how yuwin met (draft)
Es ist kalt. Und wie's aussieht, hab ich meinen Freundeskreis verloren. Sie sind weitergegangen, während ich stehen geblieben bin. Suchend drehe ich mich im Kreis, einmal, zweimal. Leise seufzend stecke ich die Hände in meine Manteltaschen und laufe los – direkt in jemanden hinein.
"Tut mir leid–"
"Schon gut, Entschuldigung, ich habe nicht nach vorne gesehen." Der Junge, wohl etwa in meinem Alter, sieht... ziemlich gut aus. Seine Haare sind wunderschön hellbraun mit einem rosafarbenen Stich, und Gott, sieht er gut in diesem Mantel aus. Er ist offen, darunter trägt er ein weißes Rollkragenshirt und eine schwarze Jeans. Er hat ein Paket in der Hand, ein Geschenk.
"Alles gut." Er verbeugt sich leicht und bückt sich, um ein zerknittertes Papierorigami, ich glaube, es soll ein Hund sein, aufzuheben. Es ist von unten beklebt mit matschigem Schnee und Dreck.
"Das tut mir leid..." Bestürzt nehme ich es ihm hastig aus der Hand und wische den Schmutz ab.
"Lass gut sein. Das sieht eh scheiße aus."
"Nein, nein, das ist... Also, ich find's gut. Wenn du's noch nicht so lange machst, ist das wirklich gut. Hunde sind schwer." Hoffentlich hab ich getroffen.
"Wie... hast du das erkannt?" Meine Wangen werden hitzig.
"Ich mach Origami, seit ich... dreizehn bin."
"Wie cool." Er grinst.
"Ich... Ich könnte dir einen Hund basteln. Also, nur wenn du möchtest, natürlich."
"Das wäre lieb von dir."
"Eine Entschädigung", nuschle ich noch, bevor ich von ihm überrumpelt werde, indem er kurzerhand mein Handgelenk ergreift und mich mit sich zieht. Seine Hände sind warm, obwohl er weder Handschuhe noch sonstige vernünftige Winterkleidung trägt. Ich glaube, ich sehe aus wie ein Stoppschild.
"Ich kauf' Papier und dann kannst du loslegen."
"Okay." Mehr bringe ich nicht hervor. Der Fremde hat mich ziemlich schnell in seinen Bann gezogen, er... Oh Gott, riecht er gut.
"Mit welchem Papier kannst du falten, hart oder... nicht so?"
"Ähm... sag mir, welche Farbe du willst." Er hält mir ein Papier hin und ich nehme eins in der gleichen, aber einer anderen Härte, aus der riesigen Ablage. Nachdem er bezahlt hat, gehen wir wieder nach draußen.
"Darf ich fragen, für wen der ist?", frage ich leise, während wir uns einen Sitzplatz suchen und ich mir in Gedanken die Anleitung für einen Hund zurechtlege.
"Meinen kleinen Bruder." Er lächelt leicht.
"Wie alt ist er?"
"Sechzehn."
"Ist man da nicht eher in dem Alter, in dem man... Papierbasteleien nicht mehr so richtig mag?" Ich erinnere mich schließlich noch an meine damalige Klasse.
"Kennst du die Geschichte mit den 1.000 Papierkranichen? Angeblich hat man dann einen Wunsch frei. Und... Jaemin hat damit aufgegeben, nachdem er... Sorry, ich..." Er reibt sich die Augen, sieht mich unsicher an. Es ist klar, was er denkt, und ich verstehe ihn. Ich würde einem fremden Menschen schließlich auch nicht gerade etwas über meine Familie erzählen. Also halte ich ihm meine freie Hand hin.
"Ich bin Dong Si Cheng, bitte ausschließlich Si Cheng, achtzehn. Oktober." Er lächelt leicht.
"Na Kamoto Yuta, bitte nur Yuta, neunzehn. Oktober."
"Und, hyung, an welchem Tag?", grinse ich und wende mich wieder dem Papier zu, um die Wärme seiner Hand zu vergessen.
"Sechsundzwanzigster." Ich verfalte mich beinahe.
"Echt?!"
"Ja...? Wann hast du denn?"
"Achtundzwanzigster."
"Dann könnten wir immer zusammen feiern." Er grinst, ich lache leise. Als die Stille zurückkommt, ist sie bei weitem nicht unangenehm.
"Er ist krank", unterbricht Yuta sie nach einer Weile. Ich verkneife mir meine Mitleidssätze, lasse ihn weiterreden.
"Er hatte schon von Anfang an häufiger gesundheitliche Probleme, nichts Aufsehen erregendes. Nur häufige Erkältungen, bestimmte Infekte wirkten sich stärker auf ihn aus. Nichts, was irgendwie besorgniserregend gewesen wäre. Aber... Letzten Monat war er zweieinhalb Wochen, also um genau zu sein von meinem Geburtstag bis zum 13.11., dauerhaft krank. Also, von Fieber bis Magen-Darm war alles irgendwie dabei. Und... Naja, unsere Mutter ist dann, nach einem ziemlich schlimmen Zusammenbruch seinerseits in der Schule, mit ihm zum Arzt gefahren. Er lag... er lag eine Woche auf einem Zimmer, so gut wie vollständig isoliert, sein Immunsystem war komplett außer Gefecht gesetzt. Zuerst konnte niemand etwas herausfinden, aber als er, zwei Tage nach seiner Entlassung, am Geburtstag eines Freundes, die... die Treppe runtergestürzt ist, hat... Ich... Er wird sterben. Es ist nicht klar, wann, aber... es wird passieren. Und... Das ist eben der Grund, dass er mit den Kranichen aufgehört hat, sie alle in Fetzen gerissen hat. Aber ich... Das ist sozusagen Hoffnung, weißt du? Ich will ihm Hoffnung schenken. Es ist nicht alles verloren... Noch nicht..." Als ich meine Hand auf seine lege, hört sie sofort auf zu zittern.
