Kapitel 16
Manchmal war die beste Motivation, die mit einer verfälschten Intention. Das Aufstehen am den nächsten Morgenden war keine Qual mehr für mich und ich konnte die Lesungen überstehen, ohne mich auch nur mit dem Kopf abzustützen. Zum ersten Mal, seitdem ich hier war, war gefüllt mit Erlang und Willenskraft. Auch an diesem Morgen stand ich überzeugt auf, machte mich fertig und schnappte meine Tasche, um in die große Küche des Verbindungshaus zu gehen.
Auf Andere wirkte mein Erlang vermutlich wie der Ansporn für einen guten Start in das neue Semester, aber eigentlich war ich nur so mit Energie vollgepumpt, weil Collin und mein Plan wohl aufgingen zu schien. Am Anfang wollte ich mir selbst strikt verbieten, mir unnötige Hoffnung zu machen, aber gerade diese hielt ich am Laufen. Jeder ach so kleiner Funken von Hoffnung erfüllt mich mit Freude und Aufregung. Nachts plante ich in meinem Kopf, wie ich ihm wohl am besten alles erzählen könnte, anstatt mir meine Augen wund zu heulen.
Es war ein Fortschritt, auch wenn meine Hoffnung absolut töricht sein könnte.
Ich wollte alles für eine Schale Müsli hervor und goss die Milch in die Schale, als ich eine andere Gruppe Mädchen an einem der Esstisch tuscheln hörte. „Habt ihr schon das wegen Collin Terrell gehört?"
Sofort stellte ich die Milchflasche ab und runzelte meine Stirn. Worüber sprachen die? Ich zögerte leicht, aß dann aber schnell mein Müsli auf, um mich danach direkt zu meiner nächsten Lesung aufzumachen. Am besten fragte ich ihn einfach selbst, wenn wir mittags zusammen Unterricht hatten.
Die Zeit verging wie im Fluge. Mein Kurslehrer lobte mich sogar für meine Aufmerksamkeit, was mich breit strahlen ließ. Ich packte meine Sachen und ging runter zum Kampus, wo Jo auf mich warten wollte. Gerade, als sie auf mich zukam, musterte ich sie. Im Gegensatz zu mir sah sie alles andere als ausgeschlafen aus. Ihr blondes Haare hatte sie in einem unordentlichen Dutt und wirkte generell müde und genervt.
„Alles okay bei dir?", fragte ich sie.
„Ja, ich hab' nur verschlafen und dann wollte das Auto meines Dads nicht anspringen.", meckte sie und ließ sich auf eine Bank fallen. Jo war gestern Abend noch nach Hause gefahren, weshalb ich sie heute Morgen nicht wecken brauchte.
„Brauchst mich wohl doch lieber als Wecker.", gab ich grinsend wieder und setzte mich neben sie.
„Unbedingt", stimmte sie mir zu und nahm ein Sandwich aus ihrer Dose heraus. Wir blieben eine Weile so sitzen, damit sie in Ruhe frühstücken und ich mir die verschiedenen Studenten ansehen konnte. Ich erkannte wenig später die Gruppe von Mädchen, die bereits heute Morgen in der Küche gesehen hatte.
„Siehst du diese Mädchen da?", fragte ich Jo. Diese hob ihren Kopf und starrte die Mädchen an.
„Wohnen die nicht auch im Verbindungshaus?"
Ich nickte. „Heute Morgen haben ich gehört, wie sie über Collin geredet haben. Ich frage mich nur, was sie gemeint haben."
Jo winkte ab. „Sicherlich schwärmen die nur wieder über unseren kleinen Collin."
„Bist du dir da sicher?"
„Ja, viele finden ihn süß.", gab sie zu, „Macht dir nicht zu viele Sorgen. Collin ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen."
Ich atmete tief durch, bevor ich ihr stumm zustimmte. Das Getuschel der Mädchen hatte mich mehr verunsichert, als ich es heute Morgen zu lassen wollte, aber Jo hatte Recht. Collin würde schon selbst klar kommen. Ich versuchte die warnenden Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben und mich wieder auf die nächsten Stunde vorzubereiten. Jo aß währenddessen ihr Sandwich zu Ende.
– – –
Die letzte Unterrichtsstunde für heute war kurz davor zu beginnen und ich machte mich selbst verrückt. Jo hatte zwar gesagt, dass Collin nichts passiert ist, aber ich konnte dem irgendwie nicht mehr Glauben schenken. Mich verunsicherte jede Sekunde, die verstrich.
Unwohl rutschte ich auf meinem Stuhl herum und trommelte mit meinem Stift auf meinem Tisch herum. Im Raum saß außer mir niemand, den ich wollte hier sein, wenn Collin ihn betrat. Außerdem konnte ich hier meine Unsicherheiten offen preisgeben, ohne mich um die Blicke der Anderen zu sorgen. Dies war eine künstlerische Schauspiel und Gesangschule und trotzdem hatten die Meisten Angst ihre eigenen Emotion preiszugeben.
