1 ~ All that glitters is not gold ~
"Alex! Wir lieben dich!"
Die Champagnerflasche fand den Weg zu meinem Mund und die Menge grölte.
Überall waren Plakate mit der Aufschrift "Prinzessin mit Leben" zu sehen. Wenn sie nur wüssten. Nachdem ich kurz einen letzten Blick in die Menschenmasse geworfen hatte, verschwand ich wieder in der schwarzen Limousine und schenkte mir ein Glas Wodka ein, das ich sofort leerte.
"Majestät, wollen Sie fahren?"
Ich winkte kurz mit dem Finger und der Wagen setzte sich in Bewegung. Die Menschen bewunderten mich, weil ich tat was ich wollte und mich nicht dem Klischee einer Prinzessin unterwarf. Aber war es wirklich bewundernswert sich ins Koma zu saufen und jede Nacht das Bett mit einem anderen Typen zu teilen?
Der Wagen hatten angehalten, also stieg ich aus und verschwand im Dienstboteneingang des Black Palace, damit mir niemand auflauerte.
Innen verzog ich mich in mein Zimmer und warf mich auf das Bett.
Plötzlich ging die Tür auf und mein Bodyguard betrat den Raum.
"Was wollen Sie?"
Der breit gebaute Mann spielte nervös mit seinen Fingern, während ich gelangweilt auf meinem Bett liegen blieb.
"Ich werde den Palast verlassen, Eure Majestät. Und ich wollte Ihnen Ihre zukünftige Palastwache vorstellen."
Jetzt hob ich interessiert den Kopf und begutachtete den jungen Mann, der gerade das Zimmer betrat. Er hatte dichte, schwarze Haare, die ordentlich zurück gekämmt waren und warme, braune Augen, in denen grüne Sprenkel seine Augen zum Funkeln brachten. Markante Wangenknochen verliehen ihm etwas Gefährliches, was mich sofort aufstehen ließ.
"Wie heißen Sie?"
Er räusperte sich und sagte dann mit rauer Stimme:
"Aidan Tatum!"
Lächelnd antwortete ich:
"Dann bekommen Sie schonmal einen Bonus weil Sie Tatum heißen, wie Channing Tatum.
Wie alt sind Sie?"
"24, Majestät."
Ich nickte und überlegte.
Er war eine Augenweide und wann wollte ich die nicht?
"Sie sind eingestellt. Heute Abend gehe ich aus, nur mit Ihnen in Begleitung."
Ich zwinkerte ihm ein letztes Mal zu und signalisierte ihm dann mit einer Husch-Husch-Bewegung meiner Finger, dass die beiden das Zimmer der Prinzessin zu verlassen hatten.
Dann nahm ich mir eine angebrochene Flasche, die zufälligerweise gerade neben mir stand und leerte sie auf Ex.
Alkohol hatte doch wirklich eine interessante Wirkung auf Menschen, oder?
Sechs Stunden billigen Wodkas später, die ich bereits erfolgreich verdrängt hatte, zog ich mich für meinen "Ausgang" an.
Der neue Bodyguard holte mich um Punkt Neun Uhr vor meiner Zimmertür ab. Er hatte sich umgezogen. Ein schlichtes, graues T-Shirt und eine verwaschene Jeans zierten jetzt seinen Körper und das legere Outfit stand ihm deutlich besser als der steife Anzug, den er sonst immer trug.
"Channing! Da sind Sie!"
Während dem Weg nach draußen durch den in der hintersten Ecke vergrabenen Dienstbotenausgang überforderte ich den armen Mann mit meinem permanenten Gerede über den Unterschied zwischen der französischen und englischen Gartenbaukunst, sodass er nach weiteren zehn Minuten nur noch herausbekam:
"Mein Name war Aidan, Eure Majestät! Aidan Tatum."
Schmunzelnd antwortete ich:
"Channing gefällt mir besser! Sie sehen ihm sogar irgendwie ähnlich."
Restlos verwirrt schüttelte er mit gerunzelter Stirn den Kopf und fragte dann:
"Wo wollen Sie hin, Eure Majestät?"
Mysteriös legte ich den Finger an seine Lippen
und flüsterte ihm dann leise ins Ohr:
"Das werden Sie schon noch sehen."
Als wir den Club betraten sengte sich einen eisige Stille auf die Menge und ich ließ meinen ebenso eisig gefrorenen Blick durch das Zimmer streifen. Die Menschen hatten aufgehört die Männer anzufeuern, die in dem Sparring-Bereich mit Fäusten aufeinander trommelten. An ihrer Kraft war nicht zu zweifeln, doch ihre Geschicklichkeit gleichte der eines Nashorns.
