Kapitel 24
Alana
"Mal ehrlich, die zwanzig extra Posen waren doch echt nicht nötig, oder Leah?" Fertig stieg ich aus dem Auto aus und half dann zusammen mit Cole auch Leah beim aussteigen. Auch Coles Trauzeuge war sichtlich am Ende. Wir waren bald eine Stunde länger beim Shooting als geplant und ich hatte jetzt verdammt Hunger.
"Ich will nur, dass alles perfekt ist."
Sie stiefelte an uns vorbei, packte Cole an der Hand und lief in die Location. Tom, Coles Trauzeuge sah mich verwirrt an, zuckte die Schultern und ging mit mir im Schlepptau den Beiden hinterher. Die Gäste applaudierten als das frisch vermählte Brautpaar den Saal betrat. Die waren vermutlich auch froh, bald etwas zwischen die Zähne zu bekommen. Immer wieder sah ich auf mein Handy in der Hoffnung Liam hätte inzwischen geschrieben, aber Fehlanzeige.
"Also, hallo erstmal." Ich sah zur Bühne wo Leah und Cole standen und strahlend zu den Gästen blickten. "Wir wollten euch danken, dass ihr so zahlreich gekommen seid und uns an diesem Tag begleiten wollt. Ich denke die meisten werden sich jetzt aufs Essen freuen, und das wird es auch gleich geben, aber davor gibt es eine kleine Überraschung für meine Schwester und Trauzeugin Alana, die mich bei allem so unglaublich unterstützt hat." Leahs blaue Augen richteten sich auf mich. "Ally, danke für alles und ich hoffe du hasst mich für diese Überraschung nicht.", lachte sie, ehe sie und Cole die Bühne verließen. Skeptisch sah ich sie an als sie auf mich Zuglaufen kam und sich lächelnd neben mich stellte. "Versprich mir, dass du da bleibst und vor allem, dass du nachher zuhörst, okay?" "Was hast du getan?" Ohne mir zu antworten sah sie grinsend zur Bühne, die gerade von vier Jungs betreten wurde. Fassungslos starrte ich zu der Band von der ich dachte sie nie wieder sehen zu müssen. "Was wird das Leah?" "Sei einfach mal still, Schwesterherz, und vertrau mir."
"Erstmal wünschen wir dem Brautpaar alles erdenklich gute für die Zukunft und vor allem ich möchte Leah danken, dass sie es heute ermöglicht hat, dass wir hier sein können."
Erschrocken sah ich zu dem Sänger, der meiner Schwester verschwörerisch angrinste. Das konnte einfach nicht sein. Das war unmöglich.
"There's a shop down the street where they sell plastic rings for a quarter a piece, I swear it..."
Leah begann zu grinsen. Cole hatte ihr den Heiratsantrag tatsächlich total spontan mit einem billigen Plastikring gemacht. Natürlich hatte sie im Nachhinein noch einen wunderschönen Verlobungsring bekommen, aber den Plastikring hatte sie noch immer.
Wie gebannt starrte ich zur Bühne und konnte nicht fassen was hier gerade passierte. Ich war einfach zu schockiert um irgendwie zu reagieren, aber trotzdem wusste ich recht genau, was hier gerade abging.
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"Ich hab schon gedacht du kommst nicht mehr." Der Junge stellte sich neben mich an das Geländer und sah genau wie ich auf die Stadt hinab. "Du hast auf mich gewartet?" Ich zuckte die Schultern. "Es war nur eine Frage der Zeit bis du bei mir aufschlägst." Ich sah zu dem Sänger neben mir und betrachtete ihn etwas. Die braunen Haare etwas verstrubbelt, die hochgekrempelten Ärmel zeigten seine Tattoos.
"Wie soll ich dich jetzt eigentlich nennen? Liam oder Kylan?" Sein Kopf schnellte herum und seine Augen waren weit aufgerissen. "Woher...? Wie...? Woher weißt du es? Hat Leah was gesagt?" Ich schüttelte den Kopf und sah wieder auf die Stadt, konnte aber seinen Blick auf mir spüren als würde er sich durch meine Haut brennen. "Nein, Leah hat geschwiegen wie ein Grab." "Und wie hast du es dann herausgefunden?"
