Kapitel 26

Ich unterschrieb gerade das Todesurteil für Logan und mich, zumindest fühlte es sich so an.

Er schluckte hörbar, nachdem ich ihn angesprochen. „Was ist denn?", seine Stimme wurde zittrig. Nicht so zittrig, als ob er wüsste, dass ich sein ‚Geheimnis' kannte, sondern schleuderte es mich eher zurück zu dem Tag, an dem ich mich von ihm getrennt hatte.

Ich schloss meine Augen. Musste ich das hier wirklich tun? Ich könnte auch meine Klappe halten, doch das Wissen würde mich wie Gift nach Zeit qualvoll und langsam umbringen, wohlwissend, dass ich mich dazu entschieden hatte, es zu ignorieren. Ich würde nicht mehr schlafen können, wenn ich jetzt nicht die Dinge klar stellen würde. Mir bedeutet unsere Beziehung viel zu viel, um sie riskieren. Wir wollten beide Ehrlichkeit, schließlich wussten wir beide, dass uns Lügen und Geheimnis nirgendwo hingebracht haben. Also musste ich auch dieses von ihm offenbaren.

„Ich habe mich heute mit Josh getroffen.", sagte ich und wartet nicht auf seine Antwort ab. Ich konnte nur sehen, wie er unsicherer wurde, jedoch wusste ich nicht, woran es genau lag. „Er hat mir was erzählt, worüber wir reden sollten — dringend."

Stille.

Ich wünschte, er würde etwas sagen. Alles, was Josh mir erzählte, einfach mit seinen sonst so klug gewählten Worten vernichten. Ich wollte verständnisvoll mit ihm sein, zugleich aber auch an die Gurgel springen und ihn anschreien, warum er nicht ehrlich zu mir war. „Er hat mir von seiner Ex-Verlobten erzählt. Natasha Richards, sagt dir der Name etwas?", fuhr ich fort und drehte mich zu ihm um, damit ich sehen konnte, ob er sich schämte, für das, was ihm angehangen wurde. Sein Blick war feige an den Boden geheftet, wofür ich ihn verfluchen wollte.

Es war wahr.

Ich nickte ein paar Mal, verfasst mich noch im Rahmen zu halten. Ich reckte arrogant mein Kinn hoch. „Also ist es wahr. All das, was Josh mir erzählt hatte, war keine Lüge. Er hat nicht gelogen, denn der Einzige, der hier noch lügt, bist du."

Es war hart. Das Gefühl von Reue blieb aus. Ich bereute meine Worte nicht, denn von dem heutigen Morgen an hatte ich meine ganze Wut, all die Angst und die Enttäuschung runtergeschluckt. Ich hatte meine besten Freund eine heile Welt vorgespielt, obwohl sie dabei zu zerspringen. Hatte er sich so betrogen gefühlt, als ich ihn mit dem Gedanken, dass ich einen Anderen hatte, verlassen hatte? Denn dann konnte ich verstehen, warum er zunächst so harsch zu mir war. Eigentlich war er noch gütig gewesen, denn ich hätte nie geglaubt — vor allem, nach unseren gestrigen Geständnissen nicht — dass ich ihn jemals hassen würde.

„Weißt du, es macht mir nichts aus, wenn du mit fast jeder deiner Arbeitskolleginnen was hattest. Es ist nicht meine Angelegenheit. Aber es macht es mir aus, dass du mir nie sowas erzählt hast und das mit Natasha ist nicht mein Problem, jedoch ist es eins, was du endlich mit Josh klären musst.", warf ich ihm an den Kopf.

Ich wollte, dass er sich schuldig fühlte. Es war ein krankes Verlangen, aber er sollte sich schlecht fühlen. Er sollte alles bereuen.

Noch nie zuvor, auch nicht, als ich mich von ihm getrennt hatte, hatte ich so niedergeschlagen gesehen. „Ich habe dir nichts davon erzählt, weil ich dich nicht verletzen wollte", erklärte er. Er wagte es nicht einmal seine Stimme zu heben, wofür ich liebte und hasste. Er sollte mit mir rumspringen, mir an den Haaren ziehen. Ich wollte mit ihm diskutieren, ihn anschreien und so lange heulen, bis wir beide endlich bemerkten, wie abgefuckt diese Situation war.

Wie abgefuckt unsere gesamte Beziehung bisher war.

„Ach und es mir gar nicht zu erzählen, sodass ich es hintenrum erfahren muss, würde mich weniger verletzen?", fragte ich ihn.

