Kind

Mit einem Schwarm Schmetterlinge im Bauch spähte ich vorsichtig in den Raum. An einem grauen Metallisch sah ich Jack sitzen, wie er gerade einen Metallblock in einem goldenen Goldbarren verwandelte. Ein kleiner Freudenschrei kletterte mir die Kehle hoch und entwich meinen Lippen, ohne das ich ihn daran hätte hindern können.
Was eine wirklich schlechte Idee war...
Die beiden Wachen, welche an einem kleinen extra Tisch saßen und Karten spielten, schauten, bei meinem Ausruf der Freude, ruckartig zur Tür.
Hastig zog ich meinen Kopf wieder zurück, schloss die Tür und betete, dass sie mich nicht gesehen hatten.
Aber wie wahrscheinlich war es schon, dass ich so viel Glück hatte...
Also rannte ich hastig den kleinen Gang zurück und stieß die Tür mit dem kaputten Sensor auf.
Hinter mir hörte ich die Tür aufgehen und fing an zu rennen.
Wohin genau wusste ich nicht, also rannte ich einfach den Gang ein Stück runter, bog um die Ecke und rüttelte hektisch an der erst besten Tür. Zu meinem Glück öffnete sie sich.
Schnell betrat ich den Raum und zog die Tür so leise wie möglich zu. Gespannt hielt ich inne und lauschte angestrengt.
Zwei paar Füße marschierten den Flur herab auf meine Tür zu... und daran vorbei!
Zittrig stieß ich die Luft in meinen Lungen aus, die ich unwillkürlich angehalten hatte und lehnte mich mit meinem Rücken gegen die Tür.
Wo war ich eigentlich? Nachdenklich ließ ich meinen Blick durch den Raum gleiten. Er war voller Maschinen und an den Wänden hingen voll gekritzelte Tafeln. Ziemlich in der Mitte des Raumes stand ein riesiger, runder Wassertank. Also... zumindest denke ich... dass es Wasser ist...
Die Wände des Tankes waren aus Glas und im Tank selbst...trieb ein Baby?!
Mit wenigen Schritten war ich an der Glasscheibe und drückte mein Gesicht ungläubig gegen die glatte Oberfläche. Ich hatte mich nicht getäuscht. In dem Wasser schwamm ein Säugling. Er hatte seine Augen geschlossen und Arme und Beine an sich gedrückt. Seine Nabelschnur führte zum Boden des Tankes und kam als Schlauch aus dessen Boden wieder heraus. Verbunden war dieser wiederum mit einer der vielen Maschinen.
Was zur Hölle ging hier ab?!
Ich schaute mich noch einmal genauer um und durchstöberte auch ein paar der voll beschriebenen Blätter auf dem Tisch.
Kennt ihr zufällig Dolly, das Klon Schaf? Nun, er taucht in diesen Aufzeichnungen ziemlich oft auf. Und auch andere Dinge, die auf Klonforschnung hindeuten. Aber von wem wollten diese Arschlöcher denn bitte einen Klon machen?
Nachdenklich musterte ich das Kind und fasste den Entschluss es aus dieser Hölle zu retten. Vorsorglich machte ich aus den Aufzeichnungen Konfetti und wischte die Tafeln blitzblank, bevor ich mich an dem Tank zu schaffen machte. Ich wollte nicht riskieren das Baby zu verletzten, indem ich einfach mit einer Eisenstange das Glas zerdepperte. Also suchte ich nach irgendeinem Hebel um das Wasser abzulassen.
Der Tank selbst war durch mehreren Kabel mit einer großen Schaltkonsole verbunden. Ich musterte die vielen Knöpfe und begann wahllos auf ihnen herumzuhämmern. Irgendeiner musste schon funktionieren und den richtigen Befehl abgeben um den Tank zu leeren.
Die Lichter des Raumes schalteten sich ein und aus, ein paar Klappen an dem Deckel der künstlichen Mutter des Kindes öffneten sich, der Schlauch zuckte etwas und schließlich öffneten sich unten piepsend ein paar Metallplatten, woraufhin der Boden des Raumes mit Wasser überschwemmt wurde. Warm umspühlten es meine nackten Füße.