Normalerweise trafen wir uns seit her zwischen der dritten und vierten Stunde, die wir an diesem Tag hatten, doch Collin war nicht erschienen und ich saß alleine auf der Bank für eine knappe Stunde. Jo war nirgendwo in der Nähe, dass ich mit ihr in Ruhe darüber reden konnte, weswegen ich mich einfach in blanke Panik fallen ließ. Zudem hatte er mir auf keine meiner Nachrichten geantwortet oder sie überhaupt gelesen. Jedes Mal, wenn ich ihn anrief, sprang sofort die Mailbox an. Sein Handy war aus.
„Miss Harries", riss mich meine Regie Lehrerin aus den Gedanken, „was machen Sie denn so früh im Kursraum?"
Ms Jersey musterte mich behutsam, was mich ein wenig an die Blicke meiner Mom erinnerte. „Tut mir leid", entschuldigte ich mich direkt, „ich brauchte einen ruhigen Ort zum Nachdenken."
Sie ging nach vorne und legte ihre Sachen ab, ehe sie wieder zu mir kam. „Möchtest du darüber sprechen?"
Ich presste meine Lippen zusammen. „Es ist nichts Wichtiges. Ich mache mir nur Sorgen um Collin. Heute Morgen haben ein paar Mädchen über ihn gesprochen und es klang so, als wäre ihm etwas passiert."
Ihre Mundwinkel zuckten leicht nach oben. „Ich bin mir sicher, dass es ihm gut geht."
„Wieso sagt das jeder?", fragte ich sie, da ich wusste, dass Ms Jersey nicht nur Ehrlichkeit bewunderte, sondern jede ernstgemeinte, hinterfragende Frage.
„Ich denke, Menschen sagen das, um die andere Person nicht unnötig mehr zu verunsichern.", erklärte sie mit einem nun ernst gemeinten Lächeln. „Aber wirklich, mach dir keine Sorgen. Falls du ihn heute nicht mehr siehst, ruf ihn an. Er hat sicherlich eine Erklärung."
Ich nickte ein paar Mal, in der Hoffnung mich einfach selbst davon zu überzeugen. „Vielleicht ist er auch nur krank."
Der Saal füllte sich mit Studenten. Alles Gesichter, die ich bereits kannte. Nur eins fehlte: Collins. Der Platz, auf dem sein Name schon drüber geschrieben war, blieb leer. Mein Blick wich nach vorne zu Ms Jersey, die mir nur ein aufmunterndes Lächeln zuwarf, als sie mich bemerkte.
Zum Glück zeigte sie Verständnis für mich und ließ mich aus der Fragerunde, die sie jede Stunde machte, aus. Heute Morgen hatten ich mich sogar noch darauf gefreut, weil es unser Wissen ein wenig fordert und ich mich wieder konzentrieren konnte, doch da lag ich wohl falsch. In den letzten Wochen waren mir Jo und Collin genauso wichtig geworden, wie Alex, Brandon und Logan. Zum ersten Mal machte ich mir keine Sorgen um Logan, sondern um Collin, der sich wohl eher Sorgen um mich gemacht hatte.
Nach der Lesung packte ich meine Sachen zusammen und stürmte aus dem Saal, direkt auf dem Weg zu unserem Verbindungshaus. Es war ungewohnt ruhig hier, da die Meisten noch im College waren oder leise in ihren Zimmern hockten. Ich stürmte die Treppe hinauf, den linken Flur entlang, bis ich an Collin's Zimmer ankam. Wie wild klopfte ich und rief nach ein paar Mal seinen Namen.
Keine Antwort.
Seufzend zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche und tippte schnell eine Nachricht für Jo.
To: Jo
Collin ist nicht auf seinem Zimmer. Hast du eine Idee?
From Jo:
Ich schau mal weiter auf dem Kampus nach. Sonst ruf mal Mike an. [Anhang: Mikes Kontakt]
Ich tippte auf den verlinkten Kontakt und hielt mein Handy an mein Ohr. Hoffentlich wusste er, wo sein großer Bruder steckte. „Hallo?", meldete sich seine Stimme.
„Mike! Hi, hier ist Alicia, vielleicht erinnerst du dich noch..."
„Klar", erwiderte er am anderen Ende der Leitung, „was gibt's?"
„Hast du eine Ahnung, wo dein Bruder steckt?"
„Ist er nicht im College?"
„Nein, sonst hätte ich ihn gesehen. Er ist auch nicht in seinem Zimmer im Verbindungshaus."
„Keine Ahnung, wo er sonst steckt. Training hat er nicht, denn ich bin zurzeit mit dem Team und dem Trainer weg. Vielleicht ist er Zuhause, ich kann dir die Adresse schicken, wenn du magst."
„Ja, das wäre gut, danke Mike."
„Kein Problem."
Mike schickte mir die Adresse von seinem Zuhause, worauf ich bereits nach draußen stürmte, um ein Taxi zu bekommen. Ich nannte dem Fahrer die Adresse, wo er mich hinbringen sollte und lehnte mich zurück. Hoffentlich war er bei sich zuhause.