Er schüttelte wild seinen Kopf, als hätte ich es komplett falsch verstanden. „Ali, ich konnte doch nicht wissen, dass Josh und du eng miteinander befreundet seid und es dir irgendjemand erzählen würde. Ja, ich habe eine Vergangenheit mit vielen Frauen und diese Ruf lässt mich wie ein Arschloch aussehen. Sobald ich mich in dich verliebt hatte, wusste ich, dass ich es dir unmöglich sagen konnte, denn du würdest nicht mit einem Arschloch zusammen sein wollen."

Vielleicht lag es daran, dass er ein Schauspieler war, aber er konnte Dinge so schön reden, dass man ihm alles Übel in einem Zug vergas. Das konnte ich ihm jedoch nicht vergessen. Mit einem Lügner wollte ich genauso wenig zusammen sein, aber ich hatte nicht das Recht ihm das vorzuwerfen, schließlich hatte ich ihn ebenso angelogen. „Und warum?", hakte ich nach. „Damit du mich in ein paar Monaten genauso sitzen lassen kannst?"

„Nein!", entgegnete er mir sofort, was mich sofort dazu brachte die Klappe zu halten. „Bei dir ist es komplett anders, Ali."

„Ich schätze, das hast du jeder Anderen auch gesagt.", ein weiterer Schlag mitten ins Gesicht. Außer mit ausgefahrenen Klauen wusste ich mich nicht zu verteidigen.

Er raffte sich durch sein Haar und blickte mich an. „Man Ali, ich meine es ernst. Ich wollte mich nicht in dich verlieben. Ich wollte es wirklich nicht. Du bist die Tochter meines Chefs. Ich habe so sehr versucht von dir fern zu bleiben, aber du warst netter als jeder zuvor an jeglichem Set. Dieser Hollywood Bullshit schien so fern von dir zu sein. Du hast mit uns abgehangen, wie als wären wir normale Menschen und wie die Superstars, für die man uns vielleicht vermarktet. Endlich schien mich jemand zu mögen, weil ich ich bin und nicht, weil ich Logan Lerman bin. Ich habe es so hart versucht", er gab ein, „aber ich bin dir verfallen in der Minute, als wir alleine in der Fahrerkabine im Ranger Rover saßen."

Ich wollte ihm glauben. So verdammt gerne.

Aber dafür reichten meine Kraft nicht.

„Logan—", ich spürte eine plötzliche Leere in meinem Brustkorb, als würde mir mein Atem dauerhaft geraubt worden sein. Kein warmes Gefühl mehr, als ich seinen Namen sagte. Den Namen von dem Mann, den ich eigentlich liebte. Es verletzte mich mehr, als ich zugeben wollte. 

Ich schüttelte meinen Kopf. „Hast du eine Ahnung, wie schwer es ist, auch nur ein Wort davon zu glauben?"

„Verdammt", brüllte er so laut, dass ich so doll zusammen, dass ich ein paar Schritte nach hinten auf Jos Bett stolperte. Vor Schreck japste ich auf und ließ die Tränen passieren. Weniger als zwölf Stunden zuvor hatte mich dieser Mann vor Freude zum Weinen gebracht und jetzt brachte er mich zum Weinen, weil er mir mein Herz brach. „Ich wusste von der Sekunde, in der er dich aus meinem Apartment gezogen hatte, dass er mir das noch immer nicht vergeben und vergessen hatte. Dass er mich hasst und alles dafür tun würde, damit ich mich genauso fühlen würde wie er. Das war seine Rache an mich. Ich meine es das erste Mal wirklich ernst mit der Liebe und er will es ruinieren."

Logan ließ sich seufzend auf den Boden nieder, während ich mich von Jos Bett nicht fort bewegte. Ich wollte ihm nicht näher kommen. Seine Faust schleuderte auf den Holzboden zu, dass ich aufschrie. Allein ihn so zu sehen tat mir weh. Es war eine Seite, die ich von ihm nicht kannte und diese machte mir höllisch Angst.

„Jetzt bin ich das Arschloch, wie er mich immer haben wollte", murmelte er. „Er hat nun alles, was er wollte."

Ich fuhr mein Hand durch mein Haare. Mir war es egal, wie sehr ich am Heulen war. Vor mir saß er genauso verzweifelt wie ich. Gehört so etwas auch zu erwachsenen Beziehungen? Dass man sich die Seele aus seinem Hals schrie? Den Menschen, den man eigentlich liebte, mit seinen Worten, mit dem man ihnen eigentlich Trost schenkte, so fertig machte? War das Liebe?

