16.

Ich wache auf und weiß nicht, was ich denken soll.

Meine Gedanken rasen noch ehe ich wirklich bei vollem Verstand bin und dennoch schaffen sie es um diese eine Sache zu kreisen - 
ich habe mit Benni geschlafen. Verdammte Scheiße.

Sobald ich einen Blick neben mich werfe und auf eine leere Bettseite treffe, machen sich gemischte Gefühle in mir breit. Die eine ist traurig darüber, dass er nicht mehr neben mir liegt, die andere wiederum extrem erleichtert, dass sie um den peinlichen Moment rum kommt. Ich werfe einen Blick unter die Decke, die als einziges meinen nackten Körper verdeckt, und sehe mich dann um, auf der Suche nach meinen Klamotten. Sobald ich diese finde stehe ich auf und verschwinde im Bad, um mich einer schnellen Katzenwäsche zu unterziehen. Zehn Minuten später verlasse ich das Gästezimmer, folge den Stimmen, die ich draußen hören kann.

Versuchend alles runterzuspielen, dass nichts passiert ist, gehe ich auf die Gruppe zu und setze mich neben Eliza auf eine der Liegen, lehne mich zurück und grüße die Jungs, die im Pool sind, kurz. Dass Ben ebenfalls zu mir geschaut hat habe ich zwar wahrgenommen, allerdings glaube ich nicht, dass es jetzt eine gute Idee wäre zu ihm zu gehen. Elizas Blick kann ich deutlich spüren worauf ich sie nun mit gehobener Braue ansehe. "Ich hab dich an ihm gerochen und er klebt förmlich an dir." Ihre Augen wandern von mir zu ihrem Bruder. "Du warst es, die Cole gehört hat."

Äußerlich halte ich mich entspannt, doch innerlich verfluche ich mich, dass ich nicht einfach gegangen bin. "Wir haben gestern den ganzen Abend zusammen verbracht nebeneinander. Da ist das klar, dass wir so riechen. Ich habe in einem der Gästezimmer geschlafen. Was Ben mit nem Mädel treibt ist nicht mein Problem", antworte ich und versuche so ruhig und gelassen wie möglich zu sein.
Denn sie es raus kriegt und die anderen es erfahren ... ich wäre dann lieber zurück in Spanien als auch nur einen Fuß bei denen ins Haus zu setzen.

Eliza scheint jedoch nur mit den Schultern zu zucken. "Ob du es warst, oder nicht ist mir relativ egal solang du meinen Bruder nicht in Schwierigkeiten bringst." Ich folge ihren Augen und treffe direkt auf Benni's Blick, der uns neugierig mustert. "Ich sage Mom und Dad ganz bestimmt nichts. Er ist alt genug und wüssten sie überhaupt von all dem, wären wir tot." 
Stumm nicke ich und lehne mich dann zurück. "Sophia würde mir den Hals umdrehen und mich zurück nach Valencia verfrachten. Jason wiederum ... ich glaube sogar, er könnte das noch am lockersten von allen nehmen." 

Ich versuche nicht zu sehr hinzustarren, als Benni aus dem Becken kommt und völlig durchnässt auf uns zukommt. Vor seiner Schwester schüttelt er sich so, dass sie dabei nass wird, was er wiederum nutzt, um das Handtuch unter ihrem Kopf zu nehmen und sich abzutrocknen. "Wir werden gleich abgeholt. Sollen wir dich mitnehmen?"
"Tony kommt. Dad besteht immer drauf, wenn wir aus waren", fügt Eliza hinzu.

Ich schaue zwischen Ihnen hin und her, zucke dann mit den Schultern und nicke. "Sicher. Das spar mir das lästige Taxi." 
Ich versuche absichtlich nicht zu Ben zu sehen, denn das Wasser, was an seinem Körper entlang läuft lässt mich sofort an die Nacht denken und in mir zieht sich unten einiges zusammen.
Verfluchte Gedanken!

Während die anderen sich von Benni und Eliza zu verabscheiden scheinen, ziehe ich meine Schuhe an und folge Eliza dann zum Tor, da Benni bereits vorausgegangen ist. Im Wagen lässt sich diese ihrem Bruder gegenüber auf den Sitz fallen, während ich mich direkt neben ihn setzen muss. Mein Blick schweift dabei direkt aus dem Fenster hinaus, da ich mir der Spannungen im Wagen mehr als bewusst bin. Allerdings nicht für lange.

"Worüber habt ihr eben geredet? Ich weiss dass ich Thema war."

Ich sehe kurz zu Eliza und seufze. "Sie weiß es", sage ich und mein Blick trifft auf ihn. "Aber sie hält den Mund, also kein großes Ding."
Ich widme mich wieder der Umgebung, an der wir vorbeifahren, und überlege, ob ich lieber nochmal in die Wohnung und duschen soll, wenn selbst sie ihren Bruder an mir gerochen hat. Dabei bekomme ich nicht mit wie die beiden sich weiter unterhalten, bis sich eine Hand auf mein Bein legt und ich zurück zu Benni sehen muss, der ein aufmunterndes Lächeln auf seinen Lippen trägt. "Wenn du dich normal verhältst wird es keiner merken."

"Okay. Es wäre aber trotzdem besser, wenn ihr mich zuhause absetzt und ich nochmal duschen gehe. Wenn meine Schwester da ist wird sie skeptisch sein, ich kenne sie. Ich komme dann einfach später dazu." 
Daraufhin wendet sich Benni dem Schaltpult neben sich. "Sawyer, könnten sie Miss Suarez vorher nachhause bringen?"
"Ja Sir."
Dann zwinkert er mir mit einem Schmunzeln zu und ich kann das Lächeln, dass an meinen Mundwinkel zupft, nicht verhindern.

