Kapitel 18

Nachdem er die folgenden Worten ausgesprochen hatte, war es mehr als kompliziert mit ihm weiter zureden. Zu uns beide verband jetzt diese Chaos von Gefühlen, ohne einen konkreten Plan, wie wir weitermachen sollten. Als ich mich in ihn verliebt hatte und er sich auch in mich, hatten wir wohl beide nicht mit solch einer Achterbahnfahrt gerechnet und sie war noch immer nicht zu Ende.

Es dauerte etwas, aber irgendwann fanden wir unsere Ruhe. Er erzählte mir von den Dreharbeiten und seinen nächsten Projekten und ihm von meinen Vorkursen am College. Es erweckte eine Fassade, als hätten ich nie mit ihm Schluss gemacht und wir würden uns einfach nach einer langen Zeit endlich wiedersehen. Eine gefährliche Fassade, die unsere Herzen schneller brechen konnte, als wir es je aufhalten konnten.

Der Tag ging schneller vorbei, als ich dachte. Ich fand mich selbst, zusammen mit Logan, in einem Taxi auf dem Heimweg zu meinem Verbindungshaus. Eigentlich wollte ich erst bei Collin vorbeifahren, aber dieser hatte mir bereits geschrieben, dass er wieder im Verbindungshaus war.

Langsam hielt der Fahrer das Taxi und zwang Logan und mich zum Abschied. Nach all den Stunden, die wir letztendlich damit verbracht hatten miteinander zu reden, schien es Logan leichter zu fallen. „Es war schön mit dir nochmal zu reden, Ali.", sagte er mit einem Lächeln, dass ich nicht nur abgöttisch liebte, sondern auch genau so sehr vermisst hatte.

„Geht mir genauso.", erwiderte ich schon fast schüchtern klingen.

„Ich melde mich bei dir.", waren seine letzten Worte, bevor er weiter zu seinem Hotel fuhr und ich mich dem Verbindungshaus zuwandte. Ich ging in den Hof hinein und öffnete die Tür. Dieses Mal war es nicht so leise wie am Mittag. Ein paar schien unten im großen Wohnzimmer abzuhängen und Football zu gucken, zumindest konnte ich so circa ihr Gegröle einordnen.

Entschlossen joggte ich an Jo's und meinem Zimmer vorbei zu Collin's Zimmer. Ich klopfte zweimal, bis mir endlich jemand öffnete. Jo selbst.

„Hey", sagte ich unsicher und trat in das Zimmer, „alles okay?"

„Ali", hörte ich Collin's Stimme, welcher um die Ecke getreten kam. Verwirrt blickten sich den Beiden hin und her. Ich musterte Collin. Sein T-Shirt war komisch hochgesteckt, weshalb das riesige Pflaster auf seinem Bauch nicht zu übersehen war. Meine Augen weiteten sich.

„Was hast du gemacht?"

„Ach nichts. Ich hatte mich gestern beim Lacrosse verletzt und die Naht ist wieder leicht aufgegangen. Jo hat mir geholfen es neu zu verarzten.", erklärte er, wissend, dass er damit zugab, dass er mich heute Mittag angelogen hatte.

Ich sagte nichts dazu. Ich hatte noch nicht einmal die Chance dazu, denn Jo unterbrach uns. „Melde dich, wenn was ist und sonst lass einen Arzt nochmal drüber gucken. Ich bin wieder in unserem Zimmer... ich muss noch die Anmeldungen fertig kriegen.", sagte sie und verschwand blitzartig aus dem Zimmer.

Als die Tür mit einer Wucht in das Schloss haute, murmelte ich ein leises ‚Whoa'.

„Ist irgendwas mit ihr?", fragte ich Collin und setzte mich neben ihm auf die Couch in seinem Zimmer.

Er verzog sein Gesicht, als er sich hinsetzte, aber richtet sich dann wieder zu mir. „Ja, ihre Eltern haben wohl schon seit Längerem Streit und sind immer wieder drauf und dran sich scheiden zu lassen. Es ist einfach ein wenig viel für sie, aber am besten ist, wenn du sie komplett in Ruhe lässt."

„Bist du dir sicher?"

Jo hatte mir geholfen, oder es zumindest versucht, weswegen ich das Schuldbewusstsein hatte, ihr auch helfen zu wollen. Jedoch erinnerte ich mich daran, wie ich die letzten Tage war. Nicht wirklich anders als sie.

„Glaub mir, das bin ich", erwiderte er und schnappte sich seine Cola Flasche, „Wie war es eigentlich mit Mister Leman?"

