24 - Namensbedeutungen
Die Räder des Boards bretterten über den Asphalt. Der Schweiß stand mir tief ins Gesicht geschrieben. Die Sonne erhitzte meinen Körper auf eine unvorstellbare Temperatur, die ich noch nie zuvor erlebt hatte.
Aus Angst, ich würde als ein geschmolzenes Eis eintreffen, legte ich einen Zahn zu, um schneller an der High School anzukommen, auch wenn es mich mehr Energie kostete.
Der Weg war lang - jedenfalls länger als der Weg vom Frühstückstisch zum Monitor, auf dem mein Onlinelehrer einige Monate zuvor noch erschien war.
Ich genoss jede windige Brise, die die Autos auf der Straße aufwirbelten, bis diese wieder von der unerträglichen Julihitze abgelöst wurden.
Im Sekundentakt überholte mich eines der Autos. Umso mehr war ich verwundert, als plötzlich der Autostrom stoppte und mich der Sonne widerstandslos auslieferte.
Beinah landete ich im nebenstehenden Busch, als ich mich zur Straße umdrehte, um nach dem nächsten Straßenverkehrsteilnehmer Ausschau zu halten.
Ich musste dabei jedoch meine Augen etwas zusammenkneifen, um den orangefarbenen Pick-up ausfindig machen zu können. Dieser fuhr etwas langsamer neben mir.
Dann wurde das Fenster zu meiner Seite hin heruntergelassen und zum Vorschein kam Lukes neugieriges Gesicht, das mich grinsend und amüsiert beim Schwitzen zusah.
"Willst du mitfahren?", rief er und kümmerte sich dabei kaum um die hupenden Autos hinter sich.
"Nein, ich bin sowieso gleich da! Und außerdem ist es sehr umweltschädlich bei so einem schönen Wetter mit dem Auto zu fahren!", stieß ich mit wenig Kraft und größter Mühe heraus. Meine Mundhöhle war schon ganz ausgetrocknet. Hatte ich heute überhaupt schon etwas getrunken?
"Der Pick-up hat eine Klimaanlage", argumentierte er. Ich kannte seine Masche; er neckte mich, damit ich eifersüchtig werden, nachgeben und zu ihm in den Wagen steigen würde. Doch das würde ihm nicht gelingen!
"Mh mh." - Ich schüttelte demonstrativ den Kopf und stieß mich erneut mit dem Fuß am Boden ab. - "Noch umweltschädlicher! Keine Chance! Vergiss es und fahr einfach zur Schule! Deine Klimaanlage in deinem super tollen Auto wird mich nicht umstimmen und beeindrucken können!"
"Okay, wie du meinst."
Luke wollte schon wieder das Fenster hoch lassen, als mich erneut eine innerliche Hitzewelle erfasste.
Diese Hitzewelle war so ziemlich der einzige Grund, weshalb ich nachgab. Eigentlich bekam ich nur Sorge, dass mir vor der Ankunft an der Schule schwarz vor Augen werden würde. - "Okay, okay, du hast gewonnen! Ich komme mit!"
Unsicher, ob er mich noch gehört hatte, gab ich etwas mehr Gas, um mit ihm mithalten zu können.
"Kannst du das noch einmal wiederholen? Also diesen Part, in dem du sagst, ich hätte gewonnen?", fragte er, als er den Wagen kurz anhielt und mich hinein ließ. Die Autos hinter ihm schrien nun noch empörter.
"Vergiss es!" - Ich boxte ihm in die Seite und packte mein Board hochkant ins Schuhfach.
Endlich entspannte sich die Lage auf der Straße, der Pick-up rollte los und kam erst vor der High School zum Stehen.
Bevor Luke seine Tasche schnappen und aussteigen konnte, hielt ich ihn am Shirt fest, was ihn abrupt wieder in den Sitz fallen ließ.
"Was? Hast du es dir anders überlegt und willst mir nun danken?" - Er grinste frech und schaute mir gezielt in die Augen. Die Sonnenstrahlen tauchten sie in funkelndes Bernstein.
"Eigentlich wollte ich dich um ein weiteres Gedicht bitten. Um ein selbstgeschriebenes."
Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wieso ich diese absurde Bitte stellte noch, weshalb er mir diese abschlagen sollte. Doch zu meiner Überraschung blätterte er sein Notizbuch auf, das auf dem Armaturenbrett gelegen hatte und begann ohne weitere Erklärung nachdenklich und beruhigend zu lesen.
