer befehlenden Handbewegung ohne zu Zögern und überbrückt die wenigen Meter zwischen uns mit schnellen Schritten. Dabei glänzt seine schwarze Rüstung bedrohlich in der Sonne auf und ein eiskalter Schauer durchfährt mich. Der Krieger kommt neben meiner Mutter und dem Thron zum Stehen und deutet eine ehrfürchtige Verbeugung an. Ich schlucke schwer, als er ihr die dunklen Hände entgegenstreckt und sich auf magische Weise ein goldener Dolch auf seinen Handflächen bildet. Im ersten Moment glaube ich, dass es derselbe Dolch ist, den mir Tyke nur wenige Tage zuvor im Wald gezeigt hatte. In echt und als Tattoo. Doch als meine Mutter die Stichwaffe vorsichtig in ihre Finger nimmt, bemerke ich die feinen Unterschiede.

Ihr Dolch erscheint minimal länger und schwerer in ihren Händen zu liegen. Die goldgelbe Klinge wirkt schärfer und glänzt bedrohlich im Schein der Sonne. Im Metall zeichnen sich feine Muster ab, die bei Tyke's Dolch definitiv nicht zu finden waren. Zudem waren der Griff an seiner Waffe nach außen hin gebogen, während der jetzige Dolchgriff einfach nur gerade ist. Am Knauf befindet sich ein runder Kreis, der ein glänzendes Symbol in seiner Mitter trägt. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Tyke's Dolch ein solches Muster hatte. Ich versuche das, in sich verschlungene, Symbol zu erkennen, schaffe es jedoch nicht bevor meine Mutter den Dolch locker in ihren Händen hält. Erneut blitzt die goldene Klinge gefährlich im Licht der Sonne auf und schwer schlucke ich.

Mein Herz rast und das Blut rauscht laut in meinen Ohren. Die Angst hat sich wie ein schwerer Stein auf meine Brust gelegt und das Atmen fällt mir schwer. Ich kann nahezu spüren wie sich die Gedanken panisch in meinem Kopf überschlagen und ich weiß, dass ich mit diesen unruhigen Gefühlen nicht nachdenken kann. Also zwinge ich mich selbst dazu tief durchzuatmen und schließe für wenige Sekunden die Augen. Ich versuche einen Ausweg aus dieser Situation zu finden. Doch jetzt, wo ich die Panik verdränge und der Dolch meine Gedanken auf Tyke gelenkt hat, kann ich nur noch an den dunkelhaarigen Teenager denken. Wo ist er nur, wenn ich ihn brauche? Oder wenigstens Pok? Ich hasse mich selbst dafür, dass ich den Jugendlichen vor Dr. Mykon's Büro stehen gelassen habe und seine Warnungen leichtsinnig ignoriert habe. Hätte ich ihm doch nur zugehört und ihm seine Lügen verziehen, dann wäre er jetzt wahrscheinlich hier. Dann wäre er jetzt bei mir. Wahrscheinlich hätte er schon längst einen schlauen Spruch auf den Lippen oder wenigstens eine waghalsige Idee, wie wir aus dieser Sache rauskommen könnten. Ich kann nicht glauben, dass ich den Teenager in diesem Moment tatsächlich vermisse. 