Wenn das Liebe war, dann wusste ich nicht, ob sie noch wollte.

Aber ein Blick zu ihm hinüber ließ mich wieder wissen, warum ich es nicht gehen ließ. Ich liebte ihn und egal, was kommen mochte, er würde mein sicherer Hafen bleiben.

Ich ignorierte die Angst, die in mir aufkam, von dem, was ich vorhin gesehen hatte, als ich zu ihm hinüber schritt und mich schließlich neben ihm auf den Boden rutschen ließ. Er sagte nichts und berührte mich nicht, wofür ich ihm dankbar war. Ich erkannte die Tränen in seinem Gesicht, gegen die auch er nicht mehr ankämpfen konnte. „Und jetzt?", fragte er langsam und leise.

„Ich brauche Zeit", sagte ich, „für mich alleine. Ich will— ich kann so nicht weitermachen. Ich brauche Zeit, um klar denken zu können, denn das kann nicht in deiner Umgebung."

„Ali—", versuchte er einzuwenden, aber ich unterbrach ihn, „Nein. Bitte. Geh einfach. Lass mir Zeit. Ich hatte so ein schlechtes Gewissen, als ich mit dir Schluss gemacht habe und eigentlich hätte ich es gar nicht haben brauchen, da du die ganze Zeit der Geheimnishalter warst."

Nachdenklich sah er mich an und legte ruckartig seine Hand auf meine. „Ich werde dich niemals aufgeben, Alicia, denn ich liebe dich. Vergiss das nicht, bitte."

Ich nickte, sogleich ich meine Hand wegzog. Danach geschah alles ganz schnell. Er packte seine wenigen mitgebrachten Sachen und sah mir an der Tür nochmals lange und qualvoll in die Augen. Es ließ mich ihn zurück in meine Arme ziehen wollen, aber meine Entscheidung erschien mir dennoch als die Richtige. „Es tut mir leid, Ali", hauchte er gegen meine Haut, vergrub seine Hand in meinem Haar und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. „Melde dich bei mir, aber lass' mich bitte nicht vorher sterben."

Ich sagte nichts, denn für das Erste hatte ich ihm nichts mehr zu sagen. Ich wollte nicht einmal nicken, da es mir schon falsch vorkam. Dafür nickte Logan, als hätte er in meiner Sprachlosigkeit seine Antwort gefunden. Er drehte sich um und ging den Weg durch den Vorgarten des Verbindungshaus.

Ich wollte ihn nicht gehen lassen, aber ich musste es tun, wenn ich unsere Beziehung retten wollte.

– – –

Ich war ein Frack.

Offiziell ohne Hafen. Ohne Schutz.

Ich umklammerte das Waschbecken und mied dabei jeden Blick in den Spiegel. Ich wollte das Monster im Spiegelbild, dass ich selbst war, nicht sehen. Zu meinem Unglück hatte ich nicht abgeschlossen, was Jo somit nicht davon abhielt in das kleine Badezimmer hinein zu kommen. „He Ali, alles okay?", sie stoppte sich selbst, als sie die Tränen in meinen Augen erkannte. „Oh nein, sag nicht, dass ihr Schluss gemacht habt!"

„Nein", antwortet ich mit schüttelndem Kopf, „nur ich brauche gerade einfach Zeit für mich."

„Oh Süße", sagte sie und zog sich den Hocker aus der Ecke herbei. „Meine Ohren sind offen, wenn du darüber reden willst."

Ich sah meine Mitbewohnerin an. Sie kannte die grobe Vorgeschichte zwischen Logan und mir. Also fing ich an, ihr vom Treffen mit Josh und meinem darauffolgenden Gespräch mit Logan zu erzählen. Der gestrige Tag fühlte sich wie mein Schwächster an, während der heutige wie der Stärkste für Jos und meine Freundschaft wirkte, welche durch Collins Unfall etwas in die Brüche gegangen war.

Während jedem Wort, an dem ich stockte, strich sie mir sanft durch mein Haar. Es gab mir ein wenig das Gefühl, als würde ich mich mit meiner Mom reden, was mich auf seltsame Weise beruhigte. „Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, wenn ich ehrlich bin, Ali. Du hast das Richtige getan. Werde dir erstmal über alles bewusst, ansonsten wird dein Leben noch aus den Fugen geraten.", riet Jo mir, „Ich bin hier für dich."