"Du Sonne, die da geronnen,
tauchtest Tag in Licht und tatest Augen Wahrheit kund.
Nun du erloschest, sterbest in die Nacht,
werd dich nicht vergessen,
morgen du wiedergeborest und den Tag wieder in Licht tauchen wirst.
Tue Wahrheit kund und zaubere Kindern ein Lächeln in ihr Gesicht", er stockte und suchte nach meinem Blick, der einzig und allein dem Buch gewidmet war.
Ich konnte es kaum glauben, dass diese Worte, die vor einigen Sekunden noch aus seinem Mund gekommen waren, wirklich von ihm geformt und aufgeschrieben worden waren.
Ich hob meinen Blick, um ihn anzulächeln und genoss die kurze Stille zwischen uns. Keiner traute sich zu sprechen. Als könnte die Befürchtung bestehen, etwas Falsches zu sagen.
"Wir sollten los, wenn wir nicht zu spät in den Unterricht kommen wollen", zerstörte Luke plötzlich die fesselnde Atmosphäre und griff bereits nach der Tür, um sie aufzustoßen.
Mit seinem Rucksack auf dem Rücken stieg er die Treppen zum Schulgebäude hinauf. Das letzte Mal, als wir gemeinsam diesen Weg angetreten waren, endete es fast in einem Desaster, weil Luke mir sein Geheimnis einfach nicht anvertrauen wollte. Ich versuchte diese Erinnerung zu verdrängen und diesen Anblick der Gegenwart einzufangen, doch es gelang nicht.
***
Als unsere Füße die Literaturklasse aufsuchten, noch bevor sich unsere Wege im Raum trennen würden, gestand ich Luke etwas, was mir noch lange im Gedächtnis schwellen würde.
"Ich verstehe zwar nicht viel von Gedichten, aber dein eigenes ist wirklich schön. Und das sage ich nicht nur so, damit du dich geehrt fühlst."
"Danke. Das bedeutet mir wirklich viel", sagte er mit ruhigem Ton .
"Woher kannst du so gut schreiben?", wollte ich wissen.
"Hab's mir selbst beigebracht. Na ja, ich wurde natürlich von vielen Dichtern inspiriert wie Friedrich Schiller, William Shakespeare oder Rainer Maria Rilke."
Ich stellte mir einen Jungen vor, der um die elf Jahre alt war und sich sowohl am Tag, als auch nachts über Bücherseiten lehnte, unter der Bettdecke mit Taschenlampe hockte und Gedichte las. Er konnte sie nicht aus der Hand legen, wie seine Schwester heute. Bei dem Gedanken daran wurde mir warm ums Herz.
"Ich finde, es hat etwas Poetisches an sich. Es ist schwer zu erklären und entweder versteht man diese faszinierende Sprachauswahl oder eben nicht."
Er zog selbst die Mundwinkel unbemerkt nach oben, als er diese eigene Erklärung für Poesie aus seinem Mund kommen hörte.
***
Nachdem die Stunde vorbei war und ich nichts Neues dazu gelernt hatte, weil ich bereits alles über die berühmten Autoren und ihre Meisterwerke wusste, verabschiedete ich mich von Luke. - "Ich muss noch etwas mit Oliver und Cathrin klären." Mit dieser Erklärung verschwand ich schließlich auf der Wiese.
Ich wollte Luke das Drama und die Beleidigungen ersparen, die ihm von den anderen an den Kopf geworfen werden würden, sobald er sich ihnen näherte. Das musste ich alleine klären.
***
Bei der Clique angekommen, wurde ich herzlichst von allen empfangen - von allen, außer Cathrin, deren Blicke mich erschauern ließen.
"Hey! Wie war Literatur?", wollte Jayden wissen, als ob es ihn in irgendeiner Weise interessieren würde.
Mittlerweile kannte ich ihn etwas besser und wusste, dass seine kleine Welt größtenteils aus Drogen und Alkohol bestand. Da passte ein vage bekanntes Mädchen mit ihrem kleinen Literaturkurs einfach nicht hinein.
Ich würde es höchstens Ethan zutrauen, dass er sich möglicherweise für meine neuen Erkenntnisse interessieren würde. Allerdings schien ihm Literatur ein fremdartiger Begriff zu sein, sonst hätte er den Kurs sicherlich belegt.
Deshalb antwortete ich nur knapp: "Ganz in Ordnung", und wandte mich Cathrin, Aria und Scarlett zu, die eigentlich im Kurs hätten da sein müssen, es aber nicht waren. - "Wie war der Kurztrip ans Meer?"