"Ich bin nicht dumm, auch wenn du mich scheinbar dafür verkaufen wolltest. Im Club und auf dem Konzert kamst du mir bekannt vor, aber ich hab mir ehrlich gesagt nicht viel dabei gedacht. Ich wurde erst bei dem Armband skeptisch. Die haben nie zwei Tage hintereinander das Gleiche. Und mir kam deine Stimme bekannt vor. Im Club und beim Konzert war es zu laut und im Dunkin Donuts hast du mich um ehrlich zu sein einen Scheißdreck interessiert. Aber hier war es leise und du hast dich eben wie Liam angehört." Er nickte lediglich. "Aber was dich eigentlich verraten hat, war die Tatsache, dass eigentlich so gut wie niemand außer die Familie und ein paar Freunde von Leah und Cole von dem Plastikring wissen. Und ich hab es dir als Liam vor einigen Tagen erzählt."
Ironisch begann er zu lachen. "Ich bin wirklich dämlich, oder?" "Ziemlich." Ich schmunzelte leicht. "Man, ich hab mir das irgendwie anders ausgemalt. Dass ich es dir sage, du mir eine klatscht aber dann doch verzeist und es ein Happy End gibt." "Happy Ends gibts nur im Märchen, Liam. Oder Kylan." "Ich weiß. Hör zu. Du kannst mich gleich rausschmeißen, mich ignorieren und für immer hassen, aber bitte lass es mich davor erklären." Ich sah zu ihm auf. "Dann hau mal deine Erklärungen raus. Ich bin gespannt."
"Wir wurden mit der Band berühmt, bevor ich meinen Abschluss hatte. Meine Eltern und mein Manager Scooter bestanden drauf, dass ich den jetzt nachhole und haben mich kurzerhand in das alte Haus meiner Großeltern nach Ellensburg geschickt um dort auf die High School zu gehen. Scooter dachte dann, dass er mir eine neue Identität verpassen müsse um mich vor Fans und so zu schützen und so ist Liam entstanden. Du hast mal gesagt, dass du nicht viel anders als Cassidy warst und ich war das auch nicht. Ich war ein scheiß elender Hund, der andere fertig gemacht hat. Und ich glaube meine Eltern wollten mir mit diesem Loser Image noch zusätzlich ein bisschen einen reinwürgen.
Ich...verdammt. Ich wollte dir schon die Wahrheit sagen, seitdem ich dich gesehen hab und gemerkt hab, dass du keins von diesen oberflächlichen Mädchen bist. Ich wollte dich nie anlügen, wirklich und ich hatte jedes mal so ein unglaublich schlechtes Gewissen. Aber ich musste so eine Art Vertrag unterschrieben, in dem ich mich verpflichte meine Fresse zu halten. Scooter hat gesagt, dass er mich ans andere Ende des Landes jagt, wenn jemand davon erfährt. Du musst mir glauben, wenn ich sage, dass alles was ich als Liam gesagt habe als Kylan auch so gemeint habe. So wie ich bei dir war, bin ich in echt."
Abwartend und mit einem verzweifelten Ausdruck in den Augen sah er mich an. "Wie gesagt, wenn du mich jetzt hasst, verstehe ich das und ich werde sofort abhauen." Er drehte sich um und wollte gerade gehen, als ich nach seiner Hand griff. "Ich hasse dich doch nicht. Klar ich find das alles andere als cool, aber ich hasse dich nicht dafür. Irgendwie kann ich dich sogar verstehen. Ich würde auch nicht die ganze Zeit von kreischenden Fans belagert werden wollen." Überrascht richteten sich seine Augen auf mich. An die neue Augenfarbe musste ich mich erst gewöhnen.
"Ich hätte jetzt mit allem gerechnet, aber nicht damit. Du überraschst mich wirklich immer wieder, Alana." "Du mich auch, wie man sieht." "Es tut mir wirklich leid. Ich schnapp mir dann mal die Jungs und wir lassen euch weiter feiern." Kaum zu glauben, dass dieses Gespräch tatsächlich gerade stattfand. "Wenn du dich wie Liam verhältst und nicht wie das Arschloch das mich im Club angemacht hat, dann kannst du gerne bleiben. Und deine Freunde von mir aus auch. Aber als wir gestern geredet haben, hab ich zu dir gesagt, dass du mich erst von dir überzeugen musst. Glaub mir, das gilt immer noch." Der Junge mir gegenüber wirkte so überrascht wie ich selbst über meine Worte, schien aber auch wirklich glücklich zu sein.