Desinteresse klang anders, Interesse jedoch auch.

„Ich denke gut. Wir haben viel geredet, zwar nicht über unsere derzeitige Situation und wie es weitergeht, sondern einfach über uns selbst und wie es uns geht."

„Klingt ja wirklich sehr nach Versöhnung."

„Wir haben uns gerade erst wieder gesehen. Was erwartest du? Dass wir uns heulend in die Arme fallen?", hakte ich nach und nahm ihm seine Flasche ab, um selbst etwas daraus zu trinken.

„Na ja, hast Recht. Heute Morgen hast du nur nicht wirklich danach ausgesehen, als würdest du dich wieder mit ihm vertragen wollen."

Ich hatte keine Ahnung warum, aber Collin klang mehr als nur angepisst. Ich wusste nicht, was ich ihm getan hatte, weshalb ich besser wieder in mein eigenes Zimmer zurückgehen sollte. Vielleicht musste heute einfach jeder seinen Dampf abblasen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, reichte ich ihm die Flasche zurück, stand auf und verließ sein Zimmer.

In meinem Zimmer sollte ich womöglich trotzdem nicht sein.

Als ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete, fand ich eine aufgebrachte Jo auf dem Bogen liegend wieder. Um sie herum lagen Berge von Taschentücher und zerrupfte Taschentücherboxen. Ihre Mascara war schon ganz verschmiert über ihre Wangen. Um es kurz zu machen, sie sah aus wie ein verlorner Haufen Elend.

„He Jo, alles okay bei dir?", fragte ich vorsichtig.

„Kann mich denn niemand für eine Nacht alleine lassen?", stöhnte sie und rollte sich zur Seite, dass ich ihr Gesicht nicht sah.

Unbeholfen stand ich im Türrahmen stehen. Ich konnte nirgendwo anders hin, außerdem war das hier auch mein Zimmer. Eigentlich hatte ich jedes Recht hier zu sein, aber ich konnte nicht so selbstsüchtig sein. Trennungen waren scheiße, egal, ob bei einem selbst oder bei seinen Eltern. Das hatte ich ja am eigenen Leib erfahren.

„Ich lasse dir das Zimmer heute für dich. Ich find' schon was", sagte ich, „aber bitte melde dich, falls du mich brauchst, okay?"

Jo blickte zu mir auf. Trotz dem Durcheinander schaffte es die Blondine mit einem sanften Lächeln bildschön auszusehen. Ich hüpfte schnell durch das Zimmer, um mir etwas zum Schlafen zu holen und es in meine Tasche zu stopfen. Leise schloss ich die Tür und blieb für eine Sekunde stehen. Wo sollte ich nun hin? Zu Logan oder Alex konnte ich nicht gehen. Es wäre eine schlechte Idee, zudem hatte ich kein Geld, um ein Taxi von hier bis zu ihrem Hotel zu bezahlen.

Also trieb mich mein Weg zu dem einzigen Zimmer, wo ich möglicherweise unterkommen konnte. Es war jedoch auch das Zimmer, wo ich noch vor wenigen Minuten rausgestürmt war. Ich klopfte höflich an seiner Tür und wartet, bis er sie selbst öffnete.

„Was verschafft diese außergewöhnliche Ehre?", fragte er angelehnt an die Tür, als er mich sah. Seinen Dampf schien er abgeblasen zu haben, denn er wirkte lockerer als vorhin.

„Jo braucht ihren Freiraum, wie du gesagt hattest. Also kann ich vielleicht die Nacht bei dir übernachten?"

Auf Collin's Lippen wuchs ein Grinsen, als er die Tür einen Stück weiter öffnete und mich eintreten ließ. Ich stellte meine Tasche auf dem Boden ab un zog mir meine Schuhe und Jacke aus. „Sie war total am Heulen", meinte ich und fuhr mir durch meine Haare.

„So ist sie eben. Total emotional.", antwortet Collin und bewegte sich auf seinen kleinen Kühlschrank, den er in seinem Zimmer hatte, zu. Ich war neidisch auf ihn, weil ich auch gerne einen hätten. Er öffnete ihn und holte ein zwei Bierflaschen raus. „Lust was zu trinken?"

Ich schwankte.

Der Tag war positiv wie auch negativ gewesen und ehrlich gesagt, fühlte ich mich erschöpft von allem. „Immer her damit", sagte ich motivierte und grinsen ein wenig.