„Weißt du, ich will dich wirklich nicht töten Erin. Aber wir müssen alle Opfer bringen," die Stimme meiner Mutter zwingt mich erneut dazu die Augen zu öffnen. Ich richte meinen tränenverschleierten Blick auf sie und beobachte sie dabei, wie sie mit eleganten Schritt die wenigen Stufen vom Altarraum hinabsteigt und anschließend auf mich zuschreitet. Der leichte Wind fährt sanft durch ihr Prinzessinnenkleid und ihr traumhaft schöner Anblick durchfährt mich wie ein paralysierender Blitzschlag. Mein Herz scheint für wenige Sekunden stehenzubleiben. Ich schlucke schwer, als meine Mutter vor mir zum Stehen kommt und der Dolch erneut verheißungsvoll im Schein der Sonne aufblitzt. Sie scheint ihren verrückten Mordplan tatsächlich durchsetzen zu wollen und die kalte Panik ist zurück in meinem Körper. „Warum...warum tust du das?" frage ich in der verzweifelten Hoffnung sie mit dieser Frage ablenken zu können. Zeit schinden erscheint mir in diesem Moment wie eine gute Idee. Die Rettung kann nicht weit weg sein. In jeder Geschichte kommen kurz vor knapp die Helden hereingestürmt und retten die 'Jungfrau in Not'. Alles was ich tun muss, ist meine Mutter solange abzulenken, bis Tyke es schafft mich zu finden. An diesen verzweifelten Gedanken klammere ich mich.

„Ich glaube du hörst mir nicht richtig zu Erin," meine Mutter mustert mich mit einem tadelnden Blick, „Ich muss das tun. Es gibt keinen anderen Weg für mich zurück in die Realität." Sie wiegt den Dolch leicht in ihren Händen hin und her. „Weist du, ich habe 11 Jahre hier verbracht. Ich habe bemerkt, was für eine Kontrolle ich mit meiner Fantasie über Menschen und über die Welt haben kann," sie klingt gedankenverloren und gleichzeitig größenwahnsinnig. Als hätte sie vor, mit ihrer neuentdeckten Fantasie die ganze Realität zu zerstören. „Ich muss nur wieder zurück in die Realität," Während sie spricht führt sie den Dolch nachdenklich zu ihrer freien Hand und überprüft mit ihren Fingerspitzen die Schärfe der Klinge. Als ich sehe, wie ihre Haut bei der leichtesten Berührung mit dem Metall anfängt zu bluten, schlucke ich schwer. Erneut stemme ich mich in kalter Panik gegen die Fesseln an meinen Handgelenken, doch selbst meine ganze Körperkraft, schafft es nicht, die Knoten zu lösen. Stattdessen schneidet sich das Seil tiefer in meine Haut und brennende Schmerzen fahren durch meine Arme. Panisch suche ich nach einer neuen Frage, die ich meiner Mutter als Ablenkung stellen kann. „Letzte Worte?" fragt sie in dieser Sekunde und macht einen bedrohlichen Schritt auf mich zu.

„Äh...," mein Blick fällt ängstlich auf den Dolch, dann wieder zurück zu ihr, „Warum genauer dieser Dolch?" Als meine Mutter überrascht innehält, atme ich erleichtert aus. Meine Frage scheint sie aus dem Konzept gebracht zu haben. Sie weicht wenige Zentimeter von mir zurück und legt den Kopf leicht schräg. Ihre Augen wandern von mir zu der Stichwaffe in ihren Händen. „Oh das habe ich dir ja noch gar nicht erzählt," stellt sie nun überrascht fest und eifrig nicke ich. Jede Sekunde, die sie dazu nutzt, mir etwas zu erklären, gibt Tyke mehr Zeit mich zu finden und zu retten. Ich hoffe, dass ich mich auf ihn verlassen kann.

„Das hier," meine Mutter hält den Dolch demonstrativ vor sich in das Sonnenlicht, „Ist der sogenannte Seelendolch. Ich habe Ewigkeiten gebraucht um ihn zu finden." „Wo...wo war er denn?" frage ich nervös nach und reibe meine Handgelenke aneinander. Ich habe das Gefühl, dass sich die Fesseln langsam zu lösen beginnen. Der Gedanke, dass dieses Gefühl lediglich meiner Verzweiflung geschuldet ist, erlaube ich mir nicht. Stattdessen versuche ich meiner Mutter einen aufmerksamen Blick vorzutäuschen. „In der Welt der Fantasie," ich kann ihre Worte hören, jedoch nicht wirklich verstehen. Meine ganze Konzentration hängt auf den Fesseln und auf meinem dringenden Bedürfnis, sie loszuwerden. „Nach zehn gescheiterten Versuchen hier herauszukommen, habe ich die Schattenkrieger erschaffen. Sie haben für mich alle Welten spioniert. Sowohl die Realität, als auch die Fantasie. Ich habe dich und deinen Vater beobachtet und dann habe ich von diesem Dolch gehört." Ich habe das Gefühl, dass sie in Redelaune gerät, jedoch auch das Ende der Erklärung erreicht. Also stelle ich ihr eine neue Frage: „Und was ist das Besondere an genau diesem Dolch?"

