when jaemin was at the hospital in winter (draft)
"Wie geht's dir, Nana?"
"Hm. Muss halt." Der Wind, der durch seine Haare fährt und sie durcheinanderbringt, rauscht im Mikrofon.
"Aber du kommst morgen wieder, oder?"
"Ja. Also, außer wenn ich noch 'nen Rückfall habe."
"Solltest du dann nicht vielleicht lieber rein? Ja, ich weiß, du hasst es dadrin", füge ich hinzu, als er mich genervt ansieht, "aber sonst musst du länger bleiben und das ist schlimmer." Es tut mir leid, dass ich nerve.
"Jen. Guck nicht so. Was ist los?"
"Nichts. Tut mir leid, dass ich dich nerve." Ich drehe mich auf den Rücken, sehe ihn nur noch im Augenwinkel.
"Tust du nicht. Ich dachte, das wüsstest du langsam. Ich bin einfach nur angepisst davon, in letzter Zeit ständig in Krankenhäusern leben zu müssen. Ich meine, ich kann nicht mal den letzten warmen Tag genießen, bevor es kalt wird."
"Es wird bestimmt besser", verspreche ich ihm, "das wird es immer." Wird es nicht. Und mein Herz sagt mir, dass es auch dieses Mal nicht so sein wird.
"Es fühlt sich nicht so an."
Stille.
"Komm morgen zu mir, ja? Ich will dich nicht allein lassen. Und ich darf nicht raus."
"Okay." Ich muss wegsehen.
"Ruf mich gefälligst an, wenn etwas ist."
"Ich geb mein Bestes."
"Ich komm so früh wie irgend möglich. Jeno-yah, sieh mich an." Zögerlich drehe ich meinen Kopf zur Seite, muss lächeln. Jaemin erwidert es, hält sein Fingerherz noch immer in die Kamera. Ich mache einen Screenshot, er bemerkt es nicht.
***
Jaemin-ah
Sind jetzt zuhause
13:56
Kommst du?
13:56
ja warte
13:56
oh aber sry für meine laune
13:57
Ist schon okay
13:57
Ich will dich nicht allein lassen
Und außerdem nehme ich dich mit
jeder Laune, das weißt du
13:57
Danke
13:58
Komm endlich her, Jen
13:58
Mh
13:58
Kraftlos richte ich mich auf, zwinge mich aufzustehen und nach unten zu gehen.
"Eomma?" Keine Antwort.
"Bin bei Jaemin", rufe ich also niemandem zu, ziehe mein Schuhe an und gehe aus dem Haus. Ich will nicht.
Es dauert eine Ewigkeit, und doch fühlt es sich viel zu schnell an. Jaemin steht in der Tür, sieht mir entgegen. Es ist doch so kalt, wieso bist du draußen?
"Frierst du nicht?", frage ich ihn, sobald ich ihn erreicht habe.
"Nein. Wäre auch scheißegal. Wie fühlst du dich?"
"Ich... Ich weiß nicht, ich... Leer? Als fehlt etwas in mir." Jaemin geht so zärtlich mit mir um, greift zaghaft nach meiner Hand, ich fühle mich vollständiger. Für einen Moment wünsche ich mir, es wäre immer so.
"Komm, Jen", flüstert er, "ruh dich aus... Du siehst zu müde aus, um gesund zu sein."
"Im Körper oder im Herzen?" Er lässt es unbeantwortet, drückt meine zwischen seinen liegenden Finger aber fester.
"Mach, wonach auch immer dir der Sinn steht." Sein Bett schreit mich geradezu an, zu ihm zu kommen. Also lasse ich mich darauf nieder und spüre eine unsichtbare, nicht beschreibbare Last von mir abfallen.
"Willst du schlafen?" Ich zucke mit den Schultern.
"Du kannst es ruhig. Ich muss nur noch die Vokabeln zu Ende aufschreiben. Ist aber nicht mehr viel."
"Da war ja was", murmle ich, sinke in sein Kissen und rolle mich auf seiner Decke zusammen.
"Du kannst die auch benutzen, Jen." Ich schüttle den Kopf.
"Ist schon gut, danke. Mir ist zu warm dafür."
"Okay. Wenn etwas ist, ich bin die ganze Zeit da, okay?" Ich nicke, habe Angst, meine Augen zu schließen. Aber ich bin so müde...
"Ich pass auf, dass du keine Albträume hast."
"Promise?" Meine Stimme klingt seltsam fremd.
"Promise." Wir haken unsere kleinen Finger ineinander, und als wir sie voneinander lösen, fällt es mir leichter, den Schlaf zuzulassen. Ich sehe Jaemin noch kurz dabei zu, wie er sich leise seufzend an seinen Schreibtisch setzt und im Buch blättert. Mit geschlossenen Augen lausche ich dem Kratzen seines Füllers, bis ich nach nicht all zu langer Zeit einschlafe.
Als ich aufwache, sitzt Jaemin bei mir, den Blick auf mich gerichtet. Er sieht aus, als hätte ich ihn bei etwas erwischt.
"Fühlst du dich besser?", fragt er leise, streicht einmal sanft über meine Haare.
"Körperlich ja."
"Ein Fortschritt." Ich bin aber immer noch müde.
"Willst du irgendwas? Keine Ahnung, Tee, Essen, eine Umarmung?"
"Letzteres reicht mir völlig." Ich richte mich auf und finde mich sofort in Jaemins Umarmung wieder, erwidere sie. Ich fange an zu weinen, so stark, dass ich mich nicht mal bedanken kann, dass er es zulässt. Ich habe mich, die ganze Woche schon, so verdammt leer gefühlt, und jetzt, sobald ich bei ihm bin, fließt das Gefühl genau so aus mir heraus wie die Tränen.
"Schon gut", flüstert Jaemin, streicht durch meine Haare und lässt mich so lange einfach in Ruhe, bis ich mich beruhigt habe. Und selbst dann sagt er nichts. Ich will so viel sagen, und bekomme doch kein Wort heraus.
"Danke, dass du bei mir bist", sage ich deshalb leise.
"So lange, wie du willst."
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