Ok, das war Schritt eins. Jetzt musste ich das Kind nur noch aus dem Glastank bekommen...
Nachdenklich musterte ich die Knöpfe und drückt die letzten Dutzend, bis sich die eine Glaswand mit einem leises zischen öffnete.
"Yes!" triumphierte ich, ging zu der Öffnung und hob das Kind vorsichtig aus dem Tank.
Das Baby hustete etwas Wasser aus und riebt sich über die Augen, bevor er ohrenbetäubend anfing zu schreien. Tränen rollten ihm über die roten Bäckchen und er strampelte unbeholfen mit seinen kleinen Beinchen.
"Sssssh. Ganz ruhig. Alles ist gut." versuchte ich ihn zu beruhigen, drückte ihn an mich und schaukelte ihn sachte hin und her.
Vergeblich.
Er hörte einfach nicht auf...
Ich schaute mich nach einer Decke oder etwas ähnlichem um, damit er nicht ganz so nackt war, konnte aber nichts finden. Als ich mit ihm zu einem der Tische gehen wollte, um ihn dort abzulegen, hielt mich seine Nabelschnur auf. Naja... eher das Ding, was diese ersetzen soll. Es war nur ein Schlauch, welcher mit einer kleinen Nadel in deinem Bauch steckte. Vorsichtig entfernte ich diesen und legte ihn sachte auf die Tischplatte.
Dort lag er nun und strampelte schreiend.
Seufzend schaute ich mich wieder um, überlegte kurz und riss mir dann den Rock meines Nachthemdes ab, ohne mich darum zu scheren, dass mir mein Nachthemd jetzt nur noch knapp bis unter den Po reichte. In dem Stoff wickelte ich so gut es ging den Kleinen und versuchte ihn wieder zu beruhigen. Ich lief durch den Raum, schaukelte ihn sachte hin und her und sang ihm leise etwas vor. Dabei wischte ich ihm immer wieder die Tränen von den Wagen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigte er sich endlich, grif nach meiner Hand und steckte sich meinen Daumen in den Mund.
Erleichtert atmete ich aus und musterte das Kind ein paar Sekunden, wie es nun ruhig in meinem Arm lag und emsig an meinem Finger nuckelte.
Von wem war er wohl der Klon?
Aber ok, das konnte vorerst warten. Erstmal musste ich Jack befreien. Wie ich das mit dem kleinen regeln soll, war mir noch nicht ganz schlüssig, aber irgendwie wird das schon. Vorrausgesetz er bleibt ruhig.
Mit dem kleinen Bündel im Arm ging ich zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Soweit ich sehen konnte, war der Flur frei. Nach kurzem Zögernd schob ich die Tür auf und trat in den Gang. Wieder hielt ich inne und lauschte. Außer meinen eigenen flachen Atmen und den des Kleinen war nichts zu hören. Festen Schrittes ging ich den Weg zurück zu Jacks Tür. Sie stand sperrangelweit offen. Vorsichtig betrat ich den kleinen Flur, öffnete die kleine Tür und lugte ins Zimmer. Der Platz hinter dem Tisch war leer. Jack war weg.
Kacke!
Verdammte Scheiße!
Was hatte ich auch erwartet? Dass sie ihn hier ganz alleine, unbewacht sitzen ließen?
Wie dumm konnte ich nur sein?!
Wütend trat ich ins Zimmer und warf den Tisch um. Das Kind in meinem Arm zuckte erschrocken zusammen und fing wieder an zu schreien.
"Nein, nein, nein. Sssssh... alles gut." flüsterte ich hastig, wiegte ihn wieder hin und her und hielt ihm meinen Daumen hin.
Nach ein paar Minuten lag er wieder friedlich in meinem Arm.
Seufzend ließ ich mich auf dem Stuhl nieder und dachte nach.
Wo hatten sie Sunny wohl hingebracht? War er noch auf dieser Etage? Wenn ja, wo? Hier gab es bestimmt an die Hundert Zimmer. Ich konnte doch nicht jedes einzelne abklappern. Oder?
Mehrere Minuten verstrichen, ohne dass ich eine Lösung finden konnte.
Seufzend richtete ich mich wieder auf und verließ den Raum.
Besser ich fing so schnell an, wie ich konnte.