Meine Handgelenke brennen und ich bin mir sicher, dass das Seil meine Haut blutig geschürft hat. Doch die Schmerzen sind nichts gegen die erdrückende Angst in meiner Brust. Ich versuche mir einzureden, dass Tyke mich retten wird. Jedoch ist in diesem Gedanken zu viel Ungewissheit. Wird er kommen? Wann wird er kommen? Woher will er wissen, wo ich bin? Woher will er wissen, dass ich überhaupt in Gefahr schwebe? Und wenn meine Mutter ohne meine Hilfe nicht hier rauskommt, kommt Tyke überhaupt in diese Welt? Ich schlucke schwer, als mir bewusstwird, dass auf Tyke zu hoffen naiv ist. Er wird nicht kommen. Nicht rechtzeitig. Selbstständig die Fesseln zu lösen und irgendwie zu entkommen, ist meine eigene Chance. 

„Dieser Dolch hat die Macht jede Seele aus jedem Körper zu befreien, wenn er dessen Herz durchbohrt," die Stimme meiner Mutter reist mich aus meiner aufsteigenden Panik und blinzelnd richte ich meine Augen zurück auf sie. Sie reden zu sehen beruhigt mich etwas. Solange sie reden, kann sie mich nicht töten. Hoffe ich zumindest. Ihre Worte hingegen machen mir eine verdammte Angst. „Und weist du was der Ursprung jeder Fantasie ist?" Ich weiß, dass ihre Frage rhetorisch gemeint ist. Trotzdem versuche ich mit meiner zitternden Stimme zu antworten: „Gedanken?" „Nein," ihre Stimme erhebt sich so plötzlich, dass ich leicht zusammenzucke. Sie ignoriert meine schreckhafte Reaktion und spricht weiter: „Die Seele ist der Ursprung der Fantasie. Und sobald ich Deine habe, werde ich sie nutzen können, um mich selbst zurück in die Realität zu bringen." Sie lächelt leicht und ich bemerke erneut, wie sie zum Ende der Erklärung kommt. Mit langsamen Schritten kommt sie auf mich zu und schwer schlucke ich. „Meine Krieger haben drei Jahre gebraucht, um ihn in der Welt der Fantasie zu finden," sie redet weiter, während sie den Dolch leicht in der Luft schwingt. Die Klinge zerschneidet zischend die Luft und Panik kommt in mir auf. Ihre Worte hallen in meinem Kopf nach. Dann macht es plötzlich 'Klick' und mein Blick landet schlagartig auf ihr. „Fantasie," murmele ich leise vor mich hin und ziehe die Augenbrauen leicht zusammen. Während meine Mutter meine fragenden Worte ignoriert und ihrer dramatische Lebensgeschichte weiterzählt, fange ich an, mich an Tyke's Worte zu erinnern.  

Besiege sie mit deiner Fantasie. Du wirst alle Macht über sie haben, sobald du deine Fantasie kontrollieren kannst. Augen schließen, durchatmen und fantasieren.

Plötzlich wird mir klar, dass nicht Tyke derjenige ist, der mich retten wird. Ich bin es selbst. Also schließe ich die Augen und atme tief durch. Dann stelle ich mir vor, wie heiße Flammen anfangen an meiner Haut zu lecken und die Fesseln langsam durchschmorren.

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