Kapitel 16: Außer Puste und in Lebensgefahr

---
Hey Leute, oben habe ich für euch ein Bild von den Schattenkriegern eingefügt. So ungefähr stelle ich mir die Krieger vor (nur mit roten Augen und mit einer schwarzen Rüstung). Aber sonst passen sie glaube ich ziemlich gut in meine Vorstellung.

Lg CoolerBenutzername
---

Tyke stürzt mit einer unglaublichen Furchtlosigkeit in den Kampf. Er sieht aus wie ein Krieger. Seine Muskeln bewegen sich wie eine gut abgestimmte Melodie und seine Bewegungen folgen so reibungslos aufeinander, als hätte er sie tausendmal eingeübt. In seinen Händen tauchen wieder die kleinen Dolche auf, die er schon bei dem letzten Kampf plötzlich hatte. Ich habe keine Ahnung, woher er sie hat. Vielleicht sind sie Teil seiner Fantasie – meiner Fantasie – oder er trägt sie schon die ganze Zeit bei sich. Unter seinem Pullover. Ich weiß es nicht. Der Wind ist stärker geworden. Er scheint einen eigenen Kampf gegen Tyke zu führen. Er stemmt sich gegen den Teenager, der es jedoch auf eine leichtfüßige Art schafft, die Kraft der Windböe für sich zu nutzen. Er drängt zwei der Schattenkrieger vor sich, sodass er den Wind, nun in seinem Rücken, nutzen kann, um seinen nach vorne springenden Körper mehr Schwung zu verleihen. Die Dolche sausen zischend durch die Luft.

Im selben Moment werde ich zu Boden gerissen.

Ich pralle hart auf den Waldboden und die Erde, die sich bis zu diesem Moment unter meinen Schuhsohlen federweich angefühlt hat, wirkt bei meinem Sturz plötzlich knochenhart. Meine Ellenbogen prallen zuerst auf. Dann mein Rücken, meine Beine und zum Schluss mein Kopf. Brennende Schmerzen fahren durch meinen paralysierten Körper und für wenige Sekunden rauben schwarze Punkte mir die Sicht. Doch bevor ich das überhaupt alles richtig realisieren kann, spüre ich bereits eine kalte Hand auf meiner Brust. Ich reise die Augen auf und starre in das Gesicht eines Schattenkriegers. Die dunkelroten Augen glänzen voller Hunger und bohren sich tief in meine. Ich erstarre. Für wenige Sekunden vergesse ich zu atmen. Die Hand drückt sich auf meinen Brustkorb und ich habe das Gefühl, dass meine Rippen nur wenige Sekunden der Kraft des Schattenkriegers standhalten können. Knirschen. Brennende Schmerzen pulsieren durch meinen Körper und langsam kommt Bewegung in mich.

Ich versuche mich mit aller Kraft zur Seite zu drehen und zu aller Überraschung gelingt es mir. Die Gestalt ist überrascht von meiner plötzlichen Bewegung und verliert den Halt. Sie knallt neben mir auf den Boden und blitzschnell rutsche ich von ihr zurück. Ich kann sie wütend Knurren hören. Ihr Blick landet schlagartig auf mir. Dunkelrote Augen blitzen auf und erneut verwechsele ich das Gesicht mit einer versteinerten Maske. Bis sich der Mund öffnet und spitze Zähne auftauchen. „Scheiße," normalerweise halte ich mich mit solchen Wörtern zurück. Doch in diesem Moment bricht es einfach aus mir heraus. Der Schattenkrieger rappelt sich langsam auf. Seine Rüstung schmiegt sich an seinen trainierten Körper und seine dunkle Haut glänzt wie flüssiges Öl. Panisch versuche ich mich vom Boden aufzurappeln. Doch in meiner Hektik, rutschen meine Füße immer wieder auf dem getrockneten Laub aus und die einzige Fluchtbewegung die ich hinbekomme ist, zurück.

Meine Hose schabt über den Boden, als ich verzweifelt versuche von der Gestalt wegzurobben. Dreck, Steine, Blätter und Äste bleiben an dem Stoff meiner Jeanshose hängen. Die dünne Haut meiner Handflächen wird zerkratzt und fängt höllisch an zu brennen. Ich versuche im Boden Halt zu finden. Oder irgendeine Waffe. Doch lose Blätter und nutzloser Dreck ist das Einzige, das zwischen meinen Fingern zerbröselt. In der Zwischenzeit kommt der Schattenkrieger immer näher und aus meiner hilflosen Froschperspektive, wirkt die Gestalt noch größer und gefährlicher. Mein Blick landet hilfesuchend auf Tyke. Doch dieser wird in dieser Sekunde selbst zu Boden gedrückt. Seine Dolche liegen meterweit von ihm entfernt. Ein Schattenkrieger lehnt über ihm und hält seine Handgelenke fest am Boden. Ein Weiterer fixiert seine Beine. Ein Dritter lehnt sich über sein vor Wut verzogenes Gesicht.

