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"Du musst es sein"

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Auch wenn sie sicherlich noch viel zu besprechen hatten und für den jeweils anderen eine Menge an Fragen hatten, die sie sich stellen wollten, hielten Taehyung und Jungkook erst einmal Abstand zueinander. Nicht, weil sie diese Distanz brauchten, sondern weil der Ältere sich dazu entschieden hatte, sich nach all den Jahren, in denen er Tag für Tag bei der Arbeit gekämpft hatte, zwei Wochen frei zu nehmen, um ins Reine mit sich selbst zu kommen und dadurch hatte Jungkook ebenfalls frei bekommen, noch bevor er seinen verlängernden Vertrag überhaupt unterschreiben konnte.

Eigentlich hatte er erwartet, dass sie sich in dieser ganzen Zeit hin und wieder mal treffen, weil er das Gefühl bekommen hatte, sie stünden sich nun wieder ganz nahe, aber er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass sein Chef sich die Zeit wirklich voll und ganz für sich selbst nehmen und für ganze zwei Wochen verreisen würde. Wohin er gegangen war, wusste er nicht, aber er ging davon aus, dass es bestimmt ein wunderschöner Ort war, an den man nur herankam, wenn man auch das nötige Geld hatte, um dort überhaupt nur eine Nacht zu verbringen. Komischerweise fühlte er keinen Neid dazu, weil er selbst ja nur Zuhause blieb und nichts unternahm, da er sich dachte, dass Taehyung sich das nach all dem Stress nun wirklich verdient hatte. So stellte Jungkook sich den Mann in einem Schlammbad vor, während von hinten jemand seine Schultern massierte und ihm dann sogar eine Kokosnuss hinhielt, aus der ein pinkfarbener Strohhalm hervorging, mit dem er das Innere austrank.

Nun, das war vielleicht ein wenig übertrieben, aber genau solche Gedanken zwang der Schwarzhaarige sich innerhalb der zwei Wochen auf, wenn er sich selbst dabei erwischte, wie er viel zu viel über seinen Chef nachdachte.

Anfangs wollte er es ganz und gar nicht einsehen, stritt es regelrecht in Selbstgesprächen in der Nacht sogar ab, aber je mehr Zeit verging, die die beiden getrennt voneinander verbrachten, ohne sich tagtäglich bei der Arbeit zu begegnen, desto eher wurde Jungkook klar, dass er Taehyung dann doch vermisste. Nach all dem, was geschehen war, hatte sich der Schalter in seinem Kopf einfach umgelegt und er realisierte, dass der sonst so mysteriöse Mann sicherlich kein einfacher Umgang war, aber dennoch jemand, den er sein restliches Leben an seiner Seite haben wollte. Die Frage war nur, ob Jungkook ihn als einen guten Freund oder als eine brennende Liebe haben wollte, worüber er aber gar nicht erst nachdachte, da er sich diese Frage niemals hätte beantworten können.

Sowas wie die wahre Liebe war so oder so nur eine von den älteren Menschen und der Filmindustrie ausgedachte Lüge, um Leuten falsche Hoffnung auf ein perfektes Leben an Seite eines Partners zu machen. Jungkook glaubte also ganz sicher nicht daran, was das einzige war, was diesen sturen, jungen Mann noch davon aufhielt, zum wirklichen Glück zu finden.

,,Herr Kim, was machen Sie hier?", fragte der Jüngere verwundert, als er Besagten am letzten freien Tag plötzlich in einem wunderschönen, bestimmt maßgeschneiderten Anzug vor seiner Haustür saß, die Haare definitiv nach einem Schnitt beim Friseur gemacht bekommen und dazu sicherlich die teuersten Parfüms aufgetragen, um einen mit den sinnlichen Düften zu betäuben. ,,Sie sagten doch, ich würde Sie erst morgen wieder sehen, wenn wir mit der Arbeit beginnen."