Ein Kämpfer war von meinem überraschenden Auftauchen kurz abgelenkt, das nutzte sein Gegner aus und schon küsste er den Boden.
Am anderen Ende des Raums öffnete sich eine Tür und der Clubbesitzer Alan schaukelte nach draußen.
"Alex, Darling! Du bis' hier!"
Verschwommen sprudelten die Wörter über seine Lippen, doch das nahm ich schon gar nicht mehr wahr. Denn mit Alan war auch Giuseppe aus dem angrenzenden Zimmer gekommen und betrachtete mich schweigend. Langsam und mit einer Mut sammelnden Ruhe stieg ich die Treppen herunter, die zu beiden Seiten des Eingangs in den Keller des Hauses und somit in den Fight Club mündeten.
Meine hohen Absätze hinterließen ein hohles Geräusch auf den hölzernen Stufen und noch immer verfolgten mich die Blicke aller Anwesenden.
"Giuseppe, mon Chéri! Tu es à Londres. Je ne savais pas ça."
Kurz sah ich, wie er die Mundwinkel verzog, als er zum Eingang schaute und meinen Bodyguard niederstarrte. Channing trug vollkommen normale Alltagskleidung und sah eher wie mein Date aus, als ein Personenschutz. Mit schnellen, energischen Schritten durchquerte ich den Raum und begrüßte Giuseppe mit zwei Wangenküsschen, wie es bei Franzosen üblich war.
"Nous ne voulons pas aller au Salon? C'est plus confortable."
Giuseppe nickte nur und schob mich sanft in den Salon, der an den Clubraum grenzte, während er Channing argwöhnisch von seinem Personenschutz abtasten ließ.
"Chéri, c'est bon! Il est mon Bodyguard."
Die Männer ließen von meiner Begleitung ab.
Als Channing nach mir den Raum betrat, ging er zielstrebig auf mich zu und packte grob meinen Arm.
"Das ist ein Fight Club! Wieso haben Sie mir das nicht gesagt? Es ist gefährlich hier."
Höhnisch hob ich die Augenbrauen.
"Das ist mir sehr wohl bewusst. Aber ich bin auch sehr wohl fähig mich selbst zu schützen und zu verteidigen. Also halt dich einfach im Hintergrund!"
Gerade als ich mich Giuseppe und Alan zuwenden wollte, würde ich nochmal am Arm zurückgezogen.
"Jetzt sind wir schon beim "Du"?!"
Sein wärmer Atem streifte meinen Nacken und ich bekam unwillkürlich eine Gänsehaut.
"Nein, Bodyguard! Ich bin beim "Du"! Du bist immer noch bei "Eure Majestät"!"
Dann riss ich mich von seinem festen Griff los und lächelte Alan an, der meinem Charme schon längst verfallen war und zweifelsohne am Limit seines normalen Alkoholkonsums war.
Zum ersten Mal an diesem Abend erschall Giuseppes Stimme, als er mich liebevoll in den Arm nahm und Alan ermahnte: "Sie lassen die Finger von meiner Prinzessin, ansonsten landen Sie als Fraß vor meinem Tiger."
Leichenblass widmete sich der Clubeigentümer seiner Schnaps-Sammlung.
"Ich freue mich, dich zu sehen, mon ange!", flüsterte er dann und küsste mich.
"Ich mich auch. Komm doch morgen in den Palast."
Er nickte und ich befreite mich von seinen Armen, die schwer auf meiner Hüfte ruhten.
"Alan!"
Der Gerufene schwankte kurz, als er sich zu mir umdrehte, begriff für seinen Zustand aber relativ schnell, was ich von ihm wollte.
"Chris, auch genannt "Der Feuervogel"."
Ich grinste.
Ich hatte ihn schon einmal vor ein paar Jahren besiegt, und zwar haushoch.
"Alexandra, tu das nicht! Du wolltest aufhören."
Giuseppe schob sich vor die Tür und er war nicht der einzige, der sich mir in den Weg stellen wollte.
"Das kann ich nicht zulassen, Eure Majestät! Das sind Street-Fights. Das ist illegal.", sagte Channing.
Spöttisch lachend antwortete ich:
"Was soll mir schon passieren? Ich bin die Prinzessin von Amerika. Oder sollte ich "Black Sparrow" sagen?"
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