Das Wichtigste
,,Ihr Vater hat sein Gedächtnis verloren. Er erinnert sich nur an das, was vor zwanzig Jahren passiert war."
Es verschlug mir die Sprache und Kleo sah auf jeden Fall geschockt aus. ,,D-das heisst, er kann sich nicht einmal an mich erinnern?! Weder an Stella noch Liv?" Der Arzt sah Kleo an und nickte. ,,Anscheinend hatte er nach seiner Meinung vor zwei Jahren geheiratet." ,,Mam ist tot.", entgegnete Kleo gereizt und der Arzt wollte doch Ruhe bewahren. ,,Was sollten wir jetzt nach ihrer Meinung machen?", fragte Stella.
Der Arzt lehnte sich zurück und atmete aus. ,,Sie sollten ihn nicht sofort überfordern. Zuerst sagen wir ihm das er sich an zwanzig Jahre nicht erinnern kann. Dann vermitteln wir ihm so langsam wie es geht, dass seine Frau gestorben ist. Kleo, da sie nicht seine leibliche Tochter sind, sollten sie ein paar Tage warten, bevor sie etwas erwähnen. Man sollte ihm Zeit geben und ihn nicht überfordern."
Kleo gefiel der Plan gar nicht. ,,Ich habe aber mit ihm viel mehr erlebt als sonst jemand!" Stella kam nun zu Wort. ,,Kleo, wir sollten das machen, was der Arzt am besten hält. Du bist zwanzig Jahre alt, benimm dich nicht wie eine zehnjährige. Lenk dich ein paar Tage ab." Kleo stand auf. ,,Macht was ihr wollt. Ihr könnt mich mal."
Stella wollte ihr nachgehen, aber stattdessen stand ich auf. ,,Lass mich das erledigen." Sie seufzte und nickte. ,,Okay."
Ich ging Kleo nach, die schneller lief als gedacht und ich konnte sie noch geradeso einholen. ,,Kleo! Bleib stehen!", forderte ich. Kleo ging aber wütend weiter und ich packte ihren Arm. ,,Was?!", fragte sie gereizt. ,,Hör zu. Es ist sicher schwer für dich, aber du musst jetzt nunmal an deinen Vater denken. Er hat zwanzig Jahre seines Lebens vergessen. Denkst du nicht, dass ihn alles überfordern wird, wenn wir ihm alles auf einmal sagen? Lassen wir ihn ein paar Tage in Ruhe und dann können wir immer noch schauen, ob wir es ihm sagen müssen, falls er sein Gedächtnis noch nicht hat." Kleo war selber überfordert, denn sie sah mich traurig an. ,,Das kann dich nicht war sein.", murmelte sie und bekam Tränen in den Augen. ,,Bitte, weine nicht. Ich kann das nicht ertragen. Es geht ihm gut und er liegt nicht im Sterben, das ist doch das Wichtigste oder nicht?" Sie wischte sich die Tränen weg. ,,Du hast recht. Tut mir leid. Ich sollte mich, wie von Stella vorgeschlagen, ablenken. Was willst du machen?", fragte sie und ich lächelte. ,,Also wie jetzt?" ,,Du hast recht. Dad gehts gut und das ist das wichtigste im Moment."
Ich war froh, dass sie nun so dachte und ging weiter. Sie ging neben mir und es fühlte sich super an.
,,Du hast Geburtstag! Einen Wunsch?"
Das du mich liebst...
,,Ich will mit dir Schlittschuh fahren.", grinste ich und sie verdrehte die Augen. ,,Es ist Sommer fast Herbst und du willst genau das? Ausserdem kann ich das nicht. Ich bin nicht gerade begeistert von der Idee." Ich machte die Autotür auf und liess Kleo zuerst rein. ,,Willst du jetzt kneifen? Erst fragst du nach meinen Wunsch und jetzt willst du nein sagen. Kannst du dich mal entscheiden?", lachte ich und sie seufzte. ,,Na gut."
Wir redeten nicht miteinander und sie sah auch nur aus dem Fenster. Dann stiegen wir aus und gingen zu dem Gebäude.
Die Frau an der Kasse wollte unsere Schuhgrösse wissen und wir bekamen Schlittschuhe.
Wir gingen auf die Tribüne und zogen unsere Schlittschuhe an. Zum Glück hatte es nicht so viele Leute und wir hatten die ganze Fläche fast für uns alleine.