Ich weiß nicht, wie lange ich schon auf diesen Gänge herumwanderte, als ich auf eine Tür stieß, die anders war, als die simple grau angestrichenen Türen. Sie schien aus goldbraunem Holz zu sein, doch als ich meine Hand darauf legte, spürte ich die unverkennbare Kälte von Metall.
Sicherheitshalber versicherte ich mich nochmal, dass auch wirklich nichts und niemand hier war, bevor ich meine freie Hand auf die Türklinke legte uns sie herunterdrückte.
Mit einem leisen knirschen schob sich der Riegel zurück und die Tür ließ sich problemlos öffnen. Vorsichtig schaute ich in das Zimmer, welches sich dahinter erstreckte.
Die Wände und der Boden waren mit demselben goldbraunem Metall verkleidet, wie das der Tür. In der Ecke des Zimmers gab es eine kleine, in den Raum hineinragende Wand. Ihr Rahmen war aus dunklem Holz, also zumindest sah es wie Holz aus, und der zwischnraum war mit einer Art Papier bespannt. In der Mitte des Raumes stand ein schmales Bett, welches an jeder Ecke einen etwa einen Meter hohen Pfosten mit einer goldenen Kugel obendrauf hatte, an denen jeweils eine dicke Kette hing.
Im dem Bett selbst lag eine Person, dessen Arme und Beine an eben diese Ketten gebunden war. Die Hände waren unter einer Art Handschuh versteckt, welche ein merkwürdiges Muster hatte.
Ich kontrollierte noch einmal kurz, ob außer der Person im Bett sonst noch jemand im Raum war, aber sehen konnte ich nichs. Also öffnete ich die Tür ganz und trat vorsichtig ins Zimmer. Bei dem Geräusch meines nackten Fußes, der auf das kalte Metall patsche, zuckte die Person zusammen, richtete sich so gut es ging auf und starrte mich aus goldenen Augen an. "N-nana...?"
"Jack!" rief ich freudig auf und sprang ihm in den Arm. Also eigentlich mehr auf den Bauch, weil er ja immernoch festgekettet war.
Ich legt ihm meinen freien Arm um den Hals und drückte ihn fest an sich. "Ich hab dich gefunden! Endlich hab ich dich gefunden!" rief ich voller Glücksgefühle und hatte das Gefühl jederzeit loszuheulen.
"Nana... was machst du hier?" fragte Jack und schaute immer wieder unsicher zur Tür.
Ich stand auf, legte den Kleinen neben Jack und untersuchte die Ketten. "Ich war wütend und hab Arthur... etwas an gekokelt... und mich dann... auf die Suche nach dir gemacht." sagte ich und strich über das Schlüsselloch des Vorhängeschlosses, welches die Ketten an Ort und Stelle hielten.
"Angekokelt?" fragte Jack unr musterte mich verwirrt.
"Ach du weist schon. Ein bisschen das Gesicht verschbrennen und so."
Ich mied Jacks entgeisterten Blick und konzentrierte mich auf das Schloss. "Kannst du das Ding nicht einfach zu einer Kette Formen?"
Jack schüttelte den Kopf. "Glaubst du ernsthaft, ich würde immer noch hier liegen, wenn ich das könnte?" er seufzte. "Dieses Metall blockiert meine Kräfte... ich kann nichts verformen, solange diese Ketten an mir hängen."
Nachdenklich nickte ich und schaute mich nach einer Waffe um.
"Wie bist du hier so einfach reingekommen? Normalerweise stehen hier doch so an die 10 Wachen."
"Die sind vermutlich damit beschäftigt das Chaos unten in dem Griff zu kriegen, das ich ausgelöst hab." antwortete ich und klopfte gegen den Pfosten an der Ecke des Bettes. Der war aus gewöhnlichem Holz.
"Chaos? Was hast du denn angestellt?" fragte Jack mich weiter aus.
Ich seufzte. "Können wir bitte erst darüber reden, wenn wir dich aus diesem Zimmer geholt haben?" Ich ging zu der kleinen Wand, die ins Zimmer ragte und ignorierte die Toilette, welche sich dahinter verbarg. Stattdessen trat ich mehrfach gegen das Holz, welches wie ich feststellen musste doch Metall war. Zu meinem Glück aber war es nicht fest in der Wand verankert, sodass ich es einfach lösen und von dem Papier befreien konnte. Anschließend entfernte ich noch die Schrauben, welche den Rahmen zusammen hielten und Volià, hatte ich einen Knüppel in der Hand. Jack beobachtete mich unsicher dabei wie ich ans Bett trat und den Pfosten fixierte. Ich holte aus und schlug gegen den Pfosten. Es knallte laut und eine Delle zeigte sich in dem Pfosten. Immerhin etwas. Erneut holte ich aus und ließ meinen Knüppel gegen das Holz schmettern. Diesesmal knackte es laut und ein großer Riss zog sich durch den Pfosten. Der kleine, der vom Lärm aufgewacht ist, fing erneut an zu schreien. Ich ignorierte ihn und prügelte weiter auf den Pfosten ein, bis er endlich nachgab und krachend in der Mitte zerbrach. Hastig zog ich die Kette über das gesplitterte Holz, nahm Jacks Daumen und steckte ihn den kleinen in dem Mund. Der kleine strampelte etwas und fingt, immer noch jammernd, an an dem Daumen zu nuckeln.
Ich musterte ihn kurz und machte mich dann an den nächsten Pfosten.