Collin lachte nur und öffnete die Flaschen an der Kante seiner Kommode. Er reichte mir eine kalte Flasche und setzte sich vorsichtig neben mich auf die Couch. „Abends kommt wohl die eher wilde Ali zum Vorschein."

„Alte Gewohnheit, schätze ich", erwiderte ich und starrte auf das große Plaster, welches ich durch sein weißes T-Shirt sehen konnte, „Willst du wirklich nicht zu einem Arzt gehen?"

„Nein", sagte er, „es geht schon wieder. Das verheilt in ein paar Tagen."

Ich bezweifelte zwar, dass es innerhalb wenigen Tagen wieder verheilte, aber ich ließ das Thema für den Abend sein. Jetzt mussten wir nicht über all die Dinge sprechen, die uns wirklich beschäftigten. Jetzt lenkten wir uns nur von unserem Leben ab, bis es einigermaßen genüsslich war.

– – –

An diesem Punkt wusste ich nicht, was mein eigentlicher Plan gewesen war. Wie viel ich wirklich trinken wollte oder ob ich mich überhaupt stoppen wollte. Der Alkoholrausch machte unsere verwirrte Köpfe frei. Der Vorrat im Kühlschrank schien kein Ende zu haben und die Musik brachte meinen Körper zu tanzen. Wer wusste schon, ob ich morgen früh das Trinken bereuen würde oder nicht, denn in diesem Moment war es mir egal.

Der Rausch hielt mich bei Laune, als ich meine Hüften zur Musik kreiste und einen festen Griff um meine Bierflasche hatte. Meine Haare waren durcheinander und fielen mir so oft ins Gesicht, dass ich mit einer Bewegung nach hinten warf, genau wie diesem Moment. Doch mein Blick blieb dieses Mal an Collin hängen, der breitbeinig auf der Couch saß und mir amüsiert zusah.

Ich hob eine Braue.

„Hast du mitgezählt?", fragte ich und deutet auf die leeren Flaschen, die sich an der Seite der Couch sammelten. Collin folgte der Richtung, in ich deutet, und fiel dabei fast von der Couch. Er war schnell im Trinken, weshalb er viel mehr getrunken hatte als ich. Ich hingegen wog weniger und konnte vermutlich nicht annähernd mit seinem Trinkverhalten mithalten.

„Nope", schüttelte er mit dem Kopf und formte betont ein ‚O' mit seinem Mund.

Ich schmunzelte und hob meine Flasche an, um den letzten Schluck zu trinken. Ich war schamlos betrunken, dabei war ich mir sicher, dass dies nicht meine Intention am Anfang gewesen war. Meine Beine fangen ihren Weg um den kleinen Beistelltisch zur Couch, wo Collin sich bereit gemacht hatte. Eigentlich war dort kaum Platz, um mich noch zu platzieren, aber das macht mir nichts aus.

Halb auf Couch und halb auf Collin selbst landete ich, als ich mich fallen ließ. Ein Muffen, gefolgt von einem Schmerzstöhnen entrang seinem Mund. Ich drückte mich an seinem Oberkörper ab, um mich irgendwie so positionieren, dass ich ihm Platz lassen konnte, aber nebeneinander auf der Couch liegend ließ nicht viel Platz übrig. In meinem Kopf kreiste sich alles, ich blieb liegen.

„Wir sind so voll", nuschelte ich und starrte auf die Decke.

Ich spürte seine Körperwärme direkt neben mir, während unsere Beine noch immer ineinander verwirrt waren.

„Man muss mindestens", Collin deutet einen Finger in die Höhe, „einmal in seinem Studentenleben unnütz betrunken gewesen sein."

Ich konnte mich nicht mehr an das letzte Mal erinnern, an dem ich betrunken war, aber so betrunken wie jetzt war ich bestimmt noch nie, denn wir hatten so viele Flasche geleert und das in so kurzer Zeit. Meine Augenlider waren schwer und ich erwischte mich, wie sie hier und da zu fielen. Mein Kopf fiel zur Seite auf seine Schultern. „Bist du müde?", fragte er mich, ebenso nuschelnd wie ich vorhin.

„Nah, ich habe nur meine Augenlider ausgeruht."

Collins Lachen erfüllt den Raum. Ich selbst konnte mich nicht davon abzuhalten wegen meiner eigenen dummen Aussage zu lachen. Das schmerzende Gefühl vom Lachen in meinem Bauch tat im Vergleich zu allem anderen gut. Ich rollte mich so gut zur Seite wie es nur ging. Collin legte dabei seinen Kopf zur Seite, um meine Taten zu beobachten. Ich stützte meinen Kopf mit einer Hand ab.

