09. russian roulette
M A D E L I N E
Die Augen fest geschlossen, drückte ich das kühle Kristallglas an meine Lippen und ließ die bernsteinfarbene Sünde langsam über meine Zunge tanzen. Es war ein ausgesprochen guter Whiskey, zweifellos von der teuren Sorte und der Alkohol war eine Wohltat für meinen geplagten Geist.
Am liebsten hätte ich ihn mir literweise eingeflößt, doch die Aussicht auf einen Kontrollverlust, der angesichts der Tatsache, dass ich auf leeren Magen trank, relativ wahrscheinlich war, hielt mich zurück.
Die Nachwirkungen des unverzeihlichen Fluches steckten mir immer noch in den Knochen und mein Arm fühlte sich an, als würde er in Flammen stehen.
»Trink«, kommandierte die tiefe Stimme Lestranges, der sich so eben zu mir auf das Sofa hatte fallen lassen, nachdem er eine geschlagene halbe Stunde mit der Besitzerin des Pubs geflirtet hatte, die sich mir als Madam Rosmerta vorgestellt hatte, eine ausgesprochen hübsche Hexe in den Vierzigern, mit Kurven, die sämtliche Blicke der Männer anzogen.
»Hilft gegen das Zucken.« Der Todesser nickte mit dem Kinn zu meinen Nägeln, die unkontrolliert gegen das Glas klimperten und dabei eine nervöse Melodie erzeugten. Er lehnte sich zurück und legte den Arm hinter meinem Rücken auf die Lehne, wobei die Hand, die sein eigenes Glas hielt, heftiger zuckte.
Er bemerkte meinen spöttischen Blick und lächelte.
»Ist schon chronisch, für mich gibt's also keine Hoffnung mehr. Sa sdorówje.« Fast hätte ich mein Glas fallen lassen, als er mir zuprostete und sich den Alkohol in den Rachen schüttete, als wäre es Wasser.
»Du sprichst russisch?« Mein Herz flatterte unruhig in seinem knöchernen Käfig, während ich den Atem anhielt. Lestrange zwinkerte. »Durmstrang. Schon vergessen?« Ich nahm einen Schluck aus meinem Glas und atmete aus. »Stimmt, ich erinnere mich.«
Aufmerksam musterte er mich.
»S toboy vse v poryadke?«
Gott, sein Russisch war heiß.
»Da«, murmelte ich knapp und zwang mich Augenkontakt mit dem Todesser zu halten.
Es war ungewohnt, nach all der Zeit wieder russisch zu sprechen, die Sprache die alle Studenten des Durmstrang Instituts erlernen mussten, falls es nicht ihre Muttersprache war. Früher war die akademische Sprache bulgarisch gewesen, doch nach der Zerstörung von Koldovstoretz, dem berüchtigten Moskauer Zauberei Institut, waren die Überlebenden des Attentats zu Durmstrang gewechselt und die Russen machten nun einen Großteil der Studenten und Lehrkräfte dort aus, weshalb man sich schließlich für diese Änderung entschieden hatte.
»Ne lgi mne, malyshka.«
»Ya by nikogda«, entgegnete ich leise.
Lestrange kniff die Brauen zusammen und betrachtete mich eine Weile mit einem dunklen Blick, wechselte dann wieder zu englisch, als würde er spüren, dass es mir unangenehm war. »Trink.«
Es war zweifellos ein Befehl und ich kam ihm nach.
Ich führte das Glas wieder an meine Lippen, während ich mich neugierig in dem schwach beleuchteten Pub umsah. Das Drei Besen war eine charmante kleine Gaststätte und bildete das Herz Hogsmeade's, dem einzigen Zauberer Dörfchens in Großbritannien.
Die Luft war dünn, was jedoch nicht nur dem Dunst aus Zigarettenrauch und Kerzenwachs zuzuschreiben war, sondern vor allen den Auren der Todesser, die sich heute Abend hierher zurückgezogen hatten, um ihr trostloses Leben für eine Weile zu vergessen und die Nebeneffekte der dunklen Magie, die sie tagtäglich ausübten, mit Alkohol zu betäuben.
Da sämtliche Mitglieder des Regimes, denen die Ehre zuteil geworden war, das dunkle Mal zu tragen, angewiesen wurden auch in ihrer Freiheit ihre Todesserroben zu tragen, dominierte die Farbe schwarz und ließ viele durstige Gäste, die den Pub betraten, gleich wieder umkehren, sehr zum Missfallen Rosmertas, die das Ganze jedoch unkommentiert lies, wie die kluge Hexe, die sie war.