To: Jo
Fahre jetzt zu Collin's Elternhaus, mal sehen, ob er da ist. Melde mich dann. x
Ich tippelte mit meinem Fuß auf dem Boden des Wagens vor Nervosität. Erneut versuchte ich Collin über sein Handy zu erreichen, obwohl es zwecklos war. Es war noch immer ausgeschaltet. Als das Taxi hielt, drückte ich dem Taxifahrer das Geld grob passend entgegen und sprang regelrecht aus dem Wagen. Meine Füße trugen mich schneller zu der Haustür der Terrell's, als ich mich auf eine mögliche Enttäuschung oder Begegnung mit seinen Eltern vorbereiten konnte.
Ich klingelte an der Tür und jede Sekunde, die ich warten musste, machten mir das Leben zur Hölle, bis die große Tür endlich aufschwang.
„Collin!", stieß ich aus, als ich sein bekanntes Gesicht erkannte. Ich stolperte leicht nach vorne und schloss meine Arme um ihn, um eher mich selbst an ihm festzuhalten, als ihn zu drücken. „Du hast keine Ahnung, was für eine Panik Jo und ich hatten."
„Was? Wieso das denn?", er klang ruhig und sein Erstaunen hielt sich in Grenzen, was jedoch in diesem Moment egal war. Ich beäugte ihn, nur um zu checken, ob es ihm gut ging. Ihm schien kein Haar gekrümmt zu sein.
„Heute Morgen hat so eine Gruppe von Mädchen aus unserem Verbindungshaus über dich geredet und es hat sich angehört, als wäre dir was passiert. Und dann warst du nicht in unserem Regie Kurs, weshalb ich die Nerven verloren hab.", erzählte ich schnell und zog ihn erneut in eine diesmal herzliche Umarmung.
„Mir geht es gut, keine Sorgen nötig.", erwiderte er in mein Haar und drückte mich ebenfalls zurück.
Ich schüttelte meinen Kopf. „Wieso warst du heute nicht da?"
„Hab mich nach dem Lacrosse Training gestern nicht gut gefühlt."
„Und wieso bist du dann hier?"
„Hier habe ich meine Ruhe, im Gegensatz zum Verbindungshaus."
Ich nickte nur und folgte auf Collin's Angebot ihm ins Wohnzimmer. Ein Haufen von Kissen und Decken lag auf der großen, grauen Couch, welche in der Mitte des offenen Raumes stand. Im Fernsehen lief gerade ein Film mit Cameron Diaz. Ich zog meine Jacke aus und legte sie zusammen mit meiner Tasche auf einen der freien Sessel ab, bevor ich mich beben Collin auf die Couch setzte.
„Ich hab' sogar Mike angerufen", gab ich lachend zu.
Collin runzelte seine Stirn. „Hast du dir etwa solche Sorgen gemacht, dass du meinen kleinen Bruder anrufen musstest?", schmunzelte er.
„Ja, wer weiß, was mit dir war. Nur, weil du hier aufgewachsen bist, heißt das nicht, dass dir nichts in dieser Stadt passieren kann. Du hättest tot sein können, oder so.", antwortet ich, um einer persönlicheren Antwort auszuweichen. Ja, ich hatte mir Sorgen um ihn gemacht und diese Sorgen hatte mich beinah umgebracht, aber das wollte ich ihm nicht sagen.
Trotzdem huschte ein schwaches Lächeln über seine Lippen. „Es ist schön zu wissen, dass sich jemand um mich sorgt.", murmelte er und lösten seinen Blick von mir. Seine brauen, langen Haare fielen ihm teilweise ins Gesicht, was mich zum Grinsen brachte.
Collin bemerkte mein Gestarre und sah mich an, während er den Film leiser machte. Er hatte schöne Auge, fiel mir auf, als mein Herzschlag langsam in die Höhe schoss. Ich hatte keine Ahnung, was als Nächstes passieren würde. Sein fester Blick war intim, vor allem, als seine Augen meine Miene genauer musterten.
Es schien, als hätte irgendjemand meine Hilflosigkeit erahnt, denn ein Klingeln durchdrang die stille, angespannte Lage zwischen ihm und mir. Collin stieß einen kurzen Seufzer aus, drückte sich jedoch aus der Couch hoch und ging hinüber in den Flur. Vermutlich war er nicht so keen darauf, heute möglichst viel Besuch zu bekommen, aber vielleicht war es ja Jo. Ich hatte mein Handy seit der letzten Nachricht, die ich ihr geschickt hatte, noch nicht gecheckt.
„Alex?", hörte ich ihn verwirrt sagen.
Geschockt wie an dem Tag von Mikes Geburtstag blieb ich auf der Couch sitzen, denn ich gefror vor Angst. Was machte sie hier? Musste sie nicht zum Dreh? Ich entriss mich aus meinem eigenen Schock und stolperte selbst in den Flur hinein, bis zu Collin, der die Tür mit einer Hand noch immer festhielt, als würde er sie am liebsten vor der Nase seiner Cousine zuhauen.
Als ich hinter Collin hervor kam, fuhren alle Werke in mir zusammen. Vor der Tür stand nicht nur Alex, sondern auch eine Person, mit der ich am wenigstens hier gerechnet hatte.
„Logan...?"
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Aligan is back in the Game ..?
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