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"Endlich frei"

,,Hast du sonst noch Fragen? Wenn dir jetzt auch keine Einfallen, können Sie mich über Ihr neues Diensttelefon immer und zu jeder Zeit kontaktieren. Aber nicht zu spät in der Nacht, eine alte Frau wie ich braucht noch immer ihren Schönheitsschlaf!", lachte Frau Ang und ließ Jungkook dann alleine in seiner neuen Wohnung zurück, die er gemeinsam mit einem neuen Handy und einem Auto der neuesten Modelle erhalten hatte, zum Start seiner einmonatigen Probezeit als Sekretär an Direktor Kim Taehyungs Seite. Er erhielt diese Dinge nicht einfach so zum Spaß oder als eine nette Geste. Ganz im Gegenteil sollten sie dafür sorgen, dass er in jeder erdenklichen Situation und zu jeder Zeit eines Tages immer in Verfügbarkeit stehen sollte, aus welchen Gründen auch immer sein Chef ihn herbeirufen sollte.

Daher befand sich die Wohnung inmitten des Herzens von Seoul, in der Nähe des Firmengebäudes und ebenso nur ein oder zwei Blocks von dem Wohnungsgebäude entfernt, in dem der Arbeitgeber hauste. Zwar hatte Jungkook noch nie zuvor allein gelebt, freute sich aber riesig darauf, es endlich tun zu können. Bisher hatte er nicht die nötigen finanziellen Mittel dazu gehabt, sich eine eigene Wohnung leisten zu können, selbst wenn sie etwas weiter außerhalb des Zentrum gelegen wäre und jetzt hatte er eine, die sogar eine Aussicht auf einen kleinen Park und die, nun in der Weihnachtszeit, beleuchteten Straßen besaß. Zu dem konnte er auch endlich problemlos mit einem Auto herumfahren, da man ihm die Erlaubnis dazu gab und es auch eines war, das in der Hinsicht nur ihm gehörte, anders als das bei sich Zuhause, was sein Vater und seine Mutter die meiste Zeit über in Anspruch nahmen.

So wie er sich zum ersten Mal auf die qualitativ hochwertige und wolkenweiche Matratze des überdimensional großen Bettes fallen ließ, fühlte der junge Mann zum ersten Mal in seinem Leben ein tatsächliches Gefühl der Unabhängigkeit und Freiheit, auch wenn all die tollen, neuen Dinge, die er besaß, eigentlich nicht wirklich seine, sondern die der Firma waren und sie ihm nur zur Verfügung gestellt wurden. Das hielt ihn aber keineswegs davon ab, es in vollen Zügen zu genießen, schließlich arbeite er ja für all das, was man ihm gab, denn laut Vertrag erhielt er für diesen ersten Probemonat noch keinen Gehalt, sondern nur Kompensationen in Form materieller Geschenke und anderweitiger Prämien. Gestört davon, konnte man sich keinesfalls fühlen, da die immensen Lebenskosten in jeglicher Hinsicht durch eine Mitarbeiterkantine in der Firma und bezahlte Wohnung, sowie übernommenes Spritgeld fast komplett wegfielen.

Trotz eines Alters von sechsundzwanzig Jahren, verhielt Jungkook sich in manchem Momenten noch immer wie ein kleines Kind, das man zum ersten Mal in eine innere Spielhalle brachte, die so viele unglaubliche Möglichkeiten der Beschäftigung mit sich brachte und obendrein auch noch eine kostenfreie Süßigkeiten-Ausgabe hatte. ,,Die sind ja riesig!", staunte der Schwarzhaarige, als er das Ankleidezimmer betrat, welches zwischen einem großen Badezimmer und dem Schlafzimmer lag, sodass man hindurch laufen konnte, als sei es ein breiter Flur. Darin befanden sich auf beiden Seiten zwei Kleiderschränke, wie man es in Katalogen sah. Der eine hatte verglaste Türen, wunderschöne Beleuchtung und sogar ein Fach für Krawatten und elegante Schuhe, die man nicht einfach so irgendwo liegen lassen konnte, als sei diese Seite wohl für die Kleidung, die man zur Arbeit trug, während der zweite Kleiderschrank, in dieser Hinsicht, ein ganz normaler war, wenn auch um Welten größer als der, den der junge Mann bei sich Zuhause hatte.

Während der Erkundung dieser dann doch ziemlich großen Wohnung, die auch ein zweites Bade- und ebenso ein Gästezimmer aufwies, machte sich der Magen Jungkooks irgendwann in einem lauten Grummeln aufmerksam, da er heute, so spät wie er wieder einmal aufgestanden war - was definitiv nicht nach ihm klang - noch nichts gefrühstückt hatte. So ging er in die schwarze Küche hinein, die auch einige Akzente von hellem Holz und platinfarbigen Metallgegenständen zeigte, schaute direkt in den Kühlschrank und jede einzelne Schublade hinein, die allesamt bis zum Platzen gefüllt waren. Jedoch gab es ein großes Problem bei der ganzen Sache.

Bis auf Ramen, konnte Jungkook nicht wirklich kochen.

Er hatte auch noch nie zuvor eine Waschmaschine bedient oder ein Bügeleisen benutzt, welche er allesamt hier hatte und früher oder später, wohl oder übel, verwenden müsse. Mit dieser Feststellung schien die Aufregung auf das alleinige Leben nur noch halb so groß wie vorher zu sein, weshalb der Mann sich mit einem schwachen schmollen auf seinen Lippen auf das Sofa in dem Wohnzimmer setzte, dass eine unglaubliche Aussicht auf die Stadt hatte, da es direkt vor großflächige Panoramafenster gesetzt war.