Mord und Totschlag schienen überaus geschäftsschädigend zu sein.
Mein Blick huschte zu einem der beschlagenen Fenster, die zu dieser düsteren Zeit liebevoll mit Lichterketten dekoriert worden waren— wobei die Jahreszeiten mittlerweile ineinander übergegangen waren, da die Sonne sich auch im Frühling oder Sommer nicht mehr blicken ließ. Draußen in den Gassen war ein geisterhafter Nebel aufgezogen, der seine blassen Finger gegen die Scheiben presste.
In der Nacht konnte ich die schemenhaften Umrisse von orange glimmernden Kürbissen erkennen und erst jetzt realisierte ich, dass heute Halloween war.
Die Stimmung im Pub war beschissen.
»Was ist mit Nott?«, fragte ich Lestrange mit gedämpfter Stimme, als ich den honigfarbenen Lockenkopf Theodores entdeckte, der schräg gegenüber saß und mit leeren Augen in sein Glas starrte. Was ungewöhnlich war, da ich den italienisch stämmigen Todesser bisher immer nur mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen gesehen hatte.
Lucifer spannte den Unterkiefer an.
»Es ist seine Mutter.« Das Blau seiner Augen verdunkelte sich. »Ihr Zustand ist schlecht.«
»Was ist passiert?«, hakte ich nach.
Er rutschte auf dem Sofa näher zu mir, war nun so nah, dass ich nicht nur seinen anziehenden holzigen Duft seines Aftershaves wahrnehmen konnte, sondern auch die Hitze wahrnahm, die er ausstrahlte.
Ich unterdrückte das starke Verlangen, mich einfach an ihn zu lehnen, denn ich sehnte mich nach Wärme und körperlicher Nähe— und natürlich nach Sex.
Doch am meisten sehnte ich mich nach einem Freund, der eine Schulter zum anlehnen hatte.
»Es passierte vor knapp drei Jahren«, begann er und trank einen Schluck Whiskey. Meine Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln, als ich bemerkte, dass er es aufgegeben hatte aus einem Glas zu trinken und sich eine ganze Flasche heraufbeschworen hatte.
»Nott Senior ist ein Geschäftsmann mit vielen Kontakten, wie du bestimmt schon gehört hast.«
Ich nickte, denn ich wusste, dass die Notts, die zu den Unantastbaren Achtundzwanzig gehörten, sehr einflussreich in der magischen Welt waren. So wie die Berkshires, die Malfoys oder eben die Familie Lestrange, an dessen Erben ich mich jetzt lehnte, zu erschöpft um der Verlockung seiner Wärme noch länger zu widerstehen. Ohne es zu kommentieren, legte er den Arm um meine Taille und zog mich noch etwas enger an sich, sodass ich es bequem hatte und nun mit dem Kopf an seiner Schulter lehnte.
Auch wenn ich wusste, dass dieser Mann mit Abstand zu den gefährlichsten Magiern in diesem Raum gehörte, so strahlte Lucifer Lestrange doch eine Ruhe und Sicherheit aus, die mich seit Tagen das erste mal wieder dazu brachte, ein wenig locker zu lassen.
Zu atmen.
Doch als mein Körper zur Ruhe kam, schien das Pochen in meinem Arm nur schlimmer zu werden.
»Theodores Vater war dem dunklen Lord stets treu ergeben, bis dieser nach dem Krieg angefangen hat, sich in seine Geschäfte einzumischen, was ihm natürlich so gar nicht gepasst hat. Er hat dabei nicht nur sein Ansehen, sondern auch 'ne Menge Gold verloren. Die halbe Kobold Bevölkerung Großbritanniens will diesen Mann tot sehen.«
Ich zögerte, als er den Arm um meinen Hals legte und mir die Flasche an die Lippen drückte, doch dann ließ ich es zu, dass er mir den Alkohol einflößte und hätte beinahe aufgestöhnt, denn dieser Feuerwhiskey war eine absolut göttliche, karamellig süße Sünde.
