Kapitel 14

Ich wandelte wie ein Zombie durch das College.

Die ersten drei Tage Unterricht waren grauenhaft gewesen; ich konnte mich nicht konzentrieren. Ich versuchte es noch nicht mal. Jo half mir zwar ein wenig nach, aber es hatte sich eine Blockade zwischen dem College und mir gestellt und die hieß ‚Logan'.

Es tat mir leid, dass ich Collin und Jo so fallen lassen musste. Sie versuchten mir zu helfen, obwohl sie gar nicht wussten, was überhaupt los war. Ich tat mir selber leid, dass ich mich so hängen ließ. Es war fast eine Woche, seit dem Lagerfeuer und dass ich in aller Öffentlichkeit geheult hab, her.

F L A S H B A C K:

From: Josh

Das Leben ist nicht immer fair, Harries.

Verzweifelt blickte ich auf die paar Worte. Ich hatte damit gerechnet, dass Josh mit dem Erpressen noch nicht fertig war, aber ich hatte gehofft, dass er aufgrund unserer eigentlichen Freundschaft drüber hinwegblicken würde. Ich senkte meinen Kopf so, sodass mir meine Haare vor das Gesicht fielen. Ich wollte nicht, dass andere sehen, wie ich am Weinen war.

Jedoch hatte ich nicht die Rechnung mit Collin gemacht.

„Alicia?", hörte ich ihn, „Ali?"

Behutsam schob er ein paar Strähnen hinter mein Ohr. Als er erkannte, dass ich am Weinen war, stellte er das Essen sofort ab und hob meinen Kopf. „He, he. Was ist los?", fragte er und wischte mir ein paar kullerndeTränen aus meinem Gesicht.

„Ist eine ziemlich lange Gesichte.", gab ich unter meinem Wimmern zu.

„Ich hab Zeit, Miss Alicia.", erwiderte er.

„Nein, ist schon gut. Lass uns einfach den Abend genießen, ja?", sah ich ihn fragend an un bekam ein Nicken als Antwort. Er rückte etwas von mir ab und überreichte mir einen Hot Dog. „Es gab nichts Besseres und ich wusste nicht, ob du Vegetarier bist oder nicht. ‚Tschuldigung.", murmelte er mit vollem Mund.

„Schon gut. Hot Dog ist perfekt."

Ich hörte ihn laut schlucken, bevor er sagte: „Du kannst es mir trotzdem erzählen, wenn du es irgendwann mal von der Schulter haben willst. Meine Ohren sind für dich offen."

„Danke Collin.", antwortet ich und aß zitternd an meinem Essen.

Jo schlängelte sich geschickt durch die Menge hoch, bis zu unseren Bank und überreichte jedem etwas zu trinken. „Diese Idioten müssen ja überall im Weg stehen."

Als sie mich ansah, fragte sie mich direkt, ob ich geweint hätte. War das so offensichtlich? Collin deckte mich geschickt: „Sie hat sich an ihrem Hot Dog verschluckt und musste so stark husten, dass sie angefangen hat zu heulen. Hab ihr gerade noch so geholfen."

Dankbar tauschte ich einen kurzen blick mit ihm aus und bekam ein kaum bemerkbares Zwinkern als Antwort. Jo kramte bereits in ihrer kleinen Handtasche herum und holte eine Packung Abschminktücher hervor.

„Jetzt musst du leider ohne Make-Up rumlaufen.", sagte sie und entfernt mir die abgewischte Wimperntusche aus meinem Gesicht.

„Bei ihr ist es im Gegensatz zu dir nicht schlimm.", sagte Collin kühl.

Empört beugte Jo sich vor und boxte ihn gegen seinen Oberarm. Ein schwaches Lächeln huschte über meine Lippen.

Ich trommelte mit meinem Stift auf meinem Block herum und beobachtet die anderen Studenten auf dem Kampus. Der Unterricht war zwar schon seit zwei Stunden zu Ende, dennoch war der Kampus überfüllt. Viele saßen auf dem großen Rasenflächen mit Picknick Decken, lachten mit ihren Freunden und machten zusammen Hausaufgaben.

Es gab bereits ein paar Grüppchen. Jedoch hatte und wollte ich mich keiner anschließen.