In diesem Moment legt sich eine eiskalte Hand um mein Fußgelenk und meine Aufmerksamkeit kehrt schlagartig zurück zu meiner eigenen, ausweglosen, Situation. Der Schattenkrieger hat mich längst erreicht. Mit seiner linken Hand hält er meinen Fuß fest, mit der Rechten versucht er nach meinem anderen zu greifen. In meiner Panik reagiere ich gedankenlos. Ich trete nach der Gestalt, die jedoch geschickt meinem nachvorne schellenden Fuß ausweicht. Dann schellt ihre Hand schlagartig nach vorne und umfasst auch mein rechtes Fußgelenk. Ich versuche mich dagegen zu stemmen. Ich reise meine Beine an meinen Oberkörper und stoße sie wieder zurück. Ich hoffe den Krieger mit der ruckartigen Bewegung abzuschütteln. Doch für ihn ist es eine Leichtigkeit den plötzlichen Schwung auszugleichen. Er stolpert mir zwar entgegen, balanciert sich jedoch schnell aus. Der Griff um meine Fußgelenke wird stärker und ich kann spüren wie sich seine Fingernägel in mein Fleisch krallen. Ein selbstgefälliges Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit und die scharfen Zähne glänzen verheißungsvoll auf. Ich versuche meine noch feien Hände dafür zu nutzen, um weiter von ihm wegzurobben. Doch meine Arme zittern und sind zu schwach. Meine Beine sind noch immer unbrauchbar und der Schattenkrieger ist mit seiner durchtrainierten Gestalt stärker. Mit nur einem Ruck zieht er mich über den Waldboden zu sich. Mein Rücken schabt über die Unebenheiten des Waldes. Meine Haut brennt. Meine Haare verfangen sich im Unterholz und innerhalb weniger Sekunden lehnt der Krieger über mir. 

Scheiße.

Seine Arme lassen meine Beine los, ergreifen jedoch sofort meine Schultern. Mit einer übermenschlichen Kraft drückt er meine Schulterblätter fest auf den Boden und ich kann ein unangenehmes Knacken hören. Ich hoffe, es kommt nicht von meinen Knochen. Pulsierende Schmerzen wandern durch meinen Körper, doch der Adrenalinrausch überschwemmt sie. Mein Herz rast. Ich kann mein eigenes Blut in meinen Ohren rauschen hören. Die Schattengestalt hat sich über mich gelehnt und sein Gesicht dicht an meins gebracht. Süßlich-fauler Geruch steigt mir in die Nase als er nun den grausam verzogenen Mund öffnet. Mir wird übel und ich versuche meinen Kopf zur Seite zu drehen. Jedoch ist die Gestalt so nah, dass ich wenig Bewegungsfrei habe. Ich kann seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren und angeekelt zucke ich zusammen. Lange Speichelfäden ziehen sich von den oberen zu den unteren Zähnen und die schwarze Zunge taucht zischend zwischen seinen schwarzen Lippen auf. Ich versuche mich unter ihr wegzudrücken, doch in meinem Rücken ist nur der Waldboden. Es gibt keinen Ausweg und panisch suche ich mit den Händen nach etwas, das ich zu meiner Verteidigung nutzen kann. Meine Finger tasten panisch über den Waldboden, in der Hoffnung wie durch ein Wunder einen faustgroßen Stein zu ertasten. Es muss einfach etwas rumliegen, mit dem ich zuschlagen kann. In Filmen liegt immer etwas in greifbarer Nähe.

Die lange Schlangenzunge der Gestalt fährt über meine Wange. So rau wie eine Hundezunge fährt sie über meine Haut und hinterlässt dabei eine nasse Speichelspur. Angewidert schließe ich die Augen und versuche den süßlich-faulen Geruch in meinem Gesicht zu ignorieren. Der nass-heiße Atem des Monsters trifft auf meine Haut und ich spüre, wie mir schlecht wird. Meine Finger finden keine Waffe. Mein zierlicher Körper, zu schwach um sich gegen den weitaus größeren und stärkeren Krieger durchzusetzen. Ich versuche wenigstens meinen Kopf zu drehen. Doch die Gestalt zwingt mich dazu, sie anzuschauen. Mit einer Hand fixiert sie mein Kinn und hindert mich daran, meinen Blick abzuwenden. Flatternd öffne ich die Augen und starre in die roten Pupillen des Kriegers. Auch seine Augen erinnern mich an die einer hungrigen Schlange und ich spüre die lähmende Angst in mir. Was es wohl mit mir vorhat? Ich erinnere mich an Tykes warnende Worte. 