"Es tut mir leid."
"Ist doch nicht deine Schuld." Mit seiner freien Hand fährt er sich durch die Haare, mit der anderen drückt er meine leicht.
"Ich würde ihn gerne kennenlernen." Ein Lächeln bildet sich auf Yutas Lippen.
"Er ist so stark, weißt du. Er gibt nicht auf. Geht tapfer in eine Therapie, geht ebenso tapfer in die nächste, schluckt ohne sich zu beschweren widerliche Medikamente, weint nicht einmal mehr. Eigentlich... will ich eine Stütze für ihn sein, aber... das ist echt... Ich weiß nicht, ob ich das kann. Scheiße, ich sitze wirklich hier mit einem Fremden und erzähle ihm von meinem Leid, obwohl ich ihn keine halbe Stunde kenne." Er lacht leise. Lässt meine Hand nicht los.
"Den Teil mit dem Fremdsein kann man schnell ändern. Und... ich würde gerne noch mehr davon hören. Jaemin scheint... Macht er das für jemanden? Leben, meine ich." Yuta muss nur kurz überlegen.
"Für seinen besten Freund, schätze ich. Mann, die beiden lieben sich abgöttisch." Er lacht auf. Es klingt schön.
"Weiß er das?"
"Ich weiß es nicht. Kann gut sein, dass er es eh schon... Nein, eigentlich müsste er es wissen. Er kam vorbei, soweit ich weiß. Nur ein paar Minuten, nachdem Jaemin wieder zu Hause war. Die beiden kennen sich schon aus dem Kindergarten, ich halte es für unwahrscheinlich, dass er es ihm nicht schon lange gesagt hat."
"Ist deren Bindung so tief?"
"Sie könnten manchmal als ein Mensch durchgehen. Beenden ihre Sätze, wissen sofort, was der andere meint, selbst wenn der nur Buchstabenkotze zustandebringt, bewegen sich synchron... Das ist manchmal echt angsteinflößend. Sie sind ein perfekt eingespieltes Team. Sind es schon immer gewesen. Um ehrlich zu sein, sie sind der Grund, weshalb ich an Seelenverwandtschaft glaube."
"So etwas muss schön sein."
"Nicht wahr? Die beiden sind so unfassbar glücklich zusammen, wenn ich es nicht besser wüsste, wäre ich der Meinung, die beiden sind ein Paar." Ich muss wider Willen grinsen.
"Und das Geschenk ist ein Entlassungsgeschenk?"
"Ja. Ich will nicht... Ich weiß es nicht. Er hat immer Langeweile in den Krankenzimmern, vielleicht... hilft ihm das." Ich gebe ihm das fertige Papiergebilde, ein leicht schiefer 3D-Hund.
"Das ist wunderschön, Si Cheng." Genau so wie die Art, wie er meinen Namen sagt.
"Danke. Ist aber ein wenig schief geworden. Und das eine Ohr ist größer als das andere."
"Ich hoffe, es wird ihm gefallen. Danke für deine Hilfe. Von ganzem Herzen." Er lässt meine Hand los, um den Hund zu verstauen, und ich vermisse sie.
"Ich muss jetzt los. Es war wirklich nett, deine Bekanntschaft gemacht zu haben. Vielleicht kann man das wiederholen." Sein ehrliches Lächeln ist so schön.
"Mit Vergnügen." Er dreht sich um, ich gebe mir einen Ruck.
"Hyung?" Er wirbelt herum.
"Ja?"
"Können wir Handynummern austauschen? Oder einen Tag ausmachen, an dem wir uns wiedersehen?"
"Bin mit beidem einverstanden." Er kommt wieder zu mir, das Lächeln kehrt zurück.
"Was hältst du davon, wenn wir Silvester zusammen verbringen? Also, wir können uns vorher auch schon sehen. Aber ich habe nicht so richtig Lust, das mit meiner Familie zu tun, vor allem, da Jaemin eh nicht dabei sein kann, und... du bist mir lieber als meine anderen Freunde." 'Meine anderen Freunde.' Sieht er mich also als seinen Freund? Das wäre schön.
"Okay. Ich hätte Silvester sonst vermutlich auf irgendeiner Party mit fremden Leuten oder allein auf'm Sofa verbracht." Ich schiebe mein Handy wieder in meine Manteltasche.
"Bin ich nicht auch fremd?" Er grinst.
"Jetzt nicht mehr." Mein Gesicht wird warm.
"Auch wieder wahr." Wir sehen uns kurzzeitig einfach nur an.
"Du siehst gut aus in dem Mantel." Er dreht sich um, lässt mich sprachlos zurück. Ich glaube, ich werde nie wieder etwas außer diesem Mantel tragen.
19-06-12
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