,,Die Schlittschuhe sind echt eng.", motzte Kleo und ich lachte. ,,Komm." Ich hielt ihr meine Hand hin und sie nahm sie an. Sie stellte sich ein wenig tollpatschig an und hielt meinen Arm ganz fest. Nicht das es mich störte. Ganz im Gegenteil, aber auf dem Eis wurde es schlimmer, als auf dem normalen Boden.
,,Du bist noch nie gefahren oder?", fragte ich nochmal nach und sie nickte. ,,Da hast du recht." Ich ging auf das Eis und sie bemerkte, wie rutschig es war, als sie nur den ersten Fuss leicht drauf stellte. ,,Ich hasse dich.", murmelte sie und ich nahm meine Hand weg. ,,Wenn das so ist, kannst du alleine fahren.", sagte ich spielerisch beleidigt. ,,Ich kann auch einfach nach Hause gehen.", grinste sie. Ich hielt meine Hand hin. ,,Nein, schon okay. Bleib bitte." Sie nahm meine Hand und ich fragte mich, ob sie wohl auch diese Wärme spürte. Ich schüttelte diese Gedanken aus den Kopf. Den Tag wollte ich nicht versauen und wer weiss, vielleicht bringt uns dieser Tag näher zu einander.
Sie hielt meine Hand ganz fest und dann klammerte sie doch an meinen Arm. Ich musste lächeln und sie sah nur den Boden an. ,,Das ist ja der Horror.", murmelte sie und ich gab ganz leicht an und schon wurde mein Arm fester gedrückt. ,,Ich denke, wir sollten langsam anfangen.", sagte Kleo und ich musste endgültig lachen. ,,Wir fahren schon vielleicht ein Kilometer pro Stunde. Langsamer geht echt nicht." Sie war wohl beleidigt, denn sie sagte nichts. Ich wurde extra schneller und sie klammerte sich fest an meinen Arm, so dass ich Angst hatte, dass kein Blut mehr durch floss.
Ich blieb stehen und musste sie auch zum Stehen bringen. ,,Okay, gib mir deine Hände. So und jetzt ganz langsam. Ich fahre rückwärts." Sie nickte und sah wieder aufs Eis. ,,Weisst du, du schaust immer auf dem Boden, so wird das nichts. Sieh mich an oder keine Ahnung, die Wand da oder den Typen da. Egal wo einfach nicht den Boden."
Sie sah mich an und so gingen wir langsam vorwärts. Ich besser gesagt rückwärts. ,,Du sagst mir schon, wenn jemand hinter mir ist?", fragte ich und sie nickte.
Wir fuhren weiter und nun liess sie nach wenigen Minuten locker. Sie nahm nur meine eine Hand und fuhr ein wenig schneller. ,,So langsam habe ich den dreh raus.", sagte sie glücklich und ich nickte.
Wir fuhren weiter und nun kamen wir auch ein wenig ins Gespräch. ,,Darf ich dich was fragen?" Kleo schien es egal zu sein. ,,Du und Nick, seit ihr jetzt-" ,,Wir sind nicht mehr zusammen. Ich hoffe, dass ich ihm das klar gemacht habe und ausserdem ist ein halbes Jahr viel zu lange. Er hatte mich wirklich verletzt. Ich hoffe, dass ich meine Wohnung alleine auffinde, wenn ich wieder dorthin gehe."
Die Antwort machte mich noch glücklicher und sie fing an zu fragen. ,,Wieso warst du mit Britt zusammen, wenn du schon anscheinend lange nichts mehr für sie gefühlt hast?"
Ich zuckte die Schultern. ,,Mein Vater hatte sich super mit ihrem verstanden. Er hatte ihm auch ein paar Kunden besorgt und er hatte mir auch gedroht, dass er die Kunden wieder zu sich nehmen wird. Also wir werden sicher ein paar Kunden verlieren oder mehrere."
Sie seufzte. ,,Britts Vater war schon immer arrogant."
Da konnte ich ihr nur recht geben. Wir waren nicht lange da und Kleo hatte auch schnell genug davon. ,,Können wir gehen?", fragte sie und ich nickte.
Wir gingen nach draussen und sie sah mich an. ,,Was willst du noch vor dem Mittag machen?", fragte sie und ich überlegte. ,,Kino?", fragte ich und sie nickte.
Wir gingen in einen Film und es war ein Comedyfilm. Wir lachten uns schlapp und ich wollte, dass der Tag heute hoffentlich nie zu Ende ging.