"Als würde es dich interessieren", fauchte Cathrin, wie bereits erwartet: "Du würdest ja eh keinen Unterricht verpassen, um es selbst zu erleben."
Autsch...dachte ich, nahm es mir jedoch nicht ganz so sehr zu Herzen. Schließlich hatte sie ja in einem Punkt recht; keine zehn Pferde brachten mich auf den Gedanken, Unterricht zu verpassen und womöglich danach Ärger von den Lehrern zu bekommen.
"Eigentlich, Cathrin", ihren Namen so stark zu betonen, wie sie es immer mit meinem tat, machte irgendwie Spaß: "Wollte ich dir sagen, dass du morgen unsere Wette einlösen kannst. Du weißt schon, deine Pflichtaufgabe, weil du verloren hast."
Stolz auf meine Worte und die Blöße, die ich ihr vor den Augen und Ohren ihrer Freunde verabreichte, trat ich ihr nun mitten ins Herz.
"Welche Wette?", mischte sich nun auch Oliver in die angespannte Konversation ein, womit er ziemlich der Einzige war, der davon noch nicht wusste.
"Erzähl ich dir ein andermal", knirschte Cathrin daraufhin wütend mit funkelnden Augen, fokussiert auf mich.
Ich schluckte, doch wertete das als ein Ja. Nun war sie mir endlich einmal unterlegen. Sie hatte zwei Optionen;
1. Sie erfüllte ihren Teil der Wette und ich würde den Rand halten, somit sie Oliver davon erzählen könnte, wenn die Zeit dafür gekommen wäre.
Oder 2. Sie entzog sich ihrem Teil der Abmachung und ich würde Oliver alles erzählen, dass sie gegen mich verloren und mir absichtlich eine Choreo verschwiegen hatte.
Ich genoss dieses eine Privileg, dass ich endlich einmal die Strippen von Cathrin in der Hand hielt.
"Vielleicht kommst du ja eines Tages Mal mit uns mit, auch nur für zwei Stunden oder so", wechselte Dan abrupt das Thema.
Ich nickte bloß, aber ignorierte seine Stimme fast komplett, um mich Olivers perfekten Gesichtszügen und markantem Körperbau zu widmen. Attraktiv war er ja schon irgendwie. - "Kannst du heute für Geschichte?"
"Klar. Wann willst du?", antwortete er lässig auf seine Art und hob das Kinn etwas weiter an, um mich aus seinen unwiderstehlichen Augen zu mustern.
"Keine Ahnung, wann kannst du denn?", lachte ich absurd verlegen auf. Die Clique konnte uns lautstark hören und deshalb würde es mich nicht überraschen, wenn sie sich in diesem Augenblick fragten, ob ich überhaupt noch einen Verstand besaß.
Mir wurde auf einmal unnormal heiß und mein Kopf fing sich wieder an zu drehen. Sicherlich würde ich gleich wieder in Barbs Büro aufwachen.
Doch ich hielt mich auf den Beinen und fiel nicht wie ein lebloser Körper zu Boden.
"Nach der Schule bei dir? Mein Vater ist da und ich gehe ihm gerade die meiste Zeit aus dem Weg, wenn es sich vermeiden lässt", erklärte er und lächelte gutaussehend.
"K...klar. Nach der Schule. Perfekt, dann bis später!", grinste ich und fragte mich innerlich, wer diese verlegende Person war, die dort in meinem Kopf ruhte.
Dann spazierte ich wieder zurück in die Cafeteria, wo Luke auf mich wartete und sich auch schon einen Snack aus dem Automaten gezogen hatte.
"Alles geklärt?", fragte er mich, als ich neben ihm zum Stehen kam.
In meiner ganzen Zeit an dieser Schule konnte ich mich nicht mehr an diesen Raum erinnern. Er war bis obenhin gefüllt mit Schülern aus allen Jahrgangsstufen, die Mittag aßen, mit Freunden abhingen oder wie Außenseiter die Bücher für den nächsten Unterricht durchblätterten.
Einige schrieben sogar schnell die Hausaufgaben von ihren Mitschülern in der Hoffnung ab, die Lehrer würden die Kopie nicht bemerken.
"Jap. Alles geklärt", meinte ich und folgte ihm an einen kleinen Tisch abseits des Geschehens, wo wir uns setzten.
Gebannt starrte Luke an den Eingang am anderen Ende des Raumes, ignorierte sogar seine Tüte mit den salzigen Chips darin, die er für zwei Dollar ergattert hatte.
