Dear Samir

Lieber Samir,

Wie fängt man sowas an? Wie schreibt man einen Abschiedsbrief? Soll ich dir erzählen, wo ich bin? Oder warum ich ausgerechnet dir schreibe? Immerhin - da es ja ein Abschiedsbrief ist - wirst du das irgendwann lesen.

Gott, fühle ich mich dämlich.

Ich weiß ja nicht einmal, ob du alles verstehen wirst, was ich schreibe. Wie ist die Schule dort so? Ist dein Deutsch mittlerweile besser?

Weißt du, meine Eltern haben sich im Auto vorhin wieder über Flüchtlinge beschwert. Mein Herz zog sich zusammen - nicht nur wegen ihrem Hass - denn die Gedanken, die ich in der Schule immer beiseite schiebe; die Erinnerungen an unseren ersten Kuss auf der Klassenfahrt; deine letzte Bitte an mich; sie kehren immer wieder zurück.

Ich habe Gedichte geschrieben, Texte verfasst - verdammt, ich habe sogar ein Buch angefangen! All' das, nur um mit meinen Gefühlen fertig zu werden.

Doch das tue ich nicht.

Ich vermisse dich. So unglaublich sehr. In dieser verfluchten Welt hast du mir Halt gegeben. Wie heißt es so klischéehaft? Du bist mein Fels in der Brandung, mein... ich war noch nie gut in Redewendungen. Belassen wir es dabei.

Was möchte ich dir zum Abschied sagen?

Die Welt ist lächerlich. Ich sitze hier - alleine - meine Familie im Zimmer nebenan und fühle mich albern. Die Worte, die ich gerade auf Papier verewige bedeuten am Ende nichts und wieder nichts.

Vielleicht erinnerst du dich noch daran, wie ich mich gefühlt habe, als wir zusammen waren. Es geht mir nicht besser. Und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an dich denken muss. 

Verfluchte Scheiße!

Ich kann das nicht!

Was will die Welt von mir?!

Warum ist es so kompliziert zwischen uns?!

Denkst du, ich sehe nicht, dass du verletzt bist? Denkst du, ich sehe deine Bilder und Videos nicht - in denen du leise trauerst? Jawohl, ich sehe sie. Halte mich für gestört. Für krank. Dass ich über falsche Accounts deine Social Media stalke.

ICH WILL DICH NICHT VERLIEREN.

Und auch wenn du eine Pause brauchst - dann kann ich mir auch gleich die Kugel geben. Ich will ehrlich mit dir sein - ich wollte es machen. Gestern. Ist schief gegangen. Und jetzt sitze ich hier und heule über mein Leben.

Wie konntest du mich so lange ertragen?

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