„Dank—", gerade, als ich mich bei ihr bedanken wollte, unterbrach uns ein Klopfen an der Tür. Stirnrunzelnd sah ich meine Mitbewohnerin an, bevor sie vom Hocker aufstand und die Tür öffnete.

„Hey", hörte ich eine bekannte Stimme. Mein Herz sackte mir in die Hose.

Ich wusste ganz genau, wer vor der Tür stand.

„Collin!", quiekte Jo.

Und da saß ich wieder in dem kompletten Chaos, was mein Leben war, mit einem Kopf, der gefühlt war mit Gedanken, die mich ohne Ende plagten. Ich verdammte jeden Tag, alles und jeden. Jo lag falsch. Mein Leben war bereits aus den Fugen geraten. Ich fragte mich nur, wie es auch nur hier aus den Fugen geraten konnte. Ich war hierher gekommen und wurde herzlich durch Zufall von zwei Freunden aufgenommen.

Und dann geschah alles so schnell.

Ich fand zwei beste Freunde, mit denen ich niemals gerechnet hatte. Ich ging aus dem Badezimmer hinaus und fand Jo gemeinsam mit Collin in der Mitte unseres Zimmers wieder. Wortlos starrte ich den Jungen an, mit dem ich in den letzten Wochen so viel erlebt hatte.

Er war derjenige gewesen, der mich getröstet hatte, als ich auf dem Lagerfeuer in Tränen aufgebrochen bin.

Er war derjenige gewesen, der meinen baldigen Nervenzusammenbruch in der Physikstunde bekommt hatte.

Er war derjenige gewesen, der mich helfen aus meinem Loch hervor zu kriechen und alles wieder gerade zu biegen.

Er war derjenige gewesen, bei dem ich Zuflucht gesucht hatte, wenn ich Angst vor meinem eigenen sicheren Hafen hatte.

Er war derjenige gewesen, um den ich im Krankenhaus geweint hatte.

Er war derjenige gewesen, dem ich so viel verdankte.

Alles war und ist Collin. Noch immer konnte ich nicht erklären, was ich für ihn empfand. Es war so anders von dem, was ich für Logan empfand, aber es war stark und ich würde es nicht so leicht gehen lassen können.

Nachdem Jo ihn eine halbe Ewigkeit umarmt hatte, blickte er zu mir hinüber und ich hatte keine Ahnung, was ich fühlen sollte— oder was ich fühlen sollte. Ich war verwirrt, im selben Moment auch froh, ihn wieder so munter zu sehen. Ganz wie der alte Collin.

„Hey Ali", sagte er sanft. Diesen Ton in seiner Stimme hatte ich so sehr vermisst. Diesen, der ihn so glücklich klingen ließ. Wir gingen beide aufeinander zu. Meine Arme schlossen sich um seinen Nacken, während seine sich um Taille schlossen. „Hey Collin", wisperte ich.

„Schön, dass du wieder hier bist", sagte Jo, als wir uns los lösten.

Collin schenkte ihr sein bezaubertes Lächeln. „Ich bin auch froh, wieder hier zu sein. Ihr zwei Dummköpfe habt mir gefehlt."

Vor Wochen dachte ich, dass ich mich noch nie so verloren gefühlt habe und hatte geglaubt, dass ich meinen Tiefpunkt erreicht hatte, aber das war es noch lange nicht gewesen.

Das hier war mein Tiefpunkt.

Collin war aus dem Krankenhaus entlassen. Ich freute mich wirklich ihn wieder hier zu sehen, vor allem, so fröhlich und voller Leben. Er hatte das verdient, dennoch hörte ich kaum ein Wort davon, was Jo Collin alles anfing zu erzählen. Sie klang so aufgeregt, während ich in meinen Gedanken versank. Ich konnte meine Freude nicht zeigen.

In den letzten Tagen hatte ich so viel geweint, wie noch nie zuvor. Sollte die Liebe deines Lebens nicht genau das verhindern? Dass du dich nachts in den Schlaf weinst, anstatt der Grund dafür zu sein, warum du es tust? Ich wusste gar nichts über die Liebe. Ich zweifelte daran, dass ich es je getan habe.