Nach mindestens anderthalb Stunden konnte Jack aufstehen und sich frei bewegen. Die Ketten hingen immer noch an seinen Armen und Beinen, aber er war nicht mehr ans Bett gebunden. Auf die Frage von ihm, woher ich das Kind habe, antwortete ich ihm, dass wir das auch später klären konnten und uns besser auf den Ausbruch konzentrieren sollten, der uns bevor stand.
Mit dem Baby auf dem Arm und dem klimpernden Jack hinter mir rannten wir durch die Gänge auf der Suche nach dem Fahrstuhl. Als wir endlich einen fanden hielt Jack mich davon ab den Knopf zu drücken. "Nana... da unten wimmelt es nur so von Wachen. Wir können doch nicht einfach da runter rennen. Das wäre purer Selbstmord!"
Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen. "Ich glaube es wird niemandem auffallen, dass wir fliehen." sagte ich geheimnisvoll und drückte den Knopf.
Wenige Sekunden später standen wir im Fahrstuhl und fuhren nach unten.
Wir sagten kein Wort, sondern starrten schweigend die Tür an. Aus einem unerklärlichen Impuls heraus nahm ich Jacks Hand und drückte sie fest.
Jack verschränkte seine Finger in meine und als der Aufzug hielt atmete er tief durch.
"Na dann mal los." sagte ich, als sich die Fahrstuhltüren öffneten und das rote Licht der Alarmanlage über unsere Gesichter zuckte.

Hallo an alle Leser da draußen.
Ich wollte mich ganz herzlich dafür entschuldigen, dass ihr solange auf ein neues Kapitel warten musstet. Das Privatleben ist halt manchmal ein richtiges Arschloch, nicht?
*nervöses Lachen*
Ok...
Ich werde versuchen mal wieder öfter etwas hochzuladen, versprochen! >^<

Also dann erst mal auf wiedersehen und vielen, vielen Dank an alle!

Tüdelü~

LG Neko

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