Die Lippen des Todessers streiften mein Ohr. »Er hat schwarzmagische Relikte im Untergrund Londons weiterverkauft, auf die der dunkle Lord besonders scharf gewesen war, um sich daran zu bereichern. Und als es heraus kam—« Ich spürte in meinem Rücken, wie angespannt seine Muskeln plötzlich waren, »ist Voldemort persönlich bei ihm aufgetaucht und hat seine Ehefrau dafür bestraft.«
Mir wurde schlecht.
»Sie haben Theodore und seinen Vater gezwungen zuzusehen. Das Ganze zog sich über vier Tage.«
»Hat sie überlebt?«
»Mhh«, brummte Lestrange mit dunkler Stimme und genehmigte sich einen Schluck Whiskey. »Aber du kannst dir ja vorstellen, in welchem Zustand sie seitdem ist. Alessandra war immer eine zerbrechliche Persönlichkeit, doch der Cruciatus hat ihr alles genommen. Seither hat sie kein einziges Wort mehr gesprochen, hat keine magischen Kräfte mehr und verlässt kaum noch das Bett. Wir rechnen jeden Tag damit, dass die Nachricht von ihrem Tod kommt.«
Ich nickte und spannte den Unterkiefer an.
Meine Gedanken schweiften zu meiner Mutter, die stets versucht hatte, mich vor meinem brutalen Vater zu beschützen. Die abgehauen und tagtäglich ihr eigenes Leben riskiert hatte, um mich so weit wie möglich von dem Todesser fernzuhalten, den zu heiraten man sie mit Siebzehn gezwungen hatte.
Ein bitterer Geschmack breitete sich allmählich in meinem Mund aus und vertrieb die süße Note des Whiskeys, denn jetzt war ich genau dort, wo sie mich niemals hatte haben wollen. In den Armen eines Todessers, umgeben von anderen Todessern, mit dem dunklen Mal auf meiner blassen Haut verewigt.
Als Teil des dunklen Regimes.
Als Teil der Schatten Lord Voldemorts.
Als Schützling seines Sohnes und Erben.
Mama würde sich im Grab herumdrehen.
»Hey«, murmelte Lestranges tiefe Stimme an meinem Ohr und erst als er sich zu mir umdrehte, bemerkte ich, wie sehr ich zitterte. »Atmen, Maddie.« Seine Hände umfassten meine Schultern mit festem Griff und die Schwere seiner Berührung, half mir, die aufkommende Mordlust unter Kontrolle zu behalten.
»Danke«, sagte ich, sah ihn jedoch nicht an.
»Passiert das öfter?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Nur manchmal, wenn ich zu sehr über etwas nachdenke, dann—«, doch ich biss mir auf die Zunge und brach ab, denn ich hielt es für besser, den Satz nicht zu beenden, denn dem Todesser zu sagen, dass ich oft kaum gegen den Drang ankämpfen konnte, jeden zu töten der dem dunklen Lord die Treue geschworen hat, war sicher keine gute Idee, wenn man versuchte zu jemandem Vertrauen aufzubauen.
Vor allem nicht, wenn dieser jemand den höchsten Rang eben jenes Regimes bekleidete, das ich um jeden Preis zu Fall bringen wollte.
»Ich weiß. Geht mir auch so.«
Er hob mein Kinn und als unsere Blicke sich trafen, hatte ich das Gefühl, dass er die Wahrheit sagte.
Dass er wusste, wie ich mich fühlte.
Dass er dieses Leben genau so sehr hasste, wie ich. Wie Theodore es hasste, wegen dem, was Voldemort seiner Familie angetan hatte. Wie Lorenzo mit dem Heiler-Herzen es hasste, der aufgrund seines Traumas schon mehrmals versucht hatte dieser Dunkelheit zu entkommen, wenn auch erfolglos.
»Ich gebe dir jetzt einen guten Rat«, sagte der Todesser mit ernster Stimme und blickte mir tief in die Augen. »Wenn es jemanden gibt der dir am Herzen liegt, dann versteck ihn um jeden Preis. Lass den dunklen Lord nicht wissen, dass es Menschen gibt, die dir etwas bedeuten, verstehst du?«
Während er sprach glitt sein Blick an mir vorbei und verharrte eine Sekunde zu lang auf dem seidig schwarzen Haarschopf Pansys, die sich auf der improvisierten Tanzfläche neben der Bar von gleich zwei hübschen Todessern herumwirbeln ließ, die zweifellos für sie sterben würden, was mir bestätigte, dass Lestrange genau dasselbe Opfer bringen würde.
