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"Lauter als Bomben"
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,,Findest du nicht, dass das ein wenig zu viel ist? Meine Eltern wollten dich eigentlich gern zu uns Nachhause einladen und dort gemeinsam Essen", murmelte Jungkook und spielte dabei nervös mit seinen Fingern, während er zu Taehyung schaute, der gerade fokussiert auf die Straße war und dabei stets ein schwaches Grinsen auf seinen Lippen trug. ,,Ehrlich gesagt, weiß ich nicht einmal, ob das meinen Eltern überhaupt gefallen wird, ich mein, du hast eine ganze Fähre auf dem Han River gemietet, jetzt im Sommer, am Abend! Das hat sicherlich mehr Geld gekostet, als sie jemals in ihrem Leben zur Verfügung hatten und haben werden."
,,Jungkook, ich habe dir doch schon tausende Male erzählt, dass für mich kein Geld der Welt zu viel ist, wenn es um dich geht. Deine Eltern haben doch zugesagt, also gibt es sicherlich kein Problem damit, wenn sie mal schick ausgehen mit uns", war die Antwort, die der Ältere noch geben konnte, als er gerade die Einfahrt der Familie hinauffuhr, um besagtes Elternpaar abzuholen, für ihren gemeinsamen Abend.
,,Hättest du dann nicht wenigstens in einem Auto herfahren können, was nicht nur so von Reichtum protzt?", entgegnete Jungkook nur und machte sich immer kleiner, als er sah, dass sein Vater bereits große Augen machte, als er das Gefährt sah.
,,Wieso denn? Der Rolls Royce ist mein billigstes Auto", sagte Taehyung.
Viel länger konnten sie sich darüber auch nicht unterhalten, weil sie bald schon nicht mehr alleine im Auto waren und sich mitsamt der Eltern auf den Weg zur Anlegestelle machten, wo sie auf die Fähre steigen würden, die Taehyung gemietet hatte. Daneben hatte er auch mehr als nur einen Sternekoch organisiert, mehrere Kellner der feinsten Haltung, zwei Barkeeper, einige Musiker und einen Kapitän. So konnte den Abend nichts besser machen, konnte man denken.
Aber auch nur, wenn man, wie Jungkook, nicht wusste, dass das heutige Ereignis nicht in alleiniger Planung des Großerben stand, sondern auch der Eltern, mit denen er sich vor einigen Tagen schon getroffen hatte. Natürlich heimlich. Das würde der Jüngste im Auto aber noch früh genug erfahren.
,,Ich glaube, ich bin das letzte Mal vor zwanzig der dreißig Jahren mit der Fähre über den Han-Fluss gefahren! Man, ich freue mich so sehr", hörte Jungkook seinen Vater schon in voller Vorfreude sagen und auch Taehyung konnte sich deswegen ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. So ging er in vollem Stolz als erster aus dem Auto, um der ganzen Familie die Tür aufzuhalten, damit er seinen vollen Respekt zeigen konnte, ehe er sie dann zu der Fähre führte, die hier bereits wartete. Natürlich war es sehr kostspielig, so viel zu organisieren, aber für sein Vorhaben, war dem Mann nichts zu teuer.
So verbrachten sie einen unvergesslichen Abend im Anblick der Skyline von Seoul, sahen sogar die Sterne, weil keine einzige Wolke am Himmel war, entdeckten auch eine Sternschnuppe. Es war wunderschön und Jungkook freute sich wirklich sehr darüber, dass seine Eltern sich so gut mit Taehyung verstanden und ihn mehr oder weniger schon als Teil der Familie sahen. Besonders aber freute ihn das, weil sein Freund nie eine richtige Familie gehabt hatte und nun aber sollte sich das ändern.
,,Darf ich kurz was sagen?", meinte der Jüngste daher und hatte somit die Aufmerksamkeit aller drei Anwesenden auf sich. ,,Mama, Papa, es ist ja kein Geheimnis mehr, dass Taehyung und ich in einer Beziehung sind, aber ich möchte auch vor euch noch einmal darüber sprechen, damit alle es wissen. Er ist der Mann, der meinem Leben wieder ein Licht gab und mich auf die Beine holte, weil ich selbst nicht aufstehen wollte. Auch wenn wir uns noch nicht so lang kennen, vielleicht ein halbes Jahr, weiß ich, dass ich bereits mein restliches Leben mit ihm verbringen möchte und er somit für immer an meiner Seite bleiben soll. Daher teile ich euch jetzt mit, dass komme was wolle und passiere was passiere solle, Taehyung von diesem Moment an zu unserer Familie gehört und ein Teil von uns ist. Er selbst durfte dieses Gefühl nie verspüren, also hoffe ich, dass ihr ihm die Liebe der Eltern gebt, die er nie erhalten hat, und ihn letztendlich genauso wertzuschätzen lernt, wie ich es tue."
