»26«𝕯𝖚𝖓𝖌𝖊𝖔𝖓

𝕵𝖊𝖗𝖔𝖒𝖊

»𝕴-ich...« begann ich stotternd. 

Mark warf Blicke durch den Gang, um zu sehen ob jemand in der Nähe war vermutete ich, und zog mich einige Sekunden später um die Ecke und drückte mich gegen die kalte Stein Wand. Ich schnappte nach Luft. War er jetzt etwa auch übergeschnappt? Warum machte er denn so ein Geheimnis aus etwas, wovon eh jeder bescheid zu wissen schien?

»Hör zu, eigentlich geht davon keine Gefahr aus, aber du solltest nicht dahin gehen. Niemals.«

»Was wäre so schlimm daran?« erwiderte ich neugierig wie eh und je.

»Sollte dich jemand erwischen bist du einen Kopf kürzer.«

Unerwartet stark prustete ich los. Wie lächerlich. Das sollte mich also davon abhalten mich an einen verbotenen Ort zu begeben? Warum hatte man sich denn nicht besseres ausgedacht. Wenn der Ort nicht gefährlich war konnte man ihn doch auch einfach anderweitig nutzen.

»Wenn es weiter nichts ist.«

Er packte mich am Kragen und ich hielt die Luft an. Mark sah mich ernst an. Was war denn schon wieder sein Problem?

»Sei gefälligst leiser.« zischte er in einem gefährlichem Ton.

Ich wusste was ich heute Nacht tun würde, alleine darunter gehen. So schlimm sollte es ja wohl nicht sein, wenn es nicht einmal eine richtige Strafe gab wenn man dort hinunter ging. Doch Mark schien meine Gedanken schon gelesen haben und blickte mich drohend an. 

»Wenn du gehst dann nur mit mir.« eigentlich war es keine offizielle Einladung, aber genau das machte ich mir daraus. 

Zielstrebig lief ich die Gänge hinunter. Mark sah sich immer wieder panisch um. Alle sollten beim Essen und in den Klassen sein, das hieß es würde uns eh niemand über den Weg laufen. Immer und immer wieder hatte ich das Essen ausfallen lassen und hatte in der riesigen Schule herumlaufen müssen. Es war nie auch nur irgendjemand über meinen Weg gelaufen. Dennoch war er alarmiert und angespannt.

»Hör zu ich weiß auch nichts genaues über diesen Ort, keiner weiß etwas konkretes.« Marco ging schnellen Schrittes neben mir her und redete dabei so leise als wollte er es vermeiden einen schlafenden Hund zu wecken.

»Weiß einer von euch Nerds überhaupt irgendetwas über diesen Ort?«

Damit musste ich etwas in ihm entfacht haben. Er war plötzlich still und sein Gesicht nachdenklich geworden. Vielleicht hatte ich mit meiner Vermutung ja ins Schwarze getroffen.

Mark wurde langsamer und ich erblickte es schon von weitem. Die große stählerne Tür. Anders wie alle anderen Türen in diesem Gebäude war recht schlicht gehalten. In der Mitte schwang sich über beide hälften eine mir unbekannte Schrift. Allerdings leuchtete sie je näher ich trat. Ich kannte diesen Ort bereits. Wenn ich durch diesen Gang gelaufen war, dann hatte ich bemerkt wie die Schüler den größtmöglichen Bogen wie nur eben möglich um diese Tür taten. Aber geleuchtet hatte die Schrift bisher nie. Nur jetzt grade, wo ich unmittelbar stand, da blendete sie mich sogar ein wenig. Meine Hand lag keine Sekunde später auf der seltsam gebogenen Klinke. Ich grinste Mark dümmlich an. Seine Antwort war lediglich ein schlucken und ein sehr beunruhigendes seufzen. Dieses dumme Geheimnis musste gelüftet werden, komme was wolle.

»Name?«

Verwirrt sah ich mich um, nach der Person die mir diese Frage gestellt hatte, konnte aber niemanden entdecken. Ich wollte mich nach Mark umdrehen, aber etwas hielt mich davon ab. Ich sah an mir herunter. Meine Hände begannen zu schmerzen je länger ich keine Antwort gab. Da sah ich es, über meinen roten knöcheln. Die Türgriffe waren silberne Schlangen, die sich nun fest um meine Finger geschlungen hatten. Aus Reflex sendete ich ein Stoßgebet los, so wie ich es immer tat in solchen Situationen. Marks Hand legte sich beruhigend auf meine Schulter. 