Als spürte die dunkelhaarige Schönheit seinen Blick, hob sie das Kinn und sah ihn an. Etwas Verlangendes blitzte in ihren Augen auf, doch statt ihn zu sich zu winken, wandte sie sich von ihm ab und schlang die Arme um Theodore, der die Hand in ihrem Haar vergrub und sie an sich zog. Er küsste sich ihren Hals hinauf und wirbelte sie dann gekonnt herum, woraufhin ihr melodisches Lachen zu hören war.
Ein Muskel in Lucifers Unterkiefer zuckte, bevor er sich von ihr abwandte und ich fragte mich, was zwischen den beiden vorgefallen war, dass sie sich so verhielten. Denn er wollte sie, schien sich mit jeder Faser seines dunklen Herzens nach ihr zu verzehren.
Und sie wollte ihn.
Sein Blick fand meinen. »Er wird es ausnutzen«, fuhr er grimmig fort. »Voldemort wird den Menschen die du liebst wehtun oder sie töten, wenn du versagst. Das ist seine Art zu bekommen, wonach er verlangt.«
Ich fühlte wie kalter Hass mich durchströmte.
Denn er hatte mir bereits alles genommen.
»Alle, die ich geliebt habe sind tot.«
Seine Züge wurden weicher. »Tut mir leid zu hören«, sagte er aufrichtig und hielt mir die Flasche hin. »Ich schätze dann sind wir jetzt deine Familie, Maddie.«
Der dunkelhaarige Magier lehnte sich vor und drückte seine Lippen kurz auf meine Schläfe. Wärme begann sich in meiner Brust auszubreiten. »Schätze schon«, flüsterte ich mit einem traurigen Lächeln, hob den Whiskey an meine Lippen, und leerte ihn, ohne es zu realisieren. »Ich hole mal Nachschub.«
Gedankenverloren sah ich ihm nach und drehte mir eine meiner dunkelbraunen Haarsträhnen um die Finger. Ich trug mein Haar heute Abend ausnahmsweise offen und mittlerweile war es so lang, dass es mir beinahe bis zu den Hüften fiel und dank Pansys teurem Conditioner so glänzend war, dass es den Schimmer der Lichterketten reflektierte.
Sie winkte mich zu sich, doch ich schüttelte den Kopf und sah ihr dann dabei zu, wie sie die Arme um Theodore und Blaise schlang und sie sich schmusend zum Takt eines langsamen Songs bewegten. Irgendwann zog Lorenzo Daphne auf die Tanzfläche und ich konnte nicht anders, als zu lächeln, während ich die Freunde beobachtete, die einander heiß und innig liebten— zumindest soweit sie es konnten.
Denn Draco Malfoy schien nicht einen Funken Liebe, geschweige denn Wärme in sich zu tragen, war die Temperatur in der Ecke des Pubs, in die sich der blonde Schönling mit einem Buch und einer Flasche exklusivem Whiskey zurückgezogen hatte, eiskalt.
Obwohl er mich nicht ansah, verstärkte sich seine körperliche Ausstrahlung und und schickte eine Welle aus Frost und Nebel zu mir herüber, was ich als Warnung auffasste und den Blick wieder abwandte, denn gefroren hatte ich letzte Nacht wirklich genug.
Ich biss mir auf die Unterlippe und verfluchte mich selbst, als die Erinnerung an Riddle unter mir ein brennendes Gefühl in meinem Unterleib auslöste.
Die kleine Glocke über der Tür begann zu schrillen.
Ich verdrehte die Augen.
Wenn man an den Teufel dachte.
»Sieh an, sieh an«, dröhnte Lestranges gut gelaunte Stimme schamlos durch den gesamten Pub, als sich die Tür öffnete und mit Mattheo Riddle auch die Dunkelheit eintrat, die sich sogleich daran machte, die Flammen der schwebenden Kerzen zu ersticken, bevor diese sich wie von Geisterhand wieder entzündeten. »Ich dachte schon du beehrst uns gar nicht mehr mit deiner Anwesenheit, Boss.«
»Hatte zu tun.«
Riddle knallte die Tür hinter sich zu, was ihm einen strafenden Blick von Rosmerta einbrachte. Ohne ein Wort der Begrüßung zu irgendwem rammten seine schweren Todesserstiefel über den Holzboden, während er sich genervt den Umhang vom Hals riss, der sich sogleich von allein an die Garderobe hängte.