Nachdem er dort einige Zeit verbrachte, die sich anfühlte wie eine halbe Ewigkeit und er dann auch noch den Koffer mit kaum genügend Kleidung für auch nur annähernd den ganzen Platz in den Kleiderschränken, auspackte, den er mitgebracht hatte, nachdem man ihm erzählte, dass er heute in seine eigene Wohnung umziehen würde, zog der Schwarzhaarige noch mühsam ein Paket in die Richtung des Wohnzimmers, aus dem er vereinzelt, private Gegenstände verteilte, damit es wenigstens etwas an Persönlichkeit haben würde. Auch wenn es vorerst nur für einen Monat war, dass er hier lebte, plante er schon wie er es gestalten würde, was noch auf seine Einkaufsliste stand, das er dann mit der Zeit kaufen würde. Wer wusste, was die Zukunft noch so mit sich bringen würde? Mit auch nur ein wenig Glück, könne diese Wohnung für eine lange Zeit ihm gehören, sofern er die Wette gewinne, aber das war nichts, woran er jetzt noch denken wollte.

Und trotzdem war es noch am frühen Abend, er hatte nichts zu tun und erst morgen seinen ersten Arbeitstag. Mit diesem Hintergedanken rief er also seine zwei besten Freunde Jimin und Yoongi ein, damit sie zu dritt die Wohnung einweihen und einen darauf trinken konnte, dass auch Jungkook es endlich in die Arbeitswelt geschafft hatte, wenn auch nur einer ganz bestimmten Wette zu Danke, von der er den beiden natürlich nichts erzählte. Nicht nur war sein Stolz zu groß, um zuzugeben, dass er diesen Beruf nun nur für einen Monat machen würde, ehe er dann wieder zurück Nachhause müsse, wenn er es nicht schaffe, seinen Chef auf irgendeine Weise zu irgendeiner Sache zu verführen, aber auch kam er sich irgendwie doof vor, dem allen zugesagt zu haben. Das konnte ihm ziemlich egal sein, denn die letzten zweifelnden Gedanken daran, schluckte Jungkook mit dem ersten Glas Soju hinunter, der in seinem Rachen brannte wie ein Feuer, sich aber wie ein belebendes Elixier in seinem Körper breit machte.

Ein, zwei, drei oder vielleicht auch vier und wenn er sich nicht täuschte, konnten es auch sechs Gläser später sein, fand Jungkook sich inmitten der Erzählung einer überdramatisierten Geschichte wieder, die sein bester Freund Jimin gerade erzählte. ,,Glaubt mir! Das war so ein großer Mann", meinte er und hielt dabei seine Hände ganz weit auseinander. ,,Er stellte sich plötzlich ganz dicht vor mich und ich dachte, dass es das mit mir war! Während ich also meine letzten Sekunden zählte und in meinen Gedanken mich schon von meiner Familie verabschiedete, holte er aus um mich zu schlagen und dann BOOM! Er schlug mich nicht, sondern schnipste mir einfach vor's Gesicht. Wenig später dann, saßen wir gemeinsam an der Bar und lachten, während er mir, einem jungen Mann am Anfang seiner Zwanziger, von seiner Familie und seinen Kindern erzählte, die beinahe so alt waren wie ich!"

Auch wenn Jungkook aufmerksam zuhört, konnte er irgendwie seinen Blick nicht von Yoongi nehmen. Er hatte gleich zu Beginn schon gemerkt gehabt, dass dieser nur Augen für seinen besten Freund hatte, also beobachtete er es mit einem schwachen Grinsen auf seinen Lippen,  wie dieser Mann Jimin betrachtete, während dieser seine Geschichte erzählte. Es war ein so liebevoller und von Emotionen getrunkener Blick, dass er regelrecht Eifersüchtig wurde dabei, da auch er endlich jemanden wollte, der ihn so anschauen würde. Aber auch diesen Gedanken konnte er kein Bisschen länger fortsetzen, da das Handy, welches er von der Firma erhielt und in seiner Hosentasche aufbewahrte, plötzlich vibrierte. Er entsperrte es und schaute auf den leeren, neuen Chat mit einer fremden Nummer ohne Profilbild.

0XX-XXX-XXXX

Guten Abend Jungkook. Ich hoffe doch sehr, dass dir deine erste, eigene Wohnung gefällt? Wenn du irgendwas benötigst oder meine Hilfe brauchst, kannst du dich immer und liebend gern an mich Wenden!

Auch in persönlichen Angelegenheiten...

Für einen Augenblick dachte der junge Mann, dass es Frau Ang war, die ihm schrieb, aber er erinnerte sich daran, dass sie ihm erzählte, ihre Nummer sei in diesem Handy eingespeichert, also konnte sie es schonmal nicht sein.

Übrig blieb somit eigentlich nur noch Taehyung. Eigentlich.


Was ich hier wohl geplant habe? Mal sehen, viele Möglichkeiten gibt es ja noch gar nicht, immerhin ist das hier erst das 5. Kapitel! :o

... ach ja, es ist immer wieder schön zu wissen, was als nächstes folgt oder was eine bestimmte Sache zu bedeuten hat, während alle anderen grübeln :3

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