Meine verkrampften Finger ließen meine Bettwäsche los. „'Schuldigung, ich muss mal an die frische Luft", nuschelte ich und flüchtet in großen Schritten aus dem Zimmer hinaus, dass gefüllt war mit Zuneigung und Freude, die ich nicht mit ihnen teilen konnte. Ich war zurzeit nur ein erbärmlicher Ballen von Wut und Trauer.

Ich schob mich an Mitbewohnern vorbei. Manche warf mir einen fragenden Blick zu, andere fragte mich sogar. Hastig nickte ich ihnen zu und lief hinaus in den Garten unseres Hauses, bis ich nicht mehr konnte und auf die Knie fiel.

Ich war erbärmlich mit anzusehen — durcheinander, verraten und mitten ins Gesicht gelogen. Ohne nie zuvor hat sich meine Welt so angefühlt, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen können.

Liebe war scheiße.

Es brachte einem nichts, denn zum Schluss bekam alle das Gleiche — Herzschmerz.

„Ali!"

„Nein", entfuhr es mir wie ein Schutzmechanismus meines Herzen, „Bleib weg!"

Ich hörte nur das Ächzen von der Terrasse aus. Jemand joggte auf mich zu.

„Ich sagte, bleib weg, verdammt nochmal!", schrie ich aus ganzer Lunge. Ich will niemanden sehen. Ich will mit niemandem reden. Ich will einfach alleine sein.

„Niemals, Ali", sagte die Stimme nun direkt hinter mir.

Wieso kann mich denn niemand in Ruhe lassen? Ich brauchte keine nett gemeinten Worten in diesem Moment, denn die half doch nur deinem Gewissen, damit man sich für ein paar Stunden gut fühlt und danach fühlt man sich wieder genauso scheiße wie am Anfang. Ich wollte diese Heuchelei nicht!

„Was zur Hölle ist los?", fragte Collin fordernd, als er seine Arme hilflos lassen ließ, sobald er bemerkte, dass ich ihn nicht an mich heran ließ.

Zitternd blickte ich auf, erkannte dabei Collin nur verschwommen. „Ich weiß nicht, was ich tun soll", japste ich. „Alles geht schief!"

Collin ging in die Knie, achtet behutsam darauf, dass ich vielleicht nicht wollte, dass er mir so nah kommt. „Wovon redest du da?", hakte er nach, als er mich musterte. Er presste seine Lippen zusammen und hob zögerlich seine Hand, die wenig später meine Wange berührte. Er zögerte noch immer, wartend, dass ich ihn zurück schubsen würde. Sein Daumen streifte Tränen von meinen Wangen fort. „Sh, wein doch nicht."

Ich hasste es, wie leicht ich ihm vertraute.

„Ich habe mich mit Josh getroffen, bevor ich bei dir war. Er hat mir Logans Geheimnis verraten und darauf habe ich Logan fort geschickt und ihm gesagt, dass ich Zeit zum Nachdenken brauche. Aber Zeit zum Nachdenken heißt doch immer, dass es vorbei ist", realisierte ich selbst erst in diesem Augenblick.

Collins Augen hatte mich fixiert. Seine Gesichtszüge wurden sanfter. „Josh...", meine Stimme stockte. Seine Hände, die mich zuvor getröstet hatten, befanden sich nun unterhalb meinen Armen, hielten sie unterstützend. Er wollte mir klar machen, dass er hier war. Hier für mich. „Josh hat mir erzählt, wie Logan schon des Öfteren was mit seinen Arbeitskolleginnen hatte, darunter Joshs ehemalige Verlobte. Angeblich hat es mit keiner ernst gemeint und plötzlich tut er es aber bei mir. Mit ihm und mir. Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Ich—"

Ich sackte endgültig zusammen. „Ich weiß nicht mehr, wem ich trauen kann."

Meine Hände klammerte sich um seine Arme. Ich brauchte seinen Halt jetzt. Ohne ihn war ich verloren. Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn machen würde.

„Du kannst mir vertrauen", antwortet Collin aufgebracht, nicht, weil ich ihm sein Vertrauen unterschlagen hatte, sondern, weil er es mir so verzweifelt, wie ich war, klar machen wollte. „Du kannst mir immer vertrauen und das weißt du, Ali. Es tut mir leid, dass er dich angelogen hat. Das hast du nicht verdient."

Ich sagte nichts, also redet er einfach weiter. Mein tauber Körper nahm seine Worte nur noch halb auf. „Genau das wollte ich nicht... dich wieder so leiden zu sehen wegen irgend so einem Superstar. Ali, er hat dein Herz nicht verdient."

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