»Jerome Aubert.« mich sahen die vier Augen der Reptilen bedrohlich an. 

»Grund deines Erscheinens?«

»Neugierde.« antwortete ich zögerlich. 

Das Zögern hatte die Biester dazu bewegt ihre spitzen Enden unter meine Haut, in mein Fleisch zu bohren. Ich zog stark Luft ein. 

»Wer ist dein Freund da?« wieso fragte das Ding so etwas?! 

»Mein fester Freund.« erwiderte ich, fast monoton. 

»Liebst du ihn?« 

Das war doch sicher etwas zu privat oder? Scheinbar nicht, denn die Schlangen zischten ungeduldig und zogen sich fester um meine Hände. Unter nun fast unaushaltbaren Schmerzen wollte ich am liebsten los schreien. Doch auch jetzt zögerte ich. Als ich Blut an meinen Händen sah entschied ich mich endlich zu antworten.

»Ja« schrie ich ihnen fast entgegen.

Die Tür schwang auf.
Meine Hände waren wie von alleine aus den Schlingen geglitten. Ich hielt kurz inne und strich über meine Knöchel, denn diese waren rot angeschwollen. Mark starrte mich an. Er sah das Blut an meinen Händen und ich konnte seinen innerlichen Konflikt spüren. War das wegen dem Blut oder meiner Antwort? Die Viecher hätten mir sicher noch die Hände gebrochen oder ab geschnitten, wenn ich länger geschwiegen hätte.

»Komm jetzt.« forderte ich ihn. 

»Jerome?«

»Was denn?«

»Du bist unglaublich.«

»Bitte was?« unsere Blicke trafen einander. Meiner verwirrt, seiner bewundernd. 

»Du liebst mich also wirklich.« 

Diesen Satz sagte er mehr versunken in Gedanken. Es klang als wäre er in seinem Inneren ganz weit weg, an einem Fernen Ort. 

Ich wusste nicht was es daran so besonderes gab. Wenn hier auch andere hin gingen, dann war es doch kein Problem? Er hatte mich also umsonst versucht auf zu halten. Ich nahm seinen Arm und zog ihn energisch vorwärts. Hoffentlich würde ihm das helfen sich zu regen. Ein langer steiniger Gang führte langsam abwärts. Es sah kaum anders aus wie überall in der Schule nur es fehlten die Gemälde an den Wänden und der Decke. Mark zog eine Fackel von der Wand und leuchtete uns den Weg. Noch immer war er seinen Gedanken gewidmet. Es war weder gruselig noch beengend oder kalt hier drin. Wovor nur war ich dann davon gerannt? Nur unsere Schritte waren zu hören, doch je tiefer wir kamen, desto leiser wurden sie. Die Gänge schienen enger und dunkler zu werden. Das sorgte dafür das mein Körper Unmengen an Adrenalin in mein Hirn pumpte. So war ich gefasst auf alles. Dafür hörte man ab und an einige Vögel, ein oder zwei Mal pfeifen, dann war wieder absolute Stille. Wie kamen hier Vögel rein?

»Warst du schon einmal hier?«

»Einmal«

Eigentlich hatte ich mehr wissen wollen, doch ich behielt es für mich. Ich tapste vorsichtig die letzten Meter der Anhöhe hinunter um gradewegs einem Phönix in das Gesicht zu starren. Nicht einmal richtig umsehen hatte ich mich können. Ich taumelte vor Schreck einige Meter zurück. Scheinbar hatte ich Mark getroffen denn er machte ein seltsames Geräusch hinter mir.
Die Kreatur zuckte etwas zusammen, als ein leises quietschen vor Schreck meine Lippen verließ. Mein Herz schlug schneller als es jemals getan hatte. Doch dann sah ich ihn stumm an. Er wippte mit den Flügeln und ließ sich dann auf meinem Kopf nieder. Mark begann leise zu lachen. Davor hatte ich mich erschreckt? Hilflos sah ich ihn gespielt sauer an. Anders konnte ich mich nicht wirklich wehren.

»Das ist kein bisschen lustig.« jammerte ich. 

»Und wie.« kicherte der ältere und kassierte einen Schlag auf den Arm.

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