„He Harries", hörte ich meinen Nachnamen. Collin lehnte sich lässig über ein Geländer gegenüber etwas weiter weg von mir. Ich schob meinen Block und mein Mäppchen zurück in meine Umhängetasche und ging auf ihn zu.

„Was gibt's?", fragte ich ihn und versuchte mir ein Lächeln auf die Lippen zu zwingen. Komm schon, zeig ihm, dass du kein Zombie bist.

„Ich werde dich heute aufmuntern.", verkündete er und kam mir etwas näher, als ich es wollte. Ich kannte seinen bereites Grinsen im Gesicht.

„Aufmuntern? Wieso?"

„Du kannst mir nichts vormachen, Alicia. Wir werden heute sehr viel Spaß haben und den Tag genießen, okay?"

„Okay", murmelte ich und sah ihn erwartungsvoll an. Man, musste ich eine Zicke sein. Ich konnte mich selbst nicht ausstehen.

Collin winkte mich mit sich und führte mich zu einem Wagen. „Wohin wollen wir?", fragte ich, bevor ich einstieg. Immerhin kannte ich ihn kaum.

„Lass dich doch mal überraschen, Ali.", stöhnte er ärgerlich und klopfte auf den Beifahrersitz. Widerwillig setzte ich mich in sein Auto. Es war genau das Gegenteil von den gewohnten SUV Ranger Rovers. Es war ein altes Cabrio mit vielen Schrammen und abfärbenden Lack.

„Ist das dein Auto?"

Stolz könnte man es nennen nickte Collin. In meinem Kopf vermutet ich schon, dass er ihn sich alleine gekauft hatte und dies sein allererstes Auto war. Ich beobachtet die Straße und Schilder, welche mir verrieten, dass wir etwas aus der Stadt hinaus fuhren.

– – –

Die laute Musik ließ mich schon erraten, wo wir uns befanden. Collin parkte den Wagen hinter einer Kette von anderen Autos. „Wir sind da", sagte er und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss.

„Wo zur Hölle sind wir, Collin?", seufzte ich.

Auf Partys hatte ich, ehrlich gesagt, keine Lust. Ich wollte nicht weder betrinken, noch mit irgendeinem unbekannten Typen schlafen, geschweige denn überhaupt dieses Auto zu verlassen.

„Mein kleiner Bruder feierte seinen achtzehnten Geburtstag und ich dachte, ich nehme dich mal mit, weil ich noch jemanden brauche, der mit mir darauf achtet, dass die Kleinen nicht zuviel Alkohol trinken."

Ich musste leicht schmunzeln, denn ich war gerade mal ein erbärmliches Jahr älter als sein Bruder. Collin hingegen war bereits zwanzig, da er im zweiten Studienjahr war. Ebenso widerwillig, wie ich eingestiegen war, stieg ich auch wieder aus und folgte ihm in den Hinterhof. Ich musterte das Haus ganz genau. Es war ein großes Einfamilienhaus mit einem riesigen Vorgarten.

„Schick habt ihr's.", sagte ich leise.

„Meine Mom steckt viel Arbeit in das Dekorieren.", erklärte er und führte mich durch das Haus.

„Genau wie meine Mom", antwortet und gefror für wenige Sekunden. Würde ich etwa gleich Collin's Eltern kennenlernen? „Sind deine Eltern hier?"

„Nein, sie sind verreist, damit Mike seine Party schmeißen kann. Nur meine Cousinen und mein Cousin sind gekommen."

Wir folgten der lauten Musik, bis nach draußen in ein Paradies von Garten. Ein geräumiger Pool zierte die Mitte des Gartens. Ganz hinten stand ein hoher Baum, mit einem alten Baumhaus. Ein Gartenhäuschen befand sich in der anderen Ecke.

Es sah alles viel zu nett aus, um hier eine wilde Teenager Party zu schmeißen.

Ich blickte über die Menge kreischender Teenies. Die Meisten waren knapp bekleidet mit nur einer Badeshorts oder einem Bikini. Mein Blick glitt nach mir hinunter. Für eine Poolparty war ich ziemlich unpassend gekleidet, da ich immer noch meine Jeans, ein T-Shirt und meine Toms trug. Collin bemerkte meine Situation und brachte mich direkt weiter die Treppe hoch, bis in ein fast leergeräumtes Zimmer.

