Kapitel 12

Ich wollte ihm helfen, aber die Leere in meiner Brust bewies mir so ziemlich das Gegenteil von dem, was ich erzielen wollte. Dies war die erste richtige Trennung, die mir bisher widerfahren war. Mit meinen zwei High School Freunden hatte ich mich einfach auseinander gelebt. Wir sind als Freunde auseinander gegangen und danach hatte es auch keine Probleme mehr gegeben. Jetzt hatte ich noch nicht mal Ahnung, wie ich Logan je wieder unter die Augen treten konnte.

Ihn jeden Tag auf dem Set zu sehen würde nicht nur mich killen, sondern auch ihn. Wir würden uns beiden nicht gut tun, der Produktion ebenso nicht. Ich drückte mich vom Boden ab, auf dem ich mich zusammen gerollt hab, und ging zum Schreibtisch, wo ich meinen Laptop anmachte. Hastig tippte ich die Webadresse meines baldigen Colleges ein und suchte nach den Vorkursen für die Ferien. Sie waren freiwillig und jeder, der für die nächsten Jahre eingeschrieben war, konnte kommen.

Meine Entscheidung fiel schnell.

Ich zückte meine Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer meiner Mom. Ihre fröhliche Stimme, die mir sonst den ganzen Tag besser machen konnte, half nicht.

„Hey Mom", meldete ich mich.

Meine Mom war wie ein CIA Agent. Sie konnte allein an meiner Stimme erkennen, wenn es mir mal nicht gut ging. „Was ist los? Geht es dir nicht gut?", fragte sie ruhig.

„Nein, nein. Mir geht es gut.", log ich querbeet. Würde ich jemals noch irgendwann die Wahrheit wieder sagen? „Ich muss nur was mit dir besprechen."

Stille.

Sie wartet darauf, dass ich etwas sagte, also tat ich es: „Mom, ich denke, ich will schon frühzeitig auf mein College."

„Ali Spatz, wieso das denn? Dad meinte, du wärst so glücklich mit dem Job."

„Ich weiß, dass Dad sich sehr viel Mühe gegeben hat, um mir diesen Job zu verschaffen, aber ich fühle mich hier ungebraucht und möchte lieber schon auf's College."

Ich konnte ihre Verwunderung förmlich vor mir sehen. Wahrscheinlich hatte sie den Mund vor Schock etwas geöffnet, ungläubig, dass ich tatsächlich hier wegwollte. Ob das wirklich ihre sonst so begeisterte Tochter an der anderen Leitung war. „Alicia, das ist..."

„Bitte Mom, ich will hier einfach weg, bitte."

Wieder Stille. Oh Gott, wie ich das hasste.

„Okay", seufzte sie, „Ich werde mit deinem Dad reden."

Das war ihr letzter Satz, bevor sie auflegte. Keine Verabschiedung. Nichts. Mein Leben war offiziell scheiße.

– – –

Stunden vergingen wie im Schneckentempo. Ich arbeitet von der Suite aus und bereitete so viel vor, wie ich nur konnte. Das war das Mindeste, was ich tun konnte, bevor ich meinen Dad hinterhältig hintergehen und verschwinden würde. Mein Handy vibrierte ein paar Mal. Brandon und Alex texteten mich zu, wo ich sei und warum ich nicht am Set war. Ein Nachricht von Logan blieb jedoch aus. Das schallende Klingeln meines Handys rettet mich vor meinem baldigen Untergang.

Innerlich hoffte ich, dass es meine Mom mit guten Neuigkeiten war, weshalb ich nicht die ID checkte. Fataler Fehler.

„Ali?", hörte ich einen bekannte Stimme. Alex.

„Hey Alex", antwortet ich schwach. Verdammt.

„Was is los? Wieso bist du nicht am Set? Bist du krank?", redete sie drauf los.

Ich schloss meine Augen und ließ mich in den Stuhl fallen. „Nein, ich bin eigentlich gerade dabei–", ich stoppte mich selbst. Alex sollte besser nicht wissen, dass ich vor hatte, Vancouver zu verlassen und alle hängen zu lassen. „noch weitere Pläne zu machen."

„Kannst du das nicht am Set? Bei uns?"