"Auf wen warten wir?", wollte ich nach einiger Zeit des Schweigens wissen. Irgendwie hatte ich mir erhofft, er würde selbst mit der Sprache rausrücken und mir erklären, was in seinem Kopf vor sich ging.
"Auf Owen", antworte er mir, als würde das irgendwie die gestellte Frage beantworten.
"Und Owen ist...?", formulierte ich weiter.
"Lern ihn doch selbst kennen."
Luke hob die Hand, um dem dunkelhäutigen Jungen mit den weiten Schultern und der Cargohose zuzuwinken, der geradewegs auf uns zulief.
Es war der Typ, den ich vor einigen Tagen zusammen mit Luke auf der Wiese der Beliebten gesehen hatte.
Gespannt verfolgte ich Owens schnelle Schritte, bis er uns erreichte - sein Rucksack auf einer Schulter lässig hängend - und sich zu uns an den Tisch setzte.
"Hi Leute!", begrüßte er uns und schenkte erst Luke, dann mir ein strahlend weißes Lächeln: "Und du bist..." - "Jenny oder Jennifer, such dir was aus", vollendete ich seinen Satz.
"Jennifer. Weich, hell, weiß und schön", erklärte Owen mir. Meine darauffolgende Verwirrtheit hätte man wirklich fotografieren müssen.
"Deine Namensbedeutung ist wirklich schön, wie du", schmeichelte er mir, woraufhin Luke ihn spielerisch in die Seite mit dem Ellenbogen stieß. Owen lachte belustigt auf.
"Lass das, Owen! Sie ist noch nicht lange hier und versteht deinen Tick noch nicht."
Nun war ich noch verwirrter. Welcher Tick?
"Owen kennt so ziemlich jede Namensbedeutung und beurteilt jeden Namen, bevor er sich mit dem eigentlichen Menschen unterhält", versuchte Luke zu erklären: "Mir hat er meinen Namen mit weiß und hell oder sowas beschrieben."
"Genauer gesagt bedeutet Luke der ins Licht hineingeborene. Lässt sich übrigens gut mit der Bedeutung von Jennifer kombinieren."
Verlegen und rot vor Charme wagte ich einen Blick zu Luke, der nur schulterzuckend zu mir herübersah und sich nicht groß Gedanken darum zu machen schien.
Ich wollte nicht sagen, dass ich dieser Die Namen passen zusammen, also tun es auch die Menschen - Sache Glauben schenkte, doch vielleicht hielt das Universum ja doch noch einige Überraschungen für die Zukunft bereit.
"Und was heißt Owen?"
"Nichts Besonderes. Owen bedeutet wohl geboren."
Er schnappte sich die Tüte Chips aus Lukes Händen und riss sie auf, um mir die salzigen Kartoffeln hinzuhalten. Ich lehnte jedoch freundlich ab und ließ ihm den ersten Chip zur Verfügung.
In dem weiteren Gespräch erfuhr ich, dass Owens Tick schon seit der Elementary School existierte, doch er kam mir ziemlich sympathisch vor und brachte Luke und mich immer wieder mit seiner ehrlichen und unschuldigen Art zum Lachen. Ich genoss seine Anwesenheit und fühlte mich sofort bei ihm willkommen.
***
"Wieso hast du ihn mir verheimlicht?", beschwerte ich mich anschließend, als Luke und ich nach Schulschluss alleine zum Pick-up gingen. Die Sonne stand hoch am Himmelszelt und bot keinen einzigen Schatten. Die Schlüssel des Wagens klimperten ununterbrochen in seiner Hand.
"Hab ich doch gar nicht", protestierte er: "Er hält sich nun Mal nicht dort auf, wo du es die meiste Zeit tust."
Dort, wo ich mich die meiste Zeit aufhielt, wo er es nicht tat, war ja wohl klar.
"Wieso war er dann vor einigen Tagen bei dir auf der Wiese? Ist er nicht beliebt genug dafür?"
"Doch, beliebt ist er schon. Er spielt kein Football, aber seine Kontakte zu mir ermöglichen das. Doch er hält sich lieber in der Cafeteria auf, in einer realen Gesellschaft."
"Reale Gesellschaft?"
"Ja, du weißt schon. Unter wahren Menschen, die nicht vorgeben etwas Besseres zu sein und einfach so sind, wie sie sind."
Ich nickte und begriff, was er mir damit vermitteln wollte. Ganz klar; Oliver und die Clique könnten keine wahren Freunde sein oder mehr als das.