,,Aber Jungkook, das ist doch selbstverständlich! Wie könnten wir einen so gut aussehenden, jungen Mann, der unseren Sohn so unglaublich glücklich macht, nicht zum Teil unserer kleinen Familie machen? Wenn ich nur sehe, wie ihr euch mit strahlenden Augen und einem breiten Lächeln anschaut, geht mir als Mutter das Herz auf", meinte die Frau und legte sich dabei die Hände zusammen, während sie noch darüber schwärmte, wie süß sie das Paar fand.
,,Und ich wusste schon immer, dass du jemanden für dich finden würdest, der dein Leben dem Positiven entgegen richtet! Schau dich an, du arbeitest nicht nur als der Sekretär des Besitzers einer der größten Firmen Koreas, wenn nicht der ganzen Welt, sondern bist du auch sein Partner. Als dein Vater, hast du mich in vielerlei so stolz gemacht, wie es nur geht", sagte nun auch der Älteste und beugte sich einmal vor, um seine Hand an die Schulter von Jungkook zu legten. So zog er ihn dann in eine feste Umarmung, an die auch die Mutter sich schloss.
Da sie gerade an einem Bar-Tisch standen, während sie den Ausblick genossen hatten, stand die kleine Familie nun zusammen, Taehyung vor ihnen, als wäre es perfekt nach Plan gelaufen. Daher kam auch er nun zu Wort.
,,Vorerst möchte ich mich natürlich vom tiefsten Herzen bei euch dafür bedanken, dass ihr mich in eure Familie aufnehmt und mich so nimmt, wie ich bin. Ich weiß, dass ich keineswegs Perfekt bin und dass nur an meiner Seite zu sein, schon Stress genug sein kann, aber von der ersten Sekunde an, in der Jungkook und ich aufeinander getroffen sind, habe ich gewusst, dass sich in mir etwas regt. Es war ein Gefühl, das mir bis dahin vollkommen fremd war und das ich noch nie zuvor gespürt hatte, als würde mein Herz auftauen, welches sich über all die Jahre in einem festen Eisberg zugefroren hatte. Wie ich in deines, brachtest du auch Licht in mein Leben, in meine dunkle Welt, über die sonst eine dichte Wolkendecke lag, gehüllt in einem Nebel, der nie zu schwinden schien", waren die ersten Worte, die Taehyung sagte.
Bereits mit Tränen in seinen Augen, hörte Jungkook natürlich zu, da, emotional wie er nun einmal war, er es nicht verkraften konnte, so süße Dinge zu hören. Dann aber legte der Mann vor ihm seine Hand in die Tasche seines Jackets, was dafür sorgte, dass das Herz des Schwarzhaarigen einen Satz machte, dann so laut begann zu schlagen, wie tausende kleine Bomben in seiner Brust.
,,Auch ich möchte mein restliches Leben, die restliche Zeit, die ich noch hier auf der Erde rumlaufe, mit dir verbringen. Ich möchte dich an meiner Seite haben, bis zu meinem letzten Atemzug, dich ehren, dir all meine aufrichtige Liebe und meine volle Aufmerksamkeit geben, mich um dich kümmern und dir jeden Wunsch erfüllen, den du hast. Jungkook, ich möchte alles sein, was du noch brauchst, bis uns der Tod voneinander scheidet und auch, wenn es in diesem Land zum jetzigen Zeitpunkt rechtlich noch nicht vertretbar ist und es viele Hürden gibt, die wir auf unserem Weg deswegen überwinden müssen, möchte ich dich heute gerne etwas fragen, was ich nur einmal in meinem Leben tun möchte, in der Hoffnung, es bleibt für die Ewigkeit."
Damit holte Taehyung nun seine Hand wieder aus der Tasche des Jackets, hervorgeholt eine kleine, schwarze Schachtel. Und dann kniete er sich plötzlich hin.
,,Ich weiß, das hier ist verrückt und möglicherweise bin ich es auch, aber ich möchte keinen Tag länger warten und es endlich tun", fing er an zu sagen. ,,Jungkook, willst du mich heiraten?"
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