Der Oktoberwind, der auf den Straßen Hogsmeade wie sein zorniger Zwilling tobte, hatte sein dunkles Haar zerzaust und nach einem halbherzigen Versuch seiner sehnigen Hand, seine Locken zu zähmen, fielen sie ihm nun noch rebellischer in die Stirn und ließen diesen arroganten Scheißkerl aussehen, wie einen griechischen Gott, während er zwei Finger in die Luft streckte und damit seine Bestellung aufgab, bevor er mit gerecktem Kinn in meine Richtung kam.
Er sprach kein einziges Wort, als er sich in den zerschlissenen Sessel neben dem steinernen Kamin fallen ließ und die nächsten Minuten verbrachten wir damit, die Existenz des anderen zu ignorieren.
Ein Spiel, das mir unglaublich gut gefiel, mir jedoch noch besser gefallen würde, wenn es dabei etwas zu trinken gäbe, obwohl ich anhand des Brennens in meinen Venen genau wusste, dass ich heute bereits mehr getrunken- als ich mir vorgenommen hatte.
Lucifer Lestrange sei dank, der, wie ich nach einem kurzen Blick zur Bar bemerkte, nicht wiederkam, weil er dort intensiv mit einer hübschen Hexe flirtete.
Seufzend lehnte ich den Kopf gegen die Sofalehne und schloss die Augen. Ich versuchte das Pochen in meinem Arm zu ignorieren, doch mit jeder verstreichenden Sekunde schien es stärker zu werden. Mir war heiß und ich wusste, dass dies nicht dem Whiskey oder dem attraktivem Todesser zuzuschreiben war, an den ich mich die letzten Minuten gekuschelt hatte, sondern dem Fieber, das ich meinem infizierten Arm zu verdanken hatte.
Meine Lider flatterten und ich warf einen kurzen Blick zur Tanzfläche, doch ich würde den Teufel tun, Lorenzo zu bitten, sich meinen Arm vielleicht doch einmal anzusehen, was das amüsierte Grinsen auf seinem Gesicht schnell verblassen lassen würde.
Ich beschloss aufzustehen und eine Weile nach draußen zu gehen, um frische Luft zu schnappen.
»Bleib sitzen«, befahl Riddle, ohne mich anzusehen, als mein erster Versuch aufzustehen, an meinem absinkenden Kreislauf scheiterte. Ich ignorierte ihn und versuchte es ein zweites Mal, kippte jedoch rücklings zurück aufs Sofa. Beim dritten Versuch schoss sein Arm vor und hielt mich zurück.
Ich fluchte leise, als der Lockenkopf sich von seinem Sessel erhob und auf den Platz neben mir fallen ließ.
»Zeig mir deinen Arm.« Gelangweilt nippte er an seinem Whiskey und ließ die Eiswürfel klirren.
»Fick dich, Riddle«, murmelte ich schwach.
»Ich steh nicht so auf Sex mit 'ner Leiche, also lass mich deinen verdammten Arm sehen, Selwyn.«
Wieder versuchte ich aufzustehen um so viel Sicherheitsabstand wie möglich zwischen uns zu bringen, woraufhin Riddle mich packte und mit einem genervten Knurren auf seinen Schoß zog.
Er war warm, roch frisch geduscht und ich hasste es, wie mein Körper auf seine Nähe reagierte. Als ich versuchte von seinem Schoß zu rutschen, schlang er einen Arm um meine Taille und hielt mich fest, ließ seinen Whiskey in der Luft schweben und packte mein Handgelenk, bevor ich es verhindern konnte.
»Halt still oder es wird nur noch mehr weh tun.«
»Tu nicht so als würdest du es nicht genießen, mir weh zu tun, Riddle«, zischte ich. Sein Lachen war rau und dunkel. »Beweg dich weiter so auf mir und du wirst herausfinden wie sehr, Sweetheart.«
Sofort hielt ich still.
Ich biss die Zähne zusammen, als er den Ärmel meiner Uniform hochschob und mein dunkles Mal zum Vorschein kam, das auf der stark entzündeten Haut meines Unterarms aussah, als würde es in Flammen stehen. Mit einem leisen Stöhnen sank mein Hinterkopf gegen seine harten Brustmuskeln und als er sich weiter vorlehnte, um meinen Arm zu inspizieren, kitzelten seine Locken mein Gesicht.