,,Wäre ich denn ein guter Chef, wenn ich meinen wichtigsten Angestellten nicht an einem wunderschönen Winterabend auf der Spitze eines der Hochhäuser Seouls in einem Restaurant zu einem genüsslichen Abendessen ausführen würde?", fragte Taehyung sein verwirrtes Gegenüber, dass jetzt ein unglaubliches Gesicht machte. Die Augen weit aufgerissen, die Kinnlade ihm hinuntergefallen und es gar nicht fassen könnend, was er gerade hörte, schaute Jungkook den Mann nur perplex an und verstand gar nicht so wirklich, was hier gerade passierte. So nahm der Braunhaarige sich die Freiheit, die ganze Sache noch etwas näher zu erläutern. ,,Der Tisch ist für den ganzen Abend, bis in die Nacht hinein für uns reserviert, also kannst du dir so lange Zeit beim Fertigmachen lassen, wie dir lieb ist. Ich werde derweil hier in dem Wohnzimmer auf dich warten", erklärte der Ältere und trat mit einem schwachen Lächeln auf seinen Lippen, selbsteinladend in die Wohnung hinein, die ihm ja eigentlich gehörte, setzte sich dort direkt auf eines der Sofas und schmunzelte dann stolz.

,,Ich verstehe nicht so ganz, was hier gerade passiert", murmelte Jungkook nur leise vor sich hin, während er ins Bad ging, um dort unter die Dusche zu steigen. Erst als er sich selbst im Spiegel betrachtete, fiel ihm auf, dass er definitiv nicht bereit dazu gewesen war, jemandem wie Taehyung zu begegnen, denn die Haare standen ihm in alle vier Himmelsrichtungen hinab, die ganz kurzen Bartstoppel legten ihm einen schwachen Schatten auf's Gesicht und er trug alte, durch ein liebliches Frühstück verdreckte Wäsche. Irgendwie peinlich.

Sobald er frisch war und sich dann in die feinste Kleidung legte, die er besaß, ging er zurück zu seinem Chef, der ohne jegliche Beschäftigung all die Zeit nur dort gesessen hatte und wartete, was ihn aber nicht zu stören schien, da sich das Warten beim Anblick seines wunderschönen Sekretärs, wahrhaftig gelohnt hatte.

,,Können Sie mir jetzt vielleicht sagen, wieso wir so plötzlich außerhalb zu Abend essen?", fragte der Jüngere, sobald sie in das Auto des Mannes gestiegen waren, einem schwarzen Sportwagen, mit dem sie durch die Straßen Seouls fuhren, definitiv auch eine Menge an Blicken kassierten. ,,Muss ich es dir denn wirklich direkt auf's Wort erklären?", fragte Taehyung nun, als sie an einer roten Ampel hielten und schaute dann zu seinem Sekretär rüber. ,,Wir haben heute ein Date!"

Mit dieser Aussage wagte Jungkook kein Wort mehr zu sagen, zog die Luft scharf ein und griff in den sanften Stoff seiner Hose hinein, während er sich am ganzen Körper plötzlich anspannte und gar nicht mehr zur Ruhe fand, nicht einmal, als sie sich in dem exklusiven Restaurant an der Spitze eines der höchsten Hochhäuser der ganzen Stadt befanden, unter dem Einfall des romantischen Kerzenlichtes, umgeben von leiser, klassischer Musik, die die Stimmung setzte, mit Ausblick auf die Metropole. Sie waren nicht nur an Spitze dieses Gebäudes, sondern waren sie gerade auch die Spitze der Gesellschaft, nur weil sie hier essen konnten.

,,Und? Was hast du in den letzten zwei Wochen so gemacht? Du hattest ja ziemlich viel Zeit dich mit verschiedenen Dingen zu beschäftigen. Da hoffe ich doch, dass du auch gelernt hast, um morgen richtig durchstarten zu können", setzte Taehyung irgendwann an, um in ein lockeres Gespräch einzuleiten. Er lachte dann auch, als er sah, dass Jungkook sich sofort aufrechter hinsetzte und gerade bestimmt eine Lüge auftischen wollte darüber, dass er sich doch tatsächlich auf die Arbeit vorbereitet hatte. ,,Ich mache nur Spaß. Du wirst Zuhause nichts lernen müssen, denn alles was du wissen solltest, werde ich dir ab morgen höchstpersönlich beibringen. Du solltest das auch wirklich wertschätzen, denn sowas würde ich für niemand Anderes tun."