Nach den Film knurrte mein Magen. ,,Gehen wir etwas essen?", fragte ich sie und sie war auch dafür. ,,Also hier in der Nähe gibts gleich was.", sagte Kleo und ging voraus. Ich eilte ein wenig, bis ich wieder neben ihr ging.
,,Hier gibt es die besten Pizzen in LA.", sagte sie stolz. Wir setzten uns hin und warteten auf einen Kellner. ,,Wieso verbringst du eigentlich den Tag mit mir?", fragte ich und sie hatte den Blick von mir abgewendet. Sie sah das Restaurant an und tat so, als wäre meine Frage total überflüssig. ,,Weil du gerade da warst, als ich jemanden brauche.", antwortete sie und sie sah mich immer noch nicht an. ,,T-" ,,Ich habe noch nicht mit Thomas geredet, also mit Serena nur ganz kurz, aber da sie zusammen sind und mir nichts davon gesagt haben, das hatte mich schon ein wenig verletzt. Es sind beide meine besten Freunde.", unterbrach sie mich.
Der Kellner kam und er nahm die Bestellung auf.
Sollte ich ihr sagen, dass ich es wusste? Oder würde sie nur erneut wütend werden, obwohl sie will, dass man ehrlich sein will.
Ich sah wohl sehr in Gedanken aus, weil Kleo mich verwirrt ansah. ,,Und was geht dir durch den Kopf?", fragte sie und ich räusperte mich. ,,Ich wusste es, aber wurde von Thomas gebeten es niemanden zusagen." Sie nahm es mir wohl nicht übel, denn sie wechselte das Thema. ,,Denkst du, dass sich mein Dad dann, also irgendwann, sich wieder an mich erinnert?", fragte sie traurig und ich nickte zuversichtlich. ,,Wie will man dich schon vergessen? Glaub mir, man versucht es erst gar nicht." Die zwei Pizzas kamen und wir assen ohne ein Wort zu sagen. Das hielt solange an, bis Kleo die ein bisschen mehr,als die Hälfte ass und dann sie mir zuschob. ,,Kannst es, habe keinen Hunger mehr." ,,Und ich sollte Fett werden?", lachte ich und sie grinste. ,,Du gehst trainieren und ich nicht. Ausserdem hast du rumgenörgelt, dass du Hunger hast. Ich gehe kurz auf die Toilette.
Mein Handy klingelte und ich nahm ab.
,,Hey Thomas, was gibts?"
,,Da du deinen Geburtstag nicht feiern willst, frage ich mich gerade, wieso du nicht in deinem Appartement bist im Hotel? Der aus der Rezeption meinte, du hättest eine hübsche Begleitung gehabt."
,,Ja, ich bin mit Kleo unterwegs und verbringe mit ihr den Tag. Hoffe bist nicht sauer."
,,Nein, aber es wundert mich einfach. Egal, was macht ihr nachher?"
,,Lange Geschichte. Keine Ahnung, muss mir was einfallen lassen und sie kommt gerade. Bis später."
Dann legte ich auf. Kleo kam und setzte sich. ,,Wer war das." ,,Geburtstagsgratulationen." Ich ass noch den Rest und ich bezahlte alles. Dann nahm ich ihre Hand und eilte ach draussen.
Ich liess sie aber auch gleich wieder los, denn wir waren nicht zusammen. Unsicher kratzte ich mich am Hinterkopf und Kleo ignorierte es einfach und gab keinen Kommentar darüber ab.
,,Können wir kurz zu mir?", fragte sie und ich nickte. Wir fuhren zu Kleo und sie stieg aus. Erst wollte ich warten, doch dann sagte sie was, was mich umstimmte. ,,Kann ein wenig dauern, kannst ja drinnen warten.", schlug sie vor und ich stieg auch aus.
Kleo begrüsste einer Nachbarin, der gerade lange Rede halten musste. ,,Guten Tag Mrs. Dallas."
,,Kleo, Nick war heute mit zwei Koffern aus der Wohnung gegangen. Macht er denn eine Geschäftsreise?" Kleos Laune änderte sich schlagartig. ,,Nein, wir haben uns getrennt.", antwortete Kleo und öffnete langsam die Wohnungstür. Jedem müsste es auffallen, dass es Kleo eilig hatte, aber Mrs Dallas fiel nichts aus, denn sie wollte seelenruhig weiterquatschen. ,,Ist das ihr neuer Freund?" ,,Mrs. Dallas, ich lade sie gerne mal wieder zu einem Kaffee ein, aber Dylan und ich haben es sehr eilig. Nein, Dylan und ich sind nur befreundet.", antwortete Kleo und Mrs. Dallas nickte. ,,Kommen Sie einfach vorbei wann sie Lust haben. Einfach heute nicht."