Ich konnte spüren, wie Pumpkin, die sich in der Innentasche meiner Uniformjacke zusammengerollt hatte, langsam aus ihrem Schlummer erwachte.
»Wie lang hast du schon Fieber?«
»Eine Weile«, murmelte ich benommen, was Riddle ein ungläubiges Schnauben entlockte. »Du hast einen fähigen Heiler direkt vor der Nase und ziehst es vor, elendig an einer kleinen Entzündung zu verrecken?«
»Ich habe ihn heute Nachmittag gebeten mich sterben zu lassen, aber er wollte nicht.« Etwas Dunkles schien in ihm zu erwachen, denn ich bemerkte, wie sein ganzer Körper angespannt wurde.
Doch er sagte nichts, zog nur seinen Zauberstab und fuhr mit der Spitze ganz langsam die Konturen des dunklen Mals nach, bevor er einen Zauber murmelte und die Entzündung aus meiner Haut zu saugen begann. Der Schwindel in meinem Kopf lichtete sich, doch ich war immer noch schwach und erschöpft.
Obwohl ich mir darüber bewusst war, auf wessen Schoß ich da gerade saß, schloss ich die Augen und ließ es zu, dass er mich heilte, während ich die Wärme seines Körpers genoss. »Dumme kleine Hexe«, murmelte er, die Lippen dicht an meinem Ohr, doch bevor ich eine Beleidigung als Antwort murmeln konnte, hob Riddle die Hand an meine Schläfe und flutete meinen Geist mit Dunkelheit.
Es mussten zwei oder drei Stunden vergangen sein, denn als ich das nächste Mal wieder die Augen öffnete, hatte sich das Drei Besen bereits zur Hälfte geleert. Ich lag ausgestreckt auf dem Sofa, mit einer schweren, fellbesetzten Decke über den Beinen. Jeder Muskel meines Körpers schmerzte, als ich mich aufsetzte und mir die pochenden Schläfen rieb.
Mein Arm war zwar noch rot und stark geschwollen, doch es sah so aus, als würde ich heute Nacht nicht mehr am Fieber sterben, denn meine Temperatur schien sich allmählich wieder reguliert zu haben.
Ich zog die Knie an, blinzelte einige Male und entdeckte Riddle, der wieder auf dem Sessel am Kamin saß. Verärgert kniff ich die Augen zusammen, als ich sah, dass der Todesser meine Schlange in der Hand hielt, die sich leise zischend um seine Finger räkelte. Er schob die Zunge zwischen die Zähne und zischte zurück und aller Vernunft hingegen, spürte ich es zwischen meinen Beinen verräterisch kribbeln.
»Du bist nicht tot.«
Ich schnaubte. »Enttäuscht?«
Riddle betrachtete Pumpkin, die sich wie ein schimmernd weißes Perlenarmband um sein gebräuntes Handgelenk wickelte, als wäre sie das Faszinierendste Wesen, das seine Augen je erblickt hatten. Ich fragte mich, ob er jemals eine Frau mit diesem Blick angesehen hatte und fühlte, wie sich bei dem Gedanken etwas in mir zusammenzog.
»Wenn ich dich tot sehen wollte, dann hätte ich dich heute bereits im Thronsaal verrecken lassen.«
Die Erinnerung daran, wie er meinen sterbenden Körper die Treppen hochgetragen hatte, obwohl er selbst schwer verletzt gewesen war, verwirrte mich.
Es ergab keinen Sinn.
»Und warum hast es nicht getan?«
Langsam hob der Schatten den Kopf und als unsere Blicke sich trafen, rutschte ich auf dem Sofa weiter nach hinten. Riddles Blick war hitzig genug, meine Haut zu entflammen und doch lag etwas Düsteres darin, während er mich eingehend betrachtete, als bereute er seine Entscheidung bereits.
»Was hat Granger dir getan?«, beantwortete er meine Frage mit einer Gegenfrage. Schnaubend krallte ich meine Hände in die Decke. »Sie ist ein Schlammblut, reicht das nicht um sie zu hassen und tot sehen zu wollen?« Ich betete, dass ihm dies als Antwort genügen würde, doch er hob skeptisch eine Braue.
