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"24/7, 365"
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,,Ich habe ihn nicht geschlagen, weil ich das wollte! Versteh mich doch, als ich euch da gesehen habe, habe ich mich wieder an den Tag zurückerinnert, an dem ich euch in der Lobby sah. Wie ihr dort standet und euch geküsst habt, vor meinen Augen", erzählte Taehyung gerade und mit den letzten Worten, die er sagte, begann seine Stimme zu zittern und sein Ton immer leiser zu werden, jedoch hielt er sich noch im Zaum, seufzte einmal. ,,Auch wenn ich wusste, dass es heute nicht nochmal passieren würde und du sicherlich deine Gründe hatte, weshalb es zu dem heutigen Treffen kam. Dennoch, sobald ich sein Gesicht sah, wie seine Augen an dir wanderten, hatte ich die vollkommene Kontrolle über meinen Körper verloren, konnte mich keine einzige Sekunde länger zurückhalten und musste es einfach tun."
Nun, obwohl dies eine Begründung war, wie man sie vor einem leidenschaftlichen Versöhnungskuss in den lieblichen Filmen sah, blieb Jungkook stur. Nicht etwa, weil er das Anrecht dazu hatte, da er immerhin derjenige war, der einen Fehler beging, sein Versprechen brach und sich mit Hoseok traf, vor allem, ohne seinem Freund davon zu erzählen, sondern, weil er das Gefühl hatte, er müsse sich nun in die überlegene Position begeben, obwohl er im inneren weinte.
,,Dennoch solltest du nicht einfach so ausholen und jemandem mitten in der Öffentlichkeit schlagen. Was auch immer dein Grund dafür sein sollte, ist körperliche Gewalt keine Lösung, zu der du greifen solltest, um eine Hürde zu überwinden. Weißt du, dass in diesem Café Leute hätten sein können, die dich erkennen, Bilder machen und diese dann ins Internet stellen? Weißt du, was für einen Schaden eine solche Tat auf die Firma haben könnte?", fragte der Jüngere. Es war natürlich eine Fangfrage, immerhin konnte jeder mögliche Skandal dazu führen, dass alles, was Taehyung sich in der Firma aufgebaut hatte, in Schutt und Asche falle.
In diesem Fall war es ihm aber egal, denn alles, was für ihn zählte, war die Liebe zu Jungkook, die er tief in seinem Herzen empfand und an der er mit seinem ganzen Leben hing.
,,Jungkook, weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe? Ich weiß, dass wir uns noch nicht lang genug dafür kennen, aber um es mal in eine Perspektive zu bringen, lässt sich ganz gut sagen, dass ich dein strahlendes Lächeln, die dazu leuchtenden Augen und deine so sanfte Stimme immer in Gedanken mit mir trage, vierundzwanzig Stunden lang, sieben Mal die Woche, an dreihundertfünfundsechzig Tagen im Jahr. Du hast mich vollkommen eingenommen, alle meine Sinne getrübt und betäubt. Selbst wenn ich gerade vor einem Stapel an Dokumenten Sitze, die eine Gesamtanzahl von hunderttausend Worten enthalten, ist das einzige, woran ich denken kann, du. Mein Herz schlägt nur noch, weil es für dich schlagen will, denkst du also wirklich, dass ich da noch in irgendeiner Weise eine Selbstbeherrschung besitze, die mich davon abhält, Blind zu reagieren, wenn ich dich in der Nähe des Mannes sehe, der dich mir wegnehmen wollte? Auch wenn ich dir vertraue und weiß, du würdest nicht auf ihn eingehen, kann ich es nicht zurückhalten", erklärte der Mann und senkte seinen Blick nun wieder. Etwas nervös spielte er mit seinen Fingern.
Auch wenn Jungkook mittlerweile fast alle Seiten seines Freundes gut kannte, kam es für ihn jedes Mal wie eine Überraschung, wenn er ihn in einer solch sentimentalen Verfassung sah. So ruhig, aber auch so zerbrechlich. Es sorgte beinahe dafür, dass er sich schlecht fühlte, etwas stur geblieben zu sein. Aber auch nur beinahe.
,,Hoseok hat vor einigen Tagen wohl meine Eltern besucht. Er ist zu ihnen Nachhause gegangen und hat mit ihnen gegessen, obwohl sie sich seit Jahren nicht mehr gesehen haben. Währenddessen hat er ihnen davon erzählt, dass ich wohl den Kontakt abgebrochen hätte, als er damals in die USA ging. Ich soll derjenige gewesen sein, der nicht mehr auf Nachrichten antwortete, keine Anrufe annahm und was nicht alles. Eigentlich hätte es mich von vorne rein nicht interessiert, dass er sowas zu ihnen sagte, da ich ganz genau wusste, was die Wahrheit war, aber dann erzählte mir meine Mutter noch etwas anderes", sagte der junge Mann und machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr. ,,Meine Eltern kennen dich ja, schließlich warst du bei mir Zuhause. Sie kennen dich aber nicht gut und sie wissen nicht viel über dich, also nimm es ihnen nicht übel, dass sie getäuscht wurden, denn Hoseok erzählte ihnen, ich sei für meinen Job eine intime Beziehung mit dir einfangen und dass du mich somit deiner Befriedigung zugunsten sexuell ausnutzt, damit ich die Stelle habe, in der ich bin."
Es war selbstverständlich, dass diese Worte eine Welle der Wut in Taehyung auslösen würde, sodass er aufsprang und mehr oder weniger bereit dazu war, Hoseok ein weiteres Mal auf den Boden niederzuschlagen. Hindern tat ihn dieses Mal aber der Fakt, dass sie sich in ihrem Appartement befanden, es spät am Abend war und er jetzt nicht extra noch das Haus verlassen würde, um sich die Hände dreckig zu machen.
,,Ich konnte ihnen versichern, dass so etwas nicht zwischen uns beiden geschieht und sie auch davon überzeugen, aber ich denke Mal, dass wir nicht drumherumkommen, uns gemeinsam vor sie zu stellen und von uns zu erzählen", meinte Jungkook und stützte seinen Kopf auf seiner Hand. Irgendwann schaute er dann zu dem Älteren, der noch immer auf seinen Beinen stand, die Hände zu fausten geballt.
Eigentlich wollte er das nicht tun, wusste nicht einmal, ob er das konnte, weil es im übertragenen Sinne gar nicht seine Wohnung war, aber eine andere Lösung kam ihm nicht in den Sinn.
,,Ah, ich halte es für's Beste, wenn du heute nicht im Bett, sondern hier auf dem Sofa schläfst. So können wir beide wieder auf klare Gedanken kommen", war das letzte, was der Jüngere noch sagte. Dann ging er hoch ins Schlafzimmer und ließ seinen Freund zurück.
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Ob das nun eine wirkliche Lösung ist, Jungkook, dass wage ich zu bezweifeln...
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