,,Ich bin Ihnen auch sehr dankbar dafür", murmelte der Schwarzhaarige nur leise vor sich hin und traute gar nicht in das Gesicht der Person zu schauen, die gegenüber von ihm saß. Aus irgendeinem Grund schien Taehyung wie ein vollkommen ausgewechselter Mensch zu sein, im positiven Sinne. Die Aura um ihn herum war gehobener, er lächelte mehr und wirkte in gewisser Weise auch einfach charmanter. Dass das sein Ziel gewesen war, wusste Jungkook nicht, denn er hatte keine Ahnung davon, dass sein Chef sich in den letzten zwei Wochen in einem seiner Häuser etwas weiter auf dem Land in seinem Schlafzimmer verbarrikadiert hatte, dort Unmengen an dramatischen Schnulzen schaute, aus denen er lernen wollte, diese ganze Sache richtig angehen zu können, nur um den Jüngeren von sich überzeugen zu können.

In jeglicher Hinsicht wirklich süß,

,,Lass mich das für dich machen", sagte er also, als er sah, dass Jungkook etwas Schwierigkeiten hatte damit, sein Fleisch zu schneiden. Ohne Weiteres nahm er also seinen Teller zu sich und Schnitt sein Fleisch in mehrere kleine Teile, bevor er es ihm dann zurückgab, mit einem herzlichen Lächeln. Taehyung war sich ganz sicher in der Sache und hatte nie zuvor so viel Vertrauen in sich selbst gehabt, wie jetzt gerade. Er wollte es definitiv richtig machen mit dem Schwarzhaarigen, denn er war sich sicher, dass es das Schicksal war, dass die Beiden zusammenbrachte und auch wollte, dass sie für immer beieinander bleiben würden.

Nach einigen weiteren Gesten und süßen Dingen, die der Direktor dann sagte, konnte Jungkook sich nicht länger zurückhalten und musste endlich erfahren, was das alles hier gerade war. ,,Herr Kim, ich bin Ihnen wirklich dankbar für das alles, aber ich würde gerade wirklich gern wissen, was das hier wird. Ich verstehe ja bis heute nicht einmal, wieso sie überhaupt so viel für mich tun. Ich gab ihnen falsche Hoffnungen und sorgte für so viel Stress, aber hier sitzen wir in diesem wahrscheinlich für mich unbezahlbaren Restaurant und essen feine internationale Gerichte, dessen Namen ich nicht einmal aussprechen kann. Es muss doch einen Grund haben, wieso Sie mich nach zwei Wochen Funkstille so plötzlich hier her gebracht haben!"

,,Du nimmst mir einiges vorweg mit deiner Frage, aber du hast ja recht, es gibt einen guten Grund, wieso du heute hier mit mir sitzt", antwortete Taehyung und setzte sich etwas aufrechter hin, räusperte sich dann auch einmal. ,,Jungkook, ich tue diese Dinge nicht nur, weil ich nett zu dir und ein guter Arbeitgeber sein möchte, sondern weil ich in den letzten Wochen, seitdem wir uns das erste Mal sahen, viele Dinge realisierte und Seiten von mir kennenlernte, die ich noch nicht an mir kannte. Anstatt weiter um den heißen Brei herumzureden, möchte ich einfach ehrlich mit dir sein und es nicht länger für mich behalten."

Damit machte der Ältere einen kurzen Moment Pause, in dem er seine Hand auf die von Jungkook legte und diese griff, mit seinem Daumen auch sanft darüber strich.

,,Anfangs hatte ich es vielleicht noch nicht für möglich gehalten oder wusste es nicht ganz, glaubte gar nicht an solche Dinge, aber Jungkook...", fing er an zu sagen. ,,...ich habe mich in der Sekunde, die du damals zu deinem Bewerbungsgespräch bei uns in der Firma mein Büro gekommen warst, auf den ersten Blick in dich verliebt."

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DAS L-WORT!!!! Können wir es glauben?

Ich glaube es nicht. Hat mich auch nicht irgendwie ganze einundvierzig Kapitel gedauert, bis es endlich mal zu einem Geständnis kommt oder so... :3

Dafür geht es jetzt erst so richtig los heheheh

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