„Mein Schwester ist gerade dabei auszuziehen, aber sie hat noch einen Haufen Klamotten hier. Vielleicht finden wir ja auch einen Bikini für dich.", meinte er und öffnete die Türen zu einem riesigen Wandschrank.

„Ist doch schon o–" Collin unterbrach mich: „Nein, wir suchen dir jetzt einen Bikini."

Ich konnte nicht davon abzuhalten wegen seiner Sturheit zu grinsen. Ich drückte ihn von den Klamotten seiner Schwester weg. „Lass mich das lieber machen. Deine Schwester will sicherlich nicht, dass du weißt, was für Unterwäsche sie trägt."

„Gute Idee, ich gehe mich dann selbst mal umziehen. Du kannst deine Sachen einfach hier lassen und dann runterkommen."

Ich nickte und sah ihm hinterher, wie er das Zimmer verließ.

Tatsächlich hatte seine Schwester noch ein paar ihrer Bikinis hier gelassen. Hastig nahm ich einen Schwarzen und zog mich um. Da ich mich etwas zu nackt fühlte, griff ich nach meinem T-Shirt und zog es über das knappe Bikini Oberteil und macht mich auf den Weg nach unten. Zum Glück fand ich Collin direkt im Gemisch. Bekleidet in einer dunkelblauen Badeshorts, stand er am Grill und sprach mit einem Jungen, der nur Mike sein konnte.

Zügig drängelte ich mich an einem paar eng tanzenden Mädchen vorbei. „Hi", sagte ich.

Collin hob seinen Kopf und stellte mich seinem kleinen Bruder Mike vor. „Mike, das ist Alicia, eine Freundin vom College. Alicia, das ist mein Bruder Mike."

„Hey, alles Gute zum Geburtstag.", sagte ich und ließ mich von Mike in eine kurze Umarmung ziehen.

„Danke Alicia. Viel Spaß auf der Party.", schon war er verschwunden und seine Alkoholfahne war ih auch verziehen. Vermutlich tummelte er sich bei den Mädels hier. Ich schmunzelte bei dem Gedanken.

„Hör auf so zu lachen, er ist ein Grashüpfer. Er hat noch nicht viel von der anderen Welt gesehen.", schnauzte Collin mich gespielt an.

Ich verfiel so sehr ins Lachen, dass ich nicht bemerkte, wie eine andere Person sich zu uns gesellte.

„Was gibt's denn hier so zu lachen?", fragte eine weibliche Stimme. Ich drehte mich in ihre Richtung und erkannte sofort die junge Frau mit dem dunklen Haar und den eisblauen Augen. Ich öffnete meinen Mund, doch es fühlte sich an, als wäre ich stumm.

„Alicia", sagte sie atemlos.

„Ihr kennt euch?", fragte Collin verwirrt.

„Ja", schaffte ich es zu sagen.

Alex wendete sich zu Collin und fragte: „Hättest du ein Problem, wenn ich mir Alicia kurz klaue?"

Collin zuckte mit seinen Achseln, wofür ich ihn hätte verfluchen können. Ich hatte Angst mit Alex zu reden, denn sie schien mehr zu wissen, als mir lieb war. Etwas unsanft zog ich mich mit in die Küche.

„Was tust du hier?", schoss es wie aus einer Kanone.

„Collin hat mich eingeladen.", erklärte ich und setzte mich auf einen Stuhl.

„Woher kennt ihr euch?"

„Wir wohnen in der gleichen Studentenverbindung."

„Und warum bist du jetzt am College und nicht bei uns am Set?"

„Sag mal, wird das hier ein Verhör?", stöhnte ich auf.

Auch Alex ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Nein, ich frage mich nur, was du am College in den Sommerferien tust und einfach abgehauen bist, ohne ein Wort zu sagen? Man Ali, wir haben uns Sorgen gemacht."

„Ich konnte einfach nicht am Set bleiben, okay. Mir geht es gut, ich bin nicht gestorben oder so."