"Da bist du ja!", überfiel es mich von hinten. Eine vertraute Hand legte sich mir auf die Schulter. Meine Haut darunter fing augenblicklich vor Aufregung an zu kribbeln.
Meine Augen wanderten in Lukes steinhartes, finsteres Gesicht, das eben noch voller Leben gesteckt hatte. Ich drehte mich um und fand nun einen Kopf über mir Oliver wieder.
"Ich hab minutenlang auf dich gewartet. Wir wollten doch Geschichte machen, weißt du noch? Über dieses Mordzeug und dem Königspaar."
Schnell schaute ich zu Boden, um mir nicht wieder eines dieser Bilder von Lukes Mimik in den Kopf gelangen zu lassen, die mir ausdrücklich befahl halt dich von ihm fern.
Ich nickte und folgte Oliver zu seinem Sportwagen, gleich neben Lukes Pick-up. Wie hoch war bitte die Wahrscheinlichkeit auf einem Parkplatz, der für mindestens hundert Autos Platz bot, dass genau die zwei Karen der Erzfeinde nebeneinander standen?
Im Vergleich zum Geländewagen sah der Sportwagen natürlich viel eleganter und teurer mit seiner schwarz polierten matten Oberfläche und dem flach ausgelegten Modell aus.
"Wow, wow, wow! Haltet Mal die Luft an! Wie? Du willst mit IHM fahren, statt mit mir?", wurde Luke auf einmal lauter und blieb hinter uns zurück. Ohne Zweifel kam da wieder der pure Neid in ihm hoch.
Diese Worte waren an mich gezielt gerichtet. Es ließ die Blase um uns herum, wie ein Luftballon, der auf eine spitze Nadel reagierte, platzen, die sich mit viel Mühe seit gestern aufgebaut hatte.
Ich würde das mit Luke morgen wieder in Ordnung bringen. Das schwor ich hoch und heilig.
Seine Worte brachten Oliver abrupt zum Stehen. Ich zehrte an seinem Ärmel - vergeblich. Wollte ihn dazu überreden, weiterzugehen und keinen Streit anzufangen - vergeblich.
Hatte nur ein Ziel vor Augen: vermeiden, dass sie wieder wie Jagdhunde aufeinander losgingen - vergeblich.
"Halt dich raus Britton! Sie muss mit mir Geschichte ausarbeiten, nicht mit dir!"
"Klar. Du und Geschichte! Wir wissen wohl beide ganz genau, dass du etwas anderes geplant hast! Du-", Lukes Blick wich zu meinem hinüber, was mir erneut die Übelkeit hervorlockte.
"Glaub ihm kein Wort Jenny! Er benutzt dich nur für seine dreckigen Spielchen!"
Ich ignorierte ihn. Egal, was dieser Nachmittag für Oliver und mich bereithielt; eins war klar; ich war bei meinem Crush und was auch immer zwischen ihnen vorgefallen war, weshalb sie sich so sehr hassten; das musste nicht für mich gelten.
"Hör auf Luke! Wir müssen wirklich Geschichte beenden. Egal was da bei euch nicht stimmt. Übertragt diesen Krieg nicht auf mich!" - Ich drehte mich wieder zum Gehen um und zog Oliver hinter mir her, der aber noch den ganzen Weg mit tiefen Augenbrauen zu Luke rückblickend schaute.
Wie konnte ich diesen Zwischenfall nur jemals wieder ausbügeln?
***
Der Motor jaulte laut auf, nachdem wir kurze Zeit später in Olivers Wagen Platz genommen hatten.
Ich schaute zur Windschutzscheibe, merkte jedoch Lukes Blicke auf mir ruhen, wie er nur wenige Meter neben mir in seinem Wagen saß und mich mit ihm zusammen beobachtete.
Mein Herz machte einen Salto und entspannte sich erst wieder, als Oliver fluchend rückwärts aus der Parklücke raste, den Vorwärtsgang einlegte und den Parkplatz verließ.
"Scheiß Britton! Muss sich immer und überall mit einmischen!", knurrte er. Ich hatte Angst. Angst, dass Oliver einen Unfall wegen seiner Wut mit mir im Wagen bauen würde, weil er seinen Hass auf Luke beim Fahren zur Geltung bringen würde. Angst davor, dass er seine innerliche Wut an mir auslassen würde. Angst davor, dass er umkehren würde, um ihm eine zu verpassen.
Doch er kehrte nicht um und fuhr die Straße weiter zu mir nach Hause.
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