Sie werden wieder versuchen dich umzubringen.

Panik macht sich in mir breit. Ich kneife die Augen zusammen und versuche dem beängstigenden Gefühl der Todesangst auf magischer Weise zu entkommen. Die kalten Finger der Gestalt streichen zärtlich über meine Wange und ihre Berührungen fühlen sich wie eine Drohung an. Ihre Zunge taucht immer wieder zischend neben meinem Gesicht auf und das Fauchen klingt wie eine tiefe Stimme. Eine schrecklich verzogene Stimme, die mir immer wieder ins Ohr flüstert, dass ich nun ihr gehöre. Ich kann den heißen Atem auf meiner Haut spüren. Mein Herz schlägt schmerzhaft fest gegen meine Brust und das Gewicht des Kriegers raubt mir langsam die Luft zum Atem. Im selben Moment erinnere ich mich an Tykes Ratschlag. Augen schließen. Durchatmen. Fantasieren. Ich kneife meine Augen noch fester zusammen. So fest, das leuchtende Mosaike vor ihnen tanzen. Dann versuche ich mich zu entspannen. Ich versuche das Monster auf meinem Körper zu ignorieren. Den stinkenden Geruch seines Atems auszublenden und das Zischen seiner Zunge zu vergessen. Ich zwinge mich dazu tief durchzuatmen. Trotz den brennenden Schmerzen in meinen Lungen und dem drückenden Gewicht des Schattenkriegers auf meinem Brustkorb. Ich kann nahezu spüren wie sich meine panischen Gedanken anfangen zu lösen und etwas Platz in meinem Kopf wird.

Augen schließen.
Durchatmen.
Fantasieren.

Ich stelle mir vor, wie sich die Gestalt in einen harmlosen kleinen Schmetterling verwandelt. Zuerst verschwindet die lange Schlangenzunge aus ihrem Mund, die ich noch immer zischend neben meinem Ohre spüren kann. Dann verwandeln sich die rotglühenden Augen in lange hellblaue Fühler. Die eiskalten Hände lösen sich von meinem zitternden Körper. Sie verziehen sich zu dunkelblauen Flügel und verbinden sich mit seinen Beinen, die sich ebenfalls zu geschwungenen Flügel verformen. Ich versuche mir ein Muster auszudenken. Schwarze Linien ziehen sich über die dünne Haut, die Arme und Beine miteinander verbinden. Kreise, Blumen, Punkte. Vor meinem inneren Auge sickern sich die schwarzen Linien wie frische Tinte in die Haut der Flügel.

Dann spüre ich plötzlich wie es einfacher wird. Das unangenehme Gewicht löst sich von meiner Brust und das Atmen fällt mir leichter. In meiner Fantasie werden Kopf, Ober- und Unterkörper des Schattenkriegers zu einem und seine glänzende Rüstung zerfällt in hellblauen Staub, der rieselnd auf mich niederfällt. Ich kann nahezu spüren wie die kleinen Teile wie sanfter Sprühregen auf mich fällt. Ich fange an die Berührung des Kriegers nicht länger auf meiner Haut zu spüren. Es ist wird leichter. Die Schmerzen auf meiner Brust schwinden und mit ihnen auch der süßlich-faule Geruch in der Luft. Ein leichtes, kitzelndes Kribbeln durchfährt meinen Körper. Ich atme tief durch und fühle mich plötzlich frei.

Blinzelnd öffne ich meine Augen. Die Gestalt ist verschwunden und meine unbeschwerte Leichtigkeit real. Über mir tanzt ein hellblauer Schmetterling ziellos durch die Luft und fassungslos starre ich ihn an. Blitzschnell rappele ich mich zu einer sitzenden Haltung auf und lasse meinen Blick überprüfend über die Lichtung schweifen. Der Schattenkrieger, der mich bis zu diesem Moment angegriffen und zu Boden gedrückt hat, ist tatsächlich spurlos verschwunden. Meine Augen landet auf dem kleinen Schmetterling. Dann wieder auf der Stelle, an der mich das Monster gerade noch auf den Waldboden gedrückt hat. Es hat funktioniert. Ich kann es kaum Glauben und nur das leiste Stöhnen von Tyke reist mich aus meiner glückseligen Fassungslosigkeit. 