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Als ich später im Aufzug stehe, der mich hoch in Alison und Logan's Appartement, fühle ich mich nicht nur frischer und leichter in der Shorts und dem lockeren Shirt, sondern merke wie mich eine ungewohnte Nervosität heimsucht. Meine Hände sind nicht unbedingt schwitzig, fühlen sich dennoch sehr heiß an. Sobald sich die Türen vor mir öffnen und eintrete, kommt mir sofort Maya entgegen, die mich mit einem freundlichen Lächeln begrüßt. "Miss Suarez! Einen schönen guten Morgen!"
"Das wünsche ich Ihnen auch."
"Ich gebe Bescheid, dass Sie da sind."

Nachdem ich nicke lässt sie mich allein und es dauert auch nicht lange, bis Alison und Benni erscheinen und mich seine Mum direkt in ihre Arme zieht. "Valeria, wie kommt es, dass du uns besuchst?" Ich erwidere die etwas stürmische Umarmung und schaue über ihre Schulter zu Benni, der uns schmunzelnd beobachtet.
"Ach, ich dachte ich statte euch mal einen Besuch ab. Außerdem muss ich heute nicht arbeiten wie du vielleicht weißt", sage ich, da ich hauptsächlich durch sie in die Firma der Black's gekommen bin. Okay, auch weil ich die Schwester von Jason's Frau bin, aber trotzdem, wenn ich meinen Job nicht gut machen würde würde mir das auch nichts bringen.

Während ich mich von ihr löse erscheinen gleichzeitig Jason, Sophia und Logan im Wohnzimmer, wobei meine Schwester direkt auf Benni zugeht. Ich lasse sie nicht aus den Augen, weshalb ich genau bemerke, als ihr Lächeln einem verwirrten Ausdruck weicht, sobald sie ihn loslässt. Als sie mich erbklickt fühlt es sich an, als wüsste sie ganz genau, dass da was nicht stimmt, daher versuche ich abzulenken.
Ich gehe auf die anderen zu, umarme erst Logan zur Begrüßung und gebe Jason einen Kuss auf die Wange, bevor ich vor Soph stehe und sie recht kurz umarme.
"Valeria -", setzt sie an, doch löse ich mich schnell und sehe zu Jason. "Ihr zwei lasst euch nicht sonderlich viel blicken", necke ich ihn, nur damit wir auf ein anderes Thema kommen und Sophia mich nicht darauf ansprechen kann auf das, was sie sagen wollte.

"Nicht jeder kann so wie ihr jedes Wochenende feiern." Sein Blick schweift von mir zu Benni und Eliza und dann zurück. "Zumindest Benni und Eliza stinken noch wie zwei Alkoholiker."
"Hatte noch keine Zeit zu duschen."
Bennis Kommentar lässt Jason auflachen, bevor er und seine Schwester sich zurückziehen und uns andere allein lassen.

Bevor ich etwas sagen kann zieht mich Sophia an meinem Arm aus dem Raum, was die anderen komisch schauen lässt. Sie zieht mich Richtung von ihrem und Jason's Zimmer, schließt hinter uns die Tür und der Blick, mit dem sie mich betrachtet, sagt alles. Fuck.
"Sag mir bitte, dass du nicht mit ihm geschlafen hast, Valeria."

Da ich ihr darauf nicht antworten kann höre ich sie leise fluchen.
Sie läuft auf mich zu und sieht mich genauso an, wie sie immer tut, wenn sie mich zur Sau machen will. "Hast du deinen Kopf zuhause gelassen!? Wenn einer von den anderen das rausbekommt ist hier die Hölle los!"

Dass sie nicht von sich spricht lässt mich so verwundert ansehen.
"Du bist nicht sauer?"
"Oh doch, ich bin sauer. Aber ich schreibe dir nicht vor mit wem du ins Bett gehst. Wir wissen beide, dass ich nicht gerade ein Paradebeispiel bin, deswegen mache ich dir auch keinen Vorwurf." Ihr Blick wird sanfter als sie nach meiner Hand greift und sie drückt. "Denk einfach an die Konsequenzen Valeria, denn das wird euch ganz sicher um die Luft fliegen, wenn das rauskommt."
"Ich weiß", seufze ich und lasse mich nach hinten fallen. "Und es wird nicht nochmal passieren."
"Das bezweifle ich stark."
Skeptisch lehne ich mich an meinen Armen ab und sehe zu ihr auf. "Er ist ein Black, Süße. Und er hat Logan und Jason als seine Vorbilder, die ihm sicher mehr als genügend beigebracht oder erzählt haben. Du wirst nicht die Finger von ihm lassen können, auch wenn es das Beste für euch beide wäre."

Genau das ist mir auch schon den Kopf geschossen. "Wir werden sehen."

"Pass einfach auf, okay? Ich sage nichts, ich heiße es aber echt nicht gut." Dann geht sie auf die Zimmertür zu, wo sie einen Moment noch verharrt und über ihrer Schulter in meine Richtung sieht. "Ich will nur, dass du glücklich bist, Valeria. Und wenn Benni das im Moment schafft, werde ich euch da nicht im Weg stehen." Ihre Worte stocken. "Sei dir nur bewusst, auf was du dich einlässt. Zwischen Leidenschaft und Liebe herrscht ein schmaler Grad, den man schnell überschreitet ohne es zu wollen." 

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