»Um dem Miststück die Kehle aufschlitzen zu wollen schon, um bei ihrem bloßen Anblick derart die Kontrolle zu verlieren... unwahrscheinlich.«
Sein Misstrauen war, als hätte mir jemand Dopamin ins Herz injiziert. Mein Puls war erhöht und meine Atmung hatte sich schlagartig verdoppelt. Ich nahm den Blick von ihm und starrte stattdessen in die Flammen des Kamins. »Der Orden des Phönix ist Schuld am Tod meines Vaters«, sagte ich bitter, obwohl mich mein toter Vater einen Dreck scherte.
»Ich will sie alle dafür bluten lassen.«
»Verstehe.«
Riddle glaubte mir nicht.
Kein einziges Wort.
Mich weiter mit ihm zu unterhalten, war genau so gefährlich, als würde ich eine Partie Russisch Roulette spielen, in der jede Antwort meinen Tod bedeuten konnte, für den einzig und allein ein Flüstern von seinen teuflischen Lippen genügte.
Ich spürte seinen brennenden Blick auf mir, doch bevor er ein weiteres Mal das Wort ergreifen konnte, murmelte ich, »brauch kurz Luft«, bevor ich vom Sofa floh und erst wieder zu atmen wagte, als ich die Tür des Drei Besens hinter mir geschlossen hatte.
Hogsmeade war vollkommen ausgestorben, nur der Nebel kroch lautlos über das Kopfsteinpflaster und verschluckte nacheinander die leuchtenden Kürbisse, die zur Dekoration vor den Läden standen und schaurig lachten, wenn man daran vorbeilief.
Halloween war immer mein liebster Feiertag gewesen, doch seit ich niemanden mehr hatte, mit dem ich die, für Hexen und Zauberer bedeutungsvollste Nacht des Jahres verbringen konnte, war mir egal, welcher Tag es war.
Nichts hatte mehr eine Bedeutung für mich.
Ich war allein mit meinem Schmerz und dem quälenden Bedürfnis nach Rache, an dem ich allmählich zu Grunde ging. Und auch, wenn mir langsam aber sicher einige der Menschen in dem kleinen Pub hinter mir an mein kaltes Herz wuchsen, so würde ich sie am Ende doch allesamt verraten.
Ich war allein.
Bis ich es plötzlich nicht mehr war.
Kälte nahm meinen Körper gefangen, noch bevor sich mir von hinten ein Lederhandschuh auf den Mund und ein Zauberstab gegen den Hals presste. Ein Zauberstab von dem ich wusste, dass sein Besitzer nicht zögern würde, mir die Kehle aufzuschlitzen.
»Verlierst du noch ein einziges Mal die Kontrolle und riskierst es deine Tarnung auffliegen zu lassen, werde ich dich töten, Selwyn. Hast du das verstanden?«
Wie betäubt starrte ich in den sternlosen Nachthimmel hinauf, während ich darüber nachdachte, wie leicht es für ihn wäre, meine Luftröhre mit bloßen Händen zu zerquetschen.
Er war mir immer überlegen gewesen.
Körperlich, geistig— magisch.
»Dann töte mich doch einfach«, sprach ich in Gedanken zu dem einzigen Legilimentor, der in meinem Kopf ein- und ausging. Tu es endlich.
Ein Lachen, so kalt wie der sibirische Winter dröhnte in meinem Kopf, während einer der vier apokalyptischen Reiter Lord Voldemorts seinen Daumen zärtlich über meine Wange gleiten ließ und die einzelne Träne auffing, die ich mir zu weinen erlaubte. Wie ein Regentropfen perlte sie von dem Leder ab, während sein Zauberstab meine Kehle entlang glitt, bis die Spitze auf mein Herz zeigte.
»Bald«, entgegnete die verzerrte Stimme des Todessers, von der ich wusste, dass sie mich heute Nacht in meinen Träumen finden würde. »Noch bist du mir nämlich überaus nützlich als Riddles kleiner Schatten. Also sei ein braves Mädchen für mich und mach keinen Ärger, bis ich dir zu sterben erlaube.«
»Wer bist du?«, flüsterte ich in die neblige Halloween Nacht, doch noch bevor die Worte meine Lippen verlassen hatten, war mein mysteriöser Mentor bereits wieder mit der Dunkelheit verschmolzen.
𓆙
happy halloween my loves <3
Ich weiß nicht wen ich mehr liebe in diesem Buch... maddie, luc, mattheo oder ihren mentor.. holyy
Bitte stellt mir keine Fragen zu neuen Kapiteln. Diese Fragerei ist der Grund, weshalb es nur selten Updates gibt, da es mich sehr unter Druck setzt. Danke
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top