Ruckartig landet mein Blick auf ihm. Er wird noch immer von zwei Schattenkrieger belagert. Einen konnte er scheinbar erledigen. Seine Arme werden noch immer von einem der beiden Gestalten auf den Boden gedrückt und ich bemerke seine spitzen Dolche, die für ihn noch immer außer Reichweite liegen. Der andere Schattenkrieger hat sich über ihn gelehnt und ich kann sehen, wie sich aus seinen Händen lange Krallen formen. Zwischen uns liegen etliche Meter und selbst wenn ich meinen schmerzenden Körper unter Kontrolle hätte, könnte ich nie schnell genug bei ihm sein. Geschweige denn, dass ich es mit zwei der Gestalten gleichzeitig aufnehmen könnte. „Tyke!" rufe ich deshalb mit erstickter Stimme. Jedoch ist mein warnender Ruf kaum zu hören und der Junge ist so in seiner Situation gefangen, dass er mich gar nicht wahrnimmt. Stattdessen stemmt er sich mit aller Kraft gegen die beiden Krieger, die jedoch die volle Kontrolle über ihn haben. In dieser Sekunde hebt der zweite Krieger seinen Arm und holt mit seinen scharfen Krallen aus. Ich möchte aufschreien, doch die Warnung bleibt mir im Hals stecken, als ich Pok bemerke, der sich nur wenige Meter von Tyke entfernt manifestiert.

„Pok," dieses Mal reicht ein Flüstern. Mein kleiner imaginärer Freund richtet seinen Blick auf mich und legt den Kopf leicht schräg. „Hilf ihm," flehe ich mit leiser Stimme und nicke mit dem Blick in Richtung Dolche. Einer von ihnen liegt direkt vor Poks Pfoten. Seine großen Alienaugen streifen das Metall, bevor er sie zurück auf mich richtet. „Ich mag ihn nicht," protestiert das kleine Monster und versucht die Arme vor der Brust zu verschränken. „Pok," ich lege möglichst viel Druck in meine Stimme, „Bitte." Das kleine Monster murrt. Dann jedoch greift es nach dem Dolch und ich bin überrascht, wie gut er es in seinen Pfoten halten kann. „Ich mag ihn nicht," wiederholt er anschließend seine kindischen Worte. Er holt mit dem Dolch aus und schleudert ihn mit einer trotzigen Bewegung in Richtung Tyke. Für wenige Sekunden glaube ich, er würde den Jungen treffen.

Doch der Dolch fliegt zischend durch die Luft und durchbohrt zielgenau einen der beiden Schattenkrieger. Dieser löst sich in eine Wolke dunklen Rauchs auf, der sofort eins mit der Luft wird. Der Dolch hingegen landet nur wenige Zentimeter neben Tyke im Waldboden und angespannt atme ich die angehaltene Luft aus. Ich kann sehen wie der Junge erschrocken zusammenzuckt. Doch als er den Dolch neben sich bemerkt, scheint neue Kraft in ihn zukommen. Mit einer schnellen Bewegung stemmt er den zweiten Schattenkrieger nach oben. Er kann eine Hand aus dessen eisernen Griff befreien und greift damit nach dem Dolch. Er reist ihn aus dem Waldboden und wirbelt dabei Dreck und Blätter auf. Anschließend versenkt er die scharfe Klinge mit einer atemberaubenden Schnelligkeit im Kopf des Kriegers. Auch dieser verwandelt sich in harmlosen Rauch.

Ich sinke zusammen. Die Spannung weicht aus meinem Körper und seit einer gefühlten Ewigkeit kann ich tief durchatmen. Frische Luft strömt brennend in meine Lunge und noch nie hat sich Sauerstoff so gut angefühlt. Meine verkrampften Muskeln schmerzen. Ich schaue an mir herunter und bemerke zum ersten Mal meine blutigen Ellenbogen. Auch in meinem Gesicht und an meinen Knien pulsieren Schmerzen. Ich schaue auf und sehe Tyke. Er sitzt genauso schweratmend auf dem Boden. Den Dolch noch immer den Händen und Pok noch immer neben ihn. Dann hebt er plötzlich den Kopf und richtet seinen Blick auf mich. Auf seinem Gesicht hat sich ein dünner Schweißfilm gebildet, der im Licht der nun wiederauftauchenden Sonne leicht reflektiert. Seine schwarzen Haare hängen ihm verschwitzt in die Stirn und trotz der Situation hat sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen breitgemacht.

„Hätte ich gewusst, dass eine Schar Schattenkrieger deine Fähigkeiten herauskitzelt, hätte ich sie natürlich schon früher bestellt."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top