„Hat dir jemals jemand gesagt, dass du wirklich wunderschöne Augen hast?", fragte ich ihn.

Collin kniff seine Augen zusammen, sah mich prüfend an, ob ich nicht am Lügen war. „Nein", sagte er, „Ich glaube, du bist die Erste."

Das Drehen in meinem Kopf endete nicht. Der Rausch ging gerade erst wirklich los, so wie es mir erschien. Er hielt meinen Blick fest und strich mir vorsichtig eine nach vorne gefallende Strähne aus dem Gesicht. Seine Finger streiften meine Wange und ich wimmerte der minimalen Berührungen leicht hinterher. „In seinem Studentenleben tut man mehrere dumme Dinge, oder nicht?", nuschelte ich leise.

Collins Blick war fest an meinen geheftet.

„Gut möglich."

Wir beide gaben ein.

Wir taten das, was unsere Augen so zum Glitzern brachte. Ohne Scham trafen sich unsere Lippen. Der erste Kontakt war zart, doch sobald es uns bewusst wurde, verstärkten wir beide den Druck. Unsere Münder bewegten sich im passenden Rhythmus zueinander, genau wie unsere Körper. Alles erschien wie eine natürliche Reaktion des Körpers zu geschehen. Collins Hände trällerten von meinen Armen hinunter zu meiner Hüfte. Mit einem festen Griff zog er mich auf sich.

Seine Zunge leckte leicht über meine Unterlippe und im nächsten Moment schmeckte ich ihn. Sanft und süß, aber ganz und gar nicht unschuldig. Seine Hände glitten von meiner Hüfte hinunter zu meinem Po, den er sanft packte, während sich meine Finger in seinen dunkelbraunen Haaren verfingen. Ich zog leicht an ihnen, worauf Collin mir direkt in meinen Mund stöhnte.

Mein Atem war zittrig, als wir uns voneinander leicht trennten. Meine Stirn lag auf seiner. Eine Gänsehaut brachte mir einen Schauer über meinen Rücken und meine Arme. Mit meinem Finger zog ich eine sanfte Linie von seinen Schläfern bis zu einen angeschwollen, plumpen Lippen.

Collin sah mich an und alles um uns herum war still, bis auf die Musik, die noch immer spielte. Ich nahm sie aber kaum wahr. In diesem Moment konnte ich nur an seine Lippen denken. Er hielt mich firm an meiner Hüfte, seine Finger spielten mit dem Saum meines Oberteils.

Und dann setzte ich mich auf und zog es aus, entblößte mich vor ihm nur im BH. Für einen Augenblick fixierte er sich nur auf mich, beobachtet, was gerade vor ihm geschah.

Und dann verschwand auch sein Oberteil.

Entblößt gegenseitig fühlte ich mich anders vor ihm. Es war intim und ich wollte darüber nachdenken, aber in meinem Kopf gab es ein plötzliches Durcheinander von Gefühlen. Ich wollte einfach, dass es wieder ruhig wurde, also küsste ich ihn erneut. Glücklicherweise stieß er mich nicht weg, stattdessen fasste er mich bei der Taille und drehte uns um, sodass er über mir lag. Seine Lippen verließen meine nicht und ich weiß nicht für wie lange, aber es war die letzte verschwommene Erinnerung, die ich noch hatte.

– – –

Das letzte Mal, dass ich mit jemanden in einem Bett aufgewacht war, war gemeinsam mit Logan. An diesem Morgen wachte ich mit einer komischen Wärme auf. Mein Körper fühlte sich verschwitzt an, aber ich spürte die Enge meiner Jeans, nur mein Oberteil fror, sobald ich aufwachte. Ich blinzelte gegen das Sonnenlicht, welches durch das große Fenster in das Zimmer drang. Mein Herz pochte wie wild.

Ich spürte, wie ich nichts außer meinen BH trug. Das Einzige, was mir Wärme spendete, war ein Körper eng umschlungen um meinen eigenen. Ich zögerte, denn ich traute mich nicht mich umzudrehen, bis ich es endlich tat. Collin lag neben mir, friedlich am Schlafen. Seine Haare war unordentlich und sein Oberkörper fühlte sich genauso verschwitzt an wie meiner. Sein Arm lag bewusst um meine Taille.

