Prolog
Kalte Luft strömte durch die Spalten des zerfallenen Hauses. Hunger und Krankheit suchten das ganze Land unbarmherzig heim. Überall fand man Leichen, oder Menschen die kurz vor der Schwelle des Todes standen.
Zitternd kauerte sich der kleinen Junge an seine Schwester, die schon die ganze Zeit erbärmlich fror. Immer wieder musste er sich aufmachen, um Wasser zu holen. Voller Hass ging er an dem Zaun vorbei, der die Kranken von den Reichen trennte. Sie machten sich keine Mühe um die Geschundenen, selbst wenn viele von Ihnen dazu gehörten, mit Spenden zu beglücken, stattdessen spendeten die Beglückwünschten keine Cent. Wölfe, Füchse und andere Tiere stahlen das mickrige Essen, vergifteten es mit ihren eigenen Krankheiten in ihrem Speichel. Kämpfe um Leben und Tod waren nichts Neues, der Winter holte sich viele arme Seelen, die schon ausgemergelt und schlapp waren. Auch die Tiere wurden wie Müll ausgetauscht, wenn sie alt und klapprig waren, und von mehreren Krankheiten geplagt. Die Rufe dieser Wesen geisterten Tags sowie auch Nachts durch das Land. Die Sklaven, die nicht mehr gebraucht wurden, waren meistens schwer verwundet und deshalb anfälliger für Infektionen, die meisten waren sogar so schwach, um nur ein bisschen Wasser oder Brot zu sich zu nehmen, Kinder wurde geraten, sich von diesen verwundeten fernzuhalten, sie stellten eine zu große Gefahr da. Mut und Hoffnung versickerten in den verpesteten Pfützen, und verschwanden mehr und mehr. Trotz der vielen, die sich ihrem gebrochenem Willen beugten, kämpften noch einige um ihr billiges Leben. Tiere rochen schon von außerhalb den verpesteten und stinkenden Angstgeruch, der aus allen Ritzten und Spalten strömte. Auch das Wasser, dass der Junge schöpfte, entsprach mehr einer sandigen Brühe, die hauptsächlich mit der kleinen Wasserlache vermischt wurde. Auch wenn es den Menschen schon schlecht genug ging, nahmen die Reichen jedes bisschen, für das man reines Wasser oder Brot eintauschen konnte, sogar die mangelnde Medizin wurde ihnen gestohlen. Das Heulen der vermischten und geschundenen Wolfshunde ließen jedes einzelnen Glied in den Körpern der Kranken erzittern. Selten bekam man diese verkrüppelten Missbildungen zu Gesicht, oft wurden sie als Gruselgeschichte für die Kinder benutzten, um sie im Haus zu behalten. Auch den Knaben schüttelten starke Hustenattacken, trotzdem musste er sich um seine Schwester kümmern. Selbst wenn durch sein stehlen von Nahrung andere Menschen verhungerten, musste er sein einziges Familienmitglied retten. Seine Eltern hatten sie beide aufgeben, hatten sie verlassen und sie in soviel Schande und Armut zurückgelassen. Selbst wenn er nur ein Baby war, quälten ihn die Erinnerungen an das schöne Leben hinter dem Zaun der Schande. Immer schloss er schnell die Augen um diese Gedanken beiseite zu schieben, aber in Schwächemomenten, wie zum Beispiele dem Schlaf oder die Schlaflosigkeit sowie Hunger und Durst verfolgten sie ihm. Tränen waren schon vor langer Zeit ausgegangen, auch seine Schwester konnte weder weine noch schluchzen. Zittern war der einzige Ausdruck ihres Leides mehr konnten sie nicht mehr zeigen. Auch ihr starker Husten lies sie immer verkrampfen, Nahrung konnte sie um so schwerer aufnehmen, ihrem Bruder ging es glücklicherweise besser. Ihnen ging es nicht allein so schrecklich. Doch der Hass und selbst das Leid trieben die Menschen immer wieder an. Jeder hasste die Reichen, drohten sogar aus voller Verzweiflung, sie und ihre Familien zu töten oder andere Sachen für die sie meistens hart bestraft wurden, oder es wurden Soldaten geschickt, um noch mehr der spärlichen Häuser zu zerstören. Als ein nahe gelegenes Tier einen erschrockenen Alarmruf ausstieß, wand sich der Junge um, seine Augen funkelten, doch als er sich im Schatten verbarg war nichts von seiner mageren Gestalt zu erkennen. Männer in seltsamen Anzügen, die durch den regelmäßigen Anblick gewohnt waren, traten eng beieinander auf den verrosteten Zaun zu. Die verkrüppelten Tiere verstreuten sich ängstlich in alle Richtungen. Selbst die giftigen Schlangen ließen von ihrer Beute ab und die Ratten flohen in den Kanal. Schnell rannte das Kind zu seiner Schwester, um sie rechtszeitig in Sicherheit zu bringen. Doch zu spät. Wegen der Anzahl der Manne lies er sich wieder von den Schatten verschlingen. Das Mädchen hing schwach zwischen zwei Soldaten, die sie irgendwo hinbringen würden. Wie immer wusste sie, wo sich ihr kleiner Bruder aufhielt, warnend blitzte sie ihn an: „Folge mir ja nicht", hörte er es durch den Wind zischen, auch wenn seinen Ohren die einzigen waren, die es war nahmen. Kampfeslustig zuckte er seinen kleinen Dolch, doch wieder zischte die Stimmer warnend und er wagte es nicht sie in Schwierigkeiten zu bringen. Bleicher als sonst starrte ihn seine Schwester mit ihren grauen Augen scharf an, währen sie ihn so entschlossenen anblitzte, das er nichts mehr tun konnte, außer sich hinzusetzen, an die Wand zu lehnen und seinen leeren Kopf auf seine Knie zu legen, um möglichst leise zu atmen. Keiner bemerkte ihn. Wütend über seine Tat schnaubte er und schwor, seine Schwester auf jeden Fall zu Rechnen. Die Angst, die wild auf ihn einstürzte machte ihn nur noch mehr wütender. Auch seine Hilfslosigkeit reizte ihn sehr. Keuchend vor Wut schlug er volle Kanne mit der Hand gegen die Wand, Schmerzen durchfuhren sie, als sie schlapp an seinem Arm hing. Warum war alles nur so unfair?! Seine Familie kam nicht einmal aus einem schlechten Rang. Sie waren für die Zucht von den Tieren verantwortlich gewesen, doch dann ergriff seine Mutter diese schwere Krankheit, dass beide Eltern verband wurden, gerade erwartete sie ihn, seine Schwester war schon einige Zeit am Leben, so wuchs er in diesem verseuchten Viertel auf. Doch der Husten hatte das Mädchen sich schon in jungen Jahren genommen. Seine Mutter war viel zu früh gestorben, sein Vater war ihr schnell gefolgt. Von den Leuten aus der Stadt adoptiert, lernte er trotzdem die Grundlagen dieses Dorfs. Oft hatte er den Tod von anderen Menschen mitangesehen, auch wenn er sie selten kannte, trauerte er so tief wie alle anwesenden. Angst, die den Jungen zu Boden zwang, legte sich wie ein wildes Tier auf seine Schultern. Jetzt, da seine Schwester ihn auch verlassen hatte, war er mutloser denn je. Seine braune Augen sprühten nur so vor Zorn.
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