Mrs. Dallas verabschiedete sich und Kleo ebenfalls. Dann ging sie in die Wohnung.
,,Ich ziehe mich kurz um.", sagte sie und ich nickte. Ich sah mir das Wohnzimmer nun genauer an. Es hatte ein Sofa und einen Fernseher. Einen Schrank und vor dem Sofa ein Glastisch. Das Wohnzimmer war mit der Küche verbunden. Ich setzte mich aufs Sofa.
Kleo brauchte schon lange, den ich hatte mit fünf Minuten gerechnet, aber sie blieb lange in ihrem Zimmer.
Nach zehn Minuten wurde es mir zu blöd. ,,Kleo!?", rief ich und sie antwortete auch sofort. ,,Komme gleich." Ich stand auf und sah mir ein paar Bilder an, die auf dem Nachttisch lagen. Eins davon war kaputt und darauf waren Nick und Kleo, da war wohl jemand wütend. Aus zehn wurden zwanzig und sie kam endlich.
Sie hatte sich nicht nur umgezogen, sondern auch gleich frisch gemacht. Statt leicht gewellte Haare, hatte sie nun glatte. Geschminkt war sie auch noch. Sie hatte ein weisses T-Shirt an und darauf stand: Cool for the Summer. Ausserdem hatte sie nun schwarze enge Hosen an.
,,Gehen wir?", fragte sie und ich nickte.
Im Auto konnte ich noch ihr Parfum riechen. ,,Ehm, wieso hast du dich schick gemacht?", fragte ich. ,,Weil ich vorhin wie ein Penner aussah und du mir das nicht gesagt hast. Das habe ich erst auf der Toilette bemerkt." ,,Du sahst vorhin wunderschön aus. Genau wie jetzt." ,,Dann bleibt stehen, ich zieh mich wieder um."
Ich fuhr ein wenig schneller. ,,Erstens, will ich mir die Warterei ersparen und zweitens, hatte ich gesagt, dass du beide Mal hübsch aussahst, also machts keinen Unterschied."
Sie lehnte sich wieder zurück. ,,Wo fahren wir hin?", fragte sie und ich überlegte. ,,Eigentlich habe ich keine Ahnung." Sie lachte. ,,Fahren wir in den Zoo.", beschloss ich und sie nickte. ,,Wenn du so unbedingt willst."
Wir gingen in den Zoo und hatten nicht viel geredet. Die meiste Zeit gingen wir nun nebeneinander.
Nach dem Zoobesuch war es schon sechs Uhr und dann fuhr ich noch zu einer Bar. ,,Wollen wir noch was trinken? Ich fahr dich dann auch nach Hause. Ich meine, du hast dich sicher nicht für den Zoo aufgebrezelt."
Zusammen ging wir in die Bar und wir bestellten etwas. Nach zwei Drinks aber, gingen wir wieder zum Auto.
,,Soll ich dich nach Hause fahren oder willst du-" ,,Du hast immer noch Geburtstag, also wirst du mich nicht los."
Das wollte ich auch nicht, denn mir was recht.
Wir fuhren zum Hotel und vor der Tür blieb ich stehen. ,,Kleo, ich wollte mich für den Tag bedanken." Sie sah mich an und war ein wenig verwirrt, aber ich liess es nicht dabei. ,,Ich weiss, dass mit deinem Vater, war das Schlimmste, was passieren konnte, aber du... Du bist einfach wundervoll. Dein Vater wird sich schon wieder an dich erinnern. Dich kann man nicht vergessen, denn ich habe es versucht mit allem möglichen. Ist dir aufgefallen, dass ich den ganzen Tag nicht geraucht habe? Ich habe wegen dir angefangen und werde wieder wegen dir aufhören. Das mit uns zwei als Freunde funktioniert nicht, weil ich mich jedes Mal, wenn ich dich sehe, wieder aufs Neue in dich verliebe."
Dann geschah es endlich. Kleo küsste mich und ich liess es zu. Endlich war das passiert, was ich wollte und ich öffnete die Tür, ohne den Kuss zu unterbrechen.
Wir ging rein und Kleo war an der Tür und ich drückte sie leicht dagegen, als ich sie wieder küsste.
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