Mein Blick fuhr durch den ganzen Raum. Auf dem kleinen Beistelltisch standen mehrere leere Bierflasche. Auf dem Boden schien sich noch mehr zu sammeln. Mein hämmernder Kopf bestätigte mir meinen Verdacht. Mein Oberteil lag auf den Boden geschmissen, während Collins seins nicht weit weg lag. Ich lehnte mich zurück, bewegte mich kaum ein Stück, denn ich wollte es nicht wagen ihn aufzuwecken.

Ich brauchte Zeit, um hierüber nachzudenken. Unbewusst legte ich meine Finger auf meine Lippen und ich erinnerte mich, wie seine Hände meine Taille berühren und hinab glitten. Wie wir uns küssten und er mir in den Mund stöhnte, als ich an seinem Haar gezogen hatte. In meinem Unterleib kribbelte es vor Aufregung, nicht sexueller, sondern ängstlicher.

Mir war klar, was in der vergangenen Nacht vorgefallen sein war.

Ich hatte mit Collin rum geknutscht.

Der Satz wiederholte sich in meinem Kopf. Alles fühlte sich genauso an wie als ich gestern von meinem gemeinsamen Treffen mit Logan zurückgekehrt war. Absolutes Chaos in meinem Kopf. Ich war gerade dabei ihm alles zu klären und das, was ich zerstört hatte, vielleicht wieder geradezubiegen. Mir eine zweite Chance zu erarbeiten und dann endete ich mit Collin auf der Couch, schamlos am Trinken und rum knutschen.

Ich versuchte mich daran zu erinnern, wer den Anderen als Erstes geküsst hatte. Die Erinnerungen daran waren verschwommen. Ich konnte sie nicht zuordnen. Auf einmal hatte ich Angst vor Collins Reaktion. Würde er sauer werden? Ich konnte keine Sekunde länger im Unwissen verbringen. Sanft schüttelte ich seine Schultern, was ihn mit einem rauen Seufzen weckte.

Genau wie ich brauchte es ihm erst einmal ein paar Minuten, bis er realisierte, wo er sich befand. „Ali?", raute er ungläubig, dennoch ließ er nicht seinen Arm von mir, wofür ich ihm irgendwie dankbar war. Seinen Halt konnte ich jetzt gut gebrauchen. Collin blickte um uns herum, all wissend, dass er, wie auch ich, kaum bekleidet am Oberteil auf der Couch lagen, auf der wir gestern Nacht voll oder übel eingeschlafen waren.

„Collin", presste ich leise hervor.

Dieser riss eine Decke von der Lehne von der Couch und legte sich wortlos über unsere Körper. Er musste wohl bemerkt haben, dass ich am Zittern war. „Was ist passiert?", fragte er heiser.

„Wir haben uns geküsst und ausgezogen.", erwiderte ich das, an was ich mich grob erinnern konnte. Alles war verschwommen in meinem Kopf, was sich nur auf den vielen Alkohol zurück führen ließ.

Collin zog mich näher an sich. „Ich...", stotterte ich, gab jedoch ein und legte meinen Kopf in die Kehle seines Schulterblatts. Ich schloss meine Augen. Das hätte nicht passieren durfen. Logan war hier und hintergang ihn so schamlos. Er war nicht mein Freund und im Grunde konnte ich tun und lassen, was ich wollte, aber mein Herz gehört ihm. Es gehört ihm und nun hatte ich mein eigenes Herz betrogen. Das Schlimmste von allem war... ich verspürte keinen Funken von Reue. Keine Ader in meinem Körper wehrte sich gegen diese Nähe zwischen Collin und mir, obwohl mein Kopf mir klar machte, dass es nicht so sein durfte.

Mit langsamen Bewegungen schlung ich meine Arme um seinen Oberkörper und kniff meine Augen zu. Ich wünschte mir, dass Collin irgendetwas sagen würde. Irgendwas wie ‚Ist schon okay' oder ‚Manchmal macht man eben dumme Entscheidungen', aber er blieb still und wiegte mich sanft. Er sagte nichts zu meinem Tränen. Er ließ mich in diesem Moment alles rauslassen, was ich musste. Egal, wie stark mein Zittern wurde.

„Ich will dich nicht verlieren", flüsterte ich in die Kälte des Tages.


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EDIT 2017: In diesem Kapitel gab es mal eine Liebesszene zwischen Collin und Ali. Aufgrund der Charakterentwicklung zwischen den Beiden habe ich in der Bearbeitung beschlossen die Szene auf diese Weise zu kürzen, damit ihre gemeinsame Geschichte authentischer wirkt. 

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