Alex musterte mich mit ihren Augen. Ich senkte meinen Blick. da ich ihr nicht in die Augen sehen konnte. „Logan geht es ziemlich scheiße, seitdem du nicht mehr da bist.", sagte sie mit der sanften Stimme, mit der ich sie kennen gelernt hatte. Am liebsten wäre ich ihr jetzt in die Arme gefallen und hätte mich ausgeheult. Doch ich blieb sitzen und gab mein Bestes.

„Du musst wissen, ich bin nicht dumm. Ich weiß, dass da etwas zwischen euch war. Nur was ist passiert, dass du so schnell abgehauen bist?"

Ich hob meinen Blick. Alex war wie eine Schwester für mich geworden und ich fühlte mich schlecht, weil ich lügen musste, aber ich hatte viel mehr Angst ihr die Wahrheit zu sagen. „Ich hab' meine Gründe.", murmelte ich unverständlich.

„Das kann ich verstehen, Ali. Ich wünschte mir nur, es wäre nicht so gekommen, wie es jetzt ist. Wir vermissen dich sehr.", sagte sie und strich mit ihrem Daumen über meinen Handrücken.

Ich vermisste sie auch.

„Es tut mir leid.", kam stattdessen aus meinem Mund.

„Ist schon okay. Aber bitte verlass' jetzt nicht gleich einfach so die Party. Feier was und hab Spaß, bitte."

Ich drückte ihre Hand kurz. „Okay", sagte ich, da sie nicht enttäuschen wollte. Alex ließ meine Hand nicht los. Im Gegenteil, sie zog mich zurück nach draußen in die Menge von Teeangern.

– – –

✘ Logan's POV

Die Straßenlaternen beleuchteten die Straßen nur noch ganz schwach. Meine Finger trommelten auf dem Lenkrad, als ich den Berg hinauf fuhr. Die Aussicht war mir zu bekannt, damit sie mir den Atem rauben konnte. Ich parkte den Wagen und stieg aus.

Die Sonne war fast untergegangen. Die Lichter der Stadt gingen nach und nach an. Ich schluckte.

Vor einem knappen Monat saßen wir noch gemeinsam hier oben und haben unsere Freundschaft gefeiert. Wie Brandon die Cola-Flaschen Aktion geliefert hatte. Wie Alex ihn den ganzen Berg hinunter gejagt war. Wie ich Alicia zum ersten Mal geküsst hatte.

Die ganze Welt hätte stehen bleiben können. Diesen Moment wollte ich so sehr genießen, denn ich wusste nicht, ob es jemals noch passieren würde. Ich glaube, ich habe halb richtig geschätzt. Die Wärme ihres Körpers war nicht mehr nahe bei mir. Ich hörte ihr Lachen nicht mehr laut neben mir. Ich konnte sie nicht mehr rot machen, indem ich sie einfach anstarrte und bemerkte, wie wunderschön sie war, ohne, dass sie es versuchte. Ich konnte ihr nicht mehr sagen, wie sehr ich sie liebte.

Es war aus und vorbei.

Mit einer Hand fuhr ich mir durch mein ungekämmtes Haar. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich jemanden verloren, den ich nie, niemals verlieren wollte.

Ich hätte was tun sollen.

Ich hätte sie aufhalten sollen, anstatt sie anzubrüllen und sie zum Gehen zu zwingen.

Ich hätte sie davon überzeugen sollen für mich zu bleiben.

Ich hätte ihr zeigen müssen, dass sie uns nicht aufgeben dürfte.

Doch ich hatte nichts davon getan.

Ich war derjenige, der im Endeffekt nicht für uns gekämpft hatte.

Derjenige, der direkt nach einer Katastrophe von Wolke Sieben gefallen war.

Derjenige, der nicht nachgedacht und gemeinsam mit ihr nach einer Lösung gesucht hatte.

Und ich würde auch derjenige sein, der alles wieder in Ordnung bringen würde.




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Wie fühlt ihr euch nach diesem Kapitel? 

Ich bin gerade am Heulen, weil ich Stay von Hurts für den versprochenen kurzen Part von Logan gehört habe. Seid ihr bereit für noch mehr Tränen? 

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