Sollte ich jetzt nicht eigentlich stinksauer sein? Ihm den Kopf abreißen und ihn anschließend mit einem Arschtritt zurück nach Ellensburg oder am besten gleich ans andere Ende der Welt befördern? Vermutlich schon. Aber seltsamerweise war es nicht so.
Hatte ich mir nicht selbst geschworen nicht mehr zu voreingenommen zu sein? Verdammt, diese scheiß Vorsätze.
Der Gedanke war wirklich befremdlich, aber ich wollte diesem verdammten Sänger, dem ich zeitweise die Pest an den Hals gewünscht hatte, tatsächlich eine Chance geben meine Meinung über ihn zu ändern.
Hatte ich denn echt schon so viel getrunken? Gott, was geschah hier?
"Ähm...meine Jungs wollten dich kennenlernen, also..." Lachend schüttelte ich den Kopf und ging wieder ins innere der Location, gefolgt von Liam. Nein, Kylan. Scheiße das war verwirrend.
Kaum waren wir wieder im Inneren wurden wir von drei Jungs überfallen und beinahe mit Fragen überhäuft. "Jungs, Fresse halten und dann ganz gesittet einer nach dem anderen." "Kannst du uns deine Süße jetzt mal offiziell vorstellen und nicht immer nur heimlich von ihr schwärmen?" Kylan schlug einem der Jungs auf den Hinterkopf welcher nur anfing zu lachen. "Okay Leute, das ist Alana. Schwester und Trauzeugin der Braut und der einzige Grund der Ellensburg High, warum ich mich noch nicht von einer Brücke gestürzt habe. Alana, das sind Chris, Alex und Jordan." "Bist du nicht der Cousin?" Fragend sah ich zu dem Kerl mit dem braunen Haaren, der damals in die Küche geplatzt war. "Cousin?", fragte er verwirrt. "Glaub mir Alana. Wenn ich mit dem Idioten da verwandt sein sollte, gebe ich mir selbst die Kugel."
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"Worüber denkst du nach?" Interessiert sah Kylan mich an und schenkte mir noch ein Glas Wasser ein. "Darüber dass ich mich bei dir als Liam komplett über dich als Kylan ausgekotzt habe. Ich hab mich ziemlich blamiert, was?" Er begann zu lachen. "Ich fands eigentlich eher lustig was du für Beleidigungen für mich auf Lager hattest. Pornostar fand ich ja immer noch am Besten." Auch ich begann leicht zu lachen und nahm dankend das Glas Wasser entgegen. Vielleicht war dieser Trottel doch nicht so übel wie ich dachte. Immerhin war er die gleiche Person wie die, die sich tatsächlich in kurzer Zeit in mein Herz geschlichen hatte.
"Hast du Lust zu tanzen?" Er stand auf und sah mich auffordernd an. "Wenn du nicht wie beim letzten Mal die ganze Zeit auf meinen Arsch starrst." Lachend schüttelte er den Kopf und zusammen machten wir uns auf den Weg zur Tanzfläche.
Meine Mom grinste mich stolz an als wir an ihr vorbei liefen. Ich war tatsächlich vorhin mit Kylan zu meinen Eltern gegangen und hatte ihn ihnen vorgestellte. Es hatte zwar einige Erklärungen gebraucht, warum er plötzlich nicht mehr Liam hieß aber scheinbar schien zumindest meine Mom ihn zu mögen. Bei Dad war ich mir nicht so ganz sicher. Und Dylan beobachtete uns den ganzen Abend mir Argusaugen und ließ ordentlich den großen Bruder raushängen.
"Du siehst übrigens wirklich hübsch aus." Er lächelte mich an während er seine Hände auf meiner Hüfte platzierte und mich etwas näher an ihn heranzog. "Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass ich nochmal mit dir tanzen würde." "Ich auch nicht, Alana. Eigentlich hätte ich erwartet, dass du mir heute eine scheuerst."
"Wenn man immer nur das tut was von einem erwartet wird, wäre das Leben doch langweilig."
24.12.2017
Tag 24 des Adventskalenders
Frohe Weihnachten euch allen 🎅🏼😊
Love you ♥️
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