„Ich fühle mich nicht gut, sorry. Ich will euch nicht alle anstecken.", murmelte ich. Plötzlich wandelte sich die Stimme von Alex, in die einer liebevollen Mutter. Es tat mir immer mehr leid, dass ich einfach so abholen wollte. Ich musste sie davon abhalten noch lieber zu werden, oder sonst brach ich mir mein eigenes Herz noch weitere Male.

„He Alex, ich lege mich mal was hin. Möchte ja schnell wieder fit sein.", log ich knallhart, wofür ich mir selber eine klatschen wollte. Zum Glück glaubte sie mir es und zeigte Verständnis, weshalb ich auflegen konnte. Gerade wollte ich mein Handy aus der Hand legen, als ich eine Nachricht bekam – von Mom.

From: Mom

Packe deine Sachen.

In diesem Moment war ich noch nie so froh, dass ich in die Schule musste.

– – –

„Alicia, dir ist bewusst, dass du das nicht tun musst. Ich wusste nicht, dass du dich so unwohl hier fühlst. Das tut mir leid.", entschuldigte sich mein Dad schon zum achten Mal. Ihm sollte es nicht leid tun, eher mir, was es auch tat.

„Es ist nicht deine Schuld, Dad. Mir ist das College nur so wichtig, aber ich bin so dankbar für diese Chance. Ich bin ein Idiot, dass ich sowas wegschlage, aber ich denke, es ist das Richtige. Melde dich bei mir, wenn du Hilfe brauchst.", versuchte ich die Lage aufzuheitern, denn ich wollte ihm nicht mit einem schlechten Gewissen verlassen.

Er hatte mich zum Flughafen gefahren, unter strengester Geheimhaltung. Ich hatte es ihm unter der Lüge ‚Ich will die Anderen nicht verletzten' verklickert. Nervös fummelte ich nach einem türkisfarbenen Rock, während mein Blick sich senkte.

„Grüß deine Mom von mir, ja? Und viel Spaß auf dem College. Ruf mich an, wenn du Zeit findest. Versprichst du mir das?", fragte er.

„Natürlich", erwiderte ich und drückte ihn ein letztes Mal feste. Dann ließ ich ihn dort stehen und machte mich auf zu meinem Gate. Ich stellte mein Handgepäck nach dem Sicherheitscheck neben mir ab und setzte mich. In zwanzig Minuten würde meine Flug aufgerufen werden. Noch hatte ich die Chance zurückzugehen, doch meine Beine blieben verankert am Boden. Sie wussten wenigstens, was richtig war. Mein Kopf hingegen spielte verrückt.

Ich machte mir Sorgen und konnte kaum ruhig sitzen bleiben. Um mich abzulenken, suchte ich den Umschlag mit allen wichtigen Informationen, die ich von der Direktorin des Colleges geschickt bekommen hatte, hervor.

Mein Zimmer befand sich im Studentenwohnheim im Gebäude B, dritter Stock, rechter Flügel. Ich überflog das Blatt flüchtig und blieb an einer Stelle hängen.

Zimmermitbewohnerin: Joana O'Dean.

18 Jahre alt, geboren im Vereinigtem Königreich.

Staatsangehörige der Vereinigten Staaten von Amerika.

Major: Kulissenbau.

Joana O'Dean. Der Name blieb hängen. Kein Wunder, sie war Engländerin, versuchte ich in meinem Kopf zu scherzen, doch ich scheiterte erbarmungslos. Damit die Nervosität nicht wieder aufstieg, suchte ich nach meinen Angaben oberhalb des Briefes.

Alicia Harries

19 Jahre alt, geboren im Staat Kalifornien.

Staatsangehörige der Vereinigten Staaten von Amerika.

Major: Regie

Klang ja nach einer tollen Person, seufzte ich.


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Ja, ich mag dieses Kapitel genauso nicht wie ihr es mögt. Leider brauchte ich dieses Lückenfüller :( 

Denn die Story geht jetzt erst richtig los. Hoffentlich werde ich es schaffen, möglichst viele Klischee's zu killen. Bleib also daran :) 

Die Widmung geht an mein Honeypie perksofbeinganmisfit, die mich gezwungen hat